Wir verlassen den Hügel wieder und Einskaldir nimmt Nellas Leiche mit zum Dorf. Wir suchen Franka auf und beraten uns. Franka soll die vertrauenswürdigen Dorfbewohner um sich scharen und die Begräbnisse vorbereiten. Schluchzend stimmt Sie zu. Unsere Möglichkeiten sind nicht sehr vielfältig. Wir könnten fliehen, uns verschanzen oder versuchen, den Gehörnten zu finden. Wir entschließen uns für die letzte Möglichkeit.
Latu und ich können an der Stelle, an der ich das Wesen gesehen habe tatsächlich noch brauchbare Spuren finden, die etwa 400 Schritt in den Wald hinein führen. Dort enden die Spuren abrupt und sind auch in weiterem Umfeld nicht mehr wiederzufinden, ganz so, als sei das Wesen einfach vom Angesicht Deres verschwunden.
Während wir noch nach weiteren Spuren suchen, wird Einskaldir von vorn und hinter von zwei Pfeilen durchdort. Ein dritter Pfeil trifft mich in den Rücken und fügt mir eine schmerzhafte Wunde zu.
Wir werfen uns in Deckung und können nach einiger Zeit drei Angreifer ausmachen, die sich für den nächsten Schuss bereit machen. Einskaldir und Agrawan stürmen auf einen der Gegner zu, während Karakal auf den dritten losgeht. Latu und ich machen unsere Bögen schussbereit. Als Agrawan und Einskaldir den Jäger erreichen, läßt dieser seinen Bogen fallen und greift zu einem Speer, den er an einen Baum angelehnt hat. Doch schon sind meine Gefährten heran und fügen dem nur leicht Gerüsteten mit ihren großen Schwertern fürchterliche Wunden zu. Der Gegner fällt blutüberströmt und bewusstlos zu Boden.
Einen zweiten Gegner beschießt Naramis mit einer Flammenlanze, die ihn schwer verbrennt und ebenfalls kampfunfähig macht. Bevor Karakal seinen Gegner erreicht, trifft Latu ihn mit einem Pfeil und Karakal schlägt den nun fliehenden noch einmal sein Schwert in die Seite. Ich will diesen letzten Gegner nicht entkommen lassen und schieße ihm aus 40 Schritt Entfernung einen gut gezielten Pfeil in den Rücken. Die Präsenz in meinem Kopf jubelt auf. “Gut gemacht!“ kreischt die Stimme in mir und vestummt wieder. Auch dieser Jäger sinkt bewusstlos zu Boden.
Von den drei Gegnern stirbt der von Agrawan und Einskaldir fast in Stücke geschnittene Jäger bald darauf, doch Naramis kann den verbrannten Gegner stabilisieren und auch der geflohene Jäger überlebt die Pfeilwunden.
Wir versorgen nun unsere eigenen Wunden. Danach tragen wir die Körper des Toten und der Verletzten zurück zum Dorf, wo Franka mit einigen Frauen und alten Männern die Begräbnisse vorbereitet. Wir bitten Sie, auf die verbliebenen Jäger einzuwirken, damit die Gewalt ein Ende findet.
Wir begeben uns zum Tempel und verschanzen uns dort, während wir auf die Nacht warten. Latu hat einige Laternen aus dem Dorf mitgenommen und steckt ein 20 Schritt großes Feld vor dem Tempel ab. So können wir den Vorplatz gut beobachten. Agrawan und ich übernehmen die erste Wache. Etwa eine Stunde vor Mitternacht hören wir einen dumpfen Aufschlag vor dem Tempel. Latu ist schon aufgewacht und weckt die anderen. Agrawan verläßt den Tempel, um das Geräusch zu untersuchen und ich folge vorsichtig mit einem Pfeil auf der Sehne.
Wir finden den von einem Axthieb fast gänzlich durchtrennten Leichnam eines weiteren Jägers. Wurde er vom Hügel aus hierher geworfen? Als wir uns aufrichten, erkennen wir in etwa 10 Schritt Entfernung die gewaltige Gestalt des gehörnten Wesens. Es ist drei Schritt groß, behaart, muskulös und mit einer riesigen Axt bewaffnet. Es greift uns zunächst nicht an, so dass Agrawan es ansprechen kann.
Das folgende Gespräch ist schwierig, da das Wesen nur sehr schlecht die Gemeinsprache spricht. Das Wesen wird Nuatli genannt und ist so etwas ähnliches wie ein Hüter des Waldes aus einer anderen Welt, die es die “andere Seite“ nennt. Als vor drei Jahren der Tempel freigelegt wurde, wurde das Tor von dort nach Dere geöffnet und das Wesen kam immer vom Zeitpunkt der Dämmerung bis zum Morgengrauen nach Dere. Nach diesem Ereignis wurden die Jagdgründe um den Tempel herum ergiebiger und die Dorfbewohner, allen voran Nella, hielten den Gehörnten für Firun und beteten ihn an. Allerdings sind die Dorfbewohner fehlgeleitet in Ihrem Glauben, die vielen Jagden würden das Wesen erfreuen. Das Gegenteil ist der Fall, denn Nuatli versteht sich als Beschützer des Wildes, der übermäßige Jagden bestraft. Der Gehörte begann damit, die Jäger selbst zu jagen und zu töten. Eine ähnliche Szene haben wir bereits auf den uralten Malereien im Tempel gesehen.
