Unvermeidliche Opfer 2 – Die Weihe des Priesters und das Feuer des Inquisitors

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Vierttag, 26.06.888 nG – Nach einer etwas zu kurzen Nachtruhe begeben wir uns zur Kirche von Pfeilersruh, um der Weihe von Bruder Garwin zum Priester beizuwohnen. Nur Wylan hat sich erkältet und hütet das Bett. Auf dem Weg zum Gottesdienst bemerken wir, dass die Dorfbewohner leise tuscheln und auf uns deuten, wenn wir an ihnen vorbeikommen. Nur Bruder Garwin ist wegen der anstehenden Zeremonie zu aufgeregt, um dies zu bemerken. Die Kirche ist in einem guten Zustand und verfügt sogar über ein mechanisches Uhrwerk. Natürlich betreten wir das Haus des EINEN GOTTES unbewaffnet.
Das Morgenlicht fällt durch ein großes Buntglasfenster, das die sich selbst verschlingende Schlange zeigt und taucht den Altar in einen farbigen Glanz. Auf dem Altar steht einen Abbildung der Heiligen Astrid, deren Körper mit Messern gespickt ist. In den Seitenwänden der Kirche sind kleine Alkoven eingebaut, die unter anderem den Alten Göttern geweiht sind. Vater Junarius Ischaron, der Dorfpriester, ist bereits anwesend. Er zählt um die 50 Jahre, hat buschige Augenbrauen und eine ausgeprägte Hakennase. Als die Glocken zu läuten beginnen, kommen nach und nach noch ein paar Bewohner Pfeilersruhs zum Gottesdienst. Es werden Gebete gesprochen und Lieder gesungen. Bruder Garwin kniet vor dem Abbild der Heiligen Astrid nieder. Der Dorfpriester führt die Weihe durch, und Vater Garwin erhebt sich. Nachdem die Zeremonie vollendet ist, beglückwünschen wir unseren Weggefährten zusammen mit Mutter Uldine und Bruder Lorenz. Gurni schenkt ihm sogar einer seiner Murmeln als Glücksbringer.

Vater Junarius zeigt uns die Gruft der Heiligen Margarete, die sich ebenfalls in der Kirche befindet. Durch eine Nebentür geht es drei Stufen hinab, dann stehen wir in der kleinen Gruft. In ihrer Mitte erhebt sich ein steinerner Sarkophag, der seit vier Jahrhunderten die Gebeine der Heilgen bewahrt. Er wird von einem kunstvoll gearbeiteten Relief der Märtyrerin geziert. An den Wänden der Gruft hängen zwischen den Fenstern Bilder, die vom Leben der Heiligen Margarete berichten, wie es in der Apokryphe überliefert wird:

  • Das erste Bild zeigt einen Ritualkreis mit wild verrenkten, tanzenden Gestalten, über denen eine formlose Finsternis wabert.

„Aus den Nebeln war ein düsteres Wesen getreten, den sie den HEROLD DER LEERE nannten. Er war gerufen von den Ewigen, die gar nicht hätten sein dürfen, um den Tisch zu bereiten für den Verschlinger der Welten, der kommen sollte, um zu vernichten, was ihnen nicht gestattet war zu besitzen.“

  • Das zweite Bild ist eine überfrachtete Darstellung sündigen Verhaltens als da wären Mord, Missbrauch, Diebstahl und vieles mehr.

„Und als sich der Schatten des Herolds über die Nördliche Weite legte, da entsandte die Matriarchin aus der Heiligen Stadt eine Dienerin des EINEN GOTTES, die in sich das Licht des Glaubens trug und deren Herz rein war, und ihr Name war Margarete, welche aus der Stadt Kreutzing kam. Sie bereiste die Länder des Nordens von Hexton bis zu den Eisenfelsen, von den Trollhöhen bis ins ferne Porta. Allen Ortes flüsterten die Menschen von einer Finsternis, die jedes Licht verschlang, von einem Sendboten, dem Opfer gebracht wurden, auf dass er den Schleier zerreiße, damit der Fürst der Leere sich an der Welt laben möge.“

  • Auf dem dritten Bild kniet Margarete vor der Heiligen Astrid, die als übergroße Lichtgestalt dargestellt wird.

