Upsala, 16. Januar 1881
Der Spiegel schließt sich hinter uns, der Rückweg ist versperrt und wir sind in der grau düsteren Spiegelwelt. Nach kurzer zerknirschter Lagebesprechung entscheiden wir uns zunächst Waffen zu suchen. In dieser Welt wird das Licht unserer Kerzen fast ganz absorbiert. Nach weiteren Überlegungen versuchen wir unsere Gemächer in der Spiegelwelt zu finden und hoffen, dass wir von dort aus eine bessere Orientierung haben. Auf dieser Seite des Spiegels sind alle Fenster zugemauert, was unangenehm an das Schloss in der Schneekugel erinnert.
Ein ins Gespräch vertieftes Geisterpaar schwebt an uns vorbei ohne Notiz von uns zu nehmen. Wir irren eine Weile umher und auch ein geisterhafter Henker läuft an uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Hinter einer Tür hören wir ein Schleifen und Schieben und Schritte. Wir öffnen die Tür und werden Zeuge von dem Selbstmord einer Frau, die sich am Deckenbalken erhängt. Die Szene verschwindet wieder und wir stehen in einem leeren Zimmer.
Wir begegnen erneut der Schneekugel und machen trotz Claras Neugier einen Bogen um sie. Eine Art wilde Jagd scheint sich uns zu nähern und wir öffnen die nächstbeste Tür, um ihr zu entrinnen. Im Zimmer hören wir, wie sie sich nähert. Aus der Nähe klingt sie fast wie ein Mahlstrom, ein Wirbel in dem Geräusche wie zerplatzende Glasscherben und das Geschrei von Hunderten von Seelen zu hören ist. Gottlob entfernt das grausige Geräusch sich wieder. Wir wagen aber erst die Tür zu öffnen, als es ganz verklungen ist.
Das gedämpfte Schlagen einer Standuhr ertönt. Clara vermutet, dass damit die Nacht in der Spiegelwelt eingeläutet wurde. Die Uhr läuft rückwärts. Als Clara sie untersuchen will und die Tür öffnet, spürt sie ein solches Grausen, dass Sie sie sofort wieder schließt.
Auf der Flucht vor dem Mahlstrom, der weiter nach uns zu suchen scheint, kommen wir in ein hoch vornehmes Schlafzimmer mit Himmelbett. Als wir versuchen durch den Spiegel in das normale Schloss zurückzukehren haben wir keinen Erfolg. Unsere Spiegelbilder machen was sie wollen, wenn man nicht hinschaut, und plötzlich werden die Geräusche des Mahlstroms wieder lauter, das Ding kommt näher.
Ida fühlt sich von dem Schrank voll schwarzer Kleider angezogen und wir hoffen dass der Schrank einen Ausweg aus unserer prekären Situation bietet. Tatsächlich können wir durch den Schrank entkommen, kurz bevor der schwarze Mahlstrom uns packt. Im Schrank kann der er uns nicht mehr wahrnehmen und lässt uns in Ruhe. Als wir im Schrank hocken wie die Maus in der Falle, kommt die schwarze Frau in ihrer Version als Mahr in den Raum. Eine alte Bekannte. Sie schnuppert im Zimmer herum und fängt an sich herauszuputzen. Wir sind starr vor Angst und sind mehr als erleichtert, als sie das Zimmer endlich wieder verlässt.
Wir schleichen weiter ohne Rast und Ruhe durch die Spiegelwelt, die Licht, Farben und Gerüche weiterhin zu verschlucken scheint, ebenso wie unser Zeitgefühl. Wir werden Zeugen weiterer geisterhafter Mordszenen, streckenweise begleiten uns die unheilvollen Klänge einer Spieluhr und wir sehen eine geisterhafte Tänzerin.
Wir laufen auf eine scheinbar prunkvolle Feierlichkeit zu, hören Musik, Gespräche, Gelächter und sind uns einig, diesem Fest nicht beiwohnen zu wollen. Leider kommt in diesem Moment Oscar aus der Wand und schwebt genau auf den Festsaal zu. Ida schaut in den Saal und erkennt in der Geistermenge die Gesichter von Professor Albert Wredenhielm, Baronin Katja Kokola und Gräfin Hilma af’ Thulenstierna. Bengt und ich sehen, dass ihre Spiegelbilder mit Runen, Worten oder Schriftzeichen versehen sind und wir beschließen den Raum zu betreten, um entziffern zu können, was dort steht.
Wir betreten den Saal. Bengt und Sunna als Tanzpaar getarnt. Clara, Ida und ich bewegen uns am Rand. Bengt und ich können sehen, dass unsere Gefährten zu zerfasern beginnen. Wir können sehen, dass die Spiegelbilder der drei späteren Nachtraben verschleißen und zerfallen. Auf ihrem Rücken sind Schilder mit Buchstaben-Kombinationen . Ich notiere mir die Abfolgen. Es ist spiegelverkehrtes Latein und bedeutet: “Die Esel sollen begraben und als Dünger auf der Erde verteilt werden”.
