Der Herold der Leere 4 – Reise nach Hüttenstadt

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13.07.889, abends – Bootshaus im Fischerdorf
Auf dem Steg liegt Klecksers Leiche. Sie ist schon länger tot. Der Körper ist steif und riecht schon etwas süßlich-säuerlich. Vater Garwin bereitet sich darauf vor, ein Ritual zu beginnen, um Kleckser eventuell zurück ins Leben zu holen. Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, belege ich das Bootshaus von außen mit einer Fata Morgana, damit von außen nichts Ungewöhnliches zu sehen ist. Es vergeht eine halbe Stunde, als plötzlich Herr Maurice, der Kater von Frau Gülden, im Inneren des Bootshauses erscheint. Zugegeben, die folgenden Passagen entstammen den Gedächtnisprotokollen von Garwin und Kleckser, sodass ich deren Wahrheitsgehalt nicht garantieren kann:

Herr Maurice erzählt Garwin, dass draußen jemand mit ihm sprechen möchte. Als er nach draußen tritt, ist es die knöcherne Gestalt Gevatter Tod, die auf ihn wartet, um mit Garwin eine Unterredung zu führen. Er schafft es, den Tod davon zu überzeugen, dass Klecksers Zeit noch nicht abgelaufen sei. Und so erwacht der tote Ork wieder zum Leben.

Kleckser hingegen hatte eine Begegnung mit einer seltsamen Person, die ihn darüber in Kenntnis setzte, dass es einen Antrag zur Wiedererweckung gäbe. Diesem werde die Person zustimmen, wenn Kleckser sich verpflichte, die Fliege, die bis dato in seinem Amulett gefangen war, zu erschlagen. Kleckser willigt ein und erwacht anschließend wieder zum Leben.

Nachdem Kleckser wieder unter den Lebenden weilt, ruft er mich zu sich, um mir vorzuwerfen, dass ich versucht hätte, ihn umzubringen. Es kommt zu einer kurzen Auseinandersetzung, bei der es auch laut wird. Da wir die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf uns gelenkt haben, beschließen wir, das Dorf im Schutz der Dunkelheit zu verlassen. Da wir alle erschöpft sind, suchen wir abseits der Straße ein Lager und nächtigen dort. Am nächsten Morgen besprechen wir, wie wir die Suche nach dem abtrünnigen Inquisitor Carabandius fortsetzen werden und kommen zum Entschluss, erst nach Kreutzing und dann mittels der imperialen Eisenbahn nach Hüttenstadt zu reisen.

27.07.889 – Wir kommen in Kreutzing an. Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, beschließen wir, dass nur Garwin und ich die Stadt betreten, um mit dem ansässigen berühmten Magier Caribdus zu sprechen. Das Treffen kommt schließlich zustande, doch erweist es sich insgesamt als nicht sehr hilfreich. Wir können bestätigen, dass er der Verfasser des Buchs über die Durchlässigkeit astraler Barrieren ist. Mehr relevante Informationen können wir nicht erhalten. Bevor wir unsere Reise fortsetzen, nehmen wir uns noch einmal die Zeit, uns vollständig auszurüsten. Da mich immer noch ein schlechtes Gewissen plagt, bezahle ich die komplette Ausrüstung von Kleckser. Ich nutze die unverhoffte Pause dazu, meine verlorenen Zauberbücher vollständig zu rekonstruieren.

06.08.889 – Da wir keine weiteren Informationen haben oder auftreiben können und inzwischen komplett ausgerüstet sind, setzen wir unsere Reise nach Hüttenstadt fort. Dazu reisen wir zu Fuß nach Osten bis Weiler, wo wir die imperiale Eisenbahn Richtung Hüttenstadt nehmen. Die Reise wird bestimmt einen Monat dauern, sodass ich die Gelegenheit habe, weiter an den Zauberbüchern zu forschen. Ich denke, dass ich eine Lösung gefunden habe, das Risiko für den Reisezauber zu minimieren. So eine Panne wie mit Kleckser darf mir nicht noch einmal passieren.

02.08.889 – Nach einer fast einmonatigen Reise erreichen wir endlich Hüttenstadt. Eine sechs Meter hohe Mauer mit Wehrgängen umschließt die moderne, aber auch hässliche Stadt. Hüttenstadt ist ein junges Industriezentrum, das rund um Eisen- und Kupferminen entstanden ist und sich auf die Erzschmelze spezialisiert hat. Die intensive Nutzung von Chemikalien und die Abgase aus den Schornsteinen haben zu einer erheblichen Umweltverschmutzung und Vergiftung der Umgebung geführt. Da wir hier neu sind, mieten wir uns im nächstgelegenen Gasthaus namens “Bahnhofsklausel” ein. Dann beginnen wir mit unserer Suche.

