01.März 2947 DZ
Die Heldengruppe bestehend aus Ferdibrand Goldwert, einem Hobbit aus dem Auenland, Roderic Silberlocke, einem Waldmenschen, dem Beorninger Leudast der Stille, dem Waldelben Earendil Lichtsucher und mir, Hergrim Sohn des Hakon, trifft am Drachenkopf ein. Es sieht hier nach dem Angriff schon wieder recht wohnlich aus, auch die Schankwirtschaft ist schon wieder geöffnet. Thora ist wieder einmal ein angenehmer Anblick, auf den ich mich immer freue. Es ist recht wenig los hier und so nehmen wir erst einmal Platz, um zu Essen und zu Trinken. Baldor, den wir hier treffen wollten, ist noch nicht da.
Dafür treffen nach kurzer Zeit zwei illustre Gestalten ein, Baran und Thoran, zwei Zwergenbrüder aus dem Erebor, wie sich herausstellt. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch und sie erzählen, dass sie auf dem Weg nach Grenedun sind, um die alte Mine dort zu besichtigen. Klingt auch spannend, aber wir sind ja anderweitig verplant und erwarten Baldor Flussgold, den Händler, den wir durch den Düsterwald begleiten sollen.
02.März 2947 DZ
Am nächsten Morgen treffen dann Baldor und sein Sohn Belgo ein. Wir machen uns alsbald auf den Weg Richtung Waldlandreich, da es über den Waldfluss und den alten Elbenpfad den sichersten Weg Richtung Waldhall im Süden verspricht. Ich bin durchaus erfreut, da ich zwar schon viel herumgekommen bin, aber tatsächlich noch nie im Waldlandreich war. Man erzählt sich viele Geschichten, nicht nur gute. Aber da wir ohne Zwerg dafür mit Earendil unterwegs sind, mache ich mir keine großen Sorgen.
Wir brechen Richtung Westen auf und kommen bald an den Waldfluss, wo wir Orophin mit seinen Elbenflößen treffen. Die Elben nehmen uns mit Richtung Waldlandreich, eine bequeme und recht ungefährliche Reise. Außer vielleicht für Baldor, der sich die ganze Zeit in der Mitte eines Floßes festklammert. Auf diesem Weg reisen wir vier Tage lang durch den Wald, der mit jedem Tag dichter wird. Die Reise verläuft ansonsten friedlich.
05.März 2947 DZ
Wir kommen an diesem Abend an ein Tor im Fluss, welches von Elben bewacht wird. Wir dürfen passieren und fahren in unterirdische Hallen. Wir sind im Waldlandreich angekommen. Wir erreichen die unterirdischen Häfen, wo die Flöße entladen werden. Ein Elb, der sich als königlicher Mundschenk namens Lindar vorstellt, begrüßt uns. Er ist reichlich distanziert, aber höflich. Nachdem wir uns vorgestellt haben und offensichtlich einen ordentlich Eindruck hinterlassen haben, werden wir in den Gästebereich gebracht.
Für mich eine großartige Erfahrung. Ich als Mensch im Waldlandreich, davon kann ich später berichten! Es ist auch durchaus so beeindruckend, wie immer erzählt wird. Es gibt sogar Lampen, die angehen, wenn man das Zimmer betritt und die ohne Feuer leuchten. Toll. Am Abend nehmen wir an einer Gesangsdarbietung teil. Ich habe ja schon einiges in meinem Leben gesehen, in Thal und Esgaroth gibt es einige großartige Sänger und Musikanten, aber so etwas noch nie. Sehr beeindruckend. Die Elben begegnen uns distanziert, aber freundlich.
06.März 2947 DZ
Nach einer friedlichen und bequemen Nacht werden wir weiter den Fluss hinaufgefahren. Die Fahrt bleibt ereignislos.
07.März 2947 DZ
Am nächsten Morgen erreichen wir den Waldelbenpfad, der von hier aus Richtung Südwesten und dann weiter nach Westen führt. Die Elben geben uns nun einige Warnungen mit auf den Weg. Wir sollen den Weg zu keiner Zeit verlassen. Dieser ist von den Elben mit Zaubern belegt und wird auf diese Weise sicher. Es soll vor allem viele große Spinnen geben und der Wald etliche weitere Gefahren für uns bereit halten. Alles in allem beunruhigende Informationen. Vor allem, da nun eine Reise vor uns liegt, die kaum in weniger als 24 Tagen zu schaffen sein wird.
