Briefe in die Heimat: Ein Hoffnungsschimmer

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15. Mai 2512, Übersreik, Reikland

Liebe Hildrun,

danke für deine Antwort. Jedoch würde mich es schon interessieren wer dieser „von Hochfels“ ist und warum er dir den Hof zu machen hat.

Weiß Vater davon?

Aber lass mich dir berichten, wie es uns die letzten Wochen ergangen ist. Wir sind ja am Wetterfahnenturm gewesen. Der Turm ist beeindruckend und man sollte ihn gesehen haben, doch muss ich von einem Besuch dringend abraten, da die Reise dorthin sehr gefährlich ist. Wir sind danach glücklicherweise ohne Zwischenfälle in Übersreik angekommen.

In Übersreik fielen uns gleich neue Leichen auf, die man an die Zinnen gehängt hatte. Einige sahen aus, als wenn man sie vor ihrem Tod einer hochnotpeinlichen Befragung unterzogen hatte. Da die Altdorfer noch am Tor patrouillierten, musste es sich wohl um Jungfreud-Loyalisten handeln. Wie wir später erfuhren, waren es wohl auch Mitglieder eines Verbrecher-Kartells aus einem der Armenviertel. Als wir später über die Brücke den Teufel querten, fiel uns beim Armenviertel Dunkelfeucht auf, dass es größer geworden war und viele Schläger herumstanden.

Und noch ein Gerücht kam uns zu Ohren: die Baronin von Nacht und der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen General von Dabernick waren mit wichtigen Vorbereitungen beschäftigt. Irgendein Gesandter des Kaisers mit neuen Truppen sollte bald in Übersreik erscheinen.

Auf dem Marktplatz bemerkten wir gleich großformatige Plakate: Betsie Sosster und ihre wundersame Kalvakade sollten bald wieder in der Stadt sein. Vielleicht konnten wir dann endlich mehr über den Mord an dem Schausteller erfahren.

Wir besuchten zunächst das Brückenhaus, in dem ja Sybille Hagerdorn abzusteigen pflegte, und sprachen mit Gunther Abend. Leider trafen wir Sybille nicht an, wir erfuhren aber, dass der Magier Christoph Engel wieder in der Stadt weilte. Gunther hatte auch eine Nachricht für Alanus, er sollte sich beim Postmeister Gustav Schtupp melden. Des Weiteren hatte sich ein Mitarbeiter von Hans Jinkers (dem Verwalter der Familie von Bruner) nach uns erkundigt. Gründe hatte dieser nicht angegeben.

Wir aßen erstmal etwas Ordentliches und danach besuchten wir ein Badehaus. In der Nachbetrachtung wäre die umgekehrte Reihenfolge besser gewesen, aber nun ja. Das nächste Mal. Wir suchten die Kaserne auf, wo uns gleich auffiel, dass unsere Stube gereinigt worden war. Ich will nicht sagen, dass es vorher ein Saustall war, aber so ordentlich hatten wir das Zimmer nicht verlassen. Wir erfuhren, dass Rudi das angeordnet hatte. Warum? Wir wissen es nicht. Vielleicht hat er das Buch oder irgendwelche Papiere gesucht. Vielleicht will er aber auch einfach gute Laune verbreiten, da wir ja inzwischen gute Kontakte zum Beispiel zur Baronin von Nacht pflegen.

Apropos, zu ihr gingen wir, nachdem wir frische Kleidung angezogen hatten, als nächstes. Das war für uns von allen Terminen der wichtigste. Vom Badehaus abgesehen.

Wir gingen zum Schloss, wurden hereingebeten und alsbald von ihr empfangen. Wir führten ein längeres und angenehmes Gespräch mit ihr. Sie war mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden und sagte uns zu, dass sie unsere Entlassung empfehlen wird. Endlich! Zwar sind unsere Namen noch nicht reingewaschen, aber das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Zudem überreichte sie uns eine Belohnung.

Sie erzählte uns auch noch eine merkwürdige Begebenheit. Es hatte einigen Aufruhr in der Stadt gegeben, stell dir vor, man hatte eine kleine Statue einer Chaos-Gottheit vor dem Sigmar-Tempel abgelegt! Deshalb hatte es Untersuchungen gegeben und ein hoher Kirchenvertreter hatte sein Erscheinen angekündigt. Sachen gibt’s.

Danach gingen wir ein bisschen stolz und vor allem erleichtert zur Hauptfrau von Pfeffer, um uns auch dort zurückzumelden. Sie hatte schon erfahren, dass die Baronin unsere Entlassung empfahl. Zwar würde laut ihrer Aussage das Verfahren noch etwas dauern, die Schreiben der Baronin und auch eines von Rudi mussten aufgesetzt und dem Richter überreicht werden und dann musste dieser noch die Entlassung bestätigen. Das sollte zwar eine Formalie sein, würde aber einige Tage dauern. Bis dahin waren wir freigestellt, wenn wir es wollten. Wollten wir. Sie bot uns außerdem nach unserer Entlassung eine besoldete Stelle in der Stadtwache an. Wir waren diplomatisch, aber das wollte sicherlich keiner von uns. Ich nehme das trotzdem als kleines Kompliment von Frau von Pfeffer.

