Roland wurde als 3. Sohn eines Müllers geboren. Die Familie lebte nahe Hameln. Da sein älterster Bruder Siegfried die Mühle erben würde, entschied sich Roland für eine Lehre als Tischler in Hameln, während der dritte Bruder Gerhard als Gardist in die gerade fertig gestellte Festung in Hameln eintrat.
In der Stadt lernte Roland nach seiner Lehre ein Mädchen kennen und lieben. Er holte sich den Segen ihrer Eltern und er und Anne heirateten bevor sie beide 19 Jahre alt waren. Kaum ein Jahr später sollte ihr erstes Kind geboren werden. Rolands Mutter und Schwägerin verstanden sich beide darauf Kinder auf die Welt zu bringen und so reiste Anne zur elterlichen Mühle damit ihr Kind dort auf die Welt kommen sollte. Zwei Tage später machte sich Roland ebenfalls auf den Weg, um nach seiner Frau zu sehen und vielleicht schon sein Kind begrüßen zu können.
Was er jedoch sah war ein Bild des Schreckens. Die Mühle war verwüstet, totes Vieh lag in der Scheune und im Hof. Die Leichen seines Bruders und Vaters waren kaum noch zu erkennen, so übel waren ihre Körper zugerichtet. Die Knechte hingen in der Scheune von den Dachsparren. Überall wimmelte es vor Fliegen, Ratten und Krähen, die sich an den Toten gütlich taten.
Beinahe starr vor Schreck und Angst bahnte sich Roland einen Weg in sein Elternhaus. In der Deele fand er seine tote Mutter, was er aber kaum noch realisierte. Ihn trieb die Sorge um seine Frau und als er schließlich das Zimmer erreichte in dem sie und seine Schwägerin sich befanden, brach er zusammen.
Anne lag im Bett, die Angst und den Schrecken noch immer im Gesicht. Ein Säbel steckte in ihrer Brust, so tief durch ihren Leib getrieben, dass er das Bett bis zum Fußboden durchbohrte. Trudi, seine Schwägerin schien sie noch beschützt zu haben, da sie von zahlreichen Hieben getroffen vor dem Bett lag.
Roland setzte sich neben seine Frau und konnte nicht glauben was passiert war. Tief in seinem Inneren weigerte er sich das Furchtbare zu akzeptieren. Mehrere Stunden saß Roland neben seiner Frau und hielt ihre kalte Hand während sich das Gefühl der Leere immer weiter in ihm ausbreitete.
Irgendwann fiel sein Blick auf den Säbel und nun stieg ein anderes Gefühl in ihm auf. Wut! Roland sprang auf und zerrte den Säbel aus dem Leib seiner Frau. Getrocknetes Blut klebte an der Klinge, Annes Blut. Er schleuderte den Säbel durch das Fenster in die bereits angebrochene Dunkelheit. Wer hatte das getan? Und warum?
Er brachte die Leichen hinaus und begrub sie. Sprach ein Gebet so gut wie er es vermochte. Schließlich wollte er sich auf den Weg machen, um jemanden Bescheid zu geben in der Stadt. Seinem noch lebenden Bruder gegenüber zu treten.
Dann fiel sein Blick auf den Säbel. Obwohl er sich vor ihm ekelte hob er ihn auf und sah auf das Blut seiner Frau darauf und fasste einen Entschluss. Wer auch immer das getan hatte, würde durch diesen Säbel sterben. Roland suchte sich ein Stück Stoff aus der Scheune und wickelte den Säbel darin ein. Dann schritt er in die Nacht.