Lord Byrons Tagebücher, Berlin 1946, 6.-7. April

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Samstag, 06.04.1946
Ich fahre mit von Siemens und Mackenzie ins Lost Souls, um mit Frau Overbeck zu sprechen. Sie wirkt aufrichtig überrascht, dass zwei der Opfer Gäste in ihrer Bar waren. Es scheint sie zu beunruhigen, dass es jetzt eine Spur gibt, die zu ihr deutet. Sobald wir Fotos von den Leichen haben, werden wir das Personal nochmal befragen.
Ich setze mich dann noch ein wenig an die Bar und beobachte das Treiben im Lost Souls. Simone, die Prostituierte, die von Vieregg abgeschleppt hatte, wirkt heute etwas fahrig. Sie lässt sich von einer etwas aufgeschwemmten und verbrauchten Frau die Karten legen. Nachdem die beiden damit fertig sind, setze ich mich an den Tisch und lerne das Medium Hannelore Roth kennen. Als sie mir das Tarot legt, stutzt sie verwirrt. Den Karten nach zu urteilen, war der Tod bereits in meiner Vergangenheit, eine Erkenntnis, die Hannelore Roth als qualifiziertes Medium ausweist, sie aber zu recht irritiert.

In den frühen Morgenstunden kehre ich nach Hause zurück. Ich unterrichte Alfred über den Stand der Ermittlungen, er soll über die Passierscheine in Paderborn etwas über die Toten herausfinden.

Sonntag, 07.04.1946
Aus Paderborn ist in drei bis fünf Tagen mit einer Antwort zu rechnen. Alfred soll morgen in den Hotels die Gästelisten in Augenschein nehmen, um zu klären, ob eines oder mehrere der Opfer irgendwo untergekommen sind.
Am Abend geht es in die konspirative Wohnung in der Siemensstadt. Von Vieregg hat das Blut untersucht: auch Stefan Schulze war ein Ghul. Mackenzie hat Fotos gemacht. Mit einigen Abzügen fahre ich ins Lost Souls. Nach einem kurzen Gespräch mit Frau Overbeck, die niemanden auf den Bildern erkennt, zeige ich Hannelore Roth die Fotos. Sie weiß zu berichten, dass sie das Tarot Sandra Heinrich und Jonathan Smith gelegt hat. Alle fünf Opfer waren im Lost Souls zu Gast. Jonathan und Sandra sollen sich kennen, sagt das Tarot. Sind beide vielleicht vom O.T.O.? Roth ist davon überzeugt, dass sich alle fünf Opfer kannten und dass sie bestialisch gestorben sind. Beim betrachten der Fotos hat die Seherin kurze Flashbacks, die sie sehr verängstigen. Alle Mordopfer scheinen einem Zirkel angehört zu haben, die gemeinsam ein Ritual durchführten, um etwas zu beschwören, das Frau Roth nur als „das Böse“ bezeichnen kann. Was sie getötet hat, ist unklar. Alle waren im Lost Souls, aber nie zusammen. Alle hatten Kontakt mit einem mittelalten, gut situierten Deutschen, es scheint sich dabei aber nicht um eine Stammgast zu handeln.
Ich bleibe noch ein wenig in der Bar und beobachte das Treiben. Als es sich dann ergibt, verschwinde ich auf ein Tête-à-Tête mit Simone. Ich möchte herausfinden, was sie so beunruhigt. SIe ist zunächst nicht bereit, darüber zu sprechen, dank meines einfühlsamen Wesens finde ich aber einen Zugang zu ihr. Sie berichtet von einem Schäferstündchen mit von Vieregg, das abgründige Gelüste in ihr weckte, so dass sie noch auf der Straße in sehr vulgärer Weise über den Tremere herfiel, um ihre sexuellen Triebe zu befriedigen. Im Nachhinein kann sie sich nicht erklären warum sie so reagierte und was in dem Moment von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie fühlt sich seitdem schmutzig und ist von sich selbst angeekelt. Mir tut Simone leid, aber noch mehr ist mir das eine Warnung, vor dem Tremere auf der Hut zu sein.

Zurück im Fuchsbau in der Siemensstadt tragen wir die Ergebnisse zusammen. Alle fünf Mordopfer haben in Berlin Mitte im selben Hotel im selben Zimmer genächtigt, fanden Mackenzie und von Vieregg heraus. Alle haben ihre Rechnung nicht beglichen und sind nach zwei bis drei Tagen verschwunden. Das Hotel wird nun rund um die Uhr observiert. Von Siemens versucht, in den nächsten Tagen jemanden vom O.T.O. in Berlin aufzutun. Außerdem wird ab morgen von Viereggs Haushälterin Henriette den Fuchsbau überwachen, damit wir mitbekommen, falls jemand uns hierher folgt.

Alfred muss nun natürlich nicht mehr herausfinden, in welchem Hotel die Opfer untergekommen sind. Er ist erleichtert.

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Über thd

1984 DSA 1 zum Geburtstag gewünscht und wider Erwarten die Basis-Box bekommen. Nachdem ich Silvana drei mal befreit hatte, merkte ich, dass ich Mitspieler brauchte, um mit der Box weiter etwas anfangen zu können. Glücklicherweise sah ein Freund aus der Nachbarschaft die Bücher bei mir herum liegen und meinte, sie würden in einer Runde etwas ähnliches Spielen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Klar hatte ich das, und so bin ich mit Dungeons & Dragons angefangen. Zahlreiche Runden, Systeme und eine Vereinsgründung später, findet sich auf THORNET ein ziemlich großer Ausschnitt meiner Rollenspielerlaufbahn.

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