2. April des Jahres 2947 des Dritten Zeitalters
Östliches Gasthaus, Wilderland
Was für ein formidables Gasthaus! Und das hier, mitten in der Wildnis! Nicht nur das sich die Brandybocks rühmen können ein wahrhaft auenländisches Gasthaus zu führen, nein, sie sind auch der östlichste Außenposten des Auenlands. Und darauf können sie zu Recht stolz sein wie ich finde. Aber der Reihe nach …
Wir erreichten dieses Haus am gestrigen Abend und stellten fest das es von den Hunden Beorns bewacht wird. Auch wenn ich sie mag, glaube ich nicht das die Brandybocks hier lange ohne die schützende Hand des Bären standhalten würden. Wie es scheint, spielen aber auch Bären von Zeit zu Zeit gerne ein mal und so kam es, das Leudast und Roderic darum wetteten wer die Tür des Gasthauses als erstes erreichen würde. Auch wenn Leudast zuerst einen Vorsprung erreichte, so konnte Roderic ihn doch kurz vor der Tür noch ein und sogar überholen.
Dody begrüßte uns ausgesucht freundlich und versorgte meine Gefährten und mich auf gut auenländische Weise. In der Schankstube fanden wir die Beorninger Merovech und Odo vor, mit welchen ein Teil der Gefährten bereits gereist war und welche momentan von einem weiteren erfahrenen Krieger begleitet wurden. Leudast unterrichtete sie natürlich sogleich von dem Kriegstrupp der Viglundinger und nach einer kurzen Unterredung beschlossen sie Jagd auf den Trupp zu machen. Uns bat man im Hause Beorns Bescheid zu geben und die Höfe zu warnen, welchen wir auf dem Weg begegnen würden.
Von den anderen Reisenden, einer Gruppe Zwerge, erfuhren wir außerdem das der Hohe Pass in Richtung Bree nicht mehr sicher sei und dort wieder Orks gesichtet wurden. Dies schien Dody sehr zu beunruhigen, aber zuerst rückte er nicht mit der Sprache heraus. Erst nachdem wir von unseren Reisen und Taten berichtet hatten, schilderte er uns sein Problem. Sein Bruder Dindy war vor dem Winter ins Auenland aufgebrochen um Vorräte einzukaufen und im Frühling zurückzukehren. Vor einigen Tagen kam ein Brief von ihm aus Bree, dass die Vorbereitungen abgeschlossen seien und er sich wahrscheinlich am 1. April auf den Weg machen würde. Nun machte sich Dody natürlich Sorgen um die Sicherheit seines Bruders und diese Sorge wurde von prophetischen Träumen die ihn seit kurzem heimsuchten noch weiter gesteigert. Und so fragte er uns ob wir nicht seinem Bruder entgegen reisen und für seine sichere Ankunft im Östlichen Gasthaus sorgen könnten.
Nachdem wir beim Frühstück mit Baldor das weitere Vorgehen besprochen hatten, denn wir versprachen ja ihn bis nach Waldhall zu geleiten, ist für uns die Entscheidung gefallen. Wir werden uns von dort sofort auf den Weg zum Hohen Pass machen und Dindy entgegen reisen.
10. April des Jahres 2947 des Dritten Zeitalters
Waldhall, Wilderland
Beorn war leider nicht zugegen als wir am Nachmittag des 4. April in seinem Haus eintrafen, aber wir wurden von seiner Speermaid Ennalda begrüßt und konnten die Nachricht überbringen. Am Mittag des 5. April trafen wir auf den reisenden Kesselflicker Turin, welcher uns Gerüchte über plündernde Orkbanden am Hohen Pass berichten konnte. Und nachdem wir am 6. April die Alte Straße und am 8. April den Waldrand erreichten, kamen wir heute in Waldhall an. Damit schafften wir es tatsächlich die Strecke von etwa 150 Meilen in acht Tagen zurückzulegen. Earendils Wissen über diese Region hat sich zum wiederholten Male bezahlt gemacht.
