Flammende Rache – Kapitel 1: Der Feuerteufel

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Wir schreiben den zwölften Tag des Monats Frudor im Jahre 2.566 nach dem Schweigen. Die Tage sind noch warm, aber die Nächte werden bereits kühler. Bald werden die Blätter goldbraun von den Bäumen zu Boden sinken und der Winter wird von den eisigen Weiten des Nordens in die Waismark hinunterkriechen. Während dieser Tage zieht eine bunt gemischte Gruppe „Eidgaenger“ durch den Landstrich, den die Menschen hier Brogaerne nennen: Asgrim, der Krieger aus dem Volke der Choár, Cato, der Tunichtgut, der wie Galeon aus dem fernen Imperium stammt, Symael, der Schneider, der mehr als bloß Leinen weben kann und Rastem, der traskitische Jäger. Das Ziel der Eidgaenger ist die große Stadt Ankomahr, die an der Küstenlinie einer großen Meeresbucht liegt. In einigen Wochen wollen die Eidgaenger Ankomahr erreichen, um dort den Winter abzuwarten.

Zu diesem Zweck ist die Gruppe auf dem Weg in das Herzogtum Teryllen, denn von dort soll eine Straße in westlicher Richtung nach Ankomahr führen. Als sich der Tag seinem Ende nähert, erreichen die Eidgaenger einen mit einer Holzpalisade umfriedeten Wehrhof. Nach dem sie seit Tagen keine menschlichen Ansiedlungen oder andere Reisende gesehen haben, ein willkommener Anblick für Cato, Galeon und Symael. Der Herr des Gehöftes ist ein dicker Wirt namens Torulf, der den Wanderern eine deftige Kohlsuppe, sauren Wein und ein warmes Lager für die Nacht bieten kann. Während sie ihr Mal zu sich nehmen, fällt den Eidgängern ein Anschlag mit Siegel neben der Tür des Gasthofes auf. Es handelt sich um eine Bekanntmachung des Barons von Julkert. Der Adelsmann sucht Mietlinge, um die Straßen und Wälder seines Besitzes von Räubergesindel zu befreien. Nachdem den beiden Nordlichtern Asgrim und Rastem die grundlegende Bedeutung von Blaublütigem und von ihnen bezahltem Dienste erläutert werden kann, beschließt die Gruppe, beim Baron von Julkert vorstellig zu werden. Torulf erklärt den Weg; die Baronie liegt etwa eine Tagesreise entfernt hinter einem bewaldeten Bergkamm. Gegen Abend des morgigen Tages wollen die Eidgaenger die Burg des Barons erreichen, doch diese Nacht wollen sie auf dem Wehrhof verbringen. Während Asgrim, Cato, Galeon und Symael sich auf den Schlafboden zurückziehen, legt sich Rastem im Stall zur Ruhe, in dem auch sein Pferd Thrúmm untergestellt ist.

Mitten in der Nacht schreckt Cato aus dem Schlaf. Draußen auf dem Hof jault ein Hund. Sorgenvoll schleicht der imperiale Flüchtling nach draußen. Plötzlich sieht er am Nachthimmel eine flammende Erscheinung. Sie fliegt durch das Firmament und geht irgendwo hinter dem Berg, der sich schwarz vor den Sternen abzeichnet, nieder. Sorgenvoll geht Cato in den Stall, um Rastem zu wecken. Der Jäger sucht den Himmel mit den Augen ab, aber selbst als er auf das Dach des Stalls klettert, kann er nichts Verdächtiges erkennen. Fast schon zweifelt er an Catos Worten, doch auch die Tiere scheinen etwas gespürt zu haben. Der Hofhund hat sich angstvoll in seine Hütte verzogen und auch Thrumm war unruhig. Etwa eine Stunde hält er im leichten Nieselregen Wache, doch weder erscheint ein weiterer „Feuerball“, noch sieht der Traskite Feuerschein hinter dem Berg, dort, wo die Burg von Julkert liegen soll. Auch wenn etwas Bedrohliches geschehen ist, die Menschen auf dem Hof scheinen nicht in Gefahr zu sein. Und falls hinter dem Berg ein Feuer ausgebrochen ist, würden es die Eidgänger nie schaffen, rechtzeitig dort zu sein, um Hilfe zu leisten. Daher beschließt Rastem, die anderen erst am Morgen zu informieren.

