Geboren um zu sterben 1 – Erste Ermittlungen und ein breites Uhrwerk

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Samstag, der 7. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG – Wir stehen gemeinsam vor der Kanzlei des Advokaten Brünne, der jedoch nicht zugegen ist. Da er als Vater des vom Organräuber getöteten Karl Brünne unsere bester Anhaltspunkt ist, überlegen wir noch zu seinem Wohnhaus in Gaffel südlich der Eisenstraße zu gehen. Möglicherweise ist der Advokat dort anzutreffen? Leider ist die Taschenuhr Karls bereits bei der Sekretärin des Anwalts in der Kanzlei, weswegen Wilbur etwas angesäuert erscheint…
So brechen wir in die Altstadt auf, ebenfalls eines der besseren Viertel von Kreutzing.
Die Häuser sind ansehnlich, die Passanten gut gekleidet. Auf den pittoresken Straßen sind Kutschen und Braunröcke unterwegs. Schließlich erreichen wir die Adresse, unter der Brünne wohnhaft sein soll: eines von mehreren mehrgeschossigen Fachwerkhäusern, die in dichter Reihe aneinander stehen. Neugierig schleicht Krätze durch eine große Toreinfahrt in einen weiten Hinterhof, der von rund einem halben Dutzend Häusern flankiert wird. Doch durch die Fenster kann er keinen Blick auf Brünne erhaschen.
Also betätigen wir den Türklopfer an der Eingangstür, worauf uns ein hochnäsiger Diener öffnet. Wilbur stellt uns ordnungsgemäß vor und erklärt die Bedeutung unseres seriösen Anliegens. Der Hausdiener, eine Zierde seiner Zunft, erklärt uns knapp dass sein Herr sich in der Kanzlei aufhalte. Wilbur kommt nicht umhin anzumerken, dass wir gerade von dort nach hier geschickt worden sind, da sich der Herr Advokat in seinem Wohnhaus aufhalten soll. Wir ermitteln im Mordfall seines Sohnes und wollen ihm daher ein paar Fragen stellen. Der Diener versichert unser Anliegen seinem Herrn vorzutragen, sobald dieser zurück ist. Dann schließt er die Haustür und schiebt von innen noch einen Riegel vor.
Wir beratschlagen kurz wie wir weiter vorgehen wollen.
Wilbur will auf dem Platz vor der Kanzlei Stellung beziehen, falls der Advokat heute noch dort auftauchen sollte. Melina und Krätze beschließen, erst mal zur Turmklausel zurückzukehren. Und ich für meinen Teil suche mir einen Schmied, der mein grünes Schwert schärft und einen Händler, bei dem ich eine passende Lederscheide erwerben kann. Nachdem ich meine Besorgungen erledigt habe, kehre gegen 14:00 Uhr ebenfalls in der Turmklausel ein. Die Wirtin Trude Braun erklärt, dass wir uns um 16:00 Uhr in der Kanzlei melden sollen. Ein Botenjunge aus Gaffel habe diese Nachricht überbracht. Melina zieht los und informiert Wilbur, der noch immer auf dem Platz vor der Kanzlei musiziert und den Passantinnen schöne Augen macht. Zwischenzeitlich ist es dem Halbling gelungen, Herrn Brünnes Sekretärin heimlich zu ihrem Haus in Münz zu folgen und wieder nach Gaffel zurückzugehen.