Bengt versucht mit ihnen zu sprechen. Als er merkt, dass sie rückwärts sprechen, versucht er es rückwärts, aber sie amüsieren sich nur über seine Versuche. Bengt und ich sehen mehrfach ein Bild von Oscar aufflackern, der auf ein Rad gebunden ist. Wir sehen, wie die Spiegelbilder der drei Selbstmörder zerfallen und verrotten. Plötzlich verstummt die Musik, die drei Selbstmörder blicken uns mit seltsamen Blick an. Auf dem Spiegel steht plötzlich mit Lippenstift geschrieben “Tod der Balladen“.
Die drei Geister zerfallen, Oscar hängt auf dem Rad an der Decke, Bengt sieht kurz ein diabolisches Gesicht, das aber sofort wieder verschwindet. Ida sieht die schwarze Dame als grell weiße Horrorversion im Spiegel und im gleichen Augenblick erscheint die grauenvolle Mahr in der Tür.
Carla und Ida bleiben zunächst unbehelligt. Bengt, Sunna und ich bekommen keine Luft mehr und sind gelähmt vor Angst. Ida versucht mutig die Mahr mit ihrem Stockdegen anzugreifen, aber sie weicht ihr aus. Clara und Sunna versuchen sich zu bewaffnen, anhand der im Saal ausgestellten Waffen und Rüstungen. Ich bleibe erstarrt stehen, mein Kopf ist leer, ich weiß nicht, was ich machen soll.
Plötzlich stellt sich Ida mit grimmigem wilden Blick vor die Mahr und scheint uns angreifen zu wollen. Bengt schießt auf die Mahr, aber die Kugel fliegt einfach durch sie durch ohne ihr zu schaden. Ich schlage mit einem Schwert, das mir Clara in die Hand gedrückt hat, nach der Mahr, die dem Schlag ausweicht. Ich sehe, dass Clara inzwischen ebenfalls ein Schwert in der Hand hält.
Ida sticht mit dem Stockdegen nach mir und ich versuche sie mit dem Knauf meines Schwertes niederzuschlagen. Ich trete ihr den Degen aus der Hand, er schlittert über den Saalboden. Ich kicke Ida in eine Ecke. Die Mahr versucht mich zu betatschen, aber ich weiche ihr rechtzeitig aus. Sie kreischt wütend auf. Bengt greift mit seinem Bajonett an, aber die Mahr weicht aus. Clara trifft sie mit dem Schwert und sie kreischt noch wütender. Ich versetze der Mahr einen weiteren Schlag mit dem Schwert und sie jault und heult noch wütender.
Auf dem Spiegel erscheinen mit rotem Lippenstift die Namen Alfred (statt Albert), Kaya (statt Katja) und Hilda (statt Hilma). Ich schlage wieder mit dem Schwert zu und versetze dem garstigen Göbelwerk einen harten Treffer. Bengt setzt mit seinem Bajonett nach und die Mahr löst sich in Luft auf. Oscar schwebt noch unter der Decke, dann löst er sich und schwebt durch den Spiegel.
Dort ist immer noch die schwarze Frau zu sehen und die Wörter Alfred, Kaja und Hilda. Ich gehe zum Spiegel und sage die drei Namen, dadurch wird der Spiegel wieder durchlässig. Wir gehen durch den Spiegel, Clara im aller letzten Moment, kurz bevor der Mahlstrom, der den Ballsaal erreicht hat, sie erwischen kann.
Erschöpft fachsimpeln wir ein wenig über das Erlebte. Oscar scheint es jetzt besser zu gehen? Ist der Mahlstrom der Tod der Balladen? Haben wir ihn im Spiegel gestört? Hat die Mahr die Spiegelwelt verändert und wird zum Henker und wie ZUM HENKER konnte sich Ida in so etwas scheußliches wie die Mahr verlieben?
Bengt berichtet uns noch von seiner Sichtung der grausigen Fratze, dann erscheint die schwarze Frau und führt uns zum blauen Salon. Wir verabreden, dass ich Zeichnungen von den drei Geistern aus dem Ballsaal anfertigen werde und eine Phantomzeichnung von Bengts Sichtungen im Ballsaal. In Bengts Kopf sagt eine Stimme: “Du hast dich heute als nützlich erwiesen mein Untertan.”
Wir gehen nun endlich zu Bett und sinken in einen unruhigen Schlaf aus dem uns Albträume des Erlebten aus der Spiegelwelt wieder aufwecken.