Die Verführerin

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Berlin, Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1985
Peter Richter sucht das Büro des Prinzen auf, um mit Gottfried Henker über seine Maßregelung bezüglich des Vorfalls mit der Prostituierten zu sprechen. Richter erklärt, dass ein Brujah aufgrund seines heißen Blutes sein Wesen nie so kontrollieren kann wie Kainskinder anderer Clans. Auch das Blut des Prinzen wird nichts am Jähzorn des Brujah ändern können, so wie ein Toreador stets von Schönheit berauscht werden wird. Prinz Henker stellt jedoch klar, dass mehr Zurückhaltung von dem Brujah erwartet und besteht darauf, ihn erneut von seiner Vitae kosten zu lassen. Sollte es anschließend zu einer erneuten Entgleisung Richters kommen, wird der Prinz dafür sorgen, dass es die letzte in seinem Unleben war. Nachdem Richter wieder vom Blut des Prinzen getrunken hat, spürt er starke Liebesgefühle für Gottfried Henker.
Um 1 Uhr Nachts trifft sich der Klüngel im Büro des Prinzen. Wie zu Thorndales Zeiten herrscht eine kalte Ausstrahlung in dem Raum. Prinz Henker will die „Gibson-Frage“ klären. Gibson soll festgesetzt und verhört werden: Arbeitet er für Georges von Britannien oder für den Sabbat? Anschließend soll der Ventrue vernichtet werden. Keine Gnade für Verräter. Richter fragt, ob es nicht eine bessere Möglichkeit wäre, den Briten umzudrehen, damit Gibson für Berlin arbeitet. Doch der Prinz lässt sich nicht umstimmen und beordert Gibson in die Villa Schickedanz um ihm dort eine Falle zu stellen.
Die Villa Schickedanz ist seit dem Hunderipperfall verlassen, der Garten ist verwildert, die Möbel ruhen unter weißen Laken. Lisa hat den Salon vorbereitet und empfängt Gibson, als er eintrifft. Wie geplant, hat sich der Klüngel schon zuvor in der Villa versammelt. Prinz Henker weist dem Ventrue einen Stuhl zu und erklärt, dass er an diesem Abend etwas klären möchte. Dabei bezieht er Position hinter dem Stuhl von Gibson. Er setzt Gibson die metaphorische Pistole auf die Brust und fragt ihn, ob er Geheimnisse vor der Gesellschaft Berlins hat. Der Prinz eröffnet ihm auch, dass er von dem Toten Briefkasten weiß. Gibson erkennt, dass Leugnen keinen Zweck hat und erklärt, dass Gargeini einen Spion in West-Berlin wollte. Gibson wurde ausgewählt und als angebliche Leiche aus dem 2. Weltkrieg auf dem Friedhof begraben, kurz bevor die andern toten britischen Soldaten exhumiert wurden. Der Geistliche McPherson ist eine Marionette, der während eines längeren Aufenthaltes in St.-Petersburg zu einem Schergen von Gargeini gemacht wurde. Gibson selbst ist vor Jahren von der Camarilla zum Sabbat übergelaufen. Er habe erkannt, dass Georges ein Monstrum ist, ein Relikt aus längst vergangen Tagen, welches nur an seinem persönlichen Vorteil interessiert ist. Der Sabbats gehe viel ehrlicher mit den dunkeln Trieben des Tieres um. Gibsons Kontakt zu Gargeini lief ausschließlich über den Toten Briefkasten, ist aber vor Jahren abgerissen. Peter Richter erkundigt sich, ob die Sprengung der Tremerekapelle von Gibson verursacht worden ist. Gibson erklärt, dass der Anschlag eine Aktion des Sabbats war, er selbst war daran jedoch nicht beteiligt. Auch mit dem Bombenattentat auf die angebliche Limousine von Gargeini während der Nato-Konferenz hatte Lt. Gibson nichts zu tun.
Als Richter fragt, ob sie Gibson wirklich töten müssen, überschlagen sich die Ereignisse. Gibson springt auf, Thomson zieht seine Waffe. Richter packt ihn von hinten und hält ihn fest. Der Prinz feuert seinen Revolver auf den Ventrue ab, McQueen packt mit Links den Schürharken am Kamin. Richter schlägt seine Fänge in den Hals von Lt. Gibson und trennt ihm mit einem einzigen Biss den Kopf ab. Der Ventrue zerfällt zu Staub.
Rand schlägt vor, die Zuflucht Gibsons nach Hinweisen auf dessen Sabbat-beziehungen zu durchforsten, kann aber keine Spuren mehr ausmachen.
Es vergeht eine Woche ohne weitere Ereignisse, in dieser Zeit wächst der rechte Arm von McQueen nach.

