Blut auf der Themse 3 – Warnung aus der Anstalt

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Montag, den 04.10.1880: Noch sitzen die drei „überlebenden“ Kainskinder im Old Lady und tauschen Gedanken über das gerade geschlossene Blutsband und ihre kleine Verschwörung aus. Zwischendurch meint Sir William hinter dem Vorhang auf der kleinen Bühne des Pubs einen irischen Kobold hervor spähen zu sehen. Als er nachsieht, findet sich auf den Brettern jedoch nur eine klebrige Schicht aus Staub und verschütteten Ale… Der Klüngel kommt dahin überein, dass sie zukünftig untereinander mit offenen Karten spielen werden. McAndrew wollen sie zunächst über die Entwicklungen in der Stadt auf dem Laufenden halten, bis er mit konkreten Aufträgen an sie herantritt. Den Mörder Bainbridge, der ihren Gefährten Sir Cedrick auf dem Gewissen hat, wollen sie vorsichtshalber erst mal in Ruhe lassen.

Dienstag, den 05.10.1880: Es geht ein starker Regen über London nieder, als sich Sir William, O´Ceallaigh und Moonfield im Salon des Remington House versammeln. Hausdiener Alfred richtet dem Klüngel aus, dass McAndrew eine Nachricht bekommen habe und dann in großer Eile aufgebrochen sei. Die drei Kainskinder warten auf seine Rückkehr. Gegen 01:00 Uhr fährt die Kutsche vor und mehrere Personen steigen aus. Dann betritt McAndrew den Salon und hinter ihm niemand anderes als der angeblich vernichtete Sir Cedrick Camberborough!
Der Tremere bittet den völlig überrumpelten Klüngel um Entschuldigung, dass er nicht schon gestern Nacht zurückgekehrt ist. McAndrew erklärt, er habe die Nachricht, dass der gute Sir Cedrick noch unter den Untoten ist, erst heute erhalten. Selbstverständlich ist auch er nun ein Teil ihres keinen „Arrangements“. McAndrew werde jetzt mit Seneschall Lady Ann über eine eigene Zuflucht in der Stadt London sprechen. Vorerst brauche er die Dienste des Klüngels nicht, lässt sich aber die Kontaktaderessen der Vampire geben. Dann verabschiedet sich der Camarilla-Beauftragte von ihnen.
Sir William lädt den Klüngel in sein Stadthaus im Nobelviertel Kensington ein (im Remington House gibt es zu viele Ohren). Sein Heim entpuppt sich als standesgemäße kleine Luxusvilla im Barockstil. Das dreistöckige Gebäude mit Außentreppe und Doppelflügeltür ist Teil einer vornehmen Reihenhausanlage in der Nachbarschaft des Holland Parks. Sir William stellt den anderen seinen vertrauenswürdigen Butler Bartholome vor und führt sie dann in seinen klassischen Rauchersalon. Über dem Kamin hängt des Familienwappen seines Geschlechtes, sein Offizierssäbel und Gemälde verschiedener Personen. In den Regalen stehen erlesene Getränke und wertvolle Bücher. Dem Klüngel wird Menschenblut serviert und der Ventrue genehmigt sich ein Pfeifchen. Sodann befragt Sir William den Tremere wie es ihm mit Bainbridge ergangen sei… Sir Cedrick erklärt, dass sein Ahn ihn in der Kapelle mit Waffengewalt und Zaubermacht angegriffen hat, jedoch sei er, Sir Cedrick, im entscheidenden Moment schneller gewesen. Bainbridge wollte ihn ausbluten lassen, und als ihm dies nicht gelang, versuchte er Sir Cedrick zu erschießen. Doch er konnte entfliehen und sich an einem sicheren Ort zu verstecken. Von dort nahm er Kontakt zu McAndrew auf. Derzeit herrsche ein „Status Quo“ zwischen ihm und Bainbridge, den McAndrew einleiten konnte. Der Klüngel beschließt, Sir Cerdick zu vertrauen, da McAndrew ihm ebenfalls zu vertrauen scheint. Dann verlassen Sir William Gäste sein Anwesen.
Gegen 04:00 Uhr erhält Sir William einen Brief von McAndrew an Lady Ann -persönlich- mit der Bitte, diesen in der morgigen Nacht im Carlton Club zu überreichen.

