Schatten, Feuer, Vitae

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Berlin, Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1985
In seinem Büro erhält Peter Richter die Fotos, die seine Männer von dem Zug in Paris geschossen haben. Auffällig ist, dass acht bullige Gestalten mit Sonnen-brillen in den Personenwagon vor dem Gepäckwagen eingestiegen sind. In den Gepäckwagen wurden neben Koffern eine große, sargähnliche Holzkiste und ein Metallkoffer eingeladen.
Gegen 19:30 Uhr treffen sich die Kainskinder im Büro des Prinzen. Gottfried Henker lässt Lt. Gibson von seinem Detektiven Godwin beschatten, falls dieser den Bahnhof aufsuchen sollte. Brad McQueen schlägt zur Durchführung der Mission die altbewährte Brujahtaktik „Dran-Drauf-Drüber“ vor. Dieser Plan wird noch etwas ausgefeilt: Falls die acht Gangmitglieder angreifen, sollen McQueen und Richter sie abwehren. Thomson soll den feindlichen Vampir mit Feuerbällen angreifen, Rand soll sich verdunkelt im Hintergrund halten, um notfalls einzugreifen. Prinz Henker hingegen, wird dafür Sorge tragen, dass der Lokführer auch sicher mit dem Rest des Zuges den Bahnhof verlässt. Peter Richter fährt mit seinem eigenen Wagen und fremden Nummernschildern zum Bahnhof, Prinz Henker und Rand nimmt er mit. (Wie üblich parkt er etwas entfernt.) Thomson nimmt den ÖPNV, McQueen fährt auf seinem Bock.
Der Hochbahnhof liegt ruhig im trüben Licht der flackernden Neonröhren da, es herrscht kaum Betrieb. Nur eine einsame Putzfrau dreht ihre letzte Runde. Der Klüngel bezieht seinen Posten. Gegen 22:30 Uhr fährt die Stadtbahn aus Westberlin den Bahnhof an, ein beleibter Mann mit Rollkoffer steigt aus und verkriecht sich in einen der Raucherpuffs. Weder Henker noch Thomson können eine Aura an dem Passanten feststellen.
Punkt 23 Uhr fährt der Zug aus Paris ein. Das Zugpersonal steigt aus, das Bahnhofspersonal kümmert sich um das Fahrzeug. Auch der Bahnarbeiter, den Henker dazu bestochen hat, den Gepäckwagon abzukoppeln, betritt die Szenerie. Der dickliche Kerl mit dem Rollkoffer verlässt den Raucherpuff und steigt in den Zug ein. Kein Passagier verlässt die Personalwagons.
Thomson wirkt auf einen der Gangmitglieder, das er am Fenster des Wagons sehnen kann, Aurawahrnehmung. Ihm offenbart sich eine volle, sterbliche Aura von dunkelblauer Farbe. Der Fremde ist äußerst misstrauisch und mustert Thomson durchdringend. Der Tremere wird etwas nervös, was dem Sonnen-brillenträger auch nicht entgeht. Derweil sucht Henker den Lokführer auf und fragt ihn, wann der Zug weiterfährt. Mürrisch antwortet der Mann, dass der Zug planmäßig um Mitternacht abfahren wird. Mit Präsenz und einem Bestechungsgeld als Argumentation legt Prinz Henker dem Lokführer nahe, einfach wegzufahren wenn es soweit ist, egal, was passiert.
Gegen 23:50 Uhr koppelt der Bahnarbeiter wie geplant den Wagon ab. Pünktlich um 0:00 Uhr fährt der Zug in Richtung Moskau los. Der Gepäckwagon bleibt stehen, der Zug stoppt und der Lockführer starrt irritiert aus dem Fenster. Prinz Henker gibt ihm den Befehl zu fahren, der Mann versteht und der Zug setzt sich wieder in Bewegung.
Jetzt ist der Augenblick der Wahrheit gekommen. Brad McQueen steigert seine Körperkraft und reißt den Riegel der Tür des Gepäckwagens ab. Im Inneren des Wagons erkennt er Koffer, Schachteln und die Holzkiste, in der vermutlich der fremde Vampir ruht. Er, Richter, Thomson und Henker betreten den Wagen und durchsuchen die Kisten. Der Tremere hält den Pflock bereit, um ihn dem Kainiten ins Herz zu rammen. Rand hält draußen Wache.
