Briefe in die Heimat: Seuchen, Vampire und Trolle

Schreibe eine Antwort

15. April 2512, Übersreik, Reikland

Liebe Hildrun,

viel Zeit ist seit meinem letzten Brief nicht vergangen und doch ist viel passiert, das ich dir gerne berichten möchte und dich wissen lassen, dass es mir gut geht.

Ich hatte ja berichtet, dass wir in diesem vermaledeiten Haus, nein, Loch, trifft es eher, eingesperrt waren und die Quelle des Unheils, die Vampirin, vernichten konnten. Wir waren völlig geschafft und da es mitten in der Nacht war, schien es das Beste, bis zum Morgen zu ruhen.

Mehr schlecht als recht schliefen wir, bis die ersten Sonnenstrahlen uns früh wieder aufweckten. Ruben sah als erstes nach den Kranken im Nebenraum. Eine weitere Person, ein alter Mann, war in der Nacht verstorben. Der Hausmeister Gino transportierte ihn wie die anderen ab, wohin, soll sein Geheimnis bleiben. Für einen Oger ist er sympathisch und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass man ihn, da er ja gleichermaßen stark wie tumb ist, vielleicht dazu benutzen könnte, die ganze korrupte Bande hier… schob den Gedanken dann aber wieder fort. Ein anderes Mal.

Wie dem auch sei, zumindest bei der Medici Alexandra Guiliani konnte Ruben positives berichten: sie gesundete. Das waren endlich gute Nachrichten, konnte sie doch, sobald sie wieder ansprechbar war, ihre Aufzeichnungen und Theorien bestätigen. Ganz sicher schenkt man uns hier keinen Glauben, und wenn ich ehrlich bin: ich würde so eine Geschichte ebenfalls nicht glauben.

Wir überlegten, die Leiche der Vampirin aus dem Keller zu holen; vielleicht gab das der Geschichte mehr Glaubwürdigkeit. Leider war die schon von Ratten angenagt und nicht mehr zu identifizieren. Auf dem Weg aus dem Keller heraus beschlich Ruben das Gefühl, das wir hier nicht alleine sind… Schnell verließen wir dieses Rattenloch und verbarrikadierten die Kellertür von außen.

Wir hofften, dass man uns auch ohne Leiche Gehör schenken wird und gingen zur Vordertür, wo ich einen Weibel namens Bronstein herbeirief. Der war wie alle anderen hier genervt von der Nachschicht. Ich hätte gerne mit ihm getauscht. Er hörte uns an, wollte uns aber natürlich nicht glauben. Zumindest konnten wir ihn überzeugen, nach einem Mitglied der Medicus-Gilde zu schicken.

Daraufhin erschien ein Popanz mit Namen Doktor Otto Krupp. Auch dieser hörte sich vor allem gerne selber reden, doch mithilfe der Aufzeichnungen der Medici bekamen wir seine Aufmerksamkeit. Er lavierte herum und war unsicher, was er tun sollte. Da erschien unerwartete Hilfe in Person von Rudi. Er sprach mit uns und danach mit dem Doktor unter vier Augen. Der Doktor eher erregt, Rudi dagegen ruhig. Nach kurzer Zeit verfügte dann Doktor Krupp die Aufhebung der Bannmeile. Jeder der herauswollte, musste allerdings eine Untersuchung über sich ergehen lassen.

Was auch immer Rudi gesagt hatte, es hatte gewirkt. Wobei es mich nicht wundern würde, wenn er etwas gegen den Doktor in der Hand hatte und ihn so überzeugen konnte. Das war mir in diesem Moment tatsächlich völlig gleichgültig und ganz kurz regte sich ein kleines Gefühl von Dankbarkeit. Aber nur ganz kurz.

Etwas dauerte es noch, aber gegen Mittag wurde das Haus dann tatsächlich freigegeben. Wir wurden untersucht, wo natürlich nichts gefunden wurde, und verließen den Platz. Uns allen war nach einem langen Bad und frischer Kleidung, weshalb wir als erstes ein Badehaus ansteuerten. Danach trafen wir Rudi, der uns zu einem ausgiebigen Mahl in den „Krächzenden Raben“ einlud. Dort erzählten wir ihm, was in dem Haus geschehen war. Den nächsten Tag gab er uns frei. Was war los mit ihm?

Später fiel uns auf, dass wir die Aufzeichnungen der Medici und, viel wichtiger, das Tagebuch der Vampirin nicht mehr hatten. Zufällig trafen wir Weibel Bronstein, der aber auch nichts über den Verbleib wusste.

Uns war klar, dass das Buch größere Probleme verursachen würde. Ein Hochadliger aus Bretonia, ein Vampir? Und dazu unsere Namen im Buch, wir mussten es wiederbeschaffen.

16. April 2512

Am nächsten Tag trafen wir uns dann mit dem Kaufmann Kurlass Meingot. Dieser erhöhte sein Angebot auf 15 Goldkronen, wenn wir Beweise für die Schuld von Barlin Silberbart am Tod der anderen Kaufleute finden. Wir sagten ihm ab, da wir keine Möglichkeit sahen, wie wir hier zu Ergebnissen kommen sollten. Resigniert drückte er uns 10 Silbermünzen in die Hand und gab uns den Rat, uns vor Barlin in Acht zu nahmen.

Als er gegangen war, schlug ich vor, die ganze Geschichte einfach Barlin zu erzählen, so hätten wir bestimmt die beste Chance, dass wir in Ruhe gelassen werden. Zumindest von ihm.

Danach gingen wir zum Haus der Medicus-Gilde, um mehr über den Verbleib des Buches herauszufinden. Wir sprachen mit einem Gehilfen von Doktor Krupp namens Felix von Hohenhof, der aber nicht wirklich weiterhelfen konnte. Zumindest war die Chance groß, dass sich das Buch zur weiteren Untersuchung hier im Haus befand.

Auf legalem Wege würden wir wohl kaum in den Besitz des Buches kommen, also überlegten wir, ob ein Einbruch vielleicht das Mittel der Wahl wäre. Soweit ist es schon gekommen, als ehrbarer Bürger verkommt man in dieser Stadt zu einem Kriminellen. Aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel.

Den Rest des Tages nutzen wir für einige Besorgungen. Ich verkaufte das Silberbesteck aus dem Keller und Alanus versuchte einen Käufer für den Dolch von Hannah Baumann zu finden. Empfohlen wurde ihm ein Schmiedemeister mit Namen Dordean Trauersinn, den wir aufsuchten. Dordean, ein Elb, war eher reserviert, taute aber im Verlaufe des Gespräches auf und wusste einige interessante Ding zu berichten.

Der Dolch trug das Zeichen eines Meisters, einem Kisleviten namens Anatoli Karamasur. Der lebte in Bögenhafen, gilt aber seit einiger Zeit als Verschwunden. Angeblich hatte er sich mit Kultisten des Wandelnden Griffs eingelassen. Zu dieser Zeit trieb in Bögenhafen interessanter Weise ein Flusstroll sein Unwesen. Zur gleichen Zeit wurde auch der Magier Gunter Schwoch von der Attentäterin Hannah Baumann in Bögenhafen ermordet.

Auch Eluharath Wellenkamm kannte er, früher war er viele Jahre mit ihm auf Reisen. Eluharath war ein angesehener Diplomat und hatte die ganze Welt bereist. Dann hatte er sich wohl mit einem Dämon namens „Der Henker“ gemessen, wodurch er sein jetziges, sehr verhärmtes Aussehen erhielt.

Die nächsten Wochen vergingen erstaunlich ereignislos. Wir versahen unseren Dienst, wurden aber von merkwürdigen Ereignissen verschont. Wir beschatteten Trudi Schreiber, die regelmäßig Armen- und Waisenhäuser besuchte und sich ab und an mit Tilo Bärmarder traf und absolut unauffällig war.

Gerwin knüpfte ein paar Kontakte mit Personen, die ich lieber nicht näher kennen lernen möchte. Er meinte, das würde den Einbruch in die Medicus-Gilde erleichtern. Ruben ging regelmäßig zu Gino, um ihn mit Essen zu versorgen, ebenso wie ich Essen zu Annika ins Waisenhaus brachte. Annika schien mir nach und nach mehr zu vertrauen, sie erzählte, dass Trudi einst selbst Waisenkind war und zu den Guten gehört. Was auch immer das in dieser Stadt heißen mag. Außerdem bot sie an, dass sie Informationen beschaffen kann, da ihre Waisenkinder in der ganzen Stadt unterwegs sind.

Auch die Medici Alexandra Guiliani besuchten wir. Ihr ging es inzwischen wieder gut und sie bedankte sich für ihre Rettung. Dafür würde sie uns bei Gelegenheit einen Gefallen tun. Sie bot Ruben an, ihn zu einem Medicus auszubilden, was er sicherlich als Kompliment auffassen kann.

Auch Sybille Hagerdorn, der wir zwischenzeitlich über den Weg liefen, unterbreitete Ruben nochmals das Angebot, ihn auszubilden. Tatsächlich sind meine Beobachtungen wohl richtig: in Ruben steckt weit mehr.

Alexander Grün war inzwischen genesen und wurde von Cordelia vor Hannah Baumann versteckt, die immer noch ihr Unwesen trieb. Wir sollen ihr bei Gelegenheit helfen, Alexander aus der Stadt zu schmuggeln.

Offiziell hieß es in der Stadt, dass kein Troll existiert, obwohl immer mehr Menschen am Fluss auf mysteriöse Wiese verschwanden. Die Gilde der Kanalwächter sollte aktiver werden. Sollten wir vielleicht doch einen Versuch wagen, den Troll zu erlegen?

Und noch eine interessante Information kam uns zu Ohren. In Übersreik existiert eine Grabkapelle. Ein bretonischer Ritter aus einer alten und mächtigen Familie ist hier der Hüter. Sein Name ist Hugo de Clermont-Brissac. Oje. Was hat Sigmar nun wieder mit uns vor?

Ich halte dich auf dem Laufenden, wie es mir weiter ergeht. Lass bitte bald wieder von dir hören und richte den werten Eltern meine besten Grüße aus!

Herzlichst
Dein Konrad

Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.