Mit mulmigem Gefühl machen wir uns auf den Weg. Und das Gefühl ist nicht unbegründet, wie wir schnell feststellen dürfen. Selbst am Tag ist der Düsterwald dunkel, wir müssen teilweise Laternen entzünden. Außerdem hören wir keine der sonst typischen Waldgeräusche wie Vögel oder einfach nur Rascheln. Viele Gewässer sind schwarz mit ungenießbarem Wasser, die Pflanzen sind zum Teil unnatürlich verkrümmt. Alles in allem ist unwirtlich noch positiv ausgedrückt. Ich habe den Eindruck, dass ich nicht der einzige bin, der sich fragt, ob wir hier richtig sind.
14.März 2947 DZ
Nach etwa einer Woche, in der wir uns immer noch nicht wirklich an die Umgebung gewöhnt haben, bemerkt Roderic etwas, riesige Spinnen weben etwas abseits des Weges Netze, in denen wir uns locker verfangen könnten. Spätestens jetzt ist auch dem Mutigsten mulmig zumute. Trotzdem reisen wir auf dem Weg selber tatsächlich unbehelligt und können auch auf kleinen Lichtungen am Weg übernachten.
15.März 2947 DZ
Leudast bemerkt am Wegesrand eine große Wolfsspur. Diese ist schon älter und kleiner als die, die wir schon einmal gefunden haben. Ist es der große Wolf? Ist das ein Hinweis, dass er größer zu werden scheint? Kein angenehmer Gedanke.
Abends finden wir wieder eine kleine Lichtung mit einem klaren Bach. Während meiner Wache wird Baldor wach und erzählt, dass er schlecht geträumt hat. Er steht auf, geht zum Bach und trinkt. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass das Wasser violett ist. Er hält einen kurzen Moment inne, steht auf und dreht sich um. Er macht einen völlig verwirrten Eindruck, redet plötzlich von seiner verstorbenen Frau und rennt, ohne ein Wort zu sagen, schnurstracks in den Wald!
Einen Moment bin ich völlig perplex. Wir sollten den Weg doch auf gar keinen Fall verlassen! Und der rennt wie vom Ork gebissen mitten rein! Was tun?
Ich wecke sofort Earendil, da ich hoffe, dass er sich als Waldelb hier am besten auskennt und vielleicht eine Idee hat, was zu tun ist. Er beherrscht Elbenmagie, doch auch ein mächtiger Lichtzauber hilft nicht. Einen kurzen Moment bin ich abgelenkt, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Doch als das nicht hilft, wecken wir die anderen und beschließen, Baldor zu folgen. Roderic bleibt bei Belgo zurück, der völlig verängstigt ist.
Wir folgen Baldor mitten in den Wald. Ich frage mich, wieso ich keine der Elbenlampen mitgenommen habe, es ist sehr dunkel, man kann kaum etwas erkennen. Nach etwa einer Stunde querfeldein erreichen wir alte Festungsruinen auf einer größeren Lichtung. Die Dämmerung, soweit man sie als solche bezeichnen kann, bricht an und wir erkennen überall in und über den Ruinen riesige Spinnennetze.
Am oberen Rand eines Mauerstücks erspähen wir nach kurzer Zeit ein zappelndes Bündel, offensichtlich der eingesponnene Baldor. Unschlüssig stehen wir herum, mit den Augen in alle Richtungen blickend. Noch sehen wir keine Spinnen, aber weit können die nicht sein.
Leudast erklärt sich zu meiner Erleichterung bereit, Baldor schleichend erreichen zu wollen und hoffentlich befreien zu können, ohne Spinnen aufzuscheuchen. Er klettert auf der einen Seite die Mauer hoch und schafft es, das Bündel loszuschneiden, ohne das eine Spinne etwas bemerkt. Sein Zögern lässt mich vermuten, dass es auf der anderen Mauerseite Spinnen gibt. Leudast wirft sich dann das Bündel über die Schulter und rennt auf der anderen Seite der Mauer eine Treppe herunter.
Leider weckt das die Spinnen auf, die nun aus den Ruinen herauskommen und uns bemerken. Es müssen Dutzende sein. Die kleineren sind schon einen Meter und echt ekelhaft, aber andere sind drei- bis viermal so groß. Und sie kommen schnell auf uns zu.
Niemand von uns muss angespornt werden, wir rennen im wahrsten Sinne des Wortes um unser Leben zurück Richtung Pfad. Mit Müh und Not erreichen wir unser Lager, immerhin unverletzt, das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass Baldor uns nicht mehr erkennt. Es fällt auf, dass das Wasser nun wieder normal ist. Was war das?