Der Mann, den die Gefangenen Edgar nannten, zog unvermittelt ein weiteres Messer und griff Harald Krey an. Dieser wich aus, so dass Edgar durch die Tür der Wachstube hinaus rennen konnte. Severin verfolgte ihm durchs halbe Dorf. Amir bemerkte den Tumult und setzte dem Fliehenden auch hinterher. Gemeinsam stellten sie ihn. Und sie filzten ihn nach weiteren Waffen. Dabei fanden sie in seinem Schritt die in ein Tuch eingeschlagene gestohlene Reliquie.
Amir fragte ihn nach Pater Salomon aus, und Edgar behauptete, dass sich dieser in ein Monster verwandelt hätte, als er ihn nur leicht mit dem Messer geschnitten hatte. Wir kamen alle zur Wachstube. Der noch von letzter Nacht angeschlagene Harald Krey konnte uns nicht bei der Suche nach dem Pater begleiten, aber gab uns Lampen und einen Heiltrank mit. Die Reliquie versteckte ich in der Sakristei.
Wie Severin über den Gottesacker schritt, fielen ihm einige umgegrabene Gräber auf. Wir öffneten das neueste Grab, und stellten fest, dass der Leichnam einer kürzlich verstorbenen Frau fehlte. Die Spur des Paters führte uns zu einem kleinen Zeltlager im Wald. Überall waren Ratten. Als wir uns umsahen, kam die Tote aus dem rechten Zelt. Wir vermochten uns, unserer Haut zu erwehren, aber der Schreck saß tief. Im mittleren Zelt lagen einige Tote, die von Ratten und Käfern gefressen wurden. Im linken standen schwarze Kerzen um einen Zauberkreis aus Dung auf dem Boden. Daneben lag ein Buch – Das Brechen des Rades. Ich nahm es an mich. Im ersten Zelt fanden wir Habseligkeiten eines Mannes – scheinbar nicht die des Paters – weitere okkulte Bücher, die ich auch einsteckte, und einen gravierten Menschenschädel. Velten fand die Spuren eines Paarhufers auf zwei Beinen und einer barfüßigen Person, die nach Westen führten.
Wir brannten das Lager nieder. Aus dem Unterholz beobachtete uns jemand, der nach Süden floh. Wir rannten hinterher, und als Severin ihn anrief, blieb er stehen. Es war Dorulf, ein Holzfäller, den Velten kannte. Er sagte, Adelmar Klem, der Sohn des Bürgermeisters, hätte Experimente an den Leichen vorgenommen. Vorhin wäre der Pater hergekommen, hätte ihn niedergeschlagen und seine Holzfälleraxt entwendet. Als wir uns seine Wunde zeigen lassen wollten, rannte er wieder weg. Da wurden wir wütend und rissen ihn zu Boden. Er sagte, er wäre mit dem jungen Herrn aus der Stadt Ley gekommen. Dabei nahm er Amirs Gestalt an. Uns stockte der Atem.
Severin verpasste ihm einen kleinen Schnitt, der sehr schmerzhaft zu sein schien, und eine weitere Verwandlung zur Folge hatte. Vor uns lag ein Erdgolem mit einem weiblichen Körper. Sie stellte sich als Adira vor und machte sich Sorgen um Adelmar, für den sie große Zuneigung zu empfinden schien. Er war gefangen genommen worden. Sie gab zu, dass sie Pater Salomon versehentlich getötet hatte, als er sie auf dem Gotteracker beim Ausgraben der Leichen vor einigen Nächten erwischt hatte. Daraufhin hatte sie ihn verscharrt und sich als unser Pater ausgegeben – ich hatte die ganzen letzten Tage mit einer Mörderin unter einem Dach gelebt.
Velten trennte sich von uns, weil er nicht tiefer im Wald nach Adelmar suchen wollte. Doch bald hörten wir sein Geschrei, als er von zwei Tiermenschen angegriffen wurde. Wir eilten herbei und verjagten sie, was Adira nutzte, um sich abzusetzen. Velten kam widerwillig mit uns mit, doch als wir nach einer Stunde im Dickicht nichts erreicht hatte, kehrten wir um. Bei Dämmerung waren wir wieder im Dorf. Vor der Dorfschänke erblickten wir die Kutsche des Bürgermeisters. Ob der wegen seines Sohnes gekommen war?