Wir wurden in die Große Halle der Waldmenschen geführt und diese ist wahrhaft ein imposantes Bauwerk, denn jeder Zoll Holz in dieser Halle ist mit geschnitzten Geschichten vieler Generationen überzogen. Nach einer langwierigen Begrüßungszeremonie, in welcher Geschichten vorgetragen wurden, übergab Roderic das Axtblatt Wolfsbeißers an den Anführer der hiesigen Waldmenschen, Bregdan den Stammesführer, welcher es ehrfürchtig entgegen nahm. Hier scheint jeder zu wissen was dieses Blatt ist und es wird als ein Zeichen der Hoffnung in dunkler Zeit gesehen das es seinen Weg zurück gefunden hat. Von nun an sind wir jederzeit in Waldhall willkommen und dürften sogar hier überwintern.
Am Abend erfuhren wir auch noch das Radagast von schattenhaften Gestalten am Schwarzen See berichtete und das die Festung wohl doch nicht so verlassen sei wie allgemein angenommen wird.
16. April des Jahres 2947 des Dritten Zeitalters
Hoher Pass, Wilderland
Die 80 Meilen Wegstrecke von Waldhall zur Alten Furt vermochten wir innerhalb von vier Tagen zurückzulegen und so querten wir sie am Morgen des 15. April. Auf dem Weg zum Hohen Pass wurden wir am selben Nachmittag von einigen Sommergewittern aufgehalten vor denen wir Schutz suchen mussten. Am Lager dieses Abends begegneten wir einem abgerissenen Reisenden, dem Schenkler, welcher von einer Karawane, etwa einen Tag hinter ihm berichtete. Er kam gerade vom Hohen Pass herunter, den er gestern überquert hatte und konnte unsere Befürchtungen bestätigen, da er einige Orkspäher gesichtet hatte.
So beschleunigten wir unsere Schritte und erreichten bei einsetzender Dämmerung des 16. April die Ruinen einer uralten Stadt. Earendil wusste zu berichten das diese Stadt einst Heutal genannt und von den Vorfahren der Pferdemenschen bewohnt worden war. Nachdem er außerdem Bewegungen in den Ruinen erspähen konnte, machten sich Leudast und ich auf den Weg herauszufinden wer oder was uns dort beobachtete. Unerwarteterweise wurden wir in der Nähe eines alten Turmes entdeckt, aber dann stellte sich heraus, dass es lediglich die gesuchte Karawane war, welche sich für die Nacht verschanzt hatte.
Die Gruppe um Dindy und einige Breeländer wurde von Iwgar Langbein, dem einzigen Beorninger der bisher das Meer gesehen hat, geführt. Zum Glück hatten sie die Orks bereits bemerkt bevor diese begannen auf die Gruppe zu schießen und so konnten sie sich mit einem Verlust und ein paar Verletzungen hinter einen alten Ringwall in Sicherheit bringen. An ein Weiterreisen war am Abend auf keinen Fall mehr zu denken und wie es schien, würde der Angriff in der Nacht erfolgen. Bisher konnte etwa ein Dutzend Bilwisse mit Bögen ausgemacht werden und Warggeheul war in der Ferne zu hören, aber dabei sollte es nicht bleiben.
Nachdem wir uns den Ringwall näher angesehen hatten, stand fest das wir uns darum kümmern würden den südlichen der beiden Aufgänge zu halten, während Iwgar und die Breeländer den anderen verteidigten. Dindy sollte mit den Ponys im Schutze der Wallmitte ausharren. Und eben in jener Wallmitte gelang es mir einen alten Fluchttunnel zu finden, welcher recht weit hinter den Wall führte. Er stellte sich zwar als recht eng heraus, aber zumindest hatten wir so eine Möglichkeit gefunden hinter die feindlichen Reihen zu gelangen.
Als die Dämmerung einsetzte, konnten wir immer mehr Orkspäher ausmachen und während es immer dunkler wurde, konnte Leudast mit seinen Nachtaugen zwei bis drei Dutzend Bilwisse und einige größere Orks zählen, welche auf etwas zu warten schienen. Etwa drei Stunden nach Sonnenuntergang traf dann ein Dutzend Wargreiter mit einem alten Bekannten an der Spitze ein: Ghor dem Plünderer. Damit stand uns nun eine gefährliche Schlacht bevor, denn es war zu befürchten das die Orks nicht kopflos gegen den Wall anrennen, sondern sich einer Taktik ihres Anführers unterwerfen würden.