Der Weiße Berg: Die Zuflucht – Teil 4

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14. Praios – Die letzten Turniertage

Als ich mich am Ufer des Sees ausruhe, sehe ich wie Latu auf einer Trage fortgebracht wird, wahrscheinlich zu den Heilern im kleinen Peraine Tempel. Im Peraine Tempel wird Latu von Bruder Borgfried und Xandros medizinisch versorgt und erholt sich trotz mehrerer Wunden, die er sich bei dem schrecklichen Sturz von den Klippen in den See zugezogen hat, erstaunlich gut. Vielleicht wird er sogar das Finale des Bogenschiessens am Abend bestreiten können. Latu erfährt, dass es in Angergast den Alchimistenorden zum Roten Salamander geben soll. Auch der verletzte Firunz wird im Tempel versorgt.

Ich treffe mich mit Karakal vor dem Tempel der schon dort wartet. Gemeinsam mit Latu und Karakal kehren wir alle zum Lager zurück. Auf dem Weg wird Latu von Fran wegen seinem Sturz verspottet. Wir werden ja sehen, ob wir nicht irgendwann einmal einen Grund finden, den Spieß umzudrehen. Im Lager angekommen bereiten wir uns auf die weiteren Wettkämpfe vor, die nach etwa einer Stunde beginnen. Erst hier fällt uns auf, dass wir großes Glück hatten, dass der Splitter in der Brust von Latu nicht bemerkt worden ist! Eine solche Entdeckung könnte uns große Probleme bereiten. Wir sollten Strategien entwickeln, um die Entdeckung der Splitter unter allen Umständen geheim zu halten.

Beim Wettkampf zu Schwert und Schild sind nur noch vier Teilnehmer übrig: Der Prinz, Vartan, Einskaldir und Fran. Der verletzte Firunz kann nicht teilnehmen. Der wie üblich arrogante und pöbelnde Prinz Wendelmir wählt Fran als Gegner und besiegt diesen relativ leicht mit 3-1. Wir werden den Eindruck nicht los, dass dies ein gekaufter Sieg war! Im zweiten Kampf unterliegt Einskaldir ehrenhaft dem sehr erfahrenen Vartan von der Eich mit 0-3. Im Finale werden also Prinz Wendelmir und Vartan gegeneinander antreten.

Eine weitere Stunde später findet das Finale im Bogenschiessen statt, an dem auch Latu und ich teilnehmen. Es wird eine vorgegebene Zeit auf eine sich bewegende Scheibe in 60 Schritt Entfernung geschossen. Jeder Teilnehmer kann innerhalb der Zeit so viele Schüsse abgeben wie möglich. Wolorion ermahnt besonders Onardonor und mich auf den Einsatz von “Magie“ zu verzichten – diese Menschen werden das Wesen unseres Mandra nie verstehen! Aber eins steht fest: Dieser Onardonor schneidet in vielen Wettkämpfen hervorragend ab. Er muss sehr im Einklang mit den Strömen des Mandra sein! Ihm möchte ich nicht im Kampf gegenüber stehen müssen! Dies sind die Ergebnisse:

Onardonor: 43 Punkte
Marik: 21 Punkte
Jotun: 16 Punkte
Latu: 15 Punkte
Vartan: 7 Punkte
Ysgol: 5 Punkte
Grimrog: 3 Punkte
Krusold: 0 Punkte

Ich gewinne 3 Dukaten für den dritten Platz. Während der Siegerehrung durch Wolorion wettert Gwinnling gegen die Elfen und speziell gegen mich. Wir seien alle Betrüger und Verbrecher und bei mir wisse er das aus eigener Erfahrung. Wir sehen wie Gwinnling und der Prinz miteinander reden. Karakal verteilt die für die Auflösung der Diebstähle gezahlte Belohnung gerecht unter uns allen. Die Dämmerung bricht herein. Einskaldir, Latu und Xandros gehen zu den Gauklern und sprechen mit Wilbur und den anderen. Wilbur erzählt von allerlei übernatürlichen Wesen, die sich in den Wäldern aufhalten sollen. Es soll sogar Sphärentore dort geben! Auch die Holzfäller haben etwas zu berichten. Sie haben Lichter im Dunkeln gesehen, die aber niemals eingeholt werden können. Karakal sieht sich in der Burg um und Xargrosch spricht mit den Söldnern.

