Der letzte Abend der Tage des Namenlosen, am nächsten morgen begann endlich der 1. Praios. Endlich kein herumsitzen mehr, endlich wieder aufs Schiff!
So in Gedanken saß ich -eigentlich war es viel zu spät- mit einer schönen Flasche besten Premer Feuers (da kann mir Thorbjorn noch so viel erzählen, das Zeug von der Ragnar-Sippe ist das Beste!), als sich das Wetter veränderte. Nun, das ist an sich nichts ungewöhnliches in unserer Gegend… aber nicht so. Der Himmel war klar, es regte sich keine Brise und doch begann sich das Meer zu bewegen, als käme ein Sturm auf. Nein, das war nicht normal. Ich habe ein paar Schluck getrunken, aber so sehr kann mich mein Wettersinn nicht trügen!
Dann plötzlich bewegte sich etwas am Himmel. Es sah aus, als würden Sterne vom Himmel fallen und einer kam genau auf mich zu! Ich bin mir ganz sicher, dass es aus dem Sternbild des Drachen kam. Kurz darauf wurde ich ohnmächtig und erwachte einige Zeit später. Alles schien normal zu sein, als wäre es nur ein Traum gewesen. Der Himmel klar, das Meer ruhig… bis ich einen Schmerz realisierte. Ein kleiner, runder Splitter steckte mittig in meiner Brust, er war glasig und irgendwie pulsierte er und ließ sich nicht entfernen. Was auch immer das war, es musste ein böses Vorzeichen sein!
Zudem schien das Sternbild des Drachen irgendwie… “leer” auszusehen.
Ich entschied, zu meiner Ottajaska zurückzugehen als mich auf dem Weg plötzlich jemand ansprach. Mitten in der Dunkelheit. Eine komische Gestalt; er schien ein Mittelreicher zu sein, sprach aber fließend Thorwalsch. Er schien schon älter zu sein und tauchte aus dem Nichts auf. Ich möchte mal wissen, wie der mich so schnell gefunden hat, aber das kriege ich noch raus.
Mit Sicherheit war das ein Zauberer, auch wenn ich so nah noch nie einen gesehen hatte. Sehr suspekt. Und der kannte auch noch meinen Namen! Immerhin stellte er sich dann selber als Pher Drodont vor, von irgendeinem Drachenorden. Er erzählte mir, dass ich möglicherweise in Gefahr sei und dass andere, die mir nicht wohlgesonnen sein, mich auch finden könnten. Pah! Die sollen mich kennenlernen! Allerdings war er sehr überzeugend und angesichts dieses komischen Splitters glaubte ich ihm. Hätte ich eine Wahl gehabt? Auf jeden Fall sollte ich mich so schnell wie möglich auf den Weg machen und mich am 11. Praios in Andrafall einfinden. In Andrafall. Mitten in Andergast. Na toll. Mitten im Land der Kleinkinder, die sich seit Jahrhunderten kloppen wie junge Thorwaler im dritten Sommer! Das war mir dann aber schnell egal, ich hoffte, diesen Fluch schnell loszuwerden.
Am nächste Morgen ging ich zu unserem Swafnir-Geweihten Svart, der mir aber nicht helfen konnte. Ich verabschiedete mich hastig von unserem Hetmann, raffte das nötigste zusammen und machte mich auf den Weg. Es fuhr zum Glück ein Schiff nach Prem, von da aus kommt man immer gut Richtung Osten. Ich wollte nahc Kendrar und von da aus ins Landesinnere.
Auf dem Schiff geschah Nachts etwas merkwürdiges. Etwas, das mir so noch nie passiert war. Ich hatte eine Vision. Eine Vision eines weißen Wales- das muss Swafnir gewesen sein, der mir da erschien! Auf seinem Rücken ritt Tronde Torbenson, der Verschollene, der mir prophezeite, dass mir und meiner Sippe große Gefahr droht! Bis hierhin hatte ich mich gefragt, was für ein Fluch mich getroffen hatte. Aber nun wurde mir klar, dass mir eine Prüfung auferlegt wurde. So ein Zeichen kann kein Zufall sein! Gerne hätte ich Svart dazu befragt, aber hier mitten auf dem Golf von Prem war das schwerlich möglich. Und irgendeinem wollte ich mich nicht anvertrauen.
Wir erreichten Kendrar am 9. Praios und so langsam wurde die Zeit knapp. Plötzlich tauchte wieder Pher Drodont aus dem Nichts auf und meinte, dass ich es schaffen muss und er mir helfen wollte. Als wenn ich drum gebeten hätte! Er fasste an meinem Arm und plötzlich stand ich auf einer Lichtung im Wald. Nachdem ich mich etwas orientiert hatte, wurde mir klar, dass ich ziemlich weit im Osten war, offensichtlich in Andergast. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine verpasst, konnte mich aber beherrschen. Schließlich konnte ich nun pünkltich ankommen.
Auf dieser Lichtung tauchten ebenso unvermitelt wie ich zwei weitere Gestalten auf. Da war ein Nivese, der sich als Latu vorstellte. War ein bißchen wirr, das ist aber verständlich. War ich wahrscheinlich auch. Scheint ein Jäger zu sein, er sieht zumindest so aus. Der andere ist ein Elf, Jotun Birkenbogen. Mhh, Elfen, wird immer besser. Der hat aber das selbe “Problem” wie Latu und ich, wie sich schnell herausstellte. Beide waren ebenfalls von Pher hierhin gebracht worden. Der tauchte auch gleich wieder auf und trug uns auf, nach Andergast zu gehen, dort in das Wirtshaus ‘Zum Ochsen und Einhorn’ gehen und nach einem Rondra-Geweihten Ausschau halten.
Was hatte Pher gesagt? “Vertraue nur denen, die gezeichnet sind wie du” und so machten wir uns auf den Weg.
Ich mit einem Nivesen und einem Elfen im Wald. Da fehlt zu meinem Glück ja nur noch ein Zwerg.
Das kann heiter werden.