Von Thorwal nach Festum (Prolog)

Schreibe eine Antwort

Es war erst ein paar Tage her, dass Styrvake die Kriegerakademie verlassen hatte. Diesen denkwürdigen Tag hatten er und seine Eltern mit einem kleinen Fest gebührend gefeiert und von allerlei Bekannten und Freunden hatte er die besten Segenswünsche und auch das ein oder andere Geschenk erhalten. Seitdem half er seinem Vater auf dessen Fischerboot. Das hatte überhaupt keinen besonderen Grund, außer dass er überhaupt nicht wusste, was er ansonsten machen sollte. Natürlich war ihm bewusst, dass er die Entscheidung, was er in der Zukunft mit seinem Leben anfangen wollte, dadurch einfach vor sich her schob. Aber er war jung und Styrvake fand, er habe alle Zeit der Welt und bräuchte die Entscheidung deswegen nicht überhasten. Ein Wermutstropfen war da allerdings. Thorulf, seinen Mentor, hatte er nun bald schon seit über 2 Jahren nicht mehr gesehen noch von gehört. Hoffentlich war ihm nichts Böses widerfahren.

Es war irgendwann im Praios des Jahres 1022 BF als bedeutende Ereignisse ihren Anfang nahmen. Styrvake schlenderte durch Prem ohne ein rechtes Ziel zu verfolgen. Unversehens fand er sich vor dem Stein von Prem wieder und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie dieses Monstrum hier her gelangt sein mag. Seine Sicht verklärte sich und wie als wäre es auf den Stein projeziert worden, erhielt Styrvake eine Vision. Er sah die Schicksalsklinge Grimring wie sie vor Urzeiten von einem Zyklopenschmied an den Seekönig der Zyklopeninseln übergeben wurde. So schnell wie die Vision gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Die Premer gingen unbeirrt an dem Stein vorüber, ohne eine besondere Notiz von ihm zu nehmen. Anscheinend hatte niemand anderes das gesehen, was er gesehen hatte. Styrvake eilte nach Hause. Er wollte seinen Vater um Rat fragen. Doch Björn Turgardson war noch nicht wieder vom Fischen zurückgekehrt.

Und bevor Styrvake die Gelegenheit dazu erhielt, machte jemand anderes seine Aufwartung. Thorulf stand auf einmal in der Tür. Wie immer die gewaltige Axt über seiner Schulter tragend. Ebenfalls wortkarg wie immer sagte er: “Pack deine Sachen. Es ist an der Zeit. Verabschiede dich von deinen Eltern. Du wirst deine Heimat für einige Zeit verlassen.” Da war sie nun, die Entscheidung, und in einem Wechselbad der Gefühle sammelte Styrvake seine Sachen zusammen. Währenddessen kamen sein Vater und seine Mutter nach Hause. Sulamei war traurig und zornig und Björn war stolz und Thorulf ergeben. Dementsprechend fiel der Abschied von seinen Eltern aus.

Es ging im ersten Moment gar nicht mal weit weg. Nur bis nach Prem zu Jurge Swafnisgrehd, der als Geweihter im Tempel seinen Dienst verrichtete. Jurges Ruf war allerdings sagenumwoben. Er galt als von Swafnir erwählt. Auf dem Weg zu ihm erzählte Thorulf kurz und knapp, was ihm in den letzten beiden Jahren alles widerfahren war. Er hatte eine lange Fahrt nach Paavi hinter sich, die er im Auftrag von Tronde Torbenson unternommen hatte. Die Weisen Thorwals ahnten eine Gefahr aus dem Norden und er hatte sich daraufhin auf den Weg gemacht und sich einmal umgesehen. Und tatsächlich, er war auf seiner Reise nach unzähligen Kämpfen gegen Yetis, Eisbarbaren und Gletscherwürmern, in einen ausweglosen Kampf mit dem Frostwurm Schirr’Zach verwickelt worden, bei dem er schwer verletzt wurde.