Wir verabschiedeten uns und gingen in die Stadt. Unser Ziel war der Magier Christoph Engel. Da sein Turm bekannterweise keine Tür hat, wollten wir Cordelia fragen, ob sie uns vermitteln kann.

Unterwegs wurde Gerwin schon erwartet. Die Diebin Greta Kloppstock bot ihm zwei Aufträge an. Es war geplant, dass die “Gekreuzten Finger” herausfinden wollten, ob der Kampfzirkel von Tilo Bärmarder noch existierte. Mit denen bestand wohl eine Feindschaft. Außerdem sollte eine gewisse Statue aus dem Sigmar-Tempel gestohlen werden. Nun ja. Auch Nixie Dunkelsprung von dem Schmugglerring “Der hohle Kahn” schlug ihm ein Geschäft vor, die Gilde hatte irgendeinen großen Auftrag vor. Vermutlich handelte es sich um Schmuggel.

Wir erreichten Cordelias Apotheke, vor der wir zwei alte Bekannte trafen. Die beiden Kopfgeldjäger hatten sich wieder auf die Lauer gelegt. Sie hatten gehört, dass die Magierjägerin Baumann wieder in der Stadt war und hofften, sie hier abfangen zu können. Bisher ohne Erfolg. Aber die Jägerin hatte sich wohl angeblich Verstärkung in Person von Assassinen aus Bögenhafen geholt.

Und wieder begegnete uns Bögenhafen. Ein Troll, ein toter Magier, ein Schmiedemeister, der wandelnde Griff und natürlich Fräulein Baumann, uns beschlich das Gefühl, dass wir bald einmal Bögenhafen aufsuchen sollten.

Wir betraten die Apotheke und begrüßten Cordelia. Sie freute sich auch, uns zu sehen und schien schon erwartet zu haben, dass wir mit Christoph Engel sprechen wollen. Sie führte uns in ihren Keller und dort durch eine Geheimtür in einen Tunnel Richtung Turm. Am Ende des Tunnels standen wir vor einem Portal, das irgendwie flimmerte und nicht ganz sichtbar war. Cordelia wirkte irgendeinen Zauber und das Portal wurde sichtbar und öffnete sich. Ich habe ja Ruben auch schon Zauber wirken sehen, aber ich finde es immer wieder erstaunlich, wie das möglich ist.

Wir traten dann durch das Portal und standen in einem Keller. Über eine Treppe erreichten wir das Erdgeschoß und an der Form des Raumes konnte man gut erkennen, dass er ein Turm war. Es sah hier gemütlich aus, wir standen in einem Flur mit Teppich und einer Garderobe, an der Mäntel hingen. Was fehlte, war eine Eingangstür. Hier führte wieder eine Treppe nach oben, die uns Cordelia hinaufführte. Dort klopfte sie an eine Tür und trat in den Raum dahinter ein. Es handelte sich um eine Mischung aus Bibliothek und Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch. Hinter diesem saß ein älterer, freundlich dreinblickender Mann der so gar nicht nach einem mächtigen Magier aussah. Christoph Engel begrüßte uns freundlich und bot uns einen Sitzplatz und Tee an. Cordelia verabschiedete sich.

Wir unterhielten uns über das, was wir zuletzt erlebt hatten, was er sehr interessiert verfolgte. Er erzählt uns dann einige Hintergründe zu unserem letzten Abenteuer. Es gab vor langer Zeit einen mächtigen Zauberer mit Namen Constant Drachenfels. Dieser war zwar schon lange tot, aber eine Häretiker-Organisation namens Kabale, die von Ergrimm von Horstmann gegründet wurde, trachtete danach, Constant Drachenfels wiederzubeleben. Auch Carolus Fortweicher gehörte zu den Häretikern. Über den Wetterfahnenturm berichtete Christoph uns ebenfalls einiges. Constant Drachenfels nutze früher die Untergeschosse des Turms. Also den Teil, vor dem uns Ruben gewarnt hatte, weil dort sehr dunkle Winde der Magie herrschten. Was auch immer das genau bedeutet. Dem Klang seiner Stimme und seinem Gesicht nach nichts Gutes.

Wir plauderten noch mit Christoph, der Ruben anbot, ihn auszubilden. Dann verabschiedeten wir uns und verließen den Turm durch den Tunnel. Was nun zu tun war, darüber mussten wir erst einmal nachdenken.

Liegt es an uns, die Häretiker aufzuhalten? Ich hoffe, Sigmar weiß, ob er uns diese Aufgabe aufbürden kann. Leicht wird es nicht.

Grüß bitte die Familie und sonst niemanden,

Dein Konrad

Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

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