“In Zeiten großer Not wird der Schlüssel Quinaris das Tor öffnen
und Einem den Weg bereiten, aus dem Heiligtum der Seelen zurück zu kehren.
Der Weg hingegen wird nicht einfach sein,
denn sollte das Böse das Tor zum Heiligtum durchschreiten,
wird die Welt großer Dunkelheit anheim fallen.”
24.10.370
Nach einer neuntägigen Reise erreichen wir abends Vingaard. Wir waren nochmal von Kalaman entlang des Vingaardflusses gen Westen gereist. Nachdem wir am 22.10. Maelgoth verlassen hatten, kamen wir auf unserem Weg nach Süden durch eine der fruchtbarsten Gegenden des solamnischen Reiches. Meister Hironimus überbrachte noch am selben Abend die Nachrichten aus Kalaman, behielt aber noch den Karren. Wir nächtigten in der Bärenklause, und Meister Hironimus ließ sich die Truhe mit den magischen Utensilien des ermordeten Meisters Uldan auf sein Zimmer bringen. Wir – außer dem abweisenden Golan – hielten reihum Wache.
25.10.370
Während Rahn’s Wache versuchte sich ein Einbrecher an Meister Hironimus Tür. Rahn schlug ihn im Dunkeln in die Flucht und weckte uns mit seinem Radau, doch der Einbrecher entkam unerkannt.
Am folgenden Tag begann es leicht zu regnen und wir entkamen endlich der Hitze des Nordens. Das Wetter sollte vorerst so bleiben. Wie auch an den zurückliegenden Tagen bemerkten wir auf unserer Reise gen Westen keine Verfolger und erreichten abends das nächste Dorf. In dem überfüllten Gasthaus mussten wir uns zwei kleine Räume teilen und die Truhe auf dem Pritschenwagen belassen.
26.10.370
Es geschah wieder etwas während Rahn’s Wache – Hironimus eilte im Nachthemd aus seinem Raum. Zusammen mit den Zwergen stellen sie einen Dieb, der sich an unserem Karren zu schaffen machte. Rahn schlug ihn mit seiner Axt bewußtlos. Es war ein silbergeschuppter Sivak. Hironimus bezauberte ihn vorerst und alle gingen wieder zurück.
Der Gefangene verbarg sich unter der Plane und wir brachten ihn am nächsten Morgen aus dem Dorf heraus, um ihn abseits des Weges zu befragen. Es stellte sich heraus ,dass dies der Sivak war, der in Kalaman den Wirt umgebracht hatte und uns seitdem gefolgt war. Er bestätigte, dass der Aurak mit dem Stein Lunitaris nach Osten in den Dschungel zur Thakisispriesterin Lafina gereist war. Den Einbrecher aus Vingaard kannte er nicht selber, sondern hatte ihn durch den “Erwählten Nerub des Herrn Tii’Mhut” beauftragt. Golan führte mit seinem Speer den ersten Schlag und gemeinsam töteten wir den Drakonier, bevor er fliehen konnte.
Während wir im nächsten Gasthaus zu Abend aßen, fiel Rahn als einzigem von uns auf, dass wir von einer Schwarzen Robe magisch ausgespäht wurden.
28.10.370
Nach einer frostigen Nacht im Hofe vom Turm des Hoheklerikers liessen wir uns von einem solamnischen Ritter durch die Gruftgewölbe führen. Mittags kam uns Bernhard – ein häßlicher Hüne mit wenig Verstand – auf dem Gebirgspass zwischen dem Turm und dem Gebirgsdorf Varus entgegen. Er war von der Dame Jenna – sie führt den Dreimondladen von Palanthas – geschickt worden, um uns zu begleiten.
1.11.370
Die Nacht hatten wir in Varus verbracht und erreichten noch am Nachmittag Palanthas. Bernhard führte uns sogleich zu seiner Herrin. Die Dame Jenna – eine attraktive rothaarige, sommersprossige Frau von etwa 25 Jahren – war bereits über viele Details unserer Reisen unterrichtet und wußte von Meister Gilbert (aus Abanasinia), Meister Uldan, dem Tod von Silthanis und von der Spieluhr, die sie den “Schlüssel von Quinari” nannte.
Quinari war einst die Gemahlin von Silvanos gewesen. Sie hatte aber auch das Vertrauen der Guten Drachen erlangt und Ihr Leichnam war auf den Friedhof der Drachen verbracht worden. Die Spieluhr sollte den Elfen ein Portal zu Quinaris Ruhestätte öffnen. Sie vervollständigte auch die Prophezeihung, die uns Silthanis mitgeteilt hatte – dass großes Unheil, über die Welt käme, würde das Böse der Spieluhr habhaft werden. Aus Qualinesti könnten wir keine Unterstützung erwarten, da Verschwörer das rechtmäßige Herrscherpaar Aliana und Portius in Ihrer Abwesenheit zu Dunkelelfen erklärt hatten.