Ich warte den Einbruch der Dunkelheit allein im Zelt ab und mache mich mit Hilfe meines Mandra unsichtbar. Gerade, als ich noch das letzte Kleidungsstück ablege, erscheint eine vermummte Gestalt im Zelteingang und schleudert sofort zwei Wurfmesser auf mich! Ich kann gerade noch rechtzeitig ausweichen. Eins der Messer reißt ein Loch in die Zeltplane, während das andere in einem hölzernen Stützbalken des Zeltes stecken bleibt. Welch ein feiger Mordanschlag! Ich schleiche nach draußen und suche die Umgebung ab, finde aber nichts. Sehr besorgt warte ich ab, bis ich wieder sichtbar bin, kleide mich an und geselle mich zu den anderen an das Lager der Gaukler. Am Lager der Söldner erfährt Xargrosch, dass Fran in der Tat absichtlich den Kampf gegen den Prinzen verloren hat, obwohl auch er keine Sympathien für diesen Schurken hegt.

Als wir uns alle wieder im Zelt treffen, erzähle ich von dem Mordanschlag auf mein Leben. Wie ich jetzt einsehe, war es sehr leichtsinnig von mir, allein im Zelt zurück zu bleiben. Von nun an sollten wir niemals allein unterwegs sein. Könnte Gwinnling von Borkenquell hinter dem Anschlag stecken? Er hat keinen guten Ruf wie Wolorion und sicherlich die Mittel, Dutzende von Meuchelmördern zu bezahlen. Weiß der Prinz davon? Wie uns Karakal erklärt, kann mich Gwinnling wegen dem Kampf in Donnerbach hier in Andergast nicht anklagen. Er hätte also ein Motiv, anders Rache an mir zu üben. Wir müssen auf der Hut sein! Ich entschließe mich aber, den Vorfall nicht zu melden, da man mir in dieser Angelegenheit kaum Glauben schenken wird. In dieser unruhigen Nacht halten wir jeweils zu zweit Wache.

15. Praios – Die letzten Wettkämfe

Als erster Wettkampf wird das Baumstammweitwerfen durchgeführt, ein Wettkampf, der kaum das Interesse der Adeligen (einzig der Freiherr und sein Gefolge schauen zu) auf sich zieht, aber viel Aufsehen beim Volk erregt. Es gibt acht Teilnehmer, darunter auch Firunz, den allerdings eine breite Bandage um die Brust stark zu behindern scheint. Er hat sich wohl beim Sturz von den Klippen die Rippen gebrochen. Firunz ist hier sehr bekannt und beliebt. Man erzählt sich, dass er einmal nur mit seiner Holzfälleraxt bewaffnet drei kräftige Orks in die Flucht geschlagen haben soll.

Ulf Erkenson stellt seine prachtvollen Tätowierungen zur Schau. Alle Teilnehmer sind äußerst muskulös, teilweise vernarbt (Holzfäller) und tätowiert. Auch der Elf Onardonor nimmt teil, was wieder ein Raunen im Publikum verursacht, denn er sieht nicht einmal halb so kräftig aus, wie jeder andere. Wolorion erklärt die Regeln und Ritter Ysgol spendet als Gewinn einen edlen Dolch für den Sieger. Jeder Teilnehmer hat nur einen Versuch, den Baumstamm mit einer beliebigen Technik so weit wie möglich zu werfen, zu stoßen oder zu schleudern. Zur Anwendung kommen viele verschiedene Techniken.

Als erster versucht es der Zwerg Grimrog, dem aber der Baumstamm abrutscht und der Versuch misslingt. Der sichtlich angeschlagene Firunz schafft immerhin 4 Schritt, was ihn aber maßlos enttäuscht. Er beschuldigt sogar den nach ihm antretenden Xargrosch, ihn abgelenkt zu haben, was aber eine haltlose Behauptung darstellt. Xargrosch kann mit seinem Versuch 3 Schritt für sich anschreiben lassen. Diese Weite enttäuscht unseren Gefährten sehr, denn er hatte sich wohl ein besseres Ergebnis erhofft. Einige Holzfäller erreichen 6-7 Schritt Weite, bevor der Elf Onardonor den Baumstamm mit spielerischer Eleganz auf 7,5 Schritte wirft. Wieder munkelt man abfällig über unser Mandra. Schließlich schleudert Ulf Erkenson den Stamm sogar 8 Schritte weit und gewinnt damit vor einem der Holzfäller und Onardonor.

