Die Dunkle Halle IV – Vor den verschlossenen Toren der Halle des Windes

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25. Boron 1025 BF
Als ich das Reich meines Vaters verlassen hatte, machte ich mich auf den Weg nach Thorwal. In meiner neuen Gestalt konnte ich ausdauernder und schneller fliegen, als ich es gewohnt war und traf schon recht bald auf meine früheren Gefährten. Sie waren mit einem Trupp Thorwaler zusammen, den Styrvake – trotz seiner unbeherrschten Art – zu befehligen schien. Doch sie planten schon ihre Weiterreise nach Olport, wo es unterirdische Höhlensysteme geben sollte. Das konnte kein Zufall sein. Es wurde immer deutlicher, dass unsere Geschicke aneinandergekettet waren, und dass ihre Ziele auch die meinen waren.

Der Transport sollte auf Drachen geschehen, von denen einer von Styrvake geführt wurde und der andere eine Gestalt von Baltasar war, der wieder zur Gruppe gestoßen war. Styrvake schickte seine Männer und Frauen mit einem Schwert, das sie schützen sollten, weg, und wir machten uns auf den Weg, ohne dass ich Gelegenheit gehabt hätte, ein Wort allein mit Tsaekal zu wechseln.

26. Boron 1025 BF
Als wir in Olport ankamen, war es noch Nacht. Doch Baltasar entdeckte in der Dunkelheit einen angeschwemmten Körper am Strand. Der Mann war kaum bei Bewusstsein und stammelte nur wirre Worte in unzusammenhängende Fetzen:

Zeit, keine Zeit – jemand sagte es Gottwulf – Wo ist die Seeadler gesunken? – Tula – Turm steht senkrecht im Wasser scharlachrot – ich habe überlebt – Vindskrapr, sie sind das Übel – Jumunda oder GaheldHaldrunir Windweiser – Vindskrapr schützen – verschleiern ihn – Die Frostkönigin ist in der Dunklen Halle!

Wir versorgten den Schiffbrüchigen notdürftig und suchten den Rest unserer Gruppe. Die hatten inzwischen herausgefunden, dass der ODL (Ordo Defensores Lecturia) seit geraumer Zeit Einlass in die Runajasko begehrte, dieser ihnen aber genauso wenig gewährt wurde wie uns. Die Mitglieder der Runajasko erwiesen sich als eingebildete Ignoranten, deren Weitsicht nicht über die eigene Nasenspitze hinausreichte.

Wir brachten den halb Ertrunkenen, den Styrvake als einen berühmten Mann namens Iskir Ingibjarsson identifizierte, in einen Travia-Tempel, wo wir milde Aufnahme und medizinische Hilfe bekamen.

Am Morgen endlich bequemte sich Simidriel Eissänger von der Runajasko zumindest, vor der Akademie mit uns zu sprechen, nachdem Styrvake ihm die Aufzeichnungen eines Zwerges übergeben hatte. Doch auch nachdem wir ihm die Gefahr erläutert hatten, die für ihn und die Halle des Windes bestand, blieb er zögerlich und unentschlossen. Der Mann hatte offenbar zu wenig Fantasie, um Angst zu empfinden.

Wie es in der Stadt geschäftiger wurde, erfuhren wir, dass die Bewohner eines Bauernhofes östlich von hier vor knapp zwei Wochen ermordet worden waren. Lyoscho entdeckte im Hafen die Ifirnstreu, mit der er in die Stadt Thorwal gereist war. Der Maat vertraute ihm an, dass sie auf der Fahrt davor Fjarninger nach Olport gebracht hatten.

Mithilfe des Schwarzen Auges sahen wir auf dem Gehöft in die Vergangenheit, und wurden nachträglich Zeugen, wie eine Gruppe dieser Fjarninger – riesige Kraftpakete – die Leute in wilder Raserei erschlugen. Tsaekal fand eine Spur, die zu einer Höhle führte. Erneut blickten wir in die Vergangenheit und schauten zu, wie ein Firnelf drei der Fjarninger opferte und mit ihrer Lebenskraft eine Urne mit Vindskrapr aktivierte. Sollten ursprünglich die Bauern das Blutopfer werden?

Danach öffnete er ein Portal, durch das die verbliebenen Fjarninger sowie ein Zwerg – ein Geode, den meine Freunde vorgestern getötet hatten – gingen. Vermutlich nach Thorwal, wo sie weitere Morde begangen hatten. Von den anderen erfuhr ich, dass dieser Elf der böse Zauberer Immanuel von Brabak wäre, der augenscheinlich vor gut zwei Jahren den Körper von Reto von Sturmfels gegen den von Imion Gletscherglanz, einem ausgestoßenen Tränensucher, getauscht hatte.

Sheanna, Hagen und Styrvake gingen bald wieder in die Stadt, und nutzten das letzte Tageslicht, um von einem Boot aus die Steilküste vor Olport nach einem Weg in die Höhlen unterhalb der Runajasko abzusuchen. Ein Lotse sagte ihnen, dass es Eingänge unter der Wasserlinie gab, aber es erschien ihnen recht aussichtslos, auf diesem Weg nach Olgerda zu suchen, die sich dort versteckt halten sollte.

Tsaekal brachte am Abend Meisterin Nadeschka aus der Akademie in die Höhle, und wir ließen auch sie in die Vergangenheit schauen. Die Urne war ihr bekannt, und sie wusste um ihre Gefährlichkeit. Dann begleiteten wir sie in den Travia-Tempel, aber Iskir war noch nicht ansprechbar. Wir trafen uns mit den anderen, und mit Nadeschkas Fürsprache wurden wir endlich in die Runajasko eingelassen. Der Abgesandte des ODL musste jedoch draussen bleiben.

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