Schatten im Nebel 2 – Die Nacht der Monster

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Donnerstag, der 19. Tag des VIII. Monats im Jahre 888 nG – Mitternacht ist bereits verstrichen und Kreuzing versinkt geradezu in dichten Nebelschwaden, welche die Stadt in ein feuchtes, kaltes Grau einhüllen. In unserem Haus in der Bäckerstraße 221b, starrt Melina auf dem Blutstein in seiner aufgeklappten Schatulle. Der grob herzförmige Brocken dunklen Minerals glänzt widerwärtig feucht im Schein einer Kerze und pulsiert leicht. Es ist dieses leise Klopfen, das Melina aus dem Schlaf gerissen hat. Besorgt weckt sie Krätze und bitten den Magier, sich den Stein genauer anzusehen. Als der Goblin das Objekt berührt, fühlt es sich kalt an und auf seinen grünen Fingerspitzen bleibt ein dünner Blutfilm zurück. Krätze unterzieht Melinas Stein einer magischen Analyse. Er kann jedoch nur sagen, das ein nekromantischer Zauber in den Stein gewoben worden ist. Die Gefährten wissen aus den Erinnerungen der menschlichen Melina, dass sie den Blutstein von einer Hexe erhielt, um ihren verstorbenen Geliebten wieder zu neuem „Leben“ zu erwecken. Die finstere Kraft des Artefaktes hat in der letzten Zeit wieder zugenommen. Liegt es an alle dem Blut, dass der Stein in den letzten Monaten immer wieder absorbieren konnte? Krätze und Melina wecken Wilbur, um ihn ebenfalls zu Rate zu ziehen. Gemeinsam beratschlagen sie, ob es nicht besser wäre, sich des Blutsteins irgendwie zu entledigen. Doch was würde geschehen, sollte dann jemand mit finsteren Absichten in den Besitz des Steins gelangen?

