Schatten im Nebel – Die Angst der Fischer

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Samstag, der 14. Tag des VIII. Monats im Jahre 888 nG – Wir ließen Karbunkel hinter uns und überließen damit auch den Dorfbewohnern ihrem eigenen Schicksal. Wir konnten die Umstände um den Mord an der Schneiderin und dem vermeintlichen Werwolf nicht vollständig aufklären, aber wir hatten auch so schon genug eigene Probleme und im Vergleich dazu waren diese hier Nickligkeiten.

Der überaus schöne Sommertag verstrich ereignislos und wir machten gut Strecke auf dem Weg nach Kreutzing. Wir kampierten an einer Wegkreuzung und stellten Wachen auf. Drumin war wohl der einzige der den Schlaf der Gerechten schlief. Krätze plagten noch die Visionen, die er im Turm gesehen hatte. Melina und Wilbur hatten jeweils sehr intensive Träume. Das Wechselbalg hatte unterschiedliche Eindrücke. Ein nasser, blutender Stein, ganz ähnlich zu dem schwarzen Blutstein in ihrem Besitz. Ein Ort im wabernden Nebel und Melina spürte, dass im Nebel Monster lauerten. Ein ritueller Singsang und die Stimme von einer Frau, die ihr irgendwie bekannt vorkam, aber nicht genau benennen konnte woher oder von wem.  Auf einmal griff eine gichtige knöchernde Hand im Traum nach Melina und die Fratze einer alten Vettel schälte sich aus den Nebelschwaden, doch da weckte sie der Goblin. Der hatte gerade Wache gehalten,  den unruhigen Schlaf festgestellt und nur zur Sicherheit nach magischen Einflüssen gesucht. Zu seiner Überraschung war Melinas Traum nicht natürlichen Ursprungs und hatte daraufhin unmittelbar gehandelt.

Melina übernahm die Wache und bemerkte nach einiger Zeit ein seltsames Leuchten, das Wilbur Gesicht erhellte. Sie betrachtete das näher und konnte den Eichenzweig identifizieren von dem das Licht ausging. Sie vernahm auch ein leises Kinderlachen. Da ihr der Fokus des Druiden aber bekannt war, ließ sie den Halbling in Ruhe weiter schlafen. Drumin, der die letzte Wache hatte, bemerkte aber ebenfalls das Leuchten und weckte Wilbur. Der Halbling hatte vom alten Wald bei Pfeilersruh geträumt. Er hatte auf Nymians Lichtung gesessen und war von dort immer tiefer und tiefer in den Wald eingedrungen. All die Dinge die uns widerfahren waren, kamen auch in seinem Traum wieder vor. Das Schreien der Fomore, das Rasseln der Ketten des Scheusals, die seltsamen Runen an den Bäumen, Obelisken und Statuen mit seltsamen Zeichen usw. Schließlich endete der Weg vor einem verbrannten und verkohlten Baum, tief im inneren des Waldes. Ein Ort der dem Halbling unbekannt war.

Sonntag, der 15. – Bevor wir die letzte Etappe nach Kreutzing in Angriff nahmen, berieten wir welche Informationen wir an Caribdus weiter geben würden. Wir konnten nicht einschätzen ob der Magier versuchen würde die magische Kugel für seine Zwecke zu nutzen auch wenn er vielleicht nur die besten Absichten hegte. Wir beschlossen ihm zu verheimlichen, dass wir im Besitz der Schlüsselkomponenten waren, um zur Kugel zu gelangen – hoffentlich war das auch der einzige Weg. Gen Abend erreichten wir die Stadttore, die wir unbehelligt passierten. Auch wenn die Stadt in diesem Jahr von mehreren schlimmen Ereignissen heimgesucht worden war, herrschte eine typische ausgelassene Sommerabendstimmung. Das Leben ging eben weiter. Zuhause in der Bäckergasse war alles beim Alten und Tamara war scheinbar ebenfalls in der Stadt unterwegs, vermutlich auf einem Date.

Montag, der 16. – Caribdus empfing uns und wir berichteten, wie wir es besprochen hatten. Nachdem wir geendet hatten, machte sich der Magier große Sorgen über die Sicherheit des Artefakts. Seiner Meinung nach wäre es absolut notwendig die Kugel zu bergen, da sie laut unserem Bericht mehr oder weniger für jedermann mit gewissen Qualifikationen erreichbar war. Wilbur sagte seinem alten Freund, dass er sich keine Sorgen machen müsste, wir hätten den uns bekannten Zuweg unterbunden. Caribdus wollte wissen wie, aber der Halbling meinte, dass dies unser Geheimnis bleiben würde. Nach kurzem Überlegen hatte der Magus unsere Gründe erraten und beschied, dass er sich darauf verlassen würde. Danach suchten wir nach dem Versteck an der alten Fischerei, dass der Halbling in einer der Turmfensterszenen gesehen hatte. Und tatsächlich fanden wir 3 Eicheln und Krätze konnte sofort ihre magische Natur feststellen. In den nächsten Tagen würde er diese und auch die weiteren Gegenstände, die wir gefunden hatten untersuchen.