Um 16:00 Uhr klopfen wir wie bestellt bei der Kanzlei an und diesmal wird uns tatsächlich die Tür geöffnet. Herr Brünne ist ein leicht untersetzter Mann in den Fünfzigern, dessen Haare langsam ergrauen und sich etwas lichten. Sein Gesicht ist ernst, aber nicht abweisend. Während uns seine Sekretärin Tee einschenkt, erklärt er, dass er bereits herausgefunden hat, dass wir es gewesen sind, die seinen toten Sohn gefunden haben.
Wilbur bringt unser Beileid zum Ausdruck und stellt uns noch einmal formell vor.
Wir erhoffen uns, von Herrn Brünne etwas über seinen Sohn zu erfahren: Wer waren seine Freunde? Wie kam es zu seinem tragischen Tod?
Doch zunächst will der Advokat wissen, warum gerade wir im Mordfall seines Sohnes ermitteln. Wilbur erklärt, wie wir auf der Suche nach Vater Gregorius in diese Angelegenheit verwickelt worden sind. Die Verbrechen, die sich im Murrhaus ereignet haben, machen uns betroffen und wir wollen den Schuldingen zur Verantwortung ziehen. Der Halbling berichtet auch, dass Karl Brünne von einem sogenannten Organräuber getötet worden ist. Krätze fügt hinzu, dass der Magier Caribdus die Kreatur, die wir in Kummer kurz stellen konnten, anhand unserer Beschreibung als Organräuber identifiziert hat. Der Name des angesehen Magiers scheint Brünne als Leumund ausreichend um uns zu vertrauen.
Seufzend erzählt er, dass er nicht weiß, was sein Sohn im verfluchten Murrhaus gewollt haben könnte. Vielleicht war es nur eine dumme Mutprobe?
Wilbur spricht an, dass aus dem verlassenen Anwesen ein Buch und ein unheilvolles Artefakt, das Auge der Leere, verschwunden sind. Allem Anschein nach habe die Bruderschaft der Schatten die beiden Objekte gestohlen. Bei diesen Worten beobachtet Krätze den Advokaten genau: Sein Sohn hatte eine Tätowierung des Dämonenfürsten auf dem Arm. Streicht der Vater nun vielleicht unbewusst über dieselbe Stelle auf seinem Arm? Doch dem Goblin fällt nichts Verdächtiges auf.
Herr Brünne räumt ein, dass sein Sohn schlechten Umgang pflegte: Hallodris aus gutem Hause, Tunichtguten aus der Oberschicht, denen es an Disziplin fehle. Doch er hätte es sich nie vorstellen können, dass sein Sohn sich mit solchen Dingen wie der Bruderschaft der Schatten einlassen würde. Weiter warnt er uns: Da der Freundeskreis seines Sohnes aus den Angehörigen einflussreicher Familien bestand, ist bei Ermittlungen in diesem Umfeld ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl gefragt. Der beste Freund seines Sohnes sei ein gewisser Phillippus Phrent gewesen, der Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie. Karl und Phillippus kannten sich seit ihre Kindertagen. Wenn jemand etwas über die Ereignisse im Murrhaus wissen kann, dann Phrent. Herr Brünne erklärt uns, wie wir zu Phillippus‘ Haus kommen. Weiter bittet uns Herr Brünne, von Besuchen in seinem Wohnhaus abzusehen. Seine Sekretärin wird er anweisen, uns jederzeit zu ihm vorzulassen. Als wir ihn nach der Mutter von Karl fragen, sprechen wir ein unangenehmes Thema an. Frau Brünne lebt seit Jahren auf dem Gnadenhügel. Wir dürften sie dort besuchen, doch sollten wir uns nicht zu viel davon versprechen. Am Besten wäre es, wenn wir maximal zu zweit dort auftauchen und wenn eine Frau mit ihr sprechen würde.
Da ich in Kreutzing aufgewachsen bin, weiß ich, dass es sich bei dem Gnadenhügel um das Irrenhaus der Stadt handelt, in dem gebrochenen Seelen und Wahnsinnige ihr trostloses Dasein fristen. Am Ende unseres Gespräches bittet uns Herr Brünne noch darum, dass wir ihn auf dem Laufenden halten. Er will wissen, wer für den grausamen Tod seines Sohnes verantwortlich ist und sie als Anwalt dafür bezahlen lassen.
Dann informiert er seine Sekretärin Mathilda, dass sie uns nach Möglichkeiten bei unseren Ermittlungen unterstützen soll. Sie hatte sich viele Jahre auch um Karl gekümmert, nachdem seine Mutter auf den Gnadenhügel ziehen musste.
Wir verabschieden uns von Herrn Brünne und sprechen dann noch mit Mathilda.
Die grauhaarige Frau bestätigt, dass Phrent der beste Freund von Karl gewesen ist.
Von möglichen Damenbekanntschaften des Toten weiß sie nichts zu berichten und über das Schicksal der Mutter möchte sie bitte ebenfalls nicht reden. Wilbur hat noch eine Eingebung und erkundigt sich, ob zwischen Karl und Phillippus mehr als nur Freundschaft geherrscht haben könnte. Widerstrebend räumt Mathilda ein, dass die beiden jungen Männer möglicherweise mehr als nur Freunde waren. Wir bedanken uns und verlassen gegen 17:00 Uhr die Kanzlei.

Wieder auf der Straße beratschlagen wir kurz, was nun zu tun ist. Während Melina und Wilbur nach Münz aufbrechen um dort die gehobene Küche zu genießen, brechen Krätze und ich nach Kummer auf. Dort wollen wir im Gefallenen Soldaten mit Querian Werge sprechen. Wir wissen ja, dass Karl dort zusammen mit einer weiteren Person – vermutlich Phillippus – die Schweren Jungs zur Bewachung des Murrhauses angeheuert hat.
Noch herrscht in der tristen Spelunke wenig Betrieb. Querian steht wie üblich hinter seinem Tresen und putzt einen angeschlagenen Bierkrug mit einem schmierigen Lappen.
Krätze fragt ihn nach zwei reichen Fatzkes, die vor kurzem hier gewesen sein müssen.
Querian kann sich gut an sie erinnern; arrogantes Auftreten, modische Kleidung, Schmuck … solche Dinge sieht man sonst nie im Gefallenen Soldaten. Doch an Namen und Gesichter der beiden Männer kann er sich nicht entsinnen. Die beiden hätten mit einem Mitglied der Schweren Jungs gesprochen. Offensichtlich haben sie die Truppe für irgendwas angeworben. Doch für was könne er nicht sagen. Querian kenne auch niemanden von der Verbrecherbande mit Namen noch wisse er, wie ein Kontakt zu den Schweren Jungs hergestellt werden könne.