„Als Margarete das hörte, war ihr Herz von großer Furcht erfüllt, woraus sich der Nebel der Ewigen nährte und ihren Blick vor der Wahrheit verhüllte. In der dunkelsten Nacht, am unwahrscheinlichsten Ort, erschien ihr dann die, die ihr Leben den Hunden gab bevor die Dolche ihrer Häscher sie zu Fall bringen konnten.Und Astrid sprach: “Fürchte dich nicht.”
Und Margarete wurde ruhig, und Zuversicht füllte ihr Herz. Da wehte der Nebel der Ewigen fort, und obwohl sie großen Schrecken sah und sie sich ihres Schicksals gewiss wahr, verspürte sie keine Angst, denn Astrid war bei ihr. Nun folgte sie dem Schatten und trotzte allem Unbill; kein Verrat, kein Zauber und keine Versuchung konnten sie trügen.“

  • Das vierte Bild zeigt Margarete, wie sie vor einem Dunkeln, gestaltlosen Übel steht, nur ein helles, heiliges Leuchten zwischen sich und dem Bösen.

Margarete besiegt den Herold

„Und schließlich fand sie den HEROLD DER LEERE an dem Ort, an dem sich Himmel und Unterwelt verbanden. Der Sendbote des Letzten Übels wollte die Pfeiler einreißen, auf denen der Leib der Welt ruhte und somit einen Riss im Schleier öffnen, um seinem Herrn alles Leben als Gabe darzubringen. Doch als der HEROLD DER LEERE Margarete erblickte, sah er, dass sie in sich das Licht des HERRN trug und wurde wütend. Erfüllt von unermesslichem Zorn verdunkelte sich die Himmel, als der HEROLD DER LEERE dem Leib den Weltenpfeiler entriss und damit über sie kam. Margarete erblickte die Finsternis und hatte keine Furcht, denn nichts würde das Licht ihre Glaubens verlöschen lassen können. Und so geschah es, dass das Licht des HERRN die Finsternis besiegte und nur ein leises Jammern in der Ferne entschwand. Da, wo der Pfeiler dem Weltenleib entrissen ward, füllten die Tränen der Ewigen die klaffende Wunde, und der Zorn ließ ihre Körper zu Stein erstarren.“

  • Das letzte Bild zeigt den Leichnam der Heiligen Margarete am Ufer des Fossensees. Lichtstrahlen scheinen von ihrem Körper in den Himmel, im Hintergrund sind ein paar Häuser und eine Bergkette zu sehen.

„So fand man Margarete von Kreutzing an Litha im 444. Jahr am Ufer des Sees, wo sie ihr Leben gab zum Heil der Welt. Die Menschen trugen sie zu Grabe und errichteten dort einen Tempel zu Ehren des EINEN GOTTES. Als die Kunde die Heilige Stadt erreichte, war die Matriarchin voller Trauer ob des Verlustes aber auch voller Freude und Dankbarkeit und sprach: “Heilig sollt ihr die nennen, in deren Herzen das Licht wohnt, das die Finsternis vertreibt. Denn da wo das Licht des HERRN ist, kann der Fürst der Leere und keiner seiner Diener sein.”

Auf Rembrandts Frage bestätigt Vater Junarius, dass es hier bereits vor vierhundert Jahren eine kleine Fischersiedlung gab. Von Goblins, nach denen Knirps Made fragt, weiß er aber nichts zu berichten. Gurni möchte wissen, worum es sich bei dem Herold aus der Apokryphe handelt. Der Priester meint, dass es hierzu keine eindeutige Klärung gibt. Sicherlich wird es sich um irgendeine dämonische Wesenheit handeln. Auch wer die Ewigen sind, ist nicht ganz klar. Möglicherweise Elfen oder andere Feenwesen, die durch die Menschen verdrängt worden sind? Doch dies sind bloß und Legenden.
Während Vater Garwin noch eine Weile in der Kirche verbleiben möchte, machen wir anderen uns auf den Rückweg. Knirps Made sieht sich noch die vier Alkoven an. Jeweils einer ist der Heiligen Astrid und der Heiligen Margarete geweiht. In den anderen Beiden finden sich Bildnisse der Altern Götter, im einen die Sommerkönigin, dargestellt als Frau mit einem Füllhorn voller Blumen  und dem Gehörnten König, dargestellt als prächtiger Hirsch. Auch an dieser Pilgerstätte des EINEN GOTTES ist der Alte Glaube nicht ganz aufgegeben worden.