Berlin, Nacht vom 05. auf den 06. März 1985
Prinz Henker beruft den Klüngel zu sich, denn er will beraten, was mit dem Schlüssel zur Stadt geschehen soll. Rand kennt zwar den Weg ins Labyrinth unter Berlin. Aber der Nosferatu warnt zum einen vor den Gefahren des Irrgartens und gibt zu bedenken, dass er keine Ahnung hat, wo das „Schloss“ zu finden ist, in das der Schlüssel passt. Um mehr zu erfahren, wirkt Henker „geistige Berührung“ auf den Talisman um McQueens Hals. Vor seinem geistigen Auge sieht er kurz den Brujah als derzeitigen Eigentümer des Schlüssels. Als die Vision zu verblassen beginnt, schimmert das Bild einer monströsen, dunklen Wesens durch. Der Klüngel kommt zu dem Schluss, dass auch Venke Harkon, die seit Jahrhunderten in der Gegend um Berlin zu hausen scheint, etwas über den Schlüssel weiß. Die Gangrel schuldet den Vampiren noch einen Gefallen (welcher allerdings von McQueen bereits heimlich still und leise verzockt worden ist). Also lässt Prinz Henker Venke eine Nachricht zukommen. Die Sprache kommt auch auf Karl Liebknecht, allerdings wiegelt Rand diese Möglichkeit ab. Liebknecht scheint mit dem Goten gemeinsame Sache zu machen. Er bringt den Zauberer Kaan Akuma ins Spiel, dessen Nummer er tatsächlich im Telefonbuch findet. Prinz Henker lässt sich mit Akuma verbinden, der bereitwillig ins Büro des Prinzen kommt.
Akuma erklärt, dass es vom Träger abhängt, was der Schlüssel öffnet. Das Ungeheuer, das der Prinz in seiner Vision gesehen hat, befindet sich zwar hinter der Tür, allerdings sei ES kein „Monster“. Was ES wirklich ist, kann Akuma dem Klüngel nicht genau erklären, dazu wissen sie zu wenig von diesen Dingen. ES ist keine Kreatur im eigentlichen Sinne sondern mehr die Verkörperung von etwas. Vor langer Zeit musste der Zauberer ES hinter der Tür wegsperren. Aber ES war nie fort, sonder immer da und wirkt sich weiterhin auf Berlin aus. Der Gote erhielt seinerzeit den Schlüssel, um einen Pakt zwischen Vampir und Zauberer zu besiegeln. Geöffnet hätte der Gote die Tür niemals. Richter erkundigt sich, was für Fähigkeiten der Schlüsselträger mitbringen muss. Untot zu sein, sei ein Vorteil, erklärt Akuma. Intelligenz und Redegewandtheit sind ebenfalls wichtige Eigenschaften – kritischer Seitenblick auf McQueen. Weiter Fragen vermögen die Vampire nicht zu stellen und der Zauberer nicht zu beantworten. Daher verlässt Akuma die Versammlung.
Kurz darauf ruft Britta aus dem Noir et Blanc an und berichte aufgeregt, dass sämtlichen Gästen des Varietés sich urplötzlich haben übergeben müssen. Alle haben fluchtartig das Gebäude verlassen, nur eine Frau sei noch da. Doch die sei irgendwie unheimlich.
Der Klüngel vermutet, dass es sich hier um Venke handelt. Doch als sie in das Parkhaus gehen, manifestiert sich die ehemalige Geißel aus einem Nebelstreif. Venke weiß, dass der Schlüssel das Tor zu großer Macht öffnet. Zudem soll der Talisman seinen Träger beschützen. Allerdings sei Prinz Wilhelm durch den Schlüssel wahnsinnig geworden. Auf die Frage, warum der Gote ausgerechnet jetzt aus der Starre erwacht ist, gibt es laut Venke zwei Antworten: 1. Wilhelm hat Scheiße gebaut 2. Liebknecht, die alter Ratte, plant etwas Sie rät dem Klüngel, einfach ein paar Jahrhunderte abzuwarten, wie sich die Sache weiter entwickelt. Dann verschwindet sie wieder.
Der Klüngel bricht sodann zum Noire et Blanc auf, um die unheimliche Fremde in Augenschein zu nehmen. Britta und Carlos warten bereits nervös vor der Tür. Die Fremde sitzt seelenruhig im Varieté, sie trägt einen weißen Regenmantel aus Plastik und ein Kopftuch, unter dem schwarze Perückenlocken hervorschauen. Ihr Antlitz ist unter einer wächsernen Totenmaske verborten. In der Luft liegt ein süßlicher Verwesungsgeruch. Ihr Name sei Lydia und gemäß den Traditionen bittet sie offiziell um das Gastrecht. Sie stammt aus Prag und „Geschäfte“ habe sie nach West-Berlin geführt. John Thomson nimmt die Reisende mit Aurawahrnehmung unter die Lupe. Die Vampirin ist äußert vorsichtig, darunter kann der Tremere ein lustvolles Verlangen erkennen: sie ist wegen einer Herzensangelegenheit hier. Auf Nachfragen des Prinzen erklärt Lydia weiter, dass sie zum Clan der Lazarener gehört. Diese Gruppierung wird auch als Sendboten des Todes bezeichnet. Sie gehört dem Sabbat an und beschäftigt sich mit der Kunst der Nekromantie. Prinz Henker erteilt Lydia ein Bleiberecht. Nachdem sie das Noire et Blanc verlassen hat, schickt er ihr Rand hinterher, er soll die Lazarenerin beschatten.
Lydia schleicht durch die U-Bahntunnel und toten Bahnhöfe zu jenem geheimen Einstieg, durch den auch Rand selbst vor Jahren das Labyrinth betreten hat. Der Nosferatu erstattet seinem Prinzen Bericht, dann legt er sich auf die Lauer.
Zwei Wochen vergehen, in denen die Lazarenerin nicht wieder aus dem Labyrinth aufsteigt.

