Von der Lichtung zu den Ritterfestspielen in Andrafall
So mache ich mich mit meinen neuen Gefährten Einskaldir und Latu auf den Weg zum Gasthof Zum Ochsen und Einhorn. Als wir in der Umgebung eintreffen, bemerke ich sofort, dass hier sehr viele Wühlschweine wild auf den Straßen leben. Diese Art der “Tierhaltung auf Vorrat“ ist mir zutiefst zuwider und ich bemitleide die Tiere, die die Freiheit des Waldes nie kennen gelernt haben und auch nicht mehr kennen lernen werden. Ich muss mich sehr beherrschen, um nicht meine Kameraden auf dieses große Unrecht, welches offensichtlich zur menschlichen Lebensweise gehört, aufzuklären. Die Straßen sind eng, schlammig und dreckig. Meine Lederschuhe sind bald mit Schlamm besudelt – diese Menschen haben einfach keinen Sinn für Sauberkeit und Schönheit!
Als wir eine Brücke überqueren, wird Latu von den Stadtwachen besondert gründlich durchsucht. Offensicht scheint er verdächtig zu sein. Mich lässt man zum Glück in Frieden. Endlich erreichen wir den Gasthof und Einskaldir und Latu treten ein. Schon von der Tür aus kann ich sehen, dass der Schankraum ziemlich leer ist. Nur ein Rondra-Geweihter, ein Zwerg und ein Mann, den ich für einen Zauberer halte, sind anwesend. Als ich den Geweihten erkenne, rufe ich sofort: „Seht, dies muss der Geweihte sein, den uns Pher Drodont prophezeite!“, aber keiner meiner Kameraden scheint mir zuzuhören. Also trete ich auch erst einmal ein.
Im folgenden Gespräch lerne ich Xandros von Andergast, den Zauberer, Karakal von Andergast, den Rondra Geweihten, und den Zwergen Xargrosch kennen. Der Zwerg hat offensichtlich schon einige alkoholische Getränke zu sich genommen und benimmt sich auch so – widerlich, dieses überlaute und schräge Gegröle! Einskaldir möchte wissen, ob wir alle Gezeichnete sind und zeigt mutig sein Mal auf der Brust, was die anderen wenn auch nicht zu ähnlichen sichtbaren Aktionen veranlasst, dann doch dazu, die Gemeinsamkeit zuzugeben. In der Zwischenzeit trinken wir weiter Wasser, Wein und Bier. Die einigermaßen attraktive Schankmagd ist sichtlich angetan von meinem wunderschönen Aussehen und meiner bezaubernden Stimme. Leider scheint der Wirt dies nicht gut zu heißen und bringt fortan die Getränke selbst zum Tisch. Naja, es gibt ja noch andere schöne Menschenfrauen, die bestimmt ebenso angetan von mir sein werden!
Nach einiger Zeit höre ich ein Geräusch, welches außer mir nur Latu zu merken scheint. Kurz darauf erscheint erneut Pher Drodont und fordert unsere Aufmerksamkeit. Der Zwerg schleudert erbost seinen Becher auf Pher, der sich jedoch mit einem magischen Schild schützen kann. Becher und Inhalt fallen klirrend zu Boden. Pher erzählt uns, dass wir uns morgen früh nach Andrafall aufmachen sollen, um an den Ritterfestspielen dort teilzunehmen. Er warnt uns noch einmal eindringlich, die Gefahr in der wir alle schweben, nicht zu unterschätzen. Es soll noch weitere Gezeichnete geben und einige sollen sogar schon in die Hände des Feindes – Pardona! ausgerechnet die verfluchte Pardona! – gefallen sein! Dies ist eine schreckliche Nachricht! Die arme Seele soll in der Dämonenfeste im ehernen Schwert gefangen gehalten werden.