Gegen 21:00 Uhr treffen wir uns wieder mit Melina und Wilbur in der Turmklausel und berichten ihnen von unserem Gespräch mit Querian. Dann brechen wir in Richtung Altstadt auf, um uns das Anwesen von Phillippus Phrent mal anzusehen, das sich als ein schmuckes Reihenhaus entpuppt. Krätze observiert die Gegend, ob jemand anderes das Haus von Phrent beobachtet. Dabei stellt unser wachsamer Goblinmagier fest, dass er seinerseits von einer älteren Dame beschattet wird, die misstrauisch hinter der Gardine eines hochgelegenen Fensters des Nachbarhauses hervorlugt. Es gibt einfach zu viele besorgte Bürgerinnen und Bürger auf der Welt…
Während Goblin und Wechselbalg in einiger Entfernung warten, betätigen Wilbur und ich den Türklopfer von Phrent. Auf unser Klopfen hin öffnet uns wieder Mal ein blasierter Diener um uns auszurichten, dass sein Herr nicht zugegen sei.
Wir verweisen darauf, dass wir im offiziellen Auftrag der Stadtwache ermitteln und sich Phillippus Phrent am morgigen Tag dort melden soll. Ansonsten werden wir ihn wieder zuhause aufsuchen. Der Diener verspricht, dies auszurichten. Erneut wird uns eine Türe vor der Nase zugeschlagen und von innen verriegelt.
Danach drängt Krätze uns dazu, nach Kummer aufzubrechen und mit dem Uhrwerk zu sprechen, das in dem Schuppen neben dem Gebäude wohnen soll, von dem aus die Schweren Jungs das Murrhaus beobachtet haben. Im Schuppen brennt eine trübe Funzel, deren schwaches Licht unter der Tür hervorschimmert. Krätze öffnet das Schloss und wir treten ein. Allerlei Sachen und Gerümpel sind hier eingelagert und stehen in Unordnung und staubbedeckt herum. Tatsächlich entdecken wir das Uhrwerk auf einer Pritsche liegend im hinteren Bereich des Schuppens. Auf Herzhöhe des mechanischen und magisch beseelten Wesens steckt ein Schlüssel, der sich langsam dreht. Aus dem Metallkorpus des Uhrwerks erklingt ein leises Klackern und Surren.
Die Augen der Kreatur glimmen in einem diffusen Rot, der gesamte Körper ist mit einem seltsamen Schmierfett bestrichen. Neben der Pritsche befindet sich ein Schemel, auf dem sich eine Schüssel mit dem stinkendem Fett befindet. Außerdem hängt auf einem Stummen Diener ein angerostetes Kettenhemd. Krätze klopft auf dem Uhrwerk herum, dreht am dem Schlüssel. Doch es erfolgt keine Reaktion des Uhrwerks. Dafür glänzen die Finger des Goblins nun von dem Schmierfett. Sie fühlen sich seltsam kalt und kribbelig an. Krätze erkennt, dass das Fett magisch ist. Da das Uhrwerk stumm wie ein Stein bleibt, nehmen wir das Gebäude, von dem aus die Schweren Jungs das Murrhaus beobachtet haben, unter die Lupe. Krätze knackt das Türschloss und wir folgen ihm. Im Inneren finden wir nur noch ein paar unbedeutende Spuren, die die Schweren Jungs bei ihrer Beschattung hinterlassen haben. Die Treppe ins Obergeschoss ist so baufällig, dass sich nicht mal der kleine Goblin dort hinauf wagt. Also kehren wir nochmal zu dem Uhrwerk zurück. Hier ist tatsächlich eine Veränderung eingetreten: Das mit Fett beschmierte mechanische Wesen hat angefangen zu stöhnen. Das keuchende Stöhnen wird mit jedem mal lauter und lauter. Ob dieser kruden Situation beschließen wir uns zurückzuziehen.
Doch zuvor untersucht Krätze nochmal das abgenutzte Kettenhemd auf dem Stummen Diener. Dabei fällt ihm ein Wappen auf der Rüstung auf, dass Wilbur als Abzeichen der Pioniere der Festung Vorwerk erkennt. Das Kettenhemd könnte recht schnell wieder hergerichtet werden, befindet der Halbling. Krätze meint, dass Uhrwerk wäre bereit sich für fünf Silbertaler von dem Kettenhemd zu trennen und zeigt aufgeregt auf die Hand der Kreatur, die fünf Finger ausstreckt. Mittlerweile hat das Uhrwerk auch aufgehört zu stöhnen. Fünf Silbertaler erscheinen mir aber zu teuer. Zwar versuche ich mit dem Uhrwerk zu verhandeln, doch antworten tut es noch immer nicht. Also wende ich mich wieder ab. Ein Knirschen erklingt und als ich mich wieder umdrehe, zeigt das Uhrwerk mit vier Fingern an, dass es mit meinem Angebot zustimmt. Also lasse ich vier Silbertaler auf dem Schemel neben der Schale mit dem Schmierfett zurück und nehme ich das Kettenhemd an mich, was Krätze sehr zu freuen scheint…
Da hier heute nicht mehr erreichen können, kehren wir in die Turmklausel zurück.

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