Berlin, Nacht vom 20. auf den 21. März 1985
John Thomson hat in der Zwischenzeit weiter Recherchen über die Sendboten des Todes angestellt: die Lazarener sind erst vor gut zweihundert Jahren wieder in die Welt zurückgekehrt, nachdem sie wegen einer schweren Schuld ins Totenreich verbannt worden waren. Der Clan besteht aus einer zahlenmäßig kleinen Gruppe von Kainskindern, die für sich selbst agieren. Eine feste Clanshierachie scheint nicht zu existieren. Allerdings soll es sich bei den Sendboten um äußert mächtige Personen handeln. Gerüchten zu folge werden sie wegen ihrer Verbannung von starken Rachegelüsten getrieben. Dem Clan sind die Disziplinen Auspex, Nekromantie und Seelenstärke zu Eigen.
Thomson teilt seine Erkenntnisse mit dem Rest des Klüngels, Rand wird auf seinem Horchposten von Peter Richter informiert. Es vergeht eine weiter Woche bis …

Berlin, Nacht vom 27. auf den 28 März 1985
Lydia kehrt aus dem Labyrinth zurück. Es gelingt Rand, ihr unentdeckt zu folgen und den Prinzen über ein Bahnhofstelefon vorzuwarnen. Gottfried Henker bestellt den Klüngel ins Noire et Blanc, wo sich auch bald darauf Lydia ankündigt.
Sie erklärt, dass sie das Schloss gefunden hat, zu dem der Schlüssel gehört. Sie bietet dem Klügel an, ihn dorthin zu führen. Denn wenn wir die Tür gemeinsam öffnen, so verspricht Lydia, wird ES uns gewogen sein. Auf die Frage, was sich genau hinter der Tür befindet, erklärt sie ausweichend, „das, weswegen Kain seinen Bruder erschlug“. Die Tür wirke wie ein Lampenschirm, der verhindert, dass ES mit all seiner Macht Einfluss auf die Welt nehmen kann. Aber ES wird seinen Befreiern wohlgesonnen sein, und ihnen zu großer Macht verhelfen. Alles, was ihr noch zur Befreiung fehlt, sind der Schlüssel und das Phylakterium, das etwas von ES enthält. Den Schlüssel hat McQueen, bei dem Phylakterium muss es sich um den kleinen Gegenstand handelt, den Rand auf Liebknechts Geheiß vergebens im Irrgarten gesucht hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat der Gote das Objekt damals an sich genommen.
Nachdem Kaan Akuma die Vampire davor gewarnt hat, die Tür zu öffnen, sprechen sich Michael Rand und Peter Richter gegen dieses Unterfangen aus. John Thomson ist sich unsicher, einerseits reizt ihn die Möglichkeit, jedoch: die Geister, die ich rief … Einzig McQueen ist dafür, die Tür zu öffnen. Die letzte Entscheidung liegt natürlich beim Prinzen. Gottfried Henker verfügt, dass die Tür auch weiterhin verschlossen bleiben soll, da es keine Garantien dafür gibt, das Lydia die Wahrheit spricht.