Eine Fanfare ruft uns zum Finale des Schwertkampfes, bei dem Prinz Wendelmir gegen Vartan von der Eich antritt. Dieser Kampf wird von allen beobachtet, die gerade keine Verpflichtungen haben und erregt großes Aufsehen. Der Kampf beginnt vorsichtig und man sieht, dass beide Kämpfer sehr gut geschult sind, jedoch scheint Vartan die größere Erfahrung zu besitzen. Bald führt Vartan mir 2-0, bevor der Prinz seinen ersten Treffer landet. Danach versucht er mit einem Manöver, welches Natternbiss genannt wird, das Schwert von Vartan zu zerbrechen, was dieser jedoch bemerkt und die Gelegenheit nutzt, den Siegtreffer zu landen. Wir jubeln Vartan zu und der Prinz verlässt wutschnaubend den Turnierplatz. Im Finale des Zweihand-Kampfes unterliegt der Bräutigam Ysgol gegen Coran nach langem, fairem Kampf mit 2-3. Viele der Anwesenden hätten wohl lieber Ysgol als Sieger gesehen, dem das Ehrenband seiner Braut bei diesem Kampf nicht geholfen hat.

Am Nachmittag erreicht das Turnier mit dem feierlichen Lanzenstechen seinen Höhepunkt. Wieder gibt es eine Prozession von der Burg zum Turnierplatz. Ritter und Pferde sind in prunkvolle Rüstungen gehüllt und der Prinz trägt sogar eine volle Gestechrüstung. Am Lanzenstechen nimmt sogar Gwinnling teil. Nachdem Wolorion die Ritter vorgestellt hat und die Regeln erklärt hat, wird verkündet, dass der Sieger als Sonderpreis die Braut zum Tanzen auffordern darf und einen sehr alten, extrem filigran und kunstvoll gearbeiteten Drachenhelm als Preis bekommen soll. Xargrosch, der sich mit diesen Dingen auskennt, schätzt den Wert dieses Meisterwerkes auf 4000 bis 6000 Dukaten! Eine gigantische Summe! Möglicherweise ist der Helm Jahrhunderte alt und sogar ein magisches Artefakt! Doch dies ist Spekulation.

Wieder wählt der Prinz, der zuerst einen Gegner auswählen darf, Ritter Ysgol, der leider auf brutale Weise absichtlich vom Prinzen an der Schulter verletzt wird und behandelt werden muss. Er wird zum Peraine Tempel gebracht. Man munkelt, er sei schwer verletzt. In der zweiten Runde trifft der Prinz erneut auf Vartan, der in einen spannenden Kampf sehr zum Leidwesen der unzähligen Zuschauer schließlich unterliegt. Gwinnling scheidet ebenfalls aus. Im Finale stehen sich Wendelmir und Osgar gegenüber. Wieder gewinnt den Prinz einen Kamp auffallend leicht und ist damit der Sieger des Lanzenstechens. Er bekommt den Drachenhelm überreicht und lässt sich von seiner Gefolgschaft feiern.

Im Peraine Tempel erfährt Karakal, dass Ysgols Schulter zerschmettert wurde und Bruder Borgfried sich um ihn kümmert. Auch unser Gefährte Xandros bemüht sich um die Heilung des Bräutigams. Nachdem Ysgol erst einmal außer Gefahr ist, nimmt der Tag eine bittere Wendung! Der Herold Erion von Brück verkündet, dass ein abscheuliches Verbrechen begangen wurde! Die Magd Dora wurde in den Gemächern Ihrer Herrin ermordet aufgefunden und ein kostbares Diadem der Freiherrin wurde aus einer abgeschlossenen Schatulle entwendet! Dora, warum nur? Hast Du den Dieb bei seinem schändlichen Tun überrascht und musstest dafür bitter bezahlen? Als Belohnung für die Ergreifung des Täters wird ein kostbares Reitpferd ausgesetzt. Dieser Preis scheint besonders die Söldner zu reizen.