Außerdem erledigten wir einige Nachforschungen, zum Teil unabhängig voneinander. Wilbur reiste aufgrund seines Traums an der Kreuzung in Richtung Awelten. Die sonst so ertragreiche Ernte, war in diesem Jahr wurmstichig und verfaulte zum Teil an den Apfelbäumen. Der alte Pakt war offensichtlich gebrochen. Tatsächlich traf Wilbur Nymian auf ihrer Lichtung, aber sie war durchscheinend, vermisste ihre Kinder und wirkte abwesend und fahrig. Die beiden unterhielten sich über den verbrannten Baum. Nymian beschied, dass der Baum die Ursache allen Übels im Alten Wald war. Sie nannte den Baum auch Schwarzdorn. Wilbur fragte, ob er gegen den Schwarzdorn angehen könnte woraufhin Nymian entgegnete, dass man gegen jedes Übel kämpfen kann. Sie beschrieb ihm einen umständlichen Weg zum Schwarzdorn, doch Wilbur konnte sich darauf einen gewissen Reim machen. Der Schwarzdorn müsste in der Nähe von Waldend am ehesten zu finden sein.

In Wilbur Abwesenheit unterhielten sich vor allem Krätze und Melina miteinander wie man weiter vorgehen könnte, um etwas über den schwarzen Stein und die Vettel in Erfahrung zu bringen. Melina – also die echte und nicht das Wechselbalg – dürfte sich wohl kaum an die Kirche gewendet haben um auf diese Art und Weise ihren Geliebten zu retten. Vielleicht gab es Gerüchte im eher zwielichtigen Milieu , die uns weiterhelfen könnten. Wir hörten uns ein wenig um und schnell stellten wir fest das auch in der großen Stadt Kreutzing regelmäßig Babys verschwanden. Sie verschwanden immer in den ersten paar Lebenswochen. Immer blieben todunglückliche Eltern zurück. Gerüchte über verführerische nackte Feen wie in Pfeilersruh gab es hier allerdings nicht. Aber es gab auch nie Einbruchsspuren, sondern immer eine offen Tür oder ein offenes Fenster. Schließlich und endlich landeten wir sogar im Büro von Jonas Kreucher dem Chef der Braunröcke. Der bestätigte uns, dass es im letzten Jahr ein gutes Dutzend Vorfälle in dieser Art gegeben hatte. Und zwar nicht nur in Kreutzing sondern auch in benachbarten Städten und Dörfern. Sollten wir Nachforschungen in dieser Richtung anstellen wollen, würde er uns, soweit es in seiner Macht stand, gerne unterstützen.

Donnerstag, der 19. – Wilbur war am späten Nachmittag zurück gekehrt just bevor Melina, Drumin und Krätze aufbrechen wollten um die Fischer Kreutzings nach einer seltsamen Insel zu fragen auf der vielleicht Melinas Vettel hausen könnte. Wiedervereint hörten sie vom Leid der Fischer. Viele hatten Angst vor den Aalen mit denen auch schon Joran Keller Bekanntschaft gemacht hatte. Immer wieder kam es zu Angriffen und Vorfällen und das Fischen auf dem Düsterwasser war zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Nach einigen Gesprächen, fanden wir einen Mann der von einer Insel im Nebel berichtete. Dieser altgediente Fischer kannte sich aber auf dem See wirklich gut aus und wusste, dass dort eigentlich gar keine Insel sein dürfte.

Es gab also zwei Möglichkeiten in die wir unsere Energie stecken konnten, entweder der Schwarzdorn oder die verschwundenen Kinder. Wir befanden, dass die Priorität eher bei den mysteriösen Babyrauben war und wir uns erst danach um die Probleme im Alten Wald kümmern würden. Daher gingen wir nochmal zu Kreucher und fragten, wie denn seine Unterstützung aussehen könnte. Konkret fragten wir nach einem Boot und tatsächlich machte das Stadtratsmitglied uns eben dies möglich. Allerdings ohne nennenswerte Besatzung. Am nächsten Tag wollten wir dann das Boot inspizieren und bereit machen für eine eventuell mehrtägige Exkursion. In dieser Nacht konnte Melina abermals nicht richtig schlafen. Unruhig wälzte sie sich von der einen auf die andere Seite. Ein seltsames Klopfen, von dem sie erst annahm sie würde es sich im Halbschlaf einbilden, hielt sie wach. Schließlich stand sie auf und ging dem Geräusch nach. Aus der Schatulle mit dem Blutstein drang leise eben jenes Klopfen hervor. Sie öffnete das Kistchen und drinnen sah sie den Stein. Er war feucht und pulsierte wie ein Herz. Sie hob den Kopf und blickte nach draußen. Dichte Nebelschwaden zogen durch Kreutzing und die Straßenlampen schafften es nur mit Mühe die Bäckergasse in ein diffuses Licht zu tauchen.

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