Berlin, Nacht vom 30. auf den 31. März 1985
Lydia sucht Brad McQueen in der Praschtev-Villa auf. Sie erklärt, dass sie einen Hinweis auf den Verbleib des Phylakteriums gefunden hat. Tatsächlich hat der Gote es in seinen Besitz gebracht und an einem sicheren Ort versteckt. Sie hat ihn heimlich beobachtet, als er sich mit einem Mann traf, den er „Karl“ nannte.
McQueen entschließt sich, trotz der Entscheidung des Prinzens mit ihr gemeinsame Sache zu machen. Lydia führt ihn zur Gedächtniskirche, in deren Altarstein sich das Phylakterium befinden soll. Allerdings handelt es sich bei diesem Gotteshaus tatsächlich um geweihten Boden, den die Vampire nicht betreten können. McQueen ruft seinen Diener Adalbert, der diese Aufgabe übernehmen soll. Doch auch er scheitert, da er ein Guhl ist. McQueen zieht seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel und beauftragt 2 Neonazis, die Klappe hinten am Altarstein zu öffnen und das Phylakterium herauszuholen. Die beiden Glatzen sind zwar bestenfalls durchschnittlich intelligent und politisch äußerst fehlgeleitet, aber nicht verdammt. So können sie in die Kirche eindringen und sie finden das gesuchte Objekt, ein kleines Silberfläschchen.
Rasch führt Lydia den Brujah durch die U-Bahn-Tunnel zum Einstieg ins Labyrinth. Sie bewegt sich zielsicher durch die Wirrungen des Irrgartens, nicht bei einer Abzweigung zögert sie. Schließlich betreten sie ein kleines Gewölbe aus alten Steinplatten. Ein Baustellenstrahler ist aufgebaut, eine Isomatte ausgelegt. Auf dem Boden befindet sich eine rautenförmige Silberplatte. Sie weist eine Vertiefung auf, die zu dem Schlüssel passt, den McQueen trägt. Lydia erklärt, dass sie eine schwere Aufgabe erwartet und dass sie bis zur nächsten Nacht warten sollten.

Berlin, Nacht vom 31. März auf den 01. April 1985
Brad McQueen drückt den Schlüssel zur Stadt in die Vertiefung der Silberplatte. Ein metallisches Klicken erklingt und mit einem schabenden Geräusch öffnet sich die Bodenplatte. Darunter kommt ein schmaler Schacht zum Vorschein, der hinab in die Dunkelheit führt. Das Phylakterium wird an einer Kordel in den Schacht hinein gelassen. Als die Schnur am Ende ist, gibt Lydia nach kurzem Zögern dem Brujah die Weisung, das Fläschchen fallen zu lassen. Die Kordel verschwindet im Schacht, ein Aufprall ist nicht zu hören.
Lydia und McQueen warten. Stunden vergehen. Nichts geschieht. Plötzlich sind Schritte aus dem Tunnel zu hören, der in das Gewölbe führt. Eine fremde Frau betritt den Raum; kastanienbraune Locken fallen über ihre Schultern, der wohlgeformten Körper ist in ein Ledergewandt gehüllt. Brad McQueen ist durch ihr Erscheinen verwirrt, mit so etwas hat er nicht gerechnet. Doch dann begrüßt die Fremde ihn freundlich…

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