Über die Steine Solinaris, Lunitaris und Nuitaris war nur wenig bekannt. Sie waren ursprünglich getrennt in den Türmen der Magie von Daltigoth, Istar und Wayreth verwahrt worden. Das Konklave hatte nunmehr beschlossen, die Kultstätte zu öffnen, um sie zu untersuchen und die dort waltenden Kräfte zu sichern. Bevor der Tempel versiegelt worden war, soll er dazu genutzt worden sein, um Seelen aus dem Totenreich zurück zu holen.
Die Dame Jenna schlug vor, dass sie den Stein der Lunitari wiederbeschaffe. Wir dagegen sollten uns wieder der Spieluhr widmen, denn unser Schicksal wäre damit unmittelbar verbunden.
Angrim wollte von Ihr etwas über den Verbleib des “Schlüssels zu Stadt” erfahren und begann damit, ihn nachzuzeichnen. Andogrimm gab bei Ihr einen magischen Pfeilköcher in Auftrag. Die Truhe, die wir von Kalaman aus hierhin gebracht hatten, konnten wir in ihrem Dreimondladen lassen. Wir selber kehrten im “Am alten Stadttor” ein.
2.11.370
Rahn hatte schlecht geschlafen, schwieg sich aber vorerst darüber aus. Er, Golan und Orhdred gingen gemeinsam in die Stadt, wo Rahn einen Schmied aufsuchte, um sich eine meisterliche Axt anfertigen zu lassen.
Die anderen gingen wieder zu Jenna. Angrim erfuhr, dass sein Familienerbstück in Xak Tsaroth wäre. Andogrimm nahm für den Großteil seines neuerworbenen Vermögens den magischen Köcher entgegen. Bevor Jenna Palanthas verließ, um den Stein der Lunitari zurückzugewinnen, verlangte sie den Stein des Nuitaris von Hironimus, was er ihr aber verweigerte.
3.11.370
In der Nacht hatte ich, Orhdred, einen lebhaften Traum, wie ich und andere Leute die Gassen Palanthas durchstreiften. Alle wurden von der Melodei auf die Suche nach der Spieluhr gerufen. Ich und auch Andogrimm bestätigten nun erstmals, dass wir beide schon früher von der Melodei geträumt hatten. Doch Hironimus fand heraus – und ich bestätigte dann selbiges – dass mir der Traum magisch gesandt worden war, um meinen Geist mit einer Illusion zu täuschen. Rahn teilte uns nun mit, dass er den selben Traum in der vorherigen Nacht hatte.
Am nächsten Morgen erhielt ich durch dem Wirt einen Brief in dem nur stand: “12 Uhr, Mole 5, Komm allein! L.L.”. Die anderen versuchten mich zu beobachten, aber als niemand kam ging ich wieder. Im Gedränge wurde mir ein weiterer Zettel überreicht, der mich zur Großen Bibliothek wies. Von dort schickte mich ein weiterer Zetteln zum Alten Minarett. Die anderen blieben immer in meiner Nähe, doch als niemand kam, beschlossen sie, meinen Schutz aufzugeben. Dann kam ein Junge, der mir den letzten Hinweis gab. Ich wurde “Zum Tänzelnden Bären” geschickt, wo man mich grob überwältigte und dann mit einer blickdichten Kapuze über dem Kopf durch die Stadt kutschierte.
In irgendeinem Kellergewölbe wurde ich auf einen Stuhl gefesselt, und dann kam Liebling Lepomand – vielleicht ein Mitglied der hiesigen Unterwelt – und verhörte mich über die Leichenpriester und mich. Ich vermochte Lepomand davon zu überzeugen, dass ich sie selber verfolge – und berichtete von den Begebenheiten in Southlund und Abanasinia – und dass ich nicht an ihren Verbrechen beteiligt war. Lepomand erläuterte, dass die Leichenpriester hier in Palanthas Menschen (u. a. zwei seiner Männer) entführten, umbrachten und in Wiedergänger verwandelten.
Man hatte ein Gespräch der Leichenpriester belauscht, in dem Orhdreds Name gefallen war und dass sie mir einen “gebührenden Empfang” machen müssten. Dieses Gespräch hatte in Meister Kerolas großem Lagerhaus im Westteil der Stadt stattgefunden. Ich wurde, mit der Aufforderung dieser Spur nachzugehen, wieder freigelassen. (jhb)