Urplötzlich verfinstert sich das Innere des Gepäckwagens. Da er hier völlig blind ist, verlässt Richter schnell den Wagon. Außerhalb des Abteils sind seine Sinne nicht beeinträchtigt. McQueen spürt, wie etwas seine Arme und Beine umschlingt und versucht, ihn auseinander zu reißen. Weitere Tentakel greifen den Prinzen an. Es gelingt dem Tremere, in seiner Rechten eine blau züngelnde Flamme zu erschaffen. Da wird McQueen mit einem Knacken der Arm abgerissen. Es gelingt Thomson, den Schattenarm in Brand zu stecken. Die totale Finsternis wird durch das Feuer in trübes Zwielicht verwandelt. Rand betritt den Wagen, sieht Prinz Henker und McQueen am Boden liegen, Richter kommt ebenfalls zurück und erschießt die zwei Tentakel, die den Prinzen umschlungen haben. Rand wuchtet McQueen aus dem Wagon, Henker flieht aus eigener Kraft. Auch die übrigen Kainskinder verlassen den Gepäckwagen.
Die Finsternis löst sich auf, der letzte Schattententakel verbrennt. Von dem Lasombra ist erst nichts zu sehen, doch aus dem Abteil wabert ein dunkler Schatten und flieht in die Dunkelheit unter dem Wagon. Thomson legt ein Feuer unter dem Wagen. Ob der Lasombra dadurch vernichtet tatsächlich wird, kann niemand erkennen. Peter Richter stürzt in den brennenden Wagon, um den Metallkoffer zu bergen. Die Heldentat gelingt, anschließend versucht er den versehrten Brujahkumpan von Bahnhof zu zerren. Richter versorgt ihn mit einer mitgebrachten Blutkonserve. Prinz Henker schleicht um den Wagon, um nach dem Lasombra Ausschau zu halten, kann ihn aber nicht ausmachen. Also befiehlt er dem Klüngel, den Metallkoffer zu öffnen. Richter bricht ihn auf, es fällt einer Phiole heraus. Sie zerbirst auf dem Boden und es breitet sich eine dunkle Lache Vitae aus.
Der halb ausgeblutete McQueen saugt das Blut in null Komma nix auf. Vor seinem geistigen Auge tauchen exotische Bilder auf: ein funkelnder Sternenhimmel, eine alte Festungsanlage, zirpende Zikaden, etwas kreist über der den Zinnen.
Thomson untersucht einen der letzten verbleibenden Blutspritzer. Das Blut stammt von einem Mann mit schwarzen, glatten Haaren und kantigen Zügen. Er trägt mächtiges, potentes Blut in sich, zudem ist seine Vitae verunreinigt mit dem Blut anderer Vampire. Der Vampir gehört der sechsten oder siebten Generation an, er ist vom Clan der Lasombra.
Der Klüngel hört, wie sich Sirenengeheul nähert und beschließt, den Bahnhof zu verlassen. Da er mit nur einem Arm sein Motorrad nicht fahren kann, nimmt Richter McQueen mit seinem Wagen mit, ebenso Prinz Henker. Thomson fährt den Bock von McQueen, Svet und Rand machen sich zu Fuß auf den Weg. Bevor sie sich trennen, verabreden die Vampire noch, sich im Büro des Prinzen zu treffen. Auf dem Weg kommt es jedoch zu einem unschönen Zwischenfall:
Da McQueen noch immer sehr geschwächt ist, hält Richter an einem Straßenstrich. Durch eine der diensthabenden Prostituierten soll der Brujah wieder zu Kräften kommen. Doch die unstillbare Gier seines Tieres ist so übermächtig, dass der lädierte McQueen nicht rechtzeig von seinem Opfer ablassen kann und sie leerzutrinken droht. Als Richter dies klar wird, gewinnt der menschliche Rest seiner Seele die Oberhand. Er wollte, dass McQueen sich nur soweit an der Frau nährt um einigermaßen wieder zu Kräften zu kommen. Ihren Tod hatte er nicht im Sinn. Noch während er den Wagen längt, versucht Richter seinen Ahn mit einem Messersicht in den Hals daran zu hindern, das leichte Mädchen auszusaugen. Beinahe trennt er den Kopf des Brujah ab, Richter verreißt das Lenkrad, verliert die Kontrolle über den Wagen. Das Fahrzeug gerät auf den Bürgersteig und knallt gegen einen Laternenpfahl. Richters Eingriff kam jedoch zu spät: als er die leichenblasse Prostituierte untersucht kann er keinen Puls mehr feststellen. Exitus.