Als der Morgen heraufzieht, offenbart sich ein schöner, goldener Herbsttag. Die Eidgaenger machen sich sogleich auf den Weg nach Julkert. Das Land steigt stetig an, aber die Gruppe kommt gut voran. Gegen Mittag lichtet sich der Wald und unter ihnen liegt das Tal der Baronie von Julkert: Kornfelder, ein paar Gehöfte, Wiesen und Wäldchen. Mitten durch das Tal schlängelt sich ein Fluss, an dessen Gabelung sich ein befestigtes Dorf befindet. In der Mitte der Ansiedlung steht ein Kirchturm, offensichtlich befindet sich dort ein Tabernakel der trisantischen Kirche. Auf einer Anhöhe über dem Dorf erhebt sich die Burg von Julkert. Zwar nur eine kleine Festung, aber immerhin ganz aus Stein erbaut. Die erste Steinburg, die die Reisenden im diesem Teil der Waismark zu Gesicht bekommen. Nirgendwo sind Aschefelder, Brandspuren oder sonstige Anzeichen zu erkennen, die auf eine Feuererscheinung, wie sie Cato gemeint gesehen zu haben, hindeuten.

Aber wieder ist es Catos feines Gehör, das aus dem Waldstück talwärts Waffengeklirr wahrnimmt. Als die Eidgaenger sich an die Quelle des Geräusches heranschleichen, treffen sie auf ein Grüppchen von drei Bauern und einen Ritter zu Pferde in Bedrängnis. Sie werden von sechs Schergen umzingelt, bereits ein vierter andere Bauer liegt am Boden. Asgrim wirft sich mit wildem Kriegsgebrüll in die Schlacht. Bereits mit dem ersten Streich seiner Axt Allthrymnir enthauptet er einen der Wegelagerer, zerfetzt dem zweiten die Brust, schließlich bleibt die Korruleumschneide im Leib des dritten stecken. Auch Cato und Rastem greifen zu Gunsten der Ritters und der Bauern ins Kampfgeschehen ein, während Symael versucht, sich heimlich an einen Bauern anzunähern, der etwas abseits im hohen Gras liegt. Als Symael ihn erreicht, stellt er schnell fest, dass der Mann an seinen Verletzungen sterben wird. Unbemerkt von den Kämpfenden heilt er den Bauern durch seine Zauberkraft so weit, dass er seine Wunden überleben kann. Die übrigen Eidgaenger haben die restlichen Schergen bis auf einen getötet oder in die Flucht geschlagen. Dankbar stellt sich der Ritter als Jorn von Gynstet, im Dienste des Barons von Julkert, vor. Er befragt den festgesetzten Schergen, warum er und seine Kumpane die Baronie unsicher machen. Der verängstigte Mann berichtet, dass sie von einem „eitlem Fatzke“ in einem Gasthaus in Teryllen angeheuert wurden, um Unfrieden in Julkert zu stiften. Ritter Jorn von Gynstet lässt den Schergen am nächstbesten Baum aufhängen und führt die Eidgaenger dann zur Burg von Julkert. Dabei berichtet er ihnen von seinem Verdacht: Der Herzog von Teryllen heuert zwielichtiges Gesindel an, die mit ihren Verbrechen den Baron Odrich von Julkert schwächen soll. Einer benachbarten Baronie wurde die Inquisition auf den Hals gehetzt, der Herzog von Teryllen verleibte sich die Besitztümer der Baronie ein.

Nach kurzem Weg erreichen sie die Burganlage. Sie wird von einer dicken Rundmauer umfasst und von einem einzelnen großen Turm beherrscht. Weiter gibt es ein dreistöckiges Haus, Ställe, ein Fachwerkbau und eine Kapelle. Im Burghof sind lauter Zelte aufgeschlagen worden: andere Mietlinge, die gegen klingende Münze ihre Klingen dem Baron angeboten haben. Am Tor teilt der Wachhabende Ritter Horon den Eidgaengern einen Zeltplatz zu. Abends soll es ein Bankett für alle Söldner geben. Bis dahin heißt es warten. Sie lernen einem der anderen Söldner, einem etwas älteren, gedrungenen Mann mit Pomade im Haar, der sich als Lutgar Festel aus Lyonnas vorstellt, kennen. Er ist seit einiger Zeit in der Gegend. Vor einem Jahr hat er in der Nachbarbaronie „Separatisten“ gejagt. Festel berichtet, das Julkert eine kleine, aber recht reiche Baronie ist, verfügt sie doch über einen Marmorsteinbruch. Der Herzog von Teryllen soll verschuldet sein, vielleicht versucht er, sich die Reichtümer Julkerts unter den Nagel zu reißen. Cato versucht, Leute für eine Partie Glücksspiel zu finden. Doch in der Waismark sind die Menschen gottesfürchtiger als im Imperium und der Vorschlag des Flüchtlings stößt auf nur Ablehnung. Dafür kommen die Eidgaenger noch mit Sylgunde, einer matronenhaften Kriegerin, dem seltsamen Zausel Phelip und der naiv wirkenden, aber durchtriebenen Ilda in Kontakt.