Pher erzählt uns noch einmal die Legende vom Sternbild des Drachen. Der Legende zufolge sollen die Sterne dieses Sternbildes aus Karfunkelsteinen alter Drachen bestehen. Karfunkelsteine tragen angeblich die Seelenessenz verstorbener Drachen in sich. Drachen sterben aber so lange nicht vollständig, wie der Karfunkelstein nicht zerstört wird. Die Splitter, die uns alle getroffen haben, sind möglicherweise Splitter eines Karfunkelsteins! Ob dies gut oder schlecht für uns sein wird, kann Pher uns nicht sagen. Auch die Ursache des Meteoritenschauers bleibt weiter im Dunkeln. Sollte hier ein geheimes Ritual durchgeführt werden, welches möglicherweise misslang? Sollte gar ein Karfunkelstein intakt nach Aventurien gebracht werden? Pher erzählt uns, dass wir Verbündete suchen sollen. In Andrafall soll es einen Ritter Agrawan von Andrafall geben, der uns möglicherweise weiterhelfen kann. Danach verschwindet er wieder, nicht ohne vorher weitere Ermahnungen ausgesprochen zu haben.
Wir speisen noch, diskutieren die Lage und trinken (hauptsächlich trinken der Zwerg und der Thorwaler). Xandros und ich machen uns bekannt und ich vermute, dass ich mit diesem Magiebegabten gut auskommen werde. Die Magie der Menschen ist so völlig anders, als unsere, aber doch sehr interessant. Wir verbringen die Nacht im Gasthof – leider ohne die holde Schankmagd. Als wir aufbrechen wollen, müssen wir noch auf Karakal warten, der seinen Besitz holen muss. Er schließt zu uns auf und ich sehe, dass er auf einem stattlichen Pferd reitet. Offensichtlich bekleidet er in seiner Kultur einen gewissen Status. Wir reisen nach Norden und der erste Tag vergeht ereignislos.
Am Abend des 10. Praios 1030 BF nächtigen wir im Wirtshaus Andras Mund. Am schwarzen Brett hängt ein Schriftstück, das ich nicht lesen kann, aber Xandros liest es uns vor. Es ist eine Einladung, an einer Hochzeit und den Ritterfestspielen in Andrafall teilzunehmen. Freiherr Waldomir von Bärental lädt zu der Vermählung seiner Tochter Traverike von Bärental mit Ritter Ysgol von Tatzenhain ein. Nach dem Frühstück brechen wir auf. Auf dem Weg begegnen uns einige Jäger, die, wie sich herausstellt, auch zu den Feierlichkeiten unterwegs sind. Einer der Jäger stellt sich als Marik Meyler, ca 30 Jahre alt, vor. Er wird am Wettbewerb der Bogenschützen teilnehmen. Marik erzählt uns, dass es auch viele Gaukler zu bestaunen geben wird. Dann trennen sich unsere Wege wieder. Etwas später hat Latu das Gefühl, dass wir beobachtet werden. Er macht uns darauf aufmerksam. Am Waldrand finden wir Spuren, die ich als Goblinspuren identifizieren kann. Wir werden verfolgt und beobachtet, ganz so, wie Pher es uns prophezeite!
In einem Talkessel und begrenzt von dichtem Steineichenwald liegt schließlich die Stadt Andrafall. Schon von weiten können wir das Zeltlager für das bevorstehende Fest sehen. Die Formalitäten der Anmeldung übernimmt der Geweihte Karakal, der hier offensichtlich ein gewissen Ansehen geniest. Ich muss feststellen, dass mir die Gepflogenheiten der Menschen in diesem Land noch sehr fremd sind. Es wird uns ein Zelt für die Nächte zur Verfügung gestellt. Widerwillig nehme ich zur Kenntnis, dass im ganzen Lager zahlreiche Tiere eingesperrt leben müssen.
Der Zwerg Xargrosch brennt darauf, sich für das widerliche Wettsaufen und andere Wettkämpfe anzumelden. Wir begeben uns zum Schreiber Faliks von Hohenhof ins Zelt zur Anmeldung. Meine Gefährten melden sich für die Wettkämpfe an, die Ihnen aussichtsreich erscheinen. Ich melde mich für das Bogenschiessen und den Geländelauf an. Man sagt uns, dass am morgigen Tag ein Gottesdienst stattfinden wird. Welche nicht existierenden Götter hier wohl angebetet werden? Nach dem Gottesdienst werden die Spiele und Wettkämpfe eröffnet. Die Spiele dauern 3 Tage vom 12. bis zum 15. Praios. Am 16. Praios wird dann die Hochzeit stattfinden. Ich beginne zu vermuten, dass ich es nicht mehr rechtzeitig zum nächsten Salasandra bei den Salamandersteinen am 20. Praios schaffen werde. Dies ist der Weg ins badoc! Ich muss mich vorsehen! Aber nur so kann ich etwas über die Welt außerhalb des Waldes lernen.
