Als das Getöse losbrach, war es bereits in den frühen Morgenstunden. Riskir, Haldor, Sten und Tjalf rannten nach draußen. Im Westen begann der Morgen zu dämmern, und das erste fahle Licht spiegelte sich im weißen Schnee. Der hünenhafte Dusk war gerade aus der gegenüberliegenden Hütte gekommen und öffnete das Außentor des Zwingers. Dann stapfte er durch den Schnee in den Wald, direkt auf das Brüllen zu. Sten meinte, zwischen den Bäumen die Umrisse einer monströsen Kreatur zu sehen. Er beeilte sich, in Dusks Hütte ein paar Waffen und ein Schild zu greifen, um dem Halbriesen zu folgen. Auch die anderen taten es ihm nach.
Dusk war schnell unterwegs. Als die Gefährten fast aufgeschlossen hatten, war er bereits mit einem gigantischen Bären in einen Kampf verwickelt. Das Monster war groß wie ein Wehrturm, mit struppigem Fell, das durchbrochen war von faulendem Fleisch. Das Maul war an einer Seite verwest. Brackiger Geifer troff ihm zwischen den spitzen Zähnen heraus. Mit einem Prankenhieb schleuderte der Bär Dusk von sich fort, als wäre der Hüne ein lästiges Insekt. Dann wandte er sich dem Pfad zu und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Sten wich nach links in den Wald, um in die Flanke des Monsters zu gelangen. Die Anderen rannten auf dem Weg weiter. Der Bär senkte seinen Kopf, riss das Maul auf und spie ihnen stinkenden, eiskalten Odem entgegen.
Ein erbarmungsloser Kampf brach aus. Sten und Tjalf flankierten den Bären, aber wegen seiner schieren Größe, brachte ihnen das keinen Vorteil. Riskier und Haldor versuchten mit allerlei Zaubern und Heilung die Beiden zu unterstützen. Auch Dusk rappelte sich wieder auf und stürzte sich ins Gefecht. Der Bär tobte, riss tiefe Fleischwunden mit seinen Klauen, brüllte und spie seinen Frostatem. Der Biss des Monsters ließ das Fleisch seiner Opfer faulen.
Sten gelang es, dem Bären einige tiefe Wunden zuzufügen. Doch während sich die Axt an der einen Stelle in das Fleisch grub, begannen sich an einer anderen Stelle die Wunden bereits wieder zu schließen. Verbissen ging es hin und her. Aufgabe oder Flucht war keine Option. Immer wieder fügte der Bär den Gefährten und Dusk tiefe Wunden zu. Riskir eilte gerade zu Tjalf und heilte ihn, als Sten, der eben noch neben ihm kämpfte, tot in den Schnee fiel – einfach so.
Für einen Moment stand die Zeit still.
Dann schnappte sich der Bär den leblosen Körper von Sten und brach durch das Unterholz. Aus zahlreichen Wunden blutend, wollte das Monster sich offensichtlich mit seiner Beute in den Wald flüchten. Dusk stürzte, wie von Sinnen schreiend, hinter der Bestie her. Als er sie fast eingeholt hatte, machte er einen gewaltigen Satz nach vorne, holte mit seiner Waffe aus… – als ein Pfeil an ihm vorbei flog und tief in den Schädel des Monsters eindrang. Während sich Dusks Waffe in das Fleisch grub, war der Bär bereits tot.
Haldor senkte seinen Bogen, hatte seinen Blick aber weiter starr auf den Kadaver gerichtet. Während die ersten Sonnenstrahlen des Morgens durch das Astwerk fielen, lag der gewaltige Leib des Bären im Schnee. Dampf stieg aus den zahlreichen Wunden auf. Etwas weiter daneben lag der zerbrochene Körper von Sten. Auf dem Rücken der Kreatur stand Dusk und war dabei, den Brustkorb aufzubrechen. Fassungslos sahen die Gefährten zu, wie sich der Halbriese dann entkleidete und sich in dem Blut und dem stinkenden Fleisch des Bären suhlte. Danach stieg er aus dem Leib hinaus und sank vor der Gruppe auf die Knie.
“Dusk nun Rache genommen hat. Er traurig sein, dass großer Bärenkrieger tot. Hat kräftig geholfen in Kampf! Dusk nun stehen in Schuld von euch.”
Während der Hüne noch sprach und Blut von seinem Körper in den Schnee tropfte, sahen die Gefährten, wie sich auch Dusks Wunden begannen zu schließen.