Mittwoch, den 06.10.1880: Um 23:30 Uhr soll sich Sir William mit Lady Ann bezüglich des Briefes treffen. Zuvor ruft er den Klüngel zur Beratung zu sich, um 22:00 Uhr sind alle da. Es wird beschlossen, dass Sir William den Besuch im Leichenschauhaus erwähnen soll, da die Senneschall sicherlich auch so davon erfahren wird. Da Bainbridge jedoch gewarnt ist, wird die Leiche seines Opfers verschwunden sein, damit man ihm nichts nachweisen kann.
Im Carlton Club überreicht Sir William schließlich das Schreiben an Lady Ann. Die Senneschall bricht das Siegel und liest das Dokument. Sir William erklärt, dass McAndrew ihre Dienste nicht länger benötigt und dass die Gruppe das Remington House geräumt hat. Vom dem Besuch im Leichenschauhaus wusste Lady Ann bislang nichts, aber er wird sicher in einem der ihr vorliegenden Berichte erwähnt sein. Dann fragt sie Sir William wie er O´Ceallaigh und Moonfield einschätze. Der Ventrue erklärt, die Leute seien unorthodox und nur bedingt gesellschaftsfähig aber durchaus brauchbar. Mit der Zeit werde er sie schon in den Griff bekommen. Dass der Erzeuger von O´Ceallaigh der Brujah Mister Clifford ist, mit dem sein Erzeuger im Zwist liegt, ist etwas … delikat, aber er werde damit umgehen können. Nach den Tremere erkundigt sich die Senneschall hingegen nicht …
Später informiert er den Klüngel in seinem Stadthaus über den Verlauf des Gesprächs. Bislang wusste O´Ceallaigh nichts über die Fehde der beiden Erzeuger und nimmt die Tatsache gelassen hin. Sir Cedrick äußert noch Befürchtungen, dass Lady Ann mit seinem Primogen gesprochen hat. Aber zurzeit kann der Klüngel nicht viel mehr tun als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln…

***

Samstag, den 18.12.1880: Es ist eine kalte und regnerische Dezembernacht in London. In der Zwischenzeit ist nichts passiert, außer dass McAndrew ein Stadthaus in London bezogen hat.
O´Ceallaigh steht hinter dem Tresen des Old Lady, es sind bisher nur ein paar Stammtrinker anwesend. Plötzlich gibt es auf der Straße lautes Hufgetrappel und erschrockenes Geschrei. Neugierig blickt der Brujah die Straße herunter, der Lärm kommt aus Richtung des Hafens. Er beschließt, dem Tumult auf den Grund zu gehen und geht durch eine der zahlreichen Gassen weiter runter zu den Anlegern. Am Ende der Straße huscht ein großer Schatten entlang, dann prescht ein bulliger Stier mit wildrollenden Augen und gesenkten Hörnern auf O´Ceallaigh zu! Blitzschnell beschließt der Brujah das rasende Tier bei den Hörnern zu packen und sich elegant über seinen Rücken hinweg zu schwingen. Der ehrgeizige Plan zerschellt leider an den erbarmungslosen Klippen der Realität. Der Stier trampelt O´Ceallaigh nieder und donnernden Hufe zerschmettern seinen Leib. Dann rennt das Tier weiter. Der Körper des Vampirs ist schwer verletzt: gesplitterte Knochen ragen aus klaffenden Wunden. Rufe dringen an sein Ohr: „Da liegt noch einer!“, „Haltet die Kinder fern!“ Solange die Menschen hier herumlaufen, kann sich O´Ceallaigh nicht heilen ohne einen Bruch der Maskerade auszulösen. Aber er kann auch nicht riskieren, dass ihn jemand zu Hilfe eilt. Daher will O´Ceallaigh sich nur soweit heilen, dass er wenigstens aus der Gasse kriechen kann. Seine schwerste Verletzung ist sein offener Brustkorb. Als sich jedoch die Knochen in wieder zusammenfügen und die schreckliche Wunde zuzuwachsen beginnt, ertönt ein entsetztes Kreischen: „Heilige Maria! Er ist von den Toten zurückgehrt!“ Der Zeuge rennt in heller Panik davon. Fluchend schleift O´Ceallaigh seinen geschundenen Leib zurück ins Old Lady. Hier heilt er seine restlichen Wunden, wäscht sich und hofft, dass niemand der Geschichte nachgeht.
Etwas später füllt sich der Pub mit allerhand Leuten, die das Erlebte mit Ale und Whisky verarbeiten wollen: eine Schiffsladung Stiere aus Spanien ist durchgegangen und durch den Hafen getobt. Es gab Verletzte, die Tiere wurden eingefangen, eines erschossen. Glücklicherweise gibt es keine Berichte von Totgetrampelten, die sich wieder erhoben haben und durch London wanken …

