Ernter des Leids 4 – Das Geschäft mit dem Mörder

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Melina hatte den vermeintlichen Gugelmann am Schlafittchen und unter immenser Kraftanstrengung schaffte sie es auch Zentimeter für Zentimeter ihn aus dem Tränenstrom zu zerren. Doch mit einer raschen Drehung um die eigene Achse entwand er sich ihr, machte einen behänden Satz und brachte damit sofort ein wenig Distanz zwischen sich und die mit ihm in Nahkampf verstrickten Kämpfer. Dabei zückte er ein Skalpell, dass silbrig in der Nacht aufblitzte.

Wilbur rannte ihm sofort hinterher und und ergriff gerade noch so seinem linken Arm, wohl mit der Intention ihn aufzuhalten mindestens zu verlangsamen. Jonas umrundete ihn während Krätze und Melina sich ebenfalls wieder auf ihn drauf stürzten. Alle, die mehr oder weniger an ihm dran hangen, spürten die immense Kraft ihres Gegners. Und tatsächlich, als wäre es nichts, schüttelte und wand er sich abermals aus der Klammerung heraus und versuchte weg zu kommen. Das Skalpell hielt er immer noch ungenutzt in seinen Händen. Da sich Joran in seinen Weg gestellt hatte, bot sich ihm dadurch eine gute Gelegenheit ihn nochmal mit dem Knüppel eins über zu ziehen. Aber leider ging er dadurch nicht zu Boden und hatte schon wieder ein paar Meter gut gemacht. Wilbur hetzte hinterher, fasste nach seinem Amulett, murmelte ein paar Worte und als er den Gugelmann erreichte, spross das Gras aus dem Boden hervor und wand sich um die Knöchel des Widersachers. Melina und Joran kamen so auch wieder in seine Nähe als der sich vom Boden aufrappelnde Krätze schrie: “Gib endlich auf!” Und tatsächlich dämmerte dem Gugelmann anscheinend die ausweglose Situation, steckte flink das Skalpell wieder in ein Holster am Unterarm, hob aber dann die Hände in die Höhe und murmelte auf hoch-archaisch “Ich ergebe mich.” Man könnte sagen in einem angemessen diplomatischen Abstand nach einer Kampfsituation wurde der Kontrahent umringt.

Jetzt wo der Gugelmann still stand, konnte man ihn eingehender betrachten. Um es kurz zu machen, er wirkte zusammen gebaut. Sein rechter Arm war zum Beispiel von heller Haut aber sein linker eher dunker. Durch das sich ständig bewegende Okular konnte man ein blaues Auge erkennen, aber das andere war eher grün. An seinem Halsauschnitt konnte man diverse Narben und Nähte erkennen. Da nur Krätze und Wilbur ausreichend bewandert waren in der hoch-archaischen Sprache, begannen die beiden die Befragung. “Hast du die 7 Leute umgebracht und wo ist Vater Gregorius?”, platzte es aus  Krätze heraus. Zunächst brummte der Gefragte mit einem sonoren Ton bevor er antwortet, dass er nicht wüsste von wem der Goblin sprach. Und so folgte ein seltsames Gespräch. Anscheinend hatten Grabräuber oder sowas ähnliches ihn in irgendeiner Art geweckt und etwas gestohlen. Er wäre sehr schwach gewesen und hätte nicht alle von ihnen zu fassen bekommen. Viel von ihm war defekt und brauchte daher Ersatz. Deswegen hat er sich “Ersatz” in der Stadt besorgt. Er wäre schon viel zu lange in der Stadt und als man auf die aktuelle Jahreszahl zu sprechen kam, wirkte er irgendwie angefressen. Das alles kam Krätze überaus seltsam vor und beschloss daher einen Zauber zu wirken. Mit dem Kupferlöffel deutete er auf ihn, doch es waren keine besonderen magischen Wirkungen zu erkennen. Nur unter seinem Hemd trug der Gugelmann ein schwaches Medaillion. Umso eindrucksvoller war aus dem Augenwinkel die Betrachtung des Murr Hauses. Hier hatte der Goblin zwar damit gerechnet starke astrale Ströme zu sehen, doch genau das Gegenteil war der Fall. Das Murr Haus wirkte eher wie ein dunkler Fleck.

Wie auch immer, man hatte ganz eindeutig den Mörder der Vermissten vor sich stehen. Er gestand sogar, dass er von Vater Gregorius den Fuß amputiert und bei sich selber verbaut hatte. Der Gugelmann brummte wieder und sprach: “Der Vater lebt noch. Ich sage euch wo er ist und ihr lasst mich gehen. Denn da, wo er ist, ist er nicht allein.” Unter Joran, Melina, Wilbur und Krätze begann eine kurzer Disput und auch Alyssa wurde zu ihrer Meinung befragt. Die Stadtgardistin war aber sichtlich überfordert mit der Situation. Und somit offenbarte es sich, dass keiner von den Helden es allzu genau mit dem Gesetz nahm. Auch wenn sie sich zähneknirschend auf den Handel einließen, so war ihnen die Tragweite ihrer Entscheidung deutlich bewusst. “Der Mann, den ihr sucht, ist im Keller des Murr Hauses” Mit jedem Wort entfernte sich der Gugelmann einen kleinen Schritt. “Mhm. Er ist nicht allein. Es gibt einen Geheimgang hinter einem Regal. Die Diebe haben das Auge der Leere gestohlen. Mhm. Das Auge des Dämonenfürsten”, und im Widerhall der letzten Worte verschwand er in der nächtlichen Finsternis.