Als er in der Gruft meditiert, bemerkt Vater Garwin eine kleine Besonderheit am Relief der Heiligen Margarete. Die Darstellung der Toten scheint etwas in ihren Händen zu halten, einen geschliffenen Stein? Soll der das „Licht des HERRN“ aus der Apokryphe symbolisieren? Er verlässt die Gruft und spricht Vater Junarius darauf an. Doch der kann die Frage nicht genau beantworten. Vielleicht hatte die Heilige Margarete auch einen geweihten Gegenstand dabei. Falls dem so gewesen ist, ist er sicher mit ihr zusammen bestattet worden. Knirps Made berichtet von dem Ungeheuer, dass die Gefährten in der Nacht bei dem alten Opferstein im Wald erschlagen haben. Der Opferstein ist Vater Junarius bekannt. Doch mit der Beschreibung des Monstrums kann er nichts anfangen. Es ist ihm auch kein Fall aus der Vergangenheit bekannt, in dem etwas Vergleichbares Pfeilersruh unsicher gemacht hat. Vater Garwin und Knirps Made bedanken sich und verlassen die Kirche.

Derweil sind Gurni und Rembrandt bei Wachtmeister Anders Melchen eingetroffen. In seiner Amtsstube berichtet Melchen, dass er den Kadaver des unbekannten Monsters hat verscharren lassen. Er bittet uns, den Dörflern nichts von der Kreatur zu berichten. Bei den toten Kind, dessen Überreste wir am Opferstein gefunden haben, handelt es sich tatsächlich um den vermissten Randolf Müller. Sein Leichnam soll in die Kirche zur Beisetzung gebracht und die Eltern des Jungen informiert werden. Bei dem Toten, den wir in dem Keller des abgebrannten Hofes gefunden haben, handelt es sich einen der Knechte. Er wurde durch einen Schnitt in die Kehle getötet, nicht durch das Feuer. Melchen vermutet, dass der abgelegene Hof von einer Bande Marodeure aus dem Wald oder den Hügeln jenseits des Fossensees überfallen worden ist. Zwar hat es bislang keinen solchen Vorfall gegeben, doch irgendwann ist immer das erste Mal. Welche andere Erklärung könnte es sonst geben?
Dies nimmt Gurni zum Anlass, von den Wiedergängern zu berichten, die erst vor kurzem das Landgasthaus Geißhorn im Alten Wald angegriffen haben. Doch Berichte über derlei Unwesen hält Melchen für Ammenmärchen, selbst als Rembrandt die Worte des Zwergs bestätigt. Der Wachtmeister informiert die beiden, dass sie sich noch bei Bürgermeister Sebastian Wiehrer melden sollen. Draußen auf der Straße treffen Vater Garwin, Rembrandt Schnellschritt, Gurni Grundison und Knirps Made aufeinander. Gemeinsam gegen wir zum Haus des Bürgermeisters.