***

Etwa zur selben Zeit hockt Tomas Moonfield in seiner Kammer eines kleinen Nebengebäudes auf dem Anwesen des Bethlem Royal Hospital. Unablässig kritzelt er die Wände mit wirren Parolen voll, als ihm plötzlich ein seltsames Gefühl überkommt. Der König ruft … Der Malkavianer betritt den Garten des Hospitals und sieht eine dunkle, gekrönte Gestalt hinter einem der Bäume stehen. Als sich Moonfield nähert, deutet der Graue König auf eines der Kellerzellenfenster der Irrenanstalt. Nun fällt dem Kainskind das Geschrei auf, das dort seinen Ursprung hat. Natürlich schreien die Insassen ständig, aber hier scheint noch etwas Besonderes vorzugehen. Als Moonfield vor dem Lichtschacht niederkniet, sieht er dort einen unrasierten Kerl mit wirrem Haar panisch auf- und abschreiten. Er stammelt ohne Unterlass: „Er kommt! Er kommt!“ Moonfield beschließt, der Sache nachzugehen. Aus dem verlassenen Büro von Dr. Harrison, dem Anstaltsleiter, borgt er sich den Schlüssel zu den Zellen im Kellergeschoss des „Bedlem“. Einst hat auch Moonfield hier gesessen …
In einer Kammer vor dem Gang, der zu dem Zellenblock führt, halten zwei grobschlächtige Bedienstete der Anstalt, Bert und Sam, Wache. Es gelingt dem Malkavianer sie davon zu überzeugen, dass der Doktor ihn geschickt hat, um die Wahnvorstellungen des Irren zu protokolieren. Bert bleibt zwar skeptisch, aber Sam ist deutlich schlichter gestrickt. Der Insasse hockt von Angst erfüllt in seiner Zelle und schreit, sie sollen ihn gehen lassen. Immer wieder bringt er die Worte hervor: „Er kommt!“, „Die Sonne weist seinen Weg!“ und „Blut wird sein Leib sein!“ Moonfied versucht ihn davon zu überzeugen, dass er dem Mann helfen will, aber es gelingt ihm nicht. Schließlich geht er wieder in das Büro von Dr. Harrison zurück. Dort wirft er einen Blick in die Krankenakte des Irren Greg Delawere (den Namen hatte er noch von Sam erfahren). Greg Delawere ist erst seit drei Tagen in der Anstalt. Zuvor arbeitete er seit zwei Wochen im Schlachthaus „Bringston´s Butchers & Fresh Meat“ das sich im East End bei den Docks befindet. Es geschah an einen ganz normalen Arbeitstag, als sich Greg Delawere auf einmal die Kleider vom Leib riss, sich mit Tierblut aus einem Auffangbecken beschmierte und nackt durch die Straßen rannte. Dabei schrie er die ganze Zeit „Er wird kommen! Sonne weist seinen Weg! Blut wird sein Leib sein!“ Dies brachte ihn geradewegs ins „Bedlem“.

Moonfield macht sich sogleich auf den Weg ins Old Lady. Auf dem Weg dahin sieht er noch einmal den Grauen König, alles ist gut, er ist auf dem rechten Pfad …
Das Old Lady ist voll besetzt, der Laden brummt. Beth, Kelly und Trixi haben alle Hände voll zu tun, um Bier zu zapfen und leere Pints gegen volle auszutauschen. O´Ceallaigh selbst steht hinter der Bar und übt sich in Zurückhaltung. Als Moonfield in den Pub kommt und ihn bestürmt, kann er den Malkavianer noch beruhigen, damit dieser wartet, bis die beiden anderen Kainskinder ebenfalls anwesend sind. Beth wird mit der Kutsche losgeschickt, um den Tremere und den Ventrue abzuholen. Als der Klüngel vollständig ist, berichtet Moonfield was er aus „zuverlässiger Quelle“ erfahren hat. Sir William, Sir Cedrick und O´Ceallaigh reagieren nicht ganz so enthusiastisch wie Moonfield auf die Warnung aus dem Keller der Irrenanstalt. Manch einer fragt sich, ob er die mentale Stabilität des Malkavianers vielleicht überschätzt hat. Insbesondere sein Gefasel über „den König“ ist verwirrend. Dennoch fasst der Klüngel den Beschluss, sich das Schlachthaus einmal aus der Nähe anzusehen.

