Von Geistern und Geschichten

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Sunna und ich werden als medizinischer und geistiger Beistand von Pfleger Samuel in das Krankenzimmer von Frau Elfeklint vorgelassen. In ihrem Zimmer riecht es unangenehm nach Medizin. Sie sieht sehr mitgenommen aus, voller blauer Flecken, die Haut ist aschfahl und die Haare strähnig. Linnea summt das gleiche Lied, wie bei unserem letzten Besuch. Ich spreche die völlig apathische Linnea an, sie reagiert nicht. Wenn wir nicht bald einen Vormund finden, der das hier beendet, wird sie nicht mehr lange leben, da sind wir uns sicher.

Sunna fällt ein, dass sie das Lied kennt, welches Linnea summt. Ein Stück aus der Feder eines Minnesängers und Autors höfischer Romane, Chrétien de Troyes, der im 12. Jh. in der Bretagne in Frankreich die ersten Geschichten über König Artus und die Tafelrunde in Reimform verfasste und dadurch berühmt wurde. Historisch war er somit der Begründer der mystischen Sage um Artus, Merlin, Lancelot und Camelot.

Dann flüstert Linnea etwas: “Der König, er kommt, er kommt aus dem Licht, ich kann ihn sehen. Es ist der König der letzten Tage. Das Licht kommt aus der anderen Welt. Sie existieren alle, sie waren schon immer da und sie kehren zurück. Emma wusste es und wir haben ihr nicht geglaubt. Nur Olga hat ihr geglaubt. Vielleicht wäre nichts geschehen, wenn wir ihr geglaubt hätten, doch nun wird alles geschehen. Das Ende ist nah. Wo sind sie nur, wo ist Olga? Der Schatten des Königs, er ist lang. Er liegt auf uns. Die Heilige, sie diente dem König, sie ist nicht mehr unter uns. Wenn sie doch nur zurückkämen. Sie sind einfach verschwunden und haben uns unwissend und allein zurückgelassen. Oscar sollte es tun. Wo sind sie nur hin, der Professor, die Gräfin und die Baronin, sie müssen es rückgängig machen. Alles wird sich ändern, so viel Leid, Schrecken und Blut.” Samuel kommt herein und bittet uns hinaus, da Linnea sehr aufgewühlt ist. Noch einmal fleht sie: “Emma, findet Emma!”

Norvid und Bengt sehen sich währenddessen in der Klinik um. Sie beobachten, die Pflegerin Stina Nilsson, wie sie Ingrid Bäcklund auf die Terrasse schiebt und folgen ihr. Sie unterhalten sich mit Stina und erfahren, dass sie sich Sorgen um Linnea macht. Norvid weist auf Frau Bäcklund und fragt sie aus und erfährt, das Dr. Borelius und Dr. Rasmussen sie behandeln. Die beiden dürfen mit ihr sprechen. Sie wirkt völlig apathisch, aber unverletzt. Plötzlich greift sie Bengt an den Arm und haucht: „Emma“ und „Schloss“ Sie klappert mit den Zähnen, es hört sich an, wie das Tippen einer Schreibmaschine. Dann wird Ingrid zur Elektrotherapie abgeholt.

Bengt bekommt plötzlich einen Schneeball an den Kopf und will nach dem Übeltäter suchen. Norvid gelingt es, ihn zu beruhigen. Wir sehen die beiden im Schnee stehen und als sie auf uns zugehen, rutscht Bengt auf einer Schale aus, kann sich aber gerade noch fangen. Die beiden schlendern dann betont lässig auf uns zu. Norvid sieht Prof. Freyd aus dem Fenster seines Büros auf sie herabblicken.

Wir erzählen den beiden von Linneas Zustand. Sunna ermahnt Bengt, sich hier unauffällig zu verhalten. Wir verlassen die Klinik und begeben uns zum Austausch auf Kaffee und Kuchen zum „Bürger und Bäcker“. Helena Skytte fragt uns direkt nach Linnea. Wir erzählen ihr von ihrem Zustand. Sie ist entsetzt, wir erfahren von ihr, dass Emma Bäcklund eine berühmte Schriftstellerin war. Wir wollen versuchen an Emmas Tagebuch zu kommen. Wir denken auch, dass Madame Laukonen uns bei der Kommunikation mit Oscar behilflich sein könnte und wie wir Ingrid aus der Heilanstalt holen können.

Bengt und ich besuchen Olaus Klint, um von ihm die Adresse der Bäcklunds zu bekommen, während Norvid und Sunna in der Bibliothek des Schlosses nach Emma forschen. Olaus freut sich uns zu sehen und würde uns gerne im Schloss Gyllenkreutz besuchen. Ich frage ohne Umschweife nach Ingrids Adresse und erzähle, dass sie sich in der Heilanstalt befindet.

Er macht uns weiß, dass er herausgefunden hat, dass er ein entfernter Verwandter von Linnea sei. Klint und Elfeklint seien ja schließlich historisch verwandte Namen. Er beantragt die Vormundschaft, um Linnea aus der Anstalt zu holen. Wir können uns vorstellen Linnea in der Pension Paracelsus unterzubringen.