Es war offenbar Eile geboten. Also ging es zügig zurück zu der Hintertür des Murr Hauses und nach kurzem Werkeln wurde festgestellt, dass die vernagelte Hintertür mehr Schein denn Sein war. Ohne Probleme konnte man die Tür öffnen, denn die vernagelten Bretter waren nur Fassade. Hinter der Tür lag eine ziemlich herunter gekommene Küche in der allerdings noch ein paar baufällige Regale standen. Wilbur rüttelte sofort an einem um nach dem Geheimgang zu suchen, als ein bläuliches Leuchten in der Mitte der Küche erschien. Aus dem blauen Leuchten wurde unversehens eine geisterhafte Erscheinung einer Frau, die aber die Anwesenden in keiner Weise bemerkte. Sie griff in eine schon lange nicht mehr existente Küchenschublade und hatte auf einmal ein großes Messer in der Hand. Mit dem Messer in der Hand glitt die Frau in den Nachbarraum. Wilbur und der Rest gingen vorsichtig hinterher. Der Nachbarraum, ein Speisezimmer, war in einem genauso desolaten Zustand wie die Küche. Der Geist hatte schon den Raum durch schwebt und verschwand durch eine geschlossene Tür in einen anderen Raum. Die Tür hatte sich mit der Zeit schon so verzogen, dass sie schwer aufging, aber Joran hielt das nicht lange auf.

Dahinter war ein alter Salon, mit einem schäbigen alten Sessel und weiteren Regalen. Die Geisterfrau schwebte in der Mitte des Raumer und blickte gegen eine der Wände. Dann nahm sie auf einmal das Messer hoch und schlitzte sich selber die Kehle auf. Das bläulich wabernde Blut spritzte an die Wand und die Frau sank zu Boden. Doch mit dem Zusammensacken wurde das Licht immer trüber und dunkler und verschwand schließlich, so dass nur noch die vorher entzündeten Fackeln Licht gaben. Nachdem sich wieder alle gefasst hatten, wurden die Regale untersucht. Es machte den Eindruck als hätte in diesen Raum schon vorher eine Diebesbande ihr Unwesen getrieben. Es dauerte nicht lange, da fand Wilbur einen Klinkenmechanismus an einer der Wände. Mit einem leisen Klicken schwang die gesuchte Geheimtür auf offenbarte den Blick auf eine Treppe die in den Keller des Hauses führte. Auf dem Treppenabsatz lag zur Begrüßung allerdings eine Leiche in einer getrockneten Blutlache. Der Leichnam trug gute Kleidung allerdings fehlten ihm die Schuhe. Wilbur kniete sich näher hin um den Körper genauer zu untersuchen. Dabei drehte er die Leiche auf die Seite. Mit Schrecken erblickte man, dass dem Mann ein Auge entfernt wurde  und mit einem groben Y Schnitt über den Brustkasten vermutlich auch allerlei Innereien. Niemand hatte in dem Moment noch Lust die Leiche eingehender zu untersuchen.

Aus dem Keller heraus roch es nach Muff, Schimmel und Verwesung. Melina rief mit leicht zitternder Stimme: “Hallo?” Als Antwort ertönte ein deutliches Knurren. Zunächst Wilbur, dann Joran und dann der Rest ging es die Treppe herab. Unten war ein offener Sarkophag um den herum verteilt dutzende Leichenteile und Knochen lagen. Zum Teil waren diese sogar angenagt  und angefressen. In einer Ecke lehnend war Vater Gregorius. Der Gugelmann hatte nicht die vollständige Wahrheit erzählt, denn dem Vater fehlte nicht nur sein Bein, sondern hatte auch keinen rechten Arm mehr und ebenfalls ein Auge weniger. Wilbur und Joran tasteten sich vorsichtig weiter in den Raum hinein, als hinter dem Sarkophag sich eine humanoide Gestalt aufrichtete. Über den Muskeln spannte sich keine Haut und in dem überproportional breiten Kiefer reihten sich nadelspitze Zähne. Aus tiefliegenden dunklen Augen musterte das Wesen die Eindringlinge und griff dann blitzschnell Joran an und schlug mit seinen Krallenhänden tiefe Wunden. Krätze und Melina blieben auf Distanz während Wilbur und Joran in den Nahkampf gingen. Immer wieder musste Joran die Treffer des Leichenfressers einstecken und es sah wirklich nicht gut um ihn aus. Als Melina jedoch einen guten Treffer am Kopf landete, konnte Joran das kurze Taumeln ausnutzen und zerschmetterte mit letzter Kraft Wangenknochen und Kiefer des Ghuls.

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