Als es einen Aufruhr im Lager gibt, begeben wir uns mit vielen anderen Gästen zum Tor. Offensichtlich geben sich späte Gäste die Ehre. Einige umstehende Menschenfrauen werfen mir bewundernde und lüsterne Blicke zu. Für den Moment ignoriere ich Sie. Am Tor angekommen sehen wir, dass eine große Schar später Gäste eingetroffen ist. Alle tragen prunkvolle Rüstungen und Waffen. Ein Herold stellt den Gast als Prinz Wendelmir von Andergast mitsamt Gefolgschaft vor. Es scheint sich um einen hohen Herren zu handeln, denn obwohl in der Burg, wie man uns sagte, kein Platz mehr zu vergeben war, bekommt der Prinz und sein Gefolge dort Zimmer zugewiesen. Wie wir später erfahren, mussten stattdessen die Eltern des Brautpaares ins Zeltlager ziehen! In der Gefolgschaft des Prinzen befinden sich noch 4 weitere Ritter. Einer davon kommt mir wegen der markanten Hakennase bekannt vor. Oh, nein! Es handelt sich um Ritter Gwinnling von Borkenquell! Wie könnte ich die Auseinandersetzung und den harten Kampf mit ihm vergessen? Ich ziehe mich unauffällig in die zweite Reihe der Schaulustigen zurück.
Xandros und ich beschließen, im Lager der Gaukler bessere Gesellschaft zu suchen. In der Nähe der bunten Wagen der Gaukler bemerken wir zwei mit Tüchern verhängte Käfige, aus denen unheimliche Tierlaute tönen. Bei den Gauklern empfängt man uns überaus freundlich und teilt das wenige vorhandene sowie die eine oder andere Legende mit uns. Überall spielen dressierte Äffchen und treiben Schabernack. Neben Marik Meyler lernen wir Tamira Kornplotz (ca, 40), die Führerin der Gaukler kennen. Außerdem lernen wir Ugdalf Kornplotz, Tamiras Bruder und Artist, sowie seine Frau Nina ni Brennhan (ca. 30) kennen. Sie ist eine schlanke, stumme Schlangenfrau mit langen schwarzen Haaren. Die beiden haben 2 Kinder: Wilbur (ca. 18) – ein Erzähler und Niam (ca. 15) – eine Tänzerin. Ich hole meine Flöte hervor und begleite die Musikanten der Gaukler bei der Untermalung der Legende (die Legende der Ritter vom weißen Berg), die Wilbur uns meisterhaft erzählt. Am Lagerfeuer sitzt auch Xaviera – Schwester der Tamira. Sie erzählt mir von Ihrer Gabe zur Tieremphatie und ich lerne auch ihre 2 halbelfischen Kinder Cuanu (ein Junge) und Invher (ein Mädchen) kurz kennen. Den ganzen Abend über amüsieren wir uns prächtig und bald habe ich den Schock, meinen Feind Gwinnling von Borkenquell hier zu sehen, völlig vergessen. Gut gelaunt begeben wir uns zur Ruhe.
Am nächsten Morgen werden wir von Posaunen und Fanfaren gewerkt – die Spiele beginnen !
Nachtrag
Nachdem auch Xandros, Einskaldir und Karakal sich etwas später als die anderen für die Spiele angemeldet hatten, trafen sie auf zwei Krieger, Zwillinge, die über etwas verlorenes stritten. Karakal kamen sie bekannt vor, doch konnte er sich nicht erinnern woher. So ging er zurück zum Turnierschreiber Faliks von Hohenhof, der ihm gegen die Aussicht auf einen Gefallen ihre Namen verriet. Sie hatten ihm einst in Winhall beigestanden. Während des Turniers würde es sicherlich bessere Gelegenheiten geben, alte Bekanntschaften aufzufrischen.
Den späteren Abend verbrachte nicht jeder bei den Gauklern. Einskaldir trank mit den Söldnern. Latu, Xagrosch und Karakal gingen ins Dorf Zum Andrafaller Hirsch.