Im Swafnir Tempel wurden beide von Jurge bereits erwartet. Er berichtete von einer eigenen Vision, in der er Styrvake und den Hetmann der Hetmänner Tronde Torbenson zusammen im Eis sieht. Gemeinsam würde man einer großen Gefahr trotzen. Nur welcher konnte Jurge leider nicht sagen, aber er hatte dunkle Visionen für die Zukunft der Thorwaler gesehen, aufziehende Kriege gegen die Orks und die verhassten Horasier und eine große Gefahr aus dem ewigen Eis. Und deswegen soll Styrvake ausgesandt werden, herauszufinden, um was es sich genau handelt. Jurge erläuterte in dem Gespräch auch, dass Thorulfs Schicksal mit dem von Grimring verknüpft sei, denn er war es, der damals die Klinge aus dem Grab Hyggeliks des Großen geborgen hatte und zurück nach Thorwal brachte. Für Jurge war es aber ebenso offensichtlich dass Thorulf dieses Schicksal nicht weiter erfüllen konnte. Dieses Los würde nun an Styrvake übergehen. Die erhaltene Vision sei ein unmissverständliches Zeichen dafür.

Die Reise ging weiter nach Thorwal, zum Hetmann der Hetmänner. Von Jurge bekam Styrvake noch ein Geschenk. Ein kleines Amulett mit einem Pottwal aus Elfenbein mit den besten Segenswünschen für seine Reise. In Thorwal angekommen, gingen Thorulf und Styrvake direkt zu Tronde in die Große Halla der Ottaskin der Hetleute. Bei ihm war der Seher Runwolf Laeskirsson. Gemeinsam unterhielt man sich über die vermeintliche Gefahr aus dem Eis und das eher unerwartete Phänomen Styrvake. Warum er in irgendeiner Weise auch nur irgendetwas mit all diesen Dingen zu tun hatte, war keinem so recht klar; ihm am allerwenigsten. Es wurde ausgemacht, dass Styrvake alleine weiter reist und über Festum in das ewige Eis vordringen soll. Er soll sich irgendeinem Trupp anschließen, der in den Norden zieht und herausfinden was dort vor geht. In Festum selber kann ihm wahrscheinlich zunächst der ortsansässige Swafnir Geweihte Laske Alrikson helfen. Zur weiteren Unterstützung legte Runwold Styrvake die Runen. Er sah die 6 Elemente und 6 Tierkreiszeichen die sich in Festum verbinden und gemeinsam gegen etwas unaussprechliches kämpfen.

Zur gleichen Zeit einige Seemeilen nördlich von Thorwal machte der Norbadische Händler Fenew Jenko seinen kleinen Küstensegler klar zur Ankunft in der großen Stadt der Nordleute, seinem Heimathafen. Das Wetter war gut und die See erstaunlich ruhig die letzten Tage, so dass Fenew seine anderthalb Monde dauernde Handelsfahrt ein wenig früher beenden konnte als ursprünglich geplant. Dieser Tag sollte etwas besonderes bergen, dass hatte Fenew schon am Morgen bei sich selbst gedacht, als er aufwachte und den blauen Himmel und das leise vorrangleiten seines Bootes wahrnahm. In der Nacht zuvor hatte er einen Traum, die Zibilja seiner norbardischen Sippe, Hashandra Jenko, erschien ihm im Traum und sprach von einer großen Gefahr für die Sippe und bat ihn um Hilfe. Dieser Gedanke bestätigte sich spätestens als der kleine Segler in die große Hafenmole von Thorwal einlief und Fenew das Handelsschiff seines Onkels vor Anker liegen sah, die “Wareks Stolz“. Schnell steuerte er sein Boot zur kleinen Rohrbua, welche Fenew sich gleich nach seiner Ankunft in Thorwal vor einigen Jahren gekauft hatte. Dort reparierte er sein Boot über die Wintermonate und lagerte das ganze Jahr über die Handelsgüter für die Dörfer im Norden ein.

Augenblicke später stand auch schon Fenews Handelspartner Thorbjørn Egner am Kai, um ihm von der Ankunft seines Onkels zu berichten und ihn sofort zu ihm zu bringen. Warek Soloska, Fenews Onkel, wartete schon ungeduldig auf seinen Neffen. Er war den weiten Weg von Festum nach Thorwal gereist um ihn zurück nach Festum zu holen. Die Sippe Jenko sei vor einigen Tagen verschwunden, dass hatte ihm Bite Barvedis, die Mutter der Immenmütter und höchste Mokoscha-Geweihte der Norbaden, gesagt und sofort ausgesandt um seinen Neffen, dass einzige nicht verschwundene Mitglied der Sippe, zurück nach Festum zu holen. Denn nur er könne die Sippe und das Seffer Manich der Jenkos retten.