Mit der Zeit wurde der angebliche Firun Kult um Nella, Gernot und Erlwin immer extremer und begann damit, dem Gehörnten Menschenopfer darzubringen, dem die Botenreiter, Geros Onkel und der Priester des Praios sowie einige andere zum Opfer fielen.
Nuatli hat mit alledem nichts zu tun und wünscht sich nur, wieder auf seiner Seite schlafen zu können. Dies geht aber nur, wenn das Tor im Tempel geschlossen wird. Wenn Nuatli im Morgengrauen in seine Welt zurück kehrt, dann können wir den Tempel verschütten und zum Einsturz bringen, damit das Tor geschlossen wird. Wir schließen diesen Handel mit dem Wesen ab. Es entfernt sich und verschwindet nach 15 Schritt plötzlich spurlos. Daher konnten wir also seine Spuren nicht weiter verfolgen… Nuatli ist auch die Ursache für die räumlichen Sprünge, die wir immer wieder beobachtet haben. Seine Nähe hat dieses Phänomen verursacht.
Wir verbringen die Nacht im Tempel.
24. Efferd
Am Morgen räumen wir den Tempel leer und gehen zum Dorf. Auf dem Dorfplatz treffen wir zwei Jäger, die sich uns ergeben wollen. Auch drei weitere scheinen nicht weiter gefährlich zu sein. Agrawan erklärt, dass alle Dörfler, die aufgeben, einen fairen Prozess der Gerichtsbarkeit erhalten werden. Die Anstifter der Morde scheinen die fehlgeleitete Nella, sowie Erlwin und Gernot zu sein.
Einige Dorfbewohner helfen uns, die Leichen zu bergen und in einer Zeremonie bereitet sich Karakal darauf vor, den Grabsegen über die Verstorbenen zu sprechen. Unser Gefährte schlägt das Zeichen des gebrochenen Rades und spricht den Segen: “Herr des Todes, diese Menschen will ich Dir anempfehlen, Dir, dessen Wirken beendend ist. Lass Deine göttliche Gerechtigkeit den Urteilsspruch finden für diese Deresöhne und Deretöchter. Sie schieden aus dieser Welt und wir, die wir zurückgeblieben sind, vermögen nicht zu sagen, nach welchem der zwölfgöttlichen Paradiese sich ihr Herz sehnt und ihre Seele Einlass begehrt. Schicke Deinen Raben aus, diese rastlosen Seelen zu fangen. Möge Golgari sie führen vor Rethon, die Allwissende. Mögen diese Seelen nach Deinem Urteil finden, was für sie bestimmt ist.“
Nach dieser bewegenden Zeremonie hlefen uns die Dörfler, Gerät für das Verschütten des Tempels zu beschaffen. Mittlerweile haben die meisten Jäger Ihre Waffen niedergelegt. Nur Gernot, Erlwin und ein dritter (Name???) sind geflohen, wohl um Ihrer Bestrafung zu entgehen.
Mit Hilfe der Dorfbewohner schaffen wir es, die Stützbalken des Tempel einzureißen. Das Gebäude stürzt daraufhin in sich zusammen und begräbt das Tor in die fremde Welt unter sich. Um ganz sicher zu gehen, führen wir einen weiteren Erdrutsch herbei, der den ehemaligen Tempel wieder vollständig unter Erde begräbt. Der Spuk ist somit vorüber.
25. Efferd
Wir verabschieden uns aus dem Dorf und besuchen auf unserer Rückreise Gero, dem es gut zu gehen scheint. Wir sorgen dafür, dass sich jemand um ihn kümmern wird. Die Pferde der Botenreiter nehmen wir mit. Auf dem Weg singt Einskaldir immer wieder das “Jurga-Lied“, ein Lied mit schrecklich vielen Strophen, welches die Geschichte der Thorwaler erzählt. Ich begleite ihn ab und an auf der Flöte.
26. Efferd
Am Abend des 26. Efferd erreichen wir Andrafall. Die bösartige Präsenz in meinem Kopf spricht nun immer häufiger zu mir. Lange werde ich es nicht mehr verheimlichen und aushalten können. Früher oder später werde ich zu meiner Sippe zurückkehren müssen. Meine Brüder und Schwestern werden mich in der Verbindung des Salasandra heilen können.