Prinz Henker, der sich ebenfalls im Wagen aufhält, zischt den Brujahs noch „Haut ab!“ zu, dann verlässt er das Fahrzeug. Er verschwindet über eine nahe Friedhofsmauer und sucht den nächsten öffentlichen Münzfernsprecher.
Ein anderes Auto nähert sich dem Unfallwagen. Brad McQueen raunt Peter Richter mit heiserer Stimme zu: „Wir sollten jetzt fahren“, während seine entsetzliche Halswunde durch die Kraft des frisch geraubten Blutes verheilt. Der fremde Wagen hält, der Fahrer fragt, ob Hilfe gebraucht wird oder ob ein Krankenwagen verständigt werden soll. Richter lehnt das Angebot ab, der Wagen schaffe es noch. Der andere fährt weiter. Die Brujah beschließen kurzerhand, auf altbewährte Methoden zurückzugreifen und entsorgen das Auto und die Leiche des Freudenmädchens in dem See, in dem sie schon vor Jahren ein Fahrzeug im Falle des „Hunderippers“ versenkten. In der nahen Praschtev-Villa wollen sie sich mit neuen Klamotten versorgen.
Zwischenzeitlich hat Prinz Henker eine Telefonzelle erreicht und bespricht sich mit Sheriff Liebknecht bezüglich des Vorfalls, der leicht zu einem Bruch der Maskerade hätte werden können…
Als Brad McQueen und Richter in der Villa sind fährt ein Motorrad vor. Pavel Yschta, die Geißel, betritt die Bühne. Er schickt Richter fort und geht mit McQueen in den Keller des Anwesens. Dort offeriert er dem Brujahahn seine Möglichkeiten: entweder, er lasst sich von Yschta mittels einen Holzpflocks im Herzen in Starre versetzten und zum Prinzen bringen oder der Malkavianer wird hier und jetzt seinen Geist mit Irrsinn zerstören. Als McQueen beginnt wispernde Stimmen und surreale Musik in seinen Gedanken zu hören, fügt er sich wortlos in sein Schicksal. Er setzt sich auf einen Stuhl und die Geißel rammt ihm das Rosenholz tief ins Herz. Anschließend wird der in Torpor liegende Brujah abtransportiert.
Anschließend fährt Yschta zu Peter Richter und lässt ihm dieselbe Wahl. Richter versucht der Form halber dem Malkavianer die Beweggründe für sein Handeln darzulegen, doch die Geißel hat klare Anweisungen erhalten. Keine Alternative möglich. So lässt sich auch Richter widerstandslos pfählen und zum Prinzen bringen.
Um 02:12 Uhr treffen der Tremere und der Nosferatu im Büro des Prinzen ein. Sie werden von Gottfried Henker über den Vorfall mit der Prostituierten unterrichtet. Thomson seinerseits berichtet über seine Erkenntnisse, die er aus der Vitae des Lasombra gewinnen konnte. Weitere Informationen könne er nur liefern, wenn er das Blut vom McQueen analysieren dürfte, da der Brujah nun den ersten Schritt auf dem Weg des Blutbandes zu dem fremden Kainskind gegangen ist. Rand bietet an, mit Liebknecht über diese Erkenntnisse zu sprechen. Der Prinz ordnet noch an, dass sich der Klüngel in der morgigen Nacht um 21:00 Uhr treffen soll, um die Sache mit Lt. Gibson endgültig zu regeln, dann entlässt er die beiden Vampire.
Gegen 03:00 Uhr erstattet die Geisel dem Prinzen Bericht.
Später in derselben Nacht kündigt Lisa überraschender Weise den Besuch eines Mannes namens Kaan Akuma an, er habe eine Empfehlung an den Prinzen. Der Fremde mit den mongolischen Geschichtszügen erklärt Prinz Henker, dass Brad McQueen „schnell wieder in die Mitte des Geschehens“ gerückt werden sollte. Dies wäre auch im Sinne des Prinzen. Henker fragt Kaan Akuma, was ihn nach Berlin führen würde, worauf der Mann bloß antwortet, dass er hier wohne. Er stellt auch klar, dass er nicht mit Liebknecht und dem Goten unter einder Decke stecken würde. Auf die Frage, warum McQueen überhaupt den Schlüssel erhalten habe, erklärt Akuma, dass der Gote einen Fehler gemacht habe, als er den Talisman an den Brujah übergab. Diesen Fehler habe er schon bei Prinz Wilhelm begangen. Der Ventrue will wissen, wozu der Schlüssel gut sein soll. Der Schlüssel, lächelt der „Mongole“, öffnet natürlich etwas. Das Tor zu einer wundersamen Welt. Michael Rand wüsste, wo das passende Schloss zu finden sei. Alles Weitere soll der Prinz bei ihm erfragen. Dann verabschiedet sich Kaan Akuma wieder.
