Missetat in Pfeilersruh 2 – Der Bürgermeister und der Nekromant

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Übungsaufsatz 31- geschrieben von Krätze

Ich bin jetzt schon ein paar Wochen bei Wilbur und da wir bald nach Kreutzing aufbrechen, werden unsere Übungen seltener werden. Daher hat er mir heute die Aufgabe gestellt, dass ich als Übung von den Geschehnissen im Alten Wald schreiben soll. Dabei tut mir doch schon das Handgelenk weh, und ich kann die Tinte bald nicht mehr riechen. Außerdem hat die Bäuerin Tamina einen ganz wunderbaren Löffel, den ich erst gestern entdeckt habe. Ich muss den unbedingt inspizieren. Er hat aus der Ferne ein interessantes Verhältnis von Stiel und Laffe …. Wilbur sagt ich soll mich nicht ablenken lassen, und mein Handgelenk interessiert ihn nicht. Bei allen Elfenkönigen, ich bin froh dass es nur Lesen und Schreiben ist, das er mir beibringt, und nicht das Lautespielen. Wie der Halbling seine Finger verbiegen kann …. Ich sollte jetzt wirklich anfangen und nicht weiter seinen guten Papyrus verschwenden. Warum heißt es eigentlich Papy….

Ich erinnere mich noch gut wie wir im Schatten der Bäume das Zeltlager entdeckten. Dieses Wechselbalg oder was immer es auch war rief in das eine von den drei Zelten hinein.

Aldemar? Bist du da?”

Aldemar war aber nicht da. Dafür etwas sehr viel schauderhafteres. Aus einem der anderen Zelte kam wankend und schlurfend eine Frau heraus. Ihre Haut war aschfahl, ledrig, und offensichtlich hatte Verwesung in Teilen schon ihr übriges getan. Mit einem unheimlichen Stöhnen, und für meinen Geschmack viel zu behände, griff es den Dorulf Doppelgänger an. Mir fuhr es durch Mark und Bein, aber da sich die anderen auch kampfbereit machten, unterdrückte ich meinen Instinkt, einfach weit weg zu laufen und legte mit zitternden Händen einen Stein in meine Schleuder und traf den wandelnden Leichnam am Kopf. Es kam mir damals alles deutlich länger vor, aber es hat wohl nur ein paar Sekunden gedauert, da hatten wir den – Wilbur sagt wir einigen uns auf Zombie – Zombie niedergestreckt.

Vor uns stand, ich würde sagen, eine ziemlich perfekte Kopie des Jägers Dorulf. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich den Toten auf dem Weg zu diesem Lager entdeckt hatte, sonst hätte uns der Doppelgänger wer weiß was für Lügengeschichten auftischen können. Wilbur und Melina stellten ein paar eindringliche Fragen, und man sah förmlich, wie unser Gegenüber die Scharade fallen ließ. Vor unseren Augen verformte sich der Körper und wurde zu einem Wesen, dass ich so noch nie gesehen hatte. Zwar von der Form her humanoid, aber das gesamte Äußere hatte etwas baum- und rankenartiges und wirkte irgendwie feminin. Es folgte eine obskure Befragung, aber ich muss auch zugeben, dass ich etwas abgelenkt war, da ich lieber schnell die Zelte untersuchte. In aller Kürze: Das eine war ein Wohn- / Schlafzelt. In dem, aus dem der Zombie gekommen war, war ein magischer Ritualkreis mit allerlei Unrat, und im letzten lagen die ausgebuddelten Leichen vom Friedhof der Kirche in Pfeilersruh.

Unterdessen gestand Adira, so hatte sich das Wechselbalg vorgestellt, unter dem scharfen Verhör von Joran, Wilbur und Melina. Sie gestand, dass dies das Lager von Aldemar Kemp, dem Sohn des Bürgermeisters von Pfeilersruh, war. Aldemar war von der Magierakademie geflogen und wollte es aber aller Welt zeigen, dass er es richtig drauf hatte. Und dass er sich mit der Erweckung von Toten beschäftigte, lag anscheinend daran, dass irgendetwas seiner Schwester wohl widerfahren war. Adira war an der Magierschule als Magd angestellt und hatte sich bis über beide Ohren in Aldemar verliebt und wollte ihm deswegen unbedingt helfen. Deswegen hatte sie den Priester getötet, seine Rolle angenommen, da sie so die Leichen vom Friedhof ausbuddeln konnte. Sonst wäre das ja alles aufgeflogen. Während sie dies alles erzählte, bat sie uns immer und immer wieder, dass wir unbedingt nach Aldemar suchen müssten, vielleicht wäre ihm was geschehen. Wir ließen uns schließlich breit schlagen und machten uns auf die Suche. Während ich nach Spuren suchte, nahmen die anderen ein paar wichtig scheinende  Dinge aus den Zelten mit.

Die Spur führte weiter in den Alten Wald hinein, aber unsere Bemühungen waren schon nach einer Viertelstunde von Erfolg gekrönt. Ein ziemlich von seinen eigenen Fähigkeiten erschrockener Aldemar lief uns praktisch über den Weg. Adira war überaus glücklich und flog ihrem Liebsten in die Arme. Etwas zu laut für meine spitzen Schlappohren flüsterte sie in sein eher rundliches Ohr, dass sie vor uns fliehen müssten. Ich zischelte, dass sie das besser nicht machen sollten und legte einen weiteren Stein in meine Schleuder ein. Und tatsächlich blieben sie wie vom Donner gerührt stehen. Ich bin immer noch etwas perplex. Normalerweise hört niemand auf Krätze.

Wir nahmen die beiden in unsere Mitte und gingen den Weg zurück nach Pfeilersruh. Auf dem Weg befragten wir beiden noch ein wenig. Adiras Tarnung war nur aufgeflogen weil sie Edgar in flagranti dabei erwischt hatte, wie er eine Reliquie aus der Kirche stahl. Daraufhin hatte der sein Messer gezückt, und so war erst die Monstergeschichte ins Rollen gekommen. Mit den dunklen Zeichen, die wir im Wald entdeckt hatten, kannte sich Aldemar auch nicht aus. Weder hatte er sie angefertigt, noch wusste er, wer sie schrieb und auch nicht was sie bedeuteten. Dafür war er sich in einer Sache sehr sicher, nämlich, dass wenn sie erstmal in Pfeilersruh waren, sein Vater schon alles richten würde. Und so sollte es dann auch kommen.

Vor dem Gasthaus erkannte Melina das Pferd vom Bürgermeister, und Aldemar wurde daraufhin ganz fickerig und mahnte, dass man doch nur zu seinem Vater gehen müsste. Dann würde sich schon alles aufklären. Aber als erstes gingen wir zu Harald Kreys Wohnhaus, wo sich in einem Anbau auch gleichzeitig die Wachstube und das Gefängnis befanden. Man merkte ziemlich schnell, dass Harald ein guter Freund der Bürgermeisterfamilie Kemp war bzw. ist und alle Schuld für das von Wilbur Berichtete bei dem Wechselbalg suchte. Wilbur versuchte mit dem störrischen Harald Krey zu argumentieren, doch im Endeffekt wurde Adira in der freien Zelle eingesperrt, Aldemar wurde gebeten im Gefängnis zu warten, und ich bot mich an, auf die Leute dort aufzupassen, während der Rest nun wirklich zum Olmor Kemp ins Gasthaus ging. Leider waren im Gefängnis noch die 4 Schläger, die tags zuvor eine handfeste Auseinandersetzung mit Harald hatten. Kaum waren die anderen verschwunden, versuchten sie mich zu überreden, sie raus zu lassen. Sie wurden immer hartnäckiger und auch verführerischer, denn sie boten mir Löffel an so viele ich haben wollte. Ich wand mich,h aber hielt es irgendwann nicht mehr aus und floh quasi aus dem Gefängnis, mit Aldemar im Schlepptau, ebenfalls ins Gasthaus.

Dort hatten schon Joran, Melina und Wilbur dem Bürgermeister unsere Erlebnisse geschildert. Für Olmor Kemp war die Sache jedoch nicht so sonnenklar wir für uns. Offensichtlich war doch alles die Schuld des Wechselbalgs. Und ihr geliebter Aldemar hing anscheinend nicht so sehr an ihr, wie anders herum. Es kam kein Wort zur Verteidigung seiner Gefährtin über seine Lippen. Als bekannt wird, dass Edgar mit der gestohlenen Reliquie aus dem Dorf bereits abgereist war, ist dies auch ungleich bestürzender, als dass der Sohn des Bürgermeisters Nekromantie betreibt. Die Herren Krey und Kemp einigten sich, dass Harald den Dieb verfolgen und Olmor seinen Sohn unter Hausarrest stellen würde. Wilbur war darüber so erbost, dass er zurück ins Gefängnis ging. Dort waren die Schläger bereits dabei, die Tür ihrer Zelle aufzubrechen. Wilbur bat um ein paar Augenblicke, um mit Adira zu reden, danach würde er sie gewähren lassen. Die Schläger ließen sich auf dieses Angebot ein. Der Halbling berichtete dem Wechselbalg, dass es Aldemar anscheinend gleichgültig war, was mit ihr passierte und dass das Urteil über sie wohl Tod lauten würde. Adiras kleine heile Welt brach in sich zusammen, und sie machte sich selber Vorwürfe, dass sie, wie immer, zu gutmütig war. Leicht weinend setzte sie sich nieder in die hinterste Ecke ihrer Zelle.

Danach überschlugen sich die Ereignisse. Kaum war Wilbur aus dem Gefängnis heraus, da schafften es auch schon die Schläger ihre Zelle aufzubrechen. Die Vier und der Halbling begegneten sich sogar nochmal draußen, bevor sie in Richtung See sich aus dem Staub machten. Wilbur ergriff die Gelegenheit und befreite daraufhin Adira aus ihrer Zelle und befahl ihr, ihn zu boxen, damit es so aussehen würde, als hätte man ihn nieder geschlagen. Und wirklich klappte dieser Winkelzug von Wilbur. Harald Krey fand den am Boden liegenden Halbling und glaubte ihm die vermeintlichen Geschehnisse. Er ermahnte den Halbling nochmal eindringlich, dass der Aldemar hier nicht das Problem sei. Er würde nun den Dieb der Reliquie verfolgen, und Wilbur sollte die Mörderin wieder einfangen. Wir aber ließen Adira laufen und verabredeten uns für den nächsten Morgen, um das Zeltlager von Aldemar Kemp zu sichern.

In den letzen Tagen und Wochen seit dieser Nacht ist mittlerweile wieder Ruhe ins Dorf eingekehrt. Aldemar wurde tatsächlich nicht wieder gesehen. Hoffentlich hat der Bürgermeister seinen Sohn gut weg geschlossen und ihn nicht laufen lassen, so wie wir es mit Adira gehandhabt hatten. Die ausgebuddelten Toten wurden zum zweiten Mal beerdigt, und Harald Krey konnte den Dieb tatsächlich in Avelten stellen, so dass mittlerweile die Reliquie wieder in der Kirche ist. Jäger berichten, dass es im Alten Wald noch unheimlicher geworden ist. Ob das an diesen seltsamen Zeichen liegt? Ich habe angefangen die Bücher zu studieren, die wir in Aldemars Zelten gefunden hatten. Natürlich nicht dieses Nekromantiezeug, aber die Bücher aus der Zauberakademie sind eigentlich gar nicht so schwer zu begreifen, auch wenn Wilbur das immer wieder behauptet. Vor ein paar Tagen kam nun just wieder der Bürgermeister Olmor Kemp zu Wilbur. Da das Dorf immer noch keinen Ersatz für den getöteten Priester Salomon aus Kreutzing bekommen hat, bat er Wilbur für das Dorf im Dom dort vorzusprechen. Wilbur hat eingewilligt, und ich werde ihn begleiten. Ebenso Joran, der bei Harald Krey aushilft, wird zu unserer Unterstützung mitkommen. Melina hat wohl auch Besorgungen in Kreutzing zu erledigen, so dass wir wieder zu viert in ein paar Tagen aufbrechen werden.

Nachtrag: Wilbur hat diese Übung gelesen und war einigermaßen zufrieden. Es soll aber keiner erfahren, dass er Adira befreit und hat laufen lassen. Deswegen soll ich den Text verbrennen. Aber das ist doch guter Papyrus. Ich verstecke ihn lieber.

 

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