Auch an diesem Tag leidet Bürgermeister Sebastian Wiehrer unter den Auswirkungen seiner Gicht. Er dankt uns für unsere Unterstützung und bittet um Stillschweigen, was das erschlagene Monstrum angeht. Dann zahlt er an Rembrandt die versprochene Belohnung in Höhe von fünfzig Silbergroschen aus. Zudem hat Bürgermeister Wiehrer arrangiert, dass wir alle im Gasthaus heute Nacht auf seine Rechnung nächtigen können. Er geht weiterhin davon aus, dass wir morgen abreisen werden, weil die Mitsommernacht naht und dann das Gasthaus geschlossen ist. Die Dörfler möchten lieber unter sich feiern. Wir verabschieden uns vom Bürgermeister. Auf dem Weg nach Draußen wird Vater Garwin von Anna Wiehrer abgefangen. Sie fragt ihn unter vier Augen, ob er sich nun an das Keuschheitsgelübde halten müsse. Dies bestätigt der Priester schweren Herzens. Anna deutet an, dass Vater Junarios selbst dieses Gelübde nicht ganz so streng zu sehen scheint. Jedenfalls werde sie für ihn heute Nacht wieder eine Kerze ins Fenster stellen, haucht Anna Vater Garwin ins Ohr. Als Vater Garwin zu uns ins Gasthaus kommt, hat er leicht gerötete Wangen. Wylan verlässt kurz sein Krankenlager, um seinen Anteil am Mittagessen und den Silbergroschen entgegenzunehmen. Zusammen mit Mutter Uldine und Bruder Lorenz beschließen wir, morgen gemeinsam nach Kreutzing zu reisen.

Am Nachmittag geht Knirps Made zum Ufer des Fossensees. Der See muss sehr tief sein, denn sein Wasser erscheint fast schwarz. Ist dies wirklich die Stelle, da welcher der Herold der Leere der Erde den Weltenpfeiler entrissen hatte, um den Schleier zu zerreißen? Der Goblin trifft ein Mädchen, das dort Steine über das Wasser hüpfen lässt. Sie werfen eine Weile um die Wette und das Kind gewinnt knapp. Dennoch überlässt sie Knirps Made als Geschenk einen eigenartigen, blaugeäderten Stein, den sie am Ufer gesammelt hat. Als der Goblin daran leckt, breitet sich ein unangenehmes Taubheitsgefühl in seiner Mundhöhle aus. Er sucht das Seeufer ab und findet nach einer ganzen Weile einen weiteren bläulichen Stein. Die Färbung erinnert an die Dachschindeln in Pfeilersruh.
Abends im Gasthaus zeigt er die Steine seinen Gefährten. Gurni hat schon von diesem Gestein gehört. Es wird Fossenstein genannt und kommt nur in den tiefsten Tiefen der Erde vor. „Fosse“ ist ein altes Wort für die Leere. Angeblich sollen solche Steine entstehen, wenn die Leere und die Welt aufeinanderprallen. Fossensteine genießen beim Zwergenvolk keinen guten Ruf, denn sie sollen Unheil bringen. Als Vater Garwin die Wirtin auf die blauen Kiesel anspricht, bestätigt sie, dass sie gemahlen und dem Ton für die Dachziegel beigemischt werden. Außerdem trägt sie ein Armband mit Fossensteinen als Schmuckstück um ihr Handgelenk.

Während sich die anderen zur Nachtruhe begeben, spaziert Knirps Made nochmal zum Seeufer, um seine Fossensteine im Mondlicht zu betrachten. Er ist etwas enttäuscht, weil er keine weiteren Besonderheiten feststellen kann. Auf dem Rückweg bemerkt der Goblin, wie Vater Garwin zum Haus der Bürgermeisters geht. In einem der oberen Fenster brennt eine einsame Kerze. Der Priester wirft ein paar Steinchen gegen das Glas und kurz darauf wird ihm Einlass gewährt. Verwundert klettert Knirps Made am Efeu die Hauswand hoch und lugt durch das Fenster. Dort sieht er, wie Vater Garwin und Anna Wiehrer das Bett miteinander teilen, dass es nur so wackelt. Beruhigt steigt der Goblin wieder hinab und schlendert zum Gasthaus zurück.

