Die Teufelsratten von Kronau I – Pocken und ein alter Bekannter

Schreibe eine Antwort

16. Mai 1733 – Nach zwei Tagen Rast verließen Karl, Johann, Heinrich, Don Ignaçio und ihr neuer Freund Roland Voss, seines Zeichens Inquisitor, aber vor allem Besitzer eines Maultiers und eines Karren, auf dem die gemeinsame Beute transportiert werden konnte, den Lindenhof. Piotre Kulikow, der Techniker, der für die Schwarzfedern den Seelenreißer gebaut hatte, begleitete sie. Die Jäger waren übereingekommen, dass man ihm helfen wollte, seine Frau und Kinder zu befreien, damit er nicht mehr gezwungen war, der Bande seine teuflischen Maschinen zur Verfügung zu stellen. Karl hatte etwas Sorge, dass der Russe sie verraten würde, um die Seinen zu schützen, aber was für Alternativen hätten er und seine Gefährten sonst? Die Familie ihrem Schicksal überlassen? Wohl kaum.

Am Abend erreichte die Gruppe einen Waldbauernhof etwas abseits der Straße. Als sie sich den Häusern näherten, erhob sich ein Schwarm Krähen unter lautem gekrächtze. Außer dem grunzen einiger Schweine regte sich auf dem Hof nichts. Schon bald bestätigten sich den Jägern ihre schlimmsten Befürchtungen. Alle Leute auf dem Hof waren tot. Ein Mann lag ziemlich entstellt im Schweinepferch, ein weiteres Dutzend war auf der Diele aufgestapelt. Bei den meisten fanden sie Spuren des Kopfrings des Seelenreißers. Die Schwarzfedern waren also hier gewesen. Piotre Kulikow bestätigte das und fügte hinzu, dass sie dutzende dieser entlegenen Gehöfte “besucht” hatten. Konfrontiert mit dem, was er angerichtet hatte, wurde ihm sichtlich übel.

17. Mai 1733 – An diesem Abend nächtigten die Jäger in einem kleinen Dorf, vielleicht eine Stunde abseits der Straße. Dort hörten sie das erste Mal davon, dass in Kronau eine Ausgangssperre verhängt worden war.

18. Mai 1733 – Der dritte Reisetag hatte schon früh bei Sonnenaufgang begonnen, um am Abend noch Kronau zu erreichen, bevor die Stadt gegen zehn Uhr verschlossen würde.
Es gelang den Jägern, noch rechtzeitig Einlass zu finden. Sie kehrten im Gasthaus “Zum Greifen” ein und nutzten die Gelegenheit, mit dem Wirt, Richard Bartling, die aktuelle Situation der Stadt zu besprechen.
Es war eine Seuche im Armenviertel ausgebrochen. Niemand durfte den Teil der Stadt zur Zeit verlassen. Überall dort in den Straßen liefen fette, struppige Ratten herum. Manche waren so groß wie ein kleiner Hund, und ihre Augen schienen in der Dunkelheit aus sich heraus rötlich zu leuchten. Es gab einen Arzt, Doctor Fridolin Seifenberg, der in der Nähe des Gasthauses lebte und sich mit der Seuche intensiv beschäftigt hatte. Es war wohl eine Art der Pocken, aber bisher gab es noch kein Heilmittel.

Die Erlasse des Grafen von Kronau

Die Erlasse des Grafen von Kronau

Aber nicht nur von der Seuche wusste der Wirt zu berichten. Vor einem halben Jahr kam wohl der Sohn und einzige Erbe des Grafen Waldemar bei einem Jagdausflug ums Leben. Der Herr von Kronau ist der festen Überzeugung, dass es sich dabei um einen heimtückischen Anschlag von Hexen gehandelt hatte. Seit vier Monaten gibt es mehr und mehr seltsame Erlasse (s. Bild), und der Graf hob eine beachtliche Streitmacht aus.

Zu guter Letzt erkundigten sich die Jäger noch nach Gerold von Freyberg, zu dem der Wirt nichts zu berichten wusste, und nach Hubert Gimpel. Zum allseitigen Erstaunen kannte Richard Bartling den Schuft und dem nicht genug, er beherbergte ihn sogar aktuell in einem der Zimmer.
Es brauchte etwas Überredungskunst, doch schließlich konnten die Jäger das Zimmer im Beisein des Wirts in Augenschein nehmen. Leider konnten sie nichts aufschlussreiches finden. Richard Bartling wusste allerdings, dass Gimpel ins Armenviertel “Zum wilden Stier” wollte. Es war anzunehmen, dass er sich dort mit einem Kaufinteressenten für die Seelenlichter treffen wollte.

19. Mai 1733 – Bevor die Jäger sich entscheiden wollten, ob sie in das Armenviertel gehen, statteten sie Doctor Fridolin Seifenberg einen Besuch ab. Dabei handelte es sich um einen kauzigen, aber wohl sehr gelehrigen älteren Herren. Im Wesentlichen bestätigte er das, was die Jäger bereits wussten. Allerdings hatte er ein Exemplar dieser Teufelsratten. Und tatsächlich: die Augen glühten rötlich. Seifenberg brauchte weitere Exemplare für seine Forschungen an einem Gegenmittel. Er war bereit, pro Ratte sechs Gulden zu zahlen.

Nach ihrem Gespräch mit dem Doctor waren sich, nach kurzer Diskussion, alle einig. Es würde kein Weg druhm herum führen, das Armenviertel zu betreten. Doch zuvor verkauften die Jäger noch ihre Beute, teilten die Gelder auf und hörten sich in der Stadt ein wenig um. Dabei erfuhren sie, dass in Kronau einer der mittlerweile nur noch sechs Schwarzfederbrüder, Matthias Schwarz, eine bekannte Unterweltgröße war. Außerdem gab es Berichte, dass Walter Schwarz mit einer Bande das Umland unsicher machen soll.

Als es Abend wurde, bereiteten sich die Jäger darauf vor, dass Armenviertel zu betreten. Hinein würde nicht schwierig werden, aber kamen sie auch wieder heraus?

thd

Über thd

1984 DSA 1 zum Geburtstag gewünscht und wider Erwarten die Basis-Box bekommen. Nachdem ich Silvana drei mal befreit hatte, merkte ich, dass ich Mitspieler brauchte, um mit der Box weiter etwas anfangen zu können. Glücklicherweise sah ein Freund aus der Nachbarschaft die Bücher bei mir herum liegen und meinte, sie würden in einer Runde etwas ähnliches Spielen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Klar hatte ich das, und so bin ich mit Dungeons & Dragons angefangen. Zahlreiche Runden, Systeme und eine Vereinsgründung später, findet sich auf THORNET ein ziemlich großer Ausschnitt meiner Rollenspielerlaufbahn.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.