„Bringston´s Butchers & Fresh Meat“ ist ein Schlachthof in der Nähe der Docks. Er besteht im Wesentlichen aus zwei großen Lagerhallen, die von einem hohen Lattenzaun umfriedet sind. Nun sind alle Tore und Türen geschlossen, der Betrieb liegt still im Dunkeln da. Die Kainskinder klettern in einer Seitengasse über den Zaun. Neben den Schlachthallen gibt es noch ein kleineres Gebäude aus Backsteinen in dem Licht brennt. Sicherlich zwei Nachtwächter beim Kartenspiel. Die Vampire wenden sich der rechten Halle zu, eine Seitentür ist nicht verschlossen. Im Lichte eines Streichholzes finden sie auch eine Laterne, die sie entzünden können. In der Decke sind Milchglasfenster eingebaut. Sonst gibt es keine Öffnungen, durch die Licht fallen könnte. Vor ihnen liegt der Schlachtbereich; an Haken von der Decke hängen Tierkadaver, die auf die Zerlegung warten. In der Luft liegt ein Geruch aus Blut und Schweiß. O´Ceallaigh spürt, wie sich sein hungriges Tier regt, kann aber die Kontrolle behalten. Ein Rundgang durch die Halle bringt keine neuen Erkenntnisse. Aber als sie die Nebenräume im hinteren Bereich durchsuchen, entdecken die Vampire einige Kühlkammern. Im rechten der Räume, die durch große Eisblöcke kalt gehalten werden, finden sich vier Fässer a 100 Liter Fassungsvermögen. Aus ihnen können Sir William, Sir Cedrick und Moonfield mit ihren geschärften Sinnen intensiven Blutgeruch wahrnehmen. Als Moonfield den Deckel eines der Fässer öffnet, stellen sie fest, dass es mit gefrorenem Blut gefüllt ist. Als das Blut sich zu zersetzen begann, hatte sich an der Oberfläche eine bleiche Schicht gebildet. Moonfield kratzt mit dem Dolch etwas von der gefrorenen Substanz ab und probiert sie – der Geschmack ist ekelhaft! Langsam beginnt die Kälte den Kainskindern in die untoten Körper zu kriechen und sie träger zu machen. Sir William tritt auf den Gang, um zu lauschen. Es ist nichts zu hören und zu sehen. Sir Cedrick unterzieht den Inhalt des Fasses einer taumarturgischen Untersuchung: er besteht aus Tierblut, Menschenblut und … möglicherweise … auch Vitae eines Vampirs. Als sie den Deckel des nächsten Fasses öffnen, bietet sich das gleiche Bild: obenauf eine bleiche, eklige Schicht… Sir Cedrick bittet O´Ceallaigh das dritte Fass nun auf den Kopf zu stellen, damit sie diesmal den Boden öffnen können. Als dies getan ist, haben sie nun eine fast tiefschwarze Fläche aus Bluteis vor sich. Als der Tremere diesmal das Blut mit seinen Künsten untersucht, erfährt er, dass das Gemisch aus Blut von Rindern, Menschen (geringer Anteil) und potenter Vitae – dem Blut eines Ghuls – besteht. Bei der Macht, die er in dem Ghulblut schmecken kann, vermutet Sir Cedrick dass der Herr der Ghuls mindestens der achten Generation angehöhrt. Aber was hat das zu bedeuten? Gehört das Schlachthaus vielleicht einem Kainskind, das auf diesem Weg versucht, die Stadt zu ernähren? Warum wird Blut überhaupt eingefroren anstatt gleich verarbeitet? Wie und warum kommt diese Mischung zu Stande?
Die Spuren werden so gut es geht beseitig. Eine Durchsuchung der Büroräume und der anderen Lagerhalle bringt nichts Neues hervor.
Sir William schlägt vor, zu überprüfen, ob Greg Delawere ein Ghul ist. Dies soll Moonfield übernehmen. Er selbst wird seinen Diener beauftragen, am nächsten Tag mit Commissioner Peter Holloway Kontakt aufzunehmen. Gab es Ermittlungen gegen das Schlachthaus? Zudem soll sein Diener beim Katasteramt erfragