Der Dachs

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Aus den Aufzeichnungen von Zahir Errant von Boron, welcher auf seiner Reise begleitet wurde vom Adeptus Minor Kolja Turleff, dem horasischen Krieger Don Marco di Adante, dem Gelehrten Ninjo Lattanziani und Erian Tappenbeg, einem Hallodri und Frauenschwarm.

Nach meinem Gespräch mit dem Anconitenbruder Conius suchte ich Vater Hilberian in seinem Haus nahe dem Boronschrein auf. Er hatte beide Mordopfer auf dem Grabanger bestattet, konnte sich aber nicht mehr an alle Details erinnern. Mehr als wir bisher schon herausgefunden hatten wusste er nicht.
Ich traf mich mit meinen Reisegefährten am Abend wieder im Haus der Eisingers. Kolja hatte mit den beiden Mohadienern des Novadis, Sibu und Bubu, gesprochen. Beide sagten, dass Raschim Al-Fessir Fasar damals, anders wie von unserem Gastgeber behauptet, freiwillig verlassen hatte, weil er hier in Albenhus näher am Kosch war, von wo er von den Zwergen seine Handelswaren, Schmuck und Koschbasalt, besser beziehen konnte. Außerdem hatte er beide Mohas in die Freiheit entlassen, so dass man ihm sicher keinen Sklavenhandel vorwerfen konnte.
An diesem Abend saß ich im Salon der Hauses und begann mit diesen Aufzeichnungen. Erian versuchte heimlich in Eisingers Arbeitszimmer zu gelangen, was ihm aber misslang. Ich hatte noch ein kurzes Gespräch mit der Mutter des Händlers, welche aber unwissend und vor allem wegen der Anschuldigungen auch verärgert war (natürlich hatte ich keine konkreten Vorwürfe vorgebracht sondern mich vielmehr auf die zuvor getätigte Prophezeiung bezogen).
Am späten Abend unternahmen meine Gefährten und ich noch einen Spaziergang. Don Marco, Ninjo und Kolja hatten im Haus von Al-Fessir mit der Tänzerin Delila gesprochen. Man hatte mittlerweile alle frei gelassen außer Raschim selbst und seine Wächter. Delila berichtete davon, dass Al-Fessir ihr großzügig Zuflucht gewährt hatte, nachdem sie aus Fasar fliehen musste, weil sie dort ihren vorherigen Herren tödlich beleidigt hatte. Sie bestätigte außerdem noch einmal die Angaben der beiden Mohas. Des weiteren berichtete sie recht aufgelöst von einer Begegnung, die sie vor zwei Wochen in der Stadt gehabt hatte. Ein flachsblonder Mann, Mitte Dreißig, hatte sie auf dem Markt angesprochen. Er schien von ihrer Vergangenheit und der Flucht zu wissen. Er drohte ihr, sie zu verraten und nach Fasar auszuliefern. Damit er dies nicht tat, sollte sie den belastenden Brief und das Fläschchen in dem Schreibpult verstecken. Hierzu gab er ihr einen Schlüssel für das Möbel. Delila wusste sich nicht anders zu helfen, als den Anweisungen folge zu leisten. Nun war sie am Boden zerstört und machte sich Vorwürfe, dass sie ihren Herren verraten hatte.
Wir kannten jetzt die ganze Geschichte, nur an einem handfesten Beweis mangelte es uns. Wir mussten herausfinden, wer der Erpresser war und in welcher Beziehung er zu Ebelfried Eisinger stand.
Ich ging noch einmal ins Gasthaus „Zum torkelnden Einhorn“ und sprach mit dem Wirt, der aber niemanden kannte, auf den die Beschreibung des Gesuchten passte.

