Briefe in die Heimat – Der Wandelnde Griff

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10. April 2512, Übersreik, Reikland, Imperium

Geliebte Schwester,

nach längerer Zeit komme ich endlich wieder dazu, dir zu schreiben. Viel hat sich in der Zwischenzeit getan, leider muss ich noch immer diesen vermaledeiten Dienst in der Stadtwache tun.

Heute leisteten wieder eine Frühschicht in Begleitung dieses ehrlosen Gesellen Rudi. Immerhin weiß er interessante Geschichten zu erzählen, was die Zeit etwas schneller vergehen lässt. Wie immer ist er mittags irgendwo eingekehrt, um seiner zweiten Leidenschaft, dem Alkohol, nachzugehen. Seine erste Leidenschaft ist, Leute auszunehmen. Diese Pause nutzten wir, um auf dem Markt Kristin, die Verlobte von Holger Maurer, zu suchen. Diese war glücklicherweise auch anzutreffen und konnte uns glaubhaft versichern, dass Holger unschuldig ist. Ich war ja zugegebenermaßen anfangs skeptisch, aber inzwischen glaube ich auch, dass ihm Unrecht angetan wurde. Die Verlobte und Leonore, die beide glauben, er ist unschuldig. Alle, die mit dem Verfahren zu tun hatten, waren tot oder verschwunden. Irgendwas stimmte hier überhaupt nicht. Aber wie sollen wir ihn retten?

Auf dem Markt machte ich noch Bekanntschaft mit einem Gassenjungen namens Piet, der mir für ein paar Groschen Informationen über den Bauern Dietmar Leiber besorgen wollte. Das Verschwinden von Dietmar ist noch immer rätselhaft.

Wir mussten dann noch die Schicht mit Rudi beenden und hatten endlich Feierabend. Wir trafen uns mit Ilse Fassenbrecht in der „Explodierten Sau“. Sie erklärte uns den Weg, den Holger Maurer nehmen soll und wo wir uns mit ihr treffen. Zeitpunkt ist der übernächste Morgen vor Sonnenaufgang.

Auf dem Rückweg erblickte Gerwin wieder diese widerliche Gestalt namens Der Aal, die ihn zu sich winkte. Das war schon beim ersten Mal ein Fehler und das war es auch jetzt. Doch Gerwins Neugierde, die sicherlich einst sein Untergang sein wird, obsiegte auch dieses Mal. Ich hoffe, dass es diesmal das letzte Mal war, denn was um die Hausecke in einer dunklen Gasse lag, vermochte ich mir vorher in meinen schlimmsten Träumen nicht auszumalen. Ein armer Bettler war praktisch tranchiert worden. Eine riesige Blutlache, zerlegte Körperteile, es war furchtbar. Es sind Momente, in denen selbst Sigmar wenig Trost bietet. Was ist das hier nur für ein elendes Tor zur Hölle?

Schnell entfernten wir uns von hier, nur Ruben blieb noch einen Moment stehen. Eine gewisse Faszination schien das alles auf ihn auszuüben, bemerkte er doch, dass die Körperteile nicht zufällig herumlagen, sondern auf eine schaurige Art drapiert waren und eine Art Figur darstellten. Diese allerdings ergab keinen Sinn.

Wir gingen schnell zurück zur Kaserne und machten einen Bogen um die Küche. Appetit hatte keiner mehr. Dort saß auch wieder dieser unsympathische Geck namens Tilo Bärmarder und trug irgendwelche Geschichten vor.

11. April 2512, Übersreik, Reikland, Imperium

Gut geschlafen hatte keiner von uns, aber immerhin hatten wir den Tag frei. Also gingen wir zur Apotheke von Cordelia Wesseling. Wir erzählten ihr von den beiden Begegnungen mit dem Aal und den Toten. Sie schien ehrlich erschrocken, vor allem aber meinte sie, die Figur, zu denen der Bettler drapiert war, zu erkennen. Sie malte ein Symbol auf: eine Hand, die einen Schlangen- oder Muränenkopf hielt, der Körper des Tieres schlang sich um den Unterarm. Das ist das Symbol einer alten Kultistengruppe namens Der Wandelnde Griff. Diese hängt dem Chaosgott Tzeentch an und war wohl schon lange in der Stadt aktiv. In was waren wir nun wieder verwickelt?

Wir erzählten ihr noch von den beiden Gestalten, die offensichtlich ihren Laden beobachteten. Das beunruhigte sie etwas; sie vermutete, dass es Offizielle waren, da sie mitunter auch halblegale Zutaten für ihre Tränke beschaffte. Hoffen wir das Beste. Alanus beobachtete die Gestalten von drinnen und bemerkte, dass die irgendwann weggingen. Lag es an unserer Anwesenheit?

Als nächstes gingen wir wieder zum Marktplatz. Ich hoffte, den Gassenjungen zu treffen. Diese Hoffnung erfüllte sich auch und für ein paar weitere Groschen konnte er mir interessante Dinge erzählen. Andere Gassenjungen hatten beobachtet, wie während des großen Tumultes ein paar Schurken dem armen Dietmar einen Sack über den Kopf zogen und ihn verschleppten. Dabei fiel eine Tätowierung am Unterarm eines der Schurken auf: eine Hand mit einer gewundenen Schlange oder Muräne… ja genau, das Symbol des „Wandelnden Griffs“.

Verwirrt, was das alles zu bedeuten hatte verließen wir den Markt und gingen zu Rosanna Winandus, wo wir zunächst 20 Minuten warten mussten.

Ruben hatte einen sehr weisen Gedanken mit uns geteilt. Was, wenn Ilse während der Begleitung von Holger Maurer das Zeitliche segnen sollte? Niemand wusste von dem Unterfangen, wir hatten keine Zeugen. Im schlimmsten Falle setzten wir unser Leben aufs Spiel und hätten trotzdem noch zwei Jahre diesen Dienst hier zu verrichten. Da im Regelfall ja vieles schriftlich festgehalten und notariell beglaubigt werden kann, holten wir Rosannas Rat ein. Und die riet uns dringend zu solch einem Schriftstück. Da wir zu Verschwiegenheit verpflichtet waren, trafen wir uns erst mit Ilse, um sie dazu zu befragen. Die stimmte unumwunden zu und hielt das sogar für eine gute Idee. Also setzte Rosanna ein Schriftstück auf, das Ilse später unterschrieb.

Rosanna erzählte und aber noch etwas anderes Interessantes. GregorEinaugeSpaltmann war wohl immer noch in der Stadt und hatte hier Unterstützer: Kultisten eines Kultes namens „Der Wandelnde…“ … ja, schon wieder.

Uns drängte sich langsam der Eindruck auf, dass diese Gestalten unmittelbar mit unserer Verhaftung zu tun hatten. Es fehlten aber noch Puzzelstücke. Warum wir? Warum wurde ausgerechnet dieser Gaukler ermordet? Ein Zufallsopfer war das sicher nicht. Wir werden es hoffentlich bald herausfinden! Danach schliefen wir noch etwas, damit wir für die Nachtschicht ausgeruht waren.

Zu unserem Glück mussten wir diese nicht mit Rudi verbringen, sodass wir uns frei bewegen konnten. Wir suchten den Laden des Zwergenhändlers Barlin Silberbart, der um diese Zeit natürlich geschlossen war. Dieser liegt in der Zwergenfeste des Harataki-Clans, und diese war gut bewacht. An einen Einbruch oder ähnliches war also nicht zu denken. Wir suchten daraufhin eine der gut besuchten Kneipen in der Umgebung auf. Vielleicht konnten wir hier irgendwelche Informationen bekommen. Leider fehlte uns hier unser Begleiter Kuzak, der als Zwerg sicherlich leicht an Informationen hätte kommen können. Leider hat er irgendwelche Probleme mit seiner versprochenen Braut, die wohl noch einem anderen versprochen ist.

Aber zum Glück ist Ruben nicht sonderlich berührungsängstlich und sprach einfach ein paar Zwerge an. Die sind uns Menschen gegenüber leider recht verschlossen und trotzt seiner jugendlichen Unbedarftheit konnte er nichts Interessantes erfahren. Aber zumindest bekamen wir mit, dass der Name Barlin Silberbart bei den Zwergen keinen besonders guten Ruf zu genießen scheint. In einem der Elendsviertel hier, Speichelfeld, soll wohl eine Seuche ausgebrochen sein. Bei den hygienischen Verhältnissen hier wundert das kaum.

Die Nacht neigte sich dem Ende zu und wir machten uns auf den Weg zum Treffpunkt mit Ilse Fassenbrecht. So richtig wohl fühlten wir uns nicht. Es war nebelig, Morrslieb stand hoch am Himmel.

Hoffentlich geht alles gut!
Ich melde mich wieder,

Herzlichst
Dein Konrad

Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

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