04:31 Uhr Henker ruft Rand an, konfrontiert ihn mit Kaan Akumas Besuch und bestellt ihn für die nächste Nacht zu sich.

Berlin, Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1985
Rand und auch Thomson finden sich bei Prinz Henker ein. Henker verlangt von Rand eine Erklärung, was der Fremde gemeint haben kann. Rand fügt sich und erklärt, dass Karl Liebknecht ihn in jener Nacht, da der Gothe zurückkehrte einen mysteriösen Auftrag gab: mit einem Kruzifix als Schlüssel schickte er ihn durch stillgelegte U-Bahnschächte nach Ostberlin. Dort öffnete er mit einem seltsamen Kruzifix eine alte Versorgungstür und traf auf einen ortskundigen Führer: eine stattliche Ratte, die ihn durch ein Gewirr von Tunneln, Kanälen und Gängen tief hinab unter die Stadt leitete. Liebknecht hatte ihm eingeschärft unter keinen Umständen den Weg zu verlassen, die die Ratte ihm wies. Je tiefer er kam, desto urtümlicher wurden die Katakomben. Bald bedeckten düstere Zeichen, Drudenfüße und andere Symbole die Wände. Sie waren aus potentem Blut geschaffen worden. Schließlich führte die Ratte ihn zu einer halbeingestürzten Wand, hinter der sich ein Hohlraum verbarg. In dem Raum stand ein Kästchen auf dem Boden. Es war geöffnet worden, die Polsterung aus Holzwolle wies eine kleine Kuhle auf. Irgendwas hatte hier gelegen. Was, weiß der Nosferatu nicht, nur, dass es nicht der Schlüssel war. Wie es seinem Auftrag entsprach, verließ Rand die Kammer wieder und machte sich auf den Rückweg. Weiter berichtet der Vampir, dass es ohne einen Führer nicht möglich sein wird, den Weg durch den Irrgarten zu finden. Auch die Zeit gehorche dort anscheinend anderen Gesetzen. Zudem gibt es dort noch etwas anderes, fremdes, das in der Dunkelheit lauert. Nachdem er an die Oberwelt zurückgekehrte, stellte er fest, dass drei Nächte vergangen waren…
Fürs erste entlässt der Prinz die Vampire, er hat in dieser Nacht noch anderes zu tun. Die Sache mit Lt. Gibson wird vertagt.
Zunächst widmet sich der Prinz den noch immer in Starre liegenden McQueen. Der Ventrue stellt klar, dass sich der Brujah in Zukunft an die Regeln zu halten hat. Zwar benötigt der Prinz ihn als Schlüsselträger, doch solle er Henkers Gnade keinesfalls erneut überstrapazieren. Nachdem Henker ihm dies eingeschärft hat, wird McQueen in eine Kiste verladen und wieder in die Praschtev-Villa verfrachtet. Erst dort wird ihm der Pflock aus dem Herzen gezogen. Sein Guhl Albert stürzt herein. Er hat noch vier Blutskonserven gefunden und ist sichtlich erschüttert über den Armstumpf seines verkrüppelten Herrn.
Derweil kümmert sich Henker um den ebenfalls gepfählten Richter. Der Prinz gibt ihm die Schuld daran, dass es fast zu einem Bruch der Maskerade gekommen wäre. Richter hätte im Auto anders reagieren sollen. Der Tod der Prostituierten mag ein bedauerlicher, im Grunde vermeidbarer Zwischenfall gewesen sein. Doch hätte er nicht deswegen die Hand gegen seinen Clansbruder erheben dürfen. Prinz Henker will sich darauf verlassen können, dass die Vampire fest zueinander stehen und am selben Strang ziehen. Da er das Risiko, dass Richters Einstellung erneut zur Gefahr für den Klügel wird, als zu groß einschätzt, zwingt er den Brujah von seiner Vitae zu trinken und bindet ihn so an sich. Danach lässt er auch ihn in seine Zuflucht bringen und die Starre aufheben.
Richter geht zunächst auf die Jagd, um sich zu nähren. Anschließend will er das Gespräch mit dem Prinzen suchen und meldet sich telefonisch an. Der Prinz willigt ein, sich in zwei Stunden mit ihm zu treffen.
Den Rest des Klüngels bestellt der Prinz für 01:00 Uhr zur weitern Besprechung in sein Büro.

 

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