Schließlich wird es Abend und die Söldner werden zum Bankett in das Herrenhaus der Burg gerufen. Baron Oldrich von Julkert entpuppt sich als in verfetteter Mann, der die Dreißig bereits um einige Jahre überschritten hat. Seine Gemahlin, die Baronin Nenja von Julkert ist etwas jünger. Die Edelleute werden begleitet von einem fünfzehnjährigen jungen Mann. Er wird als Ulver, Sohn der Baronin, vorgestellt. Der Junge wirkt übernächtigt und gesundheitlich angegriffen. Wie die Eidgaender erfahren, hat sein Vater, Ritter Stevan, sich an der Tochter des Herzogs vergangen und wurde dafür verurteilt. Der Baron ehelichte später die Witwe von Stevan und sorgt so für sie und ihren Sohn. Der Baron heißt seine Gäste willkommen und eröffnet das Bankett. Die Speisen sind reichhaltig und die Portionen großzügig, wie die Leibesfülle des Gastgebers es hat erahnen lassen. Urplötzlich bricht Ulver am Tisch zusammen und fängt an zu krampfen. Der Anfall ist heftig, aber kurz. Nachdem Ulver aufgehört hat, unkontrolliert zu zucken, wird er von zwei Bediensteten in seine Kammer im Turm gebracht. Symael erfährt von einem Diener, das der Junge das zweite Gesicht haben soll. Während der Anfälle hat Ulver Visionen, wonach „flammendes Unheil“ über Julkert kommen soll. Der Baron erklärt entschuldigend, dass Ulver kein leichtes Leben hat. Sein leiblicher Vater ist gestorben und er leidet unter den Anfällen, die mit wirren Träumen einher gehen.

In all der Aufregung stehlen sich Cato und Ilda nach draußen, um gemeinsam die Nacht zu verbringen. Als sie sich gerade vergnügen, steigt Cato Brandgeruch in die Nase und er hört die Pferde, die an der nahen Tränke angebunden sind, voller Panik wiehern. Cato sieht eines der Zelte brennen. Eine Flammenlohe löst sich von dem Brandherd und schwebt auf das nächste Zelt, um es zu entzünden. Ilda schreit: „Feuer“, alarmiert die Feiernden. Cato sieht eine monströse, gehörnte Gestalt aus den Flammen steigen. Der Feuerteufel lässt sich auf den Pferdestallungen nieder, die sogleich zu brennen beginnen. Cato gelingt es gerade noch, die Tiere zu retten, bevor das Gebäude in sich zusammen stürzt. Wieder tritt der Feuerteufel aus den Flammen und stapft dämonisch lachend über den Burghof. Asgrim wirft sich mit Altrymnir der Feuerkreatur entgegen, die Waffe reißt flüssiges Gestein aus dem Leib des Teufels. Die Wunde des Dämons schließt sich und der Unhold schleudert dem Choár einen Feuerball entgegen. Doch die Geister von Wind und Eis gewähren Asgrim ihren Segen und so kann er dem tödlichen Geschoss ausweichen. Währenddessen beginnt Symael einen Zauber zu weben, um den Dämon zu zerquetschen. Cato hat sich indessen von hinten an den Teufel herangeschlichen und stößt ihm sein Schwert tief in den brennenden Leib. Doch anstatt das Monstrum zu verwunden, schmilzt die Klinge im Höllenfeuer, so dass Cato nur noch das Heft der Waffe in der Hand zurück behält. Rastem ist zu seinem Pferd geeilt und hat sich vom Brunnen zwei große Wassereimer geholt. Nun eilt der auf Thrúmm heran und schleudert das Wasser auf die brennende Kreatur. Ein gewaltiges Zischen erklingt, die Flammen erlöschen teilweise und geben den Blick auf das steinerne Fleisch des Teufels frei. Asgrim greift erneut an und versenkt Altrymnir im erloschenen Stein des Teufels. Die Kreatur sackt in sich zusammen, verwandelt sich in einen Feuerball und fliegt davon.