Später in der Nacht wacht Vater Garwin wieder auf. Neben ihm schläft Anna Wiehrer friedlich. Plötzlich stutzt der Priester. Hat er da draußen was gehört? Hufgetrappel und das Rasseln von Ketten? Er schleicht ans Fenster und was er sieht, verheißt Bedrohliches. Im Schein von Fackeln fährt eine schwere Kutsche vor, begleitet von mehren berittenen Soldaten. Ihre Standarten zeigen das Wappen der Inquisition: Ein Totenschädel im Kreis der sich selbst verschlingenden Schlage. Die Gruppe kommt auf dem Dorfplatz zum Stehen und geht sofort ans Werk: Ein Zelt wird aufgeschlagen und Soldaten beginnen zu zweit im Dorf auszuschwärmen. Der Anführer der ungeladenen Nachtgäste trägt eine beinerne Halbmaske vor dem Gesicht; das Abzeichen eines Inquisitors. Begleitet von zwei schwer gerüsteten Leibwächtern geht er zielsicher auf das Haus der Bürgermeisters zu.
Vater Garwin ist klar, dass er schnellstens verschwinden muss. Er sammelt seine Sachen zusammen und schleicht nach unten. Als Fäuste schwer gegen die Haustür schlagen und der Diener verschlafen über den Flur kommt, entwischt der Priester durch die Hintertüre.
Es gelingt ihm zum Gasthaus zurückzukehren und Mutter Uldine zu wecken. Sie ist völlig überrumpelt vom Eintreffen der Inquisition. Was hat das Kirchengericht nur nach Pfeilersruh geführt? Gemeinsam brechen sie zum Marktplatz auf. Dort haben die Truppen bereits ein Podest und einen hohen Lehnstuhl aufgebaut.
„Sieht aus, als wollten sie Gericht halten“, meint Mutter Uldine besorgt.
Tatsächlich werden sie zum Inquisitor Estren Carabandius vorgelassen. Im strenger Stimme stellt der Inquisitor klar, dass er hier wegen des dringenden Verdachts ermittelt, dass in Pfeilersruh ein Kult Menschenopfer darbringt. Carabandius fragt die beiden, ob ihnen seltsame Dinge aufgefallen sind. Mutter Uldine vereint spontan, doch Vater Garwin berichtet von den gerissenen Schafen, dem getöteten Jungen und der monströsen Kreatur. Ein diensteifriger Schreiberling macht sich sogleich Notizen. Auch von den abgebrannten Hof und dem ermordeten Knecht berichtet Vater Garwin. Anzeichen für einen Kult oder Dämonen hat er jedoch nicht bemerkt.
Der Inquisitor befielt den beiden, das Dorf nicht zu verlassen, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Als die Mutter Uldine und Vater Garwin zum Gasthaus zurückkehren, sehen sie gerade noch wie Wachtmeister Melchen zum Verhör in das Zelt geführt wird.

Zurück im Gasthaus werden die anderen geweckt. Mutter Uldine vermutet, dass Carabandius aus Kaltwasser oder einer der Kreuzfahrerfestungen kommt. Der Inquisitor aus Kreutzingen trägt nämlich einen anderen Namen. Rembrandt vermutet, dass, falls hier unheilige Rituale durchgeführt werden, dies zu Mittsommer geschieht, wenn die Dörfler völlig unter sich sind. Irgendwann nach Morgengrauen serviert die Wirtin Mellorie ein schlichtes Frühstück, doch will auch kein besonderer Appetit aufkommen. Als wir fertig sind, betreten zwei Soldaten den Schankraum und rufen alle Menschen im Gasthaus zusammen. Sie fragen nach Kulthandlungen, die jedoch von Gästen und Dörflern verneint werden. Doch bei den weiteren Befragungen verstrickt sich Lothar, der Lebensgefährte von Mellorie, hinsichtlich seiner Herkunft in Widersprüche. Einer der Bewaffneten führt ihn zu weiteren Befragungen nach draußen. Wir übrigen bleiben sorgenvoll zurück. Plötzlich gibt es vor der Tür Tumult. Jemand ruft erst: „Stehenbleiben!“, dann knallt ein Schuss. Wir stürmen zum Fenster und sehen, dass Lothar erschossen worden ist. Mellorie schreit auf und rennt zu ihm. Sie wird sofort verhaftet und weggebracht. Verängstigt fragen ihre Töchter, was nun geschehen wird. Gurni antwortet lapidar, dass die Wirtin wahrscheinlich wegen Mittäterschaft gehängt wird, was ihm einen bitterbösen Blick von Mutter Uldine einbringt. Vater Garwin macht sich Sorgen wegen der Druidentasche, die sich in seiner Kammer befindet. Was, wenn die Inquisition diese Ritualgegenstände finden würde? Er fragt Knirps Made nach Versteckmöglichkeiten. Der Goblin schlägt vor, die Tasche zu verbrennen und den Dolch und die Geweihenden in der Latrine zu versenken. Doch soweit will der Priester nicht gehen. Er versteckt die Utensilien an verschiedenen Orten und hofft das beste. Nach einer Weile kehrt Mellorie zurück. Sie ist sichtlich erschüttert, doch die Kinder sind froh, wenigstens ihre Mutter zurückzuhaben. Dafür können wir durchs Fenster beobachten, wie Anna Wieherer ins Zelt des Inquisitors geschleift wird. Beunruhigt fragt Knirps Made Vater Garwin, ob dieser Ärger bekommen kann, wenn Carabandius erfährt, dass er und die Bürgermeistertochter in dieser Nacht das Bett geteilt haben. Mutter Uldine zeigt sich wegen diesem Bruch des Keuschheitsgelübdes enttäuscht. Plötzlich hören wir herzzerreißende Schmerzensschreie aus dem Zelt des Inquisitors. Entsetzt realisieren wir, dass Anna Wieher der Folter unterzogen wird. Rembrandt spricht sich dafür aus, sie sofort da herauszuholen. Doch Bruder Lorenz meint, der Inquisitor werde schon seine Gründe für die hochnotpeinliche Befragung von Anna haben. Irgendwann wird Anna aus dem Zelt heraus gebracht und in einem geschlossenen Kastenwagen eingesperrt.