Schon bald gehen wieder Gerüchte um, “niederes Pack“ oder wir Elfen seinen verantwortlich. Sogar von einem enttäuschten Verehrer ist die Rede! Ich fühle mich nicht mehr sicher hier! Wir gehen zu unserem Zelt zurück und untersuchen es. Latu entdeckt in einem Strohsack an meinem Lager etwas Blut und schneidet ihn auf. Zum Vorschein kommt ein blutverschmierter Dolch! Dies ist bestimmt die Tatwaffe. Wir reinigen den Dolch und den Sack und Einskaldir verbirgt den unscheinbaren Dolch in seinem Stiefel. Schon bald erscheinen Ugdalf und Tamira. Die Gaukler haben Angst vor weiteren Anschuldigungen und bieten Ihre Hilfe bei der Lösung des Falles an. Sie wollen nach dem verschwundenem Täter suchen.

In der Burg befragen Xandros und Karakal die Wachen und Bediensteten. Sie finden heraus, dass der Täter die Burg wohl etwa 30 Minuten nach Beginn der Prozession betreten haben muss, da eine Wache zu dieser Zeit unaufmerksam war. Diese Wache wurde schon für die Nachlässigkeit mit harter Prügel bestraft. Im Zimmer der Freiherrin finden die beiden die tote Dora mit durchtrennter Kehle. Es sieht nach dem Werk eines erfahrenen Mörders aus. Die offene Schatulle, in der das Diadem lag, wurde geplündert. Es ist keine Gewalteinwirkung auf das Schloss erkennbar. Karakal und Xandros befragen alle zur Tatzeit anwesenden Personen und finden schließlich an den Burgzinnen angebracht ein Seil, welches der Täter offensichtlich zur Flucht verwendet hat.

Xandros und Karakal kommen zu uns zurück und ich sehe mir die Stelle an, an der das Seil über dem Boden hängt. Ich kann Fußspuren einer schmächtigen Person mit leichten Stiefeln erkennen. Diese Beschreibung passt auf den zwielichtigen Bran! Latu bekommt mächtige Angst. Er hat schon einmal mit diesem Schurken zu tun gehabt. Die Spuren führen zum Waldrand, von dort in einem Bogen zur Stadt zurück und verlieren sich dort. In der Zwischenzeit bringen Xargrosch und Einskaldir in Erfahrung, dass Bran im Gasthaus genächtigt haben muss, finden aber nichts in seinem Zimmer. Sie erfahren, dass er schon abgereist ist. Von Marik erfährt Xargrosch, aus welcher Richtung die Jäger und der sich Ihnen angeschlossene Bran angereist sind. Er könnte ebenfalls in diese Richtung (zum Steineichenwald) wieder abgereist sein. Wir treffen uns und beschließen, sofort die Verfolgung anzunehmen. Die Sache duldet keinen Aufschub! Wir nehmen nur leichtes Marschgepäck sowie Proviant für einen Tag mit.

Latu und ich finden die Spuren des Täters wieder. Er flieht tatsächlich in Richtung Norden in den Steineichenwald! Wir hasten atemlos hinterher. Am Waldrand angekommen ist die Sonne schon fast unter gegangen und man kann die ersten riesigen Steineichen im tieferen Teil des Waldes erkennen. Diese Baumriesen sind mehr als doppelt so dick, wie alle anderen Bäume des Waldes und gut 25 Schritt hoch. Wasser rauscht und der Wald ist voller Geräusche. Der Himmel ist bedeckt und das letzte Tageslicht schwindet dahin. Wir benötigen dringend Licht, um die Suche fortzusetzen und den Spuren weiter zu folgen!

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Noch ungelöst oder unklar:
1) Hat der Prinz vor, die Hochzeit zu stören oder gar zu verhindern?
2) Wer hat Dora ermordet und das Diadem geraubt? Welche Rolle spielt der zwielichtige Bran?
3) Wer ist verantwortlich für den Mordanschlag auf Jotun?
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