Schließlich wecken die drei noch Drumin, um mit ihm gemeinsam das Für und Wider abzuwägen. Krätze blickt aus dem Fenster. Die gegenüberliegende Straßenseite ist kaum zu sehen, die Nachbarhäuser schimmern nur als blasse Schemen durch die dichten Nebelschwaden. Ein ungewöhnliches Wetter im August. Selbst wenn man bedenkt, dass Kreuzing direkt am Ufer des Düsterwassers liegt. Auch Wilbur misstraut der Nebelsuppe. Der Druide war sich am Abend noch sicher, dass ihnen eine laue Sommernacht bevorsteht. Krätze spricht die Nächte der Kindesentführungen an, in denen wurde die Stadt ebenfalls von dichten Nebelschwaden eingehüllt. Könnte es sein, dass hier ein Zusammenhang besteht und der Blutstein womöglich irgendwie auf diese Ereignisse reagiert? Der Goblin schlägt vor, zum Düsterwasser zu gehen und dort nachzusehen. Die Gefährten rüsten sich, greifen nach ihren Waffen und treten hinaus in die Nebelnacht. Melina hört durch die bleichen Schwaden das Wiehern von Pferden und das Rumpeln schwerer Räder. Sie und Krätze können gerade noch zur Seite springen, als plötzlich ein brennendes Fuhrwerk, gezogen von panischen Pferden, die Bäckerstraße entlang geprescht kommt. Wilbur und Drumin hingegen reagieren einen Augenblick zu langsam und werden von dem Wagen gestreift. Krätze ruft mit schriller Stimme „Feuer! Feuer!“ um die schlafenden Nachtbarschaft zu alarmieren. Doch wovor sind die Pferde geflohen und was hat ihr Fuhrwerk in Band gesteckt? Im nächsten Moment schält sich die Antwort auf diese Frage aus dem bleichen Grau des Nebels: Eine bullige Kreatur, groß wie ein Haus. Aus ihrem triefenden Maul schlängeln sich lange, schleimige Tentakel. Ihr plumper Kopf wird von einem Ring aus glotzenden Augäpfeln dominiert und ihre muskulösen Arme enden statt in geballten Fäusten in gewaltigen, hornigen Auswüchsen, die wie Keulen aussehen. Ein Gestand nach faulendem Fisch weht zu uns herüber, als das Monstrum uns taxiert und sich zum Angriff bereit macht. Hinter der abscheulichen Kreatur bewegen sich weitere riesige Schatten durch den Nebel…
Nun zeigt sich, dass die Gefährten schon eine Reihe an Kämpfen gemeinsam bestritten haben. Krätze webt einen Erkenntniszauber auf Drumin, der von Wilbur mit einem beschützenden Gebet ergänzt wird, während der Zwergenkrieger die Macht seines Hammers entfesselt in Angriffsstellung geht. Melina reißt ihre Flinte nach oben, ein Schuss peitscht durch die stille Nacht und zwei der Augäpfel der Bestie zerplatzen. Mit einem wütenden Gurgeln stürmt das Monstrum vorwärts. Mit aller Gewalt schmettert es seine Keulenfäuste auf die Straße vor uns. Krachend bricht das Kopfsteinpflaster auf, alle außer Krätze werden von den Bruchstücken getroffen. Drumin schwingt seinen Hammer, der von leuchtenden Flammen umzüngelt wird und verpasst dem Monstrum einen schweren Schlag in seine teigige Flanke. Doch auch das Ungetüm teilt harte Schläge aus, die der Schuppenpanzer des Zwergs nicht alle abfangen kann. Krätze beschwört seine Armbrust herauf und Wilbur heilt die Wunden Drumins, während der wieder zum Angriff übergeht.
Melina zieht sich ins Haus zurück, um eine bessere Schussposition einnehmen zu können.  Der Goblin wirkt einen weiteren Zauber und lässt eiserne Krähenfüße auf dem Weg des zweiten Tentakelkolosses erscheinen, um das Monstrum zu verlangsamen.
Wilbur zieht ein paar Nüsse aus seinem Beutel und verwandelt sie in magische Wurfgeschosse. Sein erster Wurf trifft den Koloss ebenso wie Krätzes Armbrustbolzen. Das Monstrum gurgelt voller Schmerz und gerät ins Wanken. Drumin holt mit seinem Hammer aus und erschlägt das Monstrum. Er ringt noch schwer nach Atmen, als sich schon der zweite Tentakelkoloss plump über den Kadaver seines Vorgängers wälzt. Hinter ihm stampft bereits ein drittes Exemplar in Krätzes Krähenfüße. Die Armbrust schießt und Drumin begrüßt  Tentakelkoloss Nr. Zwo mit einem Hammerschlag in die Magengegend. Krätze stürmt nach vorne und aus seinen gespreizten Fingerspitzen zuckt ein mächtiger magischer Blitz, der in die beiden noch lebenden Monstren einschlägt. Wieder erfährt Drumin die Heilungsmagie von Wilbur, während er selbst den Koloss verwundet. Die Kreatur holt zum Gegenschlag aus. Sie verfehlt den Zwerg, doch ihr zweiter Hieb trifft Krätze. Glücklicherweise hält der Schutzzauber des Goblins dem Schlag stand. Unterdessen hat Melina sich in Schussposition gebracht und feuert eine Kugel direkt in den Schädel der Bestie. Ein weiterer Hammerschlag von Drumin schickt den zweiten Tentakelkoloss ins Totenreich. Krätze zieht sich ein Stück zurück um seinen Schutzzauber zu erneuern. Melina feuert auf das dritte Scheusal, das sich gerade über seine beiden toten Ebenbilder schiebt, um uns anzugreifen. Die Gefährten empfangen sie mit brennenden Nüssen, magischen Armbrustbolzen, Gewehrkugeln und Hammerschlägen. Mit der letzten leuchtenden Nuss, die Wilbur gegen das gräuliche Fleisch des Monstrums schnippt, platzt der aufgedunsene Leib der Kreatur auf. Stinkende Gedärme dringen ins Freie und mit einen letzten Gurgeln sackt der dritte Tentakelkoloss mausetot zusammen. Anders als verblichene Dämonen lösen sich die Kadaver der erschlagenen Monster nicht in schwarzen Schleim auf, sondern bleiben an Ort und Stelle liegen. Die Gasse von den toten Leibern zu befreien, wird für die Gobinstraßenreinigung in etliche unbezahlte Überstunden ausarten. Krätze unterzieht die Kadaver einer schnellen Musterung. Die Monster selbst sind nicht magisch, die dichten Nebelschwaden aber schon. Woher kamen die Wesen? Sind sie aus dem Dunkel des Düsterwassers empor getaucht?
Doch noch ist diese Nacht der Monstren nicht vorbei. Aus den Tiefen des Nebels hören wir die schrillen Pfeifen der Braunröcke und Kampfeslärm. Besorgt folgen wir den Geräuschen in Richtung Altstadt. Wir gelangen an eine Kreuzung, auf der fünf Stadtgardisten eine absonderliche Kreatur zum Kampf gestellt haben. Sie ist ebenfalls so groß wie ein Haus und steht auf zwei Beinen. Aus ihrem bleichen Leib ragt eine Vielzahl von Armen heraus, die auf die Gardisten einprügeln. Der Kopf des Wesens besteht im Wesentlichen nur aus einem einzigen, blutroten Auge. Mit wuchtigen, schnellen Hieben fegt die Kreatur zwei der Braunröcke von den Füßen und schleudert sie gegen Hauswände. Entschlossen werfen wir uns in den nächsten Kampf in dieser überaus anstrengenden Nacht. Die Kreatur schlägt mit ihren reichlich vorhandenen Fäusten auf uns ein. Doch es gelingt uns sie zu überwinden. Schließlich liegt auch sie in ihrem Blut auf dem Straßenpflaster. Einer der überlebenden Gardisten bedankt sich für unser beherztes Eingreifen. Doch sein verwundeter Kamerad blickt schreckensstarr ins Leere und brabbelt: „…überall Tod und Verderben im Nebel…“ bevor er zusammenbricht. Ist diese verfluchte Nebelnacht ein weiterer Schritt abwärts in Richtung Untergang?

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