Anna Wiehrer

Kurz darauf beginnen die Kirchenglocken zu läuten und alle versammeln sich auf dem Dorfplatz vor dem Holzpodest. Auch Sebastian Wieher wird auf seiner Sänfte herangetragen. Der Bürgermeister ist kreidebleich. Der Inquisitor tritt auf, flankiert von seiner Leibgarde. Weitere Bewaffnete führen die in Eisen geschlagene Anna vor ihn.
Carabandius erhebt mit lauter Stimme Anklage: In Pfeilersruh wurden unheilige Rituale durchgeführt, bei denen Tiere und Menschen geopfert worden sind. Anna Wieher wurde als Rädelsführerin des Kultes ausgemacht. Zum Entsetzen aller gesteht die gebrochene Anna diese Taten und denunziert drei Männer aus dem Dorf als Kultisten. Die Soldaten gehen durch die Reihen und verhaften die Beschuldigten auf der Stelle. Noch während der Platz geräumt wird und die Menschen von den Bewaffneten in ihre Häuser zurückgedrängt werden, beginnen weitere Soldaten damit, Scheiterhaufen aufzuschichten.

Mellorie bittet uns um Hilfe. Doch Mutter Uldine erklärt, schweren Herzens, dass ihr die Hände gebunden sind. Wir fragen nach Lothar und die Wirtin berichtet, dass er vor einem halben Jahr ins Dorf gekommen ist. Er hat nie genau gesagt, woher er kam. Es gab nur Andeutungen. Es könnte sein, das Lothar aus einer der Kreuzfahrerfestungen desertiert ist. Rembrandt erkundigt sich, ob es in Pfeilersruh irgendwelche Vorkommnisse gegeben hat, die zu den Anschuldigungen des Inquisitors passen. Doch Mellorie verneint. Im letzten Jahr habe es zwar eine Messerstecherei unter ein paar Pilgern gegeben. Und in dem verfallenen Haus, in dem sich der Alte Wenner vor ein paar Jahren umgebracht hat, soll es angeblich spuken. Doch von einem Kult weiß Mellorie nichts zu berichten.
Wir beschließen, dass etwas zu tun ist. Vater Garwin und Rembrandt machen sich mit einem Wasserkrug auf zum Kastenwagen, in dem Anna wieder gefangengehalten wird.
Doch die Soldaten, die den Wagen bewachen, verweigern ihnen den Kontakt zu Anna und zerstören sogar den Wasserkrug. Gurni und Knirps Made versuchen, beim Inquisitor vorzusprechen. Der Zwerg erklärt, er habe eine wichtige Botschaft für Carabandius, es gehe um Leben und Tod. Doch auch hier beißen die Gefährten auf Granit und werden vertrieben. Auf Knirps Made wird sogar ein Schuss abgegeben, der zum Glück nicht trifft.
Als wir wieder im Gasthaus sind, kommen zwei Bewaffnete und fordern Gurni auf, mit ihnen zu kommen. Vater Garwin darf den Kameraden begleiten. Sie werden nach Waffen durchsucht und in das Zelt des Inquisitors geführt. Neben einem Tisch und einem Pult, an dem der Schreiber steht, befinden sich noch ein Kohlebecken, eine Fixierbank und eine Auswahl an Folterwerkzeugen in dem Zelt. Carabandius sitzt hinter seinem Tisch. Er will von Gurni wissen, was für eine Botschaft der Zwerg für ihn habe. Gurni knurrt, dass der Inquisitor ein falsches Geständnis durch Folter aus Anna herausgepresst habe und das bereuen werde. Einer der Leibwächter tritt ihm von hinten in die Kniekehlen und zieht sein Schwert.
