Johann Wilhelm Gerbrand

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„Wie ich hier hinkomme? Das ist eine lange Geschichte…“

„Ich habe Zeit.“

„Na dann… aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf, naja, eigentlich eher außerhalb auf einem kleinen Hof. Meine Eltern waren tüchtig, wir hatten sogar eine Kuh und ein paar Hühner, genug zu essen und wir waren frei. Ich musste ein bisschen helfen, aber die meiste Zeit durfte ich mit meinem kleinen Bruder spielen. Das war eine schöne und behütete Zeit.

Als ich zehn war, war das schöne Leben vorbei. Nachts kamen ein paar Zombies, die das Haus überfielen. Mein Vater war kräftig und konnte sie zwar vertreiben und damit unser Leben retten, doch wurde er selbst tödlich verwundet. Das ganze Dorf war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, es gab viele Tote und viele Plünderungen. Unser Dorf war Opfer einer perfiden Masche geworden: ein dunkler Zauberer namens Bartholomäus Richter, wohl ein ehemaliger Bischof, der mit dunklen Mächten paktierte, überfiel Dörfer, indem er Zombies auferstehen ließ, die die Bevölkerung vertrieben oder töteten, um dann die Häuser zu plündern.

Tja, den Hof konnte meine Mutter alleine nicht halten und unser Land auch nicht für viel Geld verkaufen. So zogen wir, nachdem wir unseren Vater beerdigt hatten, in die nächste große Stadt nach Hannover. Arbeit fand meine Mutter nicht, sie musste sich als Tagelöhnerin verdingen. Mein Bruder und ich bettelten und so kamen wir mehr schlecht als recht über die Runden.

Das war eine schwere Zeit, aber wir hatten uns und wir waren immerhin sicher. Ein paar Jahre vergingen, aber meiner Mutter ging es immer schlechter. Ich weiß nicht, ob sie krank war oder den Tod meines Vaters nicht verwunden hatte, aber im Sommer vor sechs Jahren verstarb sie. Ich war gerade 15, mein Bruder 12, was sollten wir tun?

Ein paar Wochen nach der Beerdigung zog eine Söldnerkompanie durch die Stadt, die Rekruten suchte. Ich war viel zu jung, behauptete aber, schon älter zu sein. Und sie nahmen mich auf. Vom Vorschuss, den ich erhielt, konnte ich meinen Bruder immerhin in einem Kinderheim unterbringen, wo er versorgt wurde. Der Abschied fiel mir schwer, aber ohne das Geld wären wir wohl verhungert.

Ich lernte in der Kompanie den Umgang mit verschiedenen Waffen, vor allem der Muskete. Es war ein hartes Leben, mit viel Leid und Tod. Aber ich hatte Glück, zwar wurde ich einige Male verletzt, aber nie schwer. Meinen Sold habe ich meistens nach Hause geschickt, damit es meinem Bruder gut ging. Vom Rest konnte ich ordentlich Leben. Das habe ich mir geschworen: nie wieder arm und betteln!

Mein Bruder hat mir übrigens neulich geschrieben. Er ist Schmied in der Festung nahe Braunschweig, hat eine liebe Frau gefunden und sie ist schwanger. Darüber bin ich sehr froh, da sind sie wenigstens alle sicher.

Eines Tages, da war ich schon fast 19, erreichten wir eine Karawane, die in diesem Moment von Skeletten angegriffen wurde. Die Wachen hatten sie schon überwältigt, aber wir machten kurzen Prozess mit ihnen. Geld, um uns zu bezahlen, hatten die Händler nicht, aber eine Ladung Bierfässer, über die wir uns hermachten. Ganz glücklich waren die Händler damit nicht, aber ohne uns wären sie tot und so ließen sie uns gewähren.

Warum gerade an diesem Abend die Disziplin nachließ, ich weiß es nicht. Aber die meisten von uns, mich eingeschlossen, waren irgendwann total besoffen. Es kam, wie es kommen musste: die Skelette kamen nachts zurück und es waren diesmal noch mehr. Von uns waren die ersten schon tot, bevor sie richtig wach waren und die meisten anderen stolperten mehr als dass sie liefen. Ich wurde wach, als ein toter Kamerad auf mich fiel, ich glaube, es war Gustav. Leider hatte er kein Gesicht mehr. Immerhin waren einige der Musketenschützen in der Lage, eine Verteidigung aufzubauen. Die waren nicht betrunken und haben es alle überlebt. Und Hans. Hans war breit wie hoch und hat mindestens drei der Skelette den Kopf abgerissen. Auch dem, das mich gerade mit einem Säbel angreifen wollte. Er hat mir das Leben gerettet. Hans hat sich nach dieser Nacht zur Ruhe gesetzt. Ich habe gehört, dass es ihm gut gehen soll.

Gerettet wurden wir am Ende von einer Gruppe Jäger aus Brabant, die zufällig vorbeikamen. Die Kompanie aber existierte praktisch nicht mehr. Von fast 60 Soldaten war fast die Hälfte tot, und bestimmt 20 waren verletzt.

Seit dieser Nacht trinke ich fast nichts mehr.

Die Hauptmänner waren alle gefallen und so löste sich die Kompanie auf. Die Verletzten kauften sich einen Platz in der Karawane und wollten sich in der nächsten Stadt irgendwo anders verdingen. Die anderen verstreuten sich in alle Winde

Ich schloss mich aber den Jägern an. Die brauchten einen Musketenschützen und ich brauchte Arbeit. So bin ich die letzten drei Jahre mit ihnen herumgezogen und habe von ihnen viel über das Jägerhandwerk gelernt. Irgendwann wollten sie aber zurück in ihre Heimat, wo sie ihre Familien haben.

Ich aber will weiter Untote und Dämonen jagen und am besten dafür bezahlt werden. Deshalb bin ich hier. Also genau genommen auf dem Weg nach Waldenau, da soll es immer etwas zu tun geben. Dafür suche ich eine Reisegruppe.“

„Der da vorne will da wohl auch hin.“

„Was? Der Milchbart da? Oha. Wie ist sein Name?“

Karl Auenberg oder so.“

„Ok. Ich gehe mal rüber und stelle mich vor.“

Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

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