Am nächsten Morgen, dem 5. Rondra 1017 BF, berichtete Erian von seinem Gespräch im „Kielschwein“ mit zwei Lagerarbeitern von Eisingers Kontor, Poffo und Roban, die einen Mann kannten, auf dem die Beschreibung Delilas passte. Dieser hatte von Zeit zu Zeit mit Ebelfried Eisinger Kontakt. Sie wussten nicht, wie er hieß, aber man nannte ihn in der Stadt den Dachs.
Ich suchte meinen Glaubensbruder Hilberian auf. Er hatte schon vom Dachs gehört. Bei dem Mann schien es sich um eine Unterweltgröße der Stadt zu handeln. Niemand wusste, wo er wohnte, aber Hilberian verwies mich an den „Honigtopp“, einer Kaschemme bei den Baracken. Er warnte mich allerdings, dort nicht alleine aufzutauchen.
Ich besprach mich mit meinen Gefährten, und wir kamen überein, dass Erian sich ein wenig umhören sollte, um den „Honigtopp“ zu finden. Zusammen mit Don Marco und Ninjo sollte er sich dort dann nach dem Dachs erkundigen. Kolja und ich warteten so lange im „Einhorn“.
Am Abend hatten wir dort wie besprochen Stellung bezogen. Es dauerte eine Weile, bis die Drei, alle in ärmliche Lumpen gekleidet, zurück kamen. Ihre Mission schien erfolgreich gewesen zu sein. Nachdem sie sich umgezogen hatten, berichtete Erian, dass der Dachs eigentlich Darion Eschenberg hieß und bei der Witwe Hopfer in der Fischerstadt wohnte. Wir brachen direkt dorthin auf und drangen in die Wohnung des Dachses ein. Dieser rettete sich zunächst durch einen Sprung aus dem Fenster und lief in die Stadt. Während meine Gefährten den Flüchtenden verfolgten, untersuchte ich seine Kammer im Haus. Ich fand nichts belastendes, doch plötzlich stand die alte Witwe Hopfer, aufgebracht, ängstlich und mit einem Nudelholz bewaffnet, hinter mir. Ich danke Boron, dass es mir gelang, sie zu beruhigen.
Als ich das Haus verließ, hatten meine Gefährten den Dachs gestellt. Dafür, dass wir ihn laufen ließen, lieferte er uns Hinweise, wie wir Raschims Unschuld und Ebelfrieds Beteiligung an diesem Komplott beweisen könnten. Ebelfried Eisinger war an den Dachs herangetreten und hatte ihn beauftragt, den Novadi zu kompromittieren. Hierzu hatte der Dachs einen Schreiber im Zwergenviertel namens Elgift aufgesucht und ihm das Schriftstück diktiert, dass wir später in Raschims Schreibtisch fanden. Danach hatte er sich das Gift von der Steuerfrau der „Blauen Salzarele“, einer thorwalschen Flussschifferin namens Vipka, besorgt. Sie war in den einschlägigen Kreisen dafür bekannt, dass sie alle illegalen Güter von Havena über den Fluss verbrachte.
Der Dachs schlug vor, zunächst mit dem Zwergen Elgift zu sprechen und ihn unter Druck zu setzen. Notfalls sollten wir den „Garether Schnaps“ erwähnen – was auch immer das bedeute. Der Dachs selber war klug genug zu erkennen, dass er Albenhus besser verlassen sollte. Wir kehrten an diesem Abend erst einmal zurück in Ebelfried Eisingers Haus und legten uns schlafen.