Als Erstes gehen wir zur Kirche, um uns Zutritt zu den Archiven zu verschaffen. Doch leider finden wir auf Anhieb keinen Priester. Kleckser, neugierig wie er ist, fragt, was es denn mit den Beichtstühlen auf sich hat. Da ich immer der Meinung bin, dass die Voraussetzung für Wissen die Neugier ist, versuche ich, ihm das Konzept der Beichte zu erklären. Leider habe ich Klecksers Naivität unterschätzt, denn nachdem ich mit der Erklärung fertig bin, setzt er sich in einen Beichtstuhl und erzählt der Priesterin von dem Dämon, den er in sich trug, und wie er wiederbelebt wurde. Er muss noch viel mehr erzählt haben, denn bald darauf kommt die Priesterin, die sich als Mutter Grimma vorstellt, mit verwirrter Miene heraus.

Sie erzählt uns, dass Estren Carabandius hier in Hüttenstadt gewesen ist. Er wurde begleitet von einigen zwielichtigen Gestalten und hat in der Stadt nach etwas gesucht. Sie verweist uns an ihren Bruder, der ein Prospektor ist und viel mit ihm gesprochen hat. Sein Name ist Brunowitsch. Brunowitsch erzählt uns, dass Carabandius auf der Suche nach einem Drachen war. Da Brunowitsch nichts über derlei Kreaturen weiß, zeigte er ihm lediglich die Karten, die er auf seinen Erkundungen in den Bergen angefertigt hat. Carabandius hat sich sofort auf einen unbedeutenden Berg fixiert, dessen Gipfel ein Plateau ist, und hat sodann die Stadt verlassen. Sehr zu seinem Wohlwollen, denn die Gestalten, mit denen Carabandius gereist ist, waren ziemlich unheimliche Gesellen. Der Wirt des Gasthauses, in dem er untergekommen war, würde dies bestätigen, behauptet Brunowitsch.

Garwin fertigt eine Kopie der Karte an und dann besuchen wir besagten Wirt. Schnell stellt sich heraus, dass weder der Wirt noch dessen Angestellte über dieses Thema sprechen möchten, und so werden wir mehr oder weniger schnellstmöglich aus dem Gasthaus hinauskomplimentiert. Die Menschen haben auf jeden Fall Angst vor Carabandius, dem abtrünnigen Inquisitor.

Während der Nacht besucht uns unverhofft Maria, die Tochter des besagten Gastwirts, und erzählt uns, dass sich einer der Schergen des Inquisitors noch in der Stadt befindet. Sie beschreibt ihn uns und sagt, in welchem Viertel er wohnt. Also beschließen wir, ihn am nächsten Tag ausfindig zu machen.

Wir können seine Hütte finden und folgen ihm erst einmal unauffällig. Die Hütte ist eine heruntergekommene Kaschemme im Viertel, wo die Hochöfen stehen, und so sind wir erstaunt, dass er seine Hütte verlässt und ein Haus in der besten Gegend Hüttenstadts besucht. Wir nutzen die Gelegenheit, um dessen Hütte zu durchsuchen. Darin finden wir eine Kiste mit Zeichnungen von uns, eindeutig Steckbriefe. Das Besondere aber ist, dass sich auch ein Steckbrief unseres ehemaligen elfischen Begleiters darin befindet, der extrem gut gezeichnet ist. Plötzlich geht die Tür auf und der Gesuchte steht vor uns. Wir reagieren blitzschnell und überwältigen ihn. Kleckser wendet die unter Inquisitoren beliebte Methode der hochnotpeinlichen Befragung an, doch erweist sich der Gefangene als extrem zäh und widerstandsfähig. Er gibt uns keine Auskünfte über Carabandius, ihn oder dessen Reiseziel.

Da wir nichts aus ihm herausbekommen werden, beschließen wir, ihn mitzunehmen und auf dem Weg zum Plateau-Berg weiter zu befragen. Wir teilen uns auf: Kleckser und Knirps sollen ihn unauffällig aus der Stadt eskortieren, während der Rest von uns unsere Ausrüstung holt.

Der Gefangene schafft es, sich auf dem Weg zum Tor zu befreien und wegzulaufen. Zwar kann er von Kleckser eingeholt und wieder unter Kontrolle gebracht werden, doch zieht dies die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich. Schnell wird er von ihnen umzingelt mit der Aufforderung, den Gefangenen freizulassen. In einem Anflug von, was ich nur als blinde Panik bezeichnen kann, bricht Kleckser dem Gefangenen das Genick und lässt ihn zu Boden fallen. Er nutzt die so entstandene Verwirrung unter den Wachleuten, um durch das Tor zu flüchten und die Stadt zu verlassen.

Oh Kleckser, was hast du nur getan?

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