Unglaublich lange 36 Tage war Warek unterwegs gewesen, konnte nur mit knapper Not der Kaperung durch Piraten entgehen und musste mit ansehen wie die stürmische See aus seinem stolzen Schiff immer mehr einen beschädigten, heruntergekommenen Seelenfänger machte. Doch schlussendlich gelang es ihm und seiner Mannschaft in Thorwal einzulaufen und damit einen vorerst sicheren Hafen zu erreichen. Es dauerte nicht lang und Warek hatte unter den einheimischen Händlern am Hafen, einen ausfindig machen können, der seinen Neffen kannte und ihm weiterhelfen konnte. Schon am nächsten Tag sollte er ihn wiedersehen, seinen in die Ferne gezogenen Neffen, der hier im hohen Norden versuchte sein Glück und Geld zu machen.

Die Wiedersehensfreude dauerte nur kurz an und musste alsbald den üblen Nachrichten, die Warek aus Festum mitgebracht hatte, weichen. Schnell war es beschlossene Sache, sie würden am nächsten Tag aufbrechen um von Festum im Bornland aus, denn so hatte es die Mutter der Immenmütter gesagt, den Verbleib der Sippe Fenews zu ergründen. Sein Hab und Gut musste Fenew natürlich erst einmal in Thorwal zurück lassen, aber bei Thorbjørn wusste er es guten Händen und brauchte sich zumindest mit dieser Last nicht weiter zu befassen. Kurz darauf hatte Fenew einen weiteren Traum, eine hohe Zibilja der Norbarden, Imjaschala Mandragjeff, erscheint ihm im Traum und sagt ihm sie habe den Kontakt zu Hashandra Jenko, der Zibilja seiner Sippe, verloren und das diese wohl im ewigen Eis verschwunden sei.

Thorulf unterdessen machte ein Schiff für die Reise von Styrvake klar. Die Wareks Stolz lag zwar leicht beschädigt im Hafen, aber wollte wieder zurück nach Festum. Die Rückreise war allerdings von Swafnir gesegnet. Noch am ersten Tag konnte Styrvake einen weißen Pottwal steuerbords ausmachen, der das Schiff den ganzen Tag über begleitete, danach jedoch verschwand. Trotzdem kam in der ganzen Zeit der Wind immer aus der richtigen Richtung und das Meer hielt auch keine anderen Überraschungen bereit. So schaffte man die Strecke in der Rekordzeit von 21 Tagen. Doch Styrvake plagten während der ganzen Zeit Visionen und Alpträume. Tagsüber hatte er immer wieder Visionen, die im Zusammenhang mit Grimring standen, so dass er bald das Gefühl hatte alles über das Schwert zu wissen was es zu wissen gibt. Und des nächtens kamen unruhige Alpträume, die Styrvake ein ums andere Mal um den Schlaf brachten. Er träumte von Hranngar, der Seeschlange, die Swafnir besiegt und ihn erblickt oder davon wie er sein Schicksal vor Augen vor Swafnir versagt. Seltsamerweise plagten die Alpträume auch Fenew und man unterhielt sich ohne Arg über diese Träume. Fenew träumte davon, im offenen Meer zu ertrinken oder hatte düstere Träume vom qualvollen einsamen Tod in der Wüste. Auch Fenew hatte eine außergewöhnliche Vision während der Überfahrt, er sah die zwei Schlangenstäbe, umkreist von mächtigen Arkanoglyphen und Bernsteinen, in denen Insekten eingeschlossen waren. Kurz bevor man Festum erreichte, träumten beide besonders intensiv. Im Traum sahen sie eine Frau, einen Eispalast und eine Mine aus der Sklaven, unter ihnen Throwaler, Norbarden, Nivesen, Elfen, Zwerge, Orks und Goblins, ein seltsames Gestein hervor brachten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.