Am nächsten Morgen setzten wir früh nach Alben über und suchten den Zwergen Elgift in seiner Schreibstube auf. Es brauchte nicht viel und er gestand alles. Gemeinsam mit Delila und Elgift gingen wir dann zur Stadtwache und berichteten dem diensthabenden Weibel von unseren Ermittlungen. Sofort wurden Soldaten in den Hafen geschickt. Die „Blaue Salzarele“ wurde durchsucht. Die Steuerfrau Vipka verhaftet. Auf dem Schiff fand man tatsächlich Gift, woraufhin die Gefangene ebenfalls alles gestand und ihre Beteiligung an dem Komplott einräumte.
Am frühen Nachmittag hatten wir dann eine eilig anberaumte Unterredung mit der Vögtin Galburga von Hardenfels. Diese glaubte uns zwar, forderte aber einen Beweis, am besten ein Geständnis von Ebelfried selbst.
So gingen wir gemeinsam zum Kontor, Soldaten und die Vögtin folgten uns in einigem Abstand. Wir konfrontierten Ebelfried Eisinger mit den Anschuldigungen. Nach kurzer Zeit brach er ein und gestand alles, woraufhin er von den Soldaten der Vögtin verhaftet wurde.
Noch am Nachmittag ließ man Raschim Al-Fessir frei. Bei Eisingers wollte man uns natürlich nicht mehr beherbergen, so holten wir dort unser Gepäck ab. Erian Tappenbeg sprach noch einmal mit dem Sohn des Händlers, Markus Eisinger, welcher ihm von früher ein Freund war. Doch allem Anschein nach war auch diese Freundschaft nun beendet.
Erzählen will ich noch von Reike, welche in den vergangenen Tagen hier in den Berichten keine Rolle mehr spielte. Auf dem Fest von Raschim Al-Fessir hatte sie sich angeregt mit dem Novadi unterhalten, fast schien es so als wolle sie mit ihm anbändeln. Erian, von Eifersucht getrieben, machte ihr noch an dem Abend eine Szene, woraufhin sie ihn aus ihre gemeinsame Kammer warf (Kolja erzählte sogar, dass sie seine Kleidung und Gepäck aus dem Fenster auf die Straße geschmissen hatte). Nachdem wir nun Ebelfried Eisingers Haus verlassen mussten, wurde natürlich auch Reike vor die Tür gesetzt. Einige böse Worte fielen zwischen ihr und Erian, und während wir zu dem Haus von Raschim gingen, verschwand Reike in der Stadt.
Am Abend gab der Novadi ein Fest. Wir entschuldigten uns dafür, ihn ans Messer geliefert zu haben. Obwohl er noch recht angeschlagen war von den vergangenen Tagen, schien er nicht nachtragend zu sein, eher froh, dass sich alles zum Guten gewandt hatte. Der Höhepunkt des Abends war allerdings ein weiteres Mal der Tanz von Delila. So endete dieser Tag in einem entrückten Traum.

Am nächsten Mittag machte man Eisinger, Elgift und Vipka den Prozess. Alle waren geständig. Elgift verlor seine Bürgerrechte und musste fünfzig Dukaten Strafe zahlen. Man würdigte allerdings, dass er umfassend geständig und kooperativ war und bot ihm eine Anstellung als niederer Gerichtsschreiber an.
Vipka wurde zu Galeerendienst für den Rest ihres Lebens verurteilt.
Ebelfried Eisinger verlor ebenfalls seine Bürgerrechte. Außerdem musste er jeweils fünfhundert Dukaten Entschädigung an Raschim Al-Fessir und an die Stadt Albenhus zahlen. Er wurde zu zehn Jahren Zwangsarbeit im Steinbruch verurteilt.
Auf den Dachs wurde ein Kopfgeld von fünfzig Dukaten, tot oder lebendig, ausgesetzt.
Nach der Verhandlung sprach uns Delila noch einmal an und dankte uns für unsere Hilfe. Als Zeichen ihrer Dankbarkeit schenkte sie Kolja Turleff ihr Diadem. In dem Schmuck eingelassen befand sich ein Drachenauge.

thd

Über thd

1984 DSA 1 zum Geburtstag gewünscht und wider Erwarten die Basis-Box bekommen. Nachdem ich Silvana drei mal befreit hatte, merkte ich, dass ich Mitspieler brauchte, um mit der Box weiter etwas anfangen zu können. Glücklicherweise sah ein Freund aus der Nachbarschaft die Bücher bei mir herum liegen und meinte, sie würden in einer Runde etwas ähnliches Spielen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Klar hatte ich das, und so bin ich mit Dungeons & Dragons angefangen. Zahlreiche Runden, Systeme und eine Vereinsgründung später, findet sich auf THORNET ein ziemlich großer Ausschnitt meiner Rollenspielerlaufbahn.

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