„Eine falsche Bewegung, und ich schlitze dir die Kehle auf!“
Der Inquisitor befindet, dass Gurni ihm mit dem Tod gedroht hat und dass der Zwerg dafür brennen muss. Vater Garwin versucht, die Wogen zu glätten und fragt, ob die Anschuldigungen gegen das Dorf nicht doch falsch sein könnten. Aber Carabandius wiegelt ab. Er habe mannigfaltige Anschuldigungen aus unterschiedlichen Quellen vorliegen und sein nicht wegen unbestätigten Gerüchten nach Pfeilersruh gekommen.
Der Inquisitor lässt Gurni zu den anderen Gefangenen in den Wagen sperren. Vater Garwin kehrt ohne ihn ins Gasthaus zurück und erstattet Bericht. Als wir uns besorgt fragen, wie wir unserem Gefährten beistehen können, erhalten wir unerwartet Rückendeckung von Bruder Lorenz. Der Inquisitor hat nicht das Recht, Gurni wegen der Drohung zu verbrennen. Carabandius darf nur Ketzer und Dämonenanbeter hinrichten. Die Todesdrohung hingegen ist ein Fall für ein weltliches Gericht. Daran sollte der Inquisitor vielleicht erinnert werden. Während sich Vater Garwin auf den Weg zu Carabandius‘ Zelt macht, versucht Gurni mit den anderen Gefangenen ins Gespräch zu kommen. Doch sie haben mit dem Leben scheinbar schon abgeschlossen und wollen nicht mit ihm reden. Tatsächlich wird Vater Garwin noch einmal vor den Inquisitor gelassen. Er bietet den Kadaver des Monstrums gegen die Freiheit des ungehobelten Zwerges an. Doch weil Carabandius nicht glaubt, dass die Kreatur etwas mit dem Kult zu tun hatte, schließlich scheint sie kein Dämon gewesen zu sein, hat er daran kein Interesse. Dennoch erklärt Carabandius, dass der Gurni freilassen wird, wenn die Kultisten hingerichtet sind. Sollte es jedoch einen weiteren Vorfall mit dem Zwerg geben, wird er erschossen werden, stellt der Inquisitor klar. Und so kommt es, dass an diesem Abend vier Leben in den Feuern der Inquisition ihr schreckliches Ende finden. Während sich die anderen die Hinrichtung nicht mitansehen möchten, stehen Rembrandt und Vater Garwin zwischen den Dörflern. Als Anna Wieher von den Feuern verschlungen wird, fällt es dem Priester schwer, den Blick nicht abzuwenden. Nur am Rande bemerkt er, dass Gurni neben ihn und den Halbling tritt. Wenigstens hat der Inquisitor den Zwerg betreffend Wort gehalten. Am morgigen Tage wollen die Gefährten Pfeilersruh verlassen. Nur eine Pflicht verbindet sie noch mit dieser Gegend: einmal im Jahr, kurz vor der Sonnenwende, zum Alten Nöck zurückzukehren und das Bannritual gegen die Untoten zu wirken. Und wer weiß? Vielleicht kommt es irgendwann zu einer erneuten Begegnung mit dem Inquisitor Estran Carabandius?

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