Wir erzählen ihm von Emmas Tagebuch und dass wir dieses benötigen. Es stellt sich heraus, Ingrid hatte den Traum, in dem ihre Großmutter ihr von dem Tagebuch erzählte, genau in der Nacht, als wir in der Hexenkatze Oscar Hjort beerdigt hatten. Wir bitten ihn uns auf dem Schloss zu besuchen, sobald er etwas herausgefunden hat. Wir besuchen auch noch Herr Lundquist in der Kanzlei und bitten ihn, herauszufinden wer Ingrid eingewiesen hat. Sofern niemand bereits ein Mandat dazu hat, versucht er es in Erfahrung zu bringen.

Auf dem Weg zur Pension, sagt Bengt, dass ihn etwas bedrückt und ich biete ihm an, ihm bald, wenn die Kapelle fertig ist, die Beichte abzunehmen. In der Pension Paracelsus klingeln wir an der Rezeption. Direkt hinter mir erscheint Rasguyev und erschreckt mich. Lautlos bewegt er sich hinter den Tresen und Madame Laukonen erscheint. Ich erzähle ihr, dass wir mit Oscars Geist kommunizieren möchten. Wir benötigen dafür einen persönlichen Gegenstand als Fokus und so viel wie möglich Informationen über ihn. Ich erzähle ihr, dass der Geist durch mich hindurchgefahren ist. Sie ist bereit, morgen nach Sonnenuntergang ins Schloss zu einer Séance zu kommen. Wir versuchen bis dahin einen persönlichen Gegenstand aufzutreiben. Sie warnt uns noch, das eine Séance auch Gefahren mit sich bringt. Draußen treffen wir Nils und der besorgt uns eine Kutsche und Bengt lässt eine Krone springen.

Unterdessen werden Norvid und Sunna im Schloss von unserem Verwalter begrüßt. Kommissar Lyström ist wohl unterdessen erneut hier gewesen und ist enttäuscht abgezogen. Algot weiß, dass Emma Bäcklund und Olga Kraus befreundet waren. Vor 60 Jahren hat Emma das Schloss verlassen.

Sunna findet in der Bibliothek ein leeres Weinglas mit Lippenstift am Rand vor. Davor liegt das Buch “Le Morte d’Arthur” aus dem Jahr 1485, verfasst vom Autor Sir Thomas Malory.

Folgendes finden Norvid und Sunna heraus. Etwa vor 100 Jahren ist Emma zusammen mit Professor Wredenhielm in der Gesellschaft in Upsala eingetroffen und etwa um 1820 ist sie verschwunden. Das liegt 10 Jahre vor dem Ereignis in der Hexenkatze. Emma war schwanger und hat anscheinend im Schloss ein Kind entbunden. Dieses Kind galt als im Alter von 6 Jahren auf dem Schloss verstorben. Danach ist Emma Bäcklund verschwunden.

Algot weiß zu berichten, dass Emma unterstellt wurde, sich den Rosenbergern angeschlossen zu haben und dass jemand ihr eingeredet habe, dass ihre Tochter Selma ein teuflisches Wechselbalg sei und sie es geglaubt habe. Kurz danach behauptete sie ihr Kind sei am plötzlichen Kindstod verstorben und danach ist sie verschwunden. Norvid recherchiert noch etwas. Die “Rosenberger“ sind eine Bewegung, entstanden aus dem Orden der Artemis, gegründet vermutlich von den Anhängern von Mats Rosenberger, die die Vaesen auslöschen wollten, weil sie sie für Kreaturen des Teufels hielten.

Wir speisen gemeinsam im Schloss und berichten uns gegenseitig, was wir in Erfahrung gebracht haben. Was könnte persönlicher Gegenstand von Oscar Hjort sein? Etwas aus dem Schattentheater?

Ich spüre einen kühlen Lufthauch. Im Kamin flackern bläuliche Flammen. Wer mag der Geist sein, der uns besucht? Da manifestiert sich Oscar, mit weit aufgerissenen Augen schaut er uns an, versucht etwas zu sagen und schwebt Richtung Türausgang auf eine Treppe nach oben zu. Er führt uns in einen uns unbekannten Bereich des Schlosses. Wir vermuten uns weit hinten im Schloss zu befinden, in einem Gang, der vor einer Tür unter einem Rundbogen mit heraldischen Zeichen endet. Über dem Bogen der Tür steht “Königszimmer“.

Oscar schwebt auf die Tür zu und schwebt hindurch. Sunna schaut durch das Schlüsselloch, erkennt aber nichts. Ich drücke die eiskalte, schwere Klinke. Eine Mechanik setzt sich in Gang. Es dauert, bis die Tür sich öffnen lässt. Noch ein leises Zischen und ich öffne die Tür. Bengt leuchtet hinein, die Kerzen erlöschen in dem Luftzug und der Leuchter sieht grau aus. Wir sehen eine kleine Treppe, die in den Garten führt. Alles erscheint in einem Grauton. Oscar steht dort, er sieht greifbarer aus, als zuvor. An der Tür erkennen wir ein Flimmern. Oscar winkt uns zu. Sunna fasst ihren Mut zusammen und will durch die Tür schlüpfen, doch direkt an der Schwelle fällt sie einfach zu Boden. Wir ziehen ihren leblosen Körper zu uns.

Sunna sieht Oscar an und kann mit ihm reden. Außer Oscar ist dort im Garten noch ein anderer Mann auf einer Bank. Sie nimmt auch noch weitere Schatten wahr, die sich bewegen. Die zurück gebliebenen können Sunna auf der anderen Seite nicht erblicken…

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