In der Zwischenzeit haben die übrigen Söldner begonnen, die Brände zu löschen, da sonst die ganze Burg über kurz oder lang niederbrennen würde. Als alles überstanden und der Schrecken verdaut ist, bedankt sich der Baron bei den Eidgaenger für ihr mutiges Eingreifen. Symaels magischer Angriff ist von dem Adelsmann nicht bemerkt worden, doch ihm fällt auf, dass er von einem alten Ritter namens Ælfric mit gerunzelter Stirn gemustert wird. Der Baron von Julkert befielt sechs Waffenknechte und einen seiner Ritter auf die Mauern, um Wache zu halten. Den Eidgaenger erzählt der Baron ebenfalls, das Ulvar das „zweite Gesicht“ hat und von einem Feuerwesen geträumt hat, welches kommt, um ein Unrecht zu sühnen. Asgrim überlegt, ob der Feuerteufel von jenem Hexer heraufbeschworen worden sein kann, mit dem die Gruppe schon in der Vergangenheit aneinander geraten ist. Symael fragt den Baron, welches Unheil gesühnt werden soll, doch dieser behauptet, keine Ahnung zu haben. Cato spürt, dass der Baron lügt. Er vermutet, dass er ein „Dunkles Familiengeheimnis“ hat und spricht von Julkert direkt darauf an. Anscheinend hat der Imperiumsflüchtling in Schwarze getroffen: der Baron gerät aus der Fassung und bittet ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Cato muss den Baron noch etwas unter Druck setzen, doch dann räumt der tatsächlich ein, ein dunkles Geheimnis mit sich herum zu tragen: Der Mann, der in Wirklichkeit die Tochter des Herzogs entjungfert hat, war nicht Ulvars Vater, sondern der Baron selbst. Eine Torheit, im Rausch begangen. Der Baron opferte Ulvars Vater als Sündenbock, der zur Strafe in die Silbermienen geschickt wurde, bis er dort den Tod fand. Der Baron trägt scheinbar noch schwer an seiner Tat. Gleichzeitig weiß er aber niemanden zu nennen, der von dieser Sache noch wissen und den Feuerteufel beschworen haben kann.

Wieder bei den anderen erklärt er, dass die Waffenknechte im Süden, die Helden im Norden des Tals nach dem Beschwörer suchen sollen. Asgrim verlangt, mit Ulvar zu sprechen. Der Baron ist von dieser Forderung nicht besonders angetan. Der Junge ist nach seinen Anfällen stets geschwächt, schiebt er vor. Am nächsten Morgen dürfen zwei aus der Gruppe mit ihm reden, vorher nicht. Dann entfernt sich der Baron. Während Asgrim von Cato wissen will, was dieser erfahren hat, bittet der alte Ritter Ælfric auf ein Wort. Er sagt dem Schneider, dass er weiß, was Symael auf dem Burghof getan hat. Allerdings will der Ritter ihn nicht wegen des verbotenen Wirkens von Zauberei bei der Kirche anklagen. Denn mit seinen Kräften hat Symael den Feuerdämon geschwächt, da ist sich Ritter Ælfric sicher. Der Ritter verrät Symael sogar die Wahrheit über Ulvars Vater Stevan. Ganz so geheim, wie der Baron es gern hätte, scheint seine Tat also doch nicht zu sein. Weiter erklärt Ælfric, dass die Herzogstochter in jener Nacht kein Kind empfangen hat und später noch verheiratet werden konnte – wenn auch nicht so vorteilhaft, wie es der Herzog gern gesehen hätte. Zudem teilt Ælfric noch den Wortlaut der Prophezeiung mit, die Ulvar durch seine Anfälle empfangen hat: „Ein Wesen aus Feuer wird erscheinen. Ein altes Unrecht wird beglichen. Doch Unheil wird über mich und die Meinen kommen.“ Da die Nacht bereits weit vorangeschritten ist, beschließen die Eidgaenger, zu ruhen, um morgen das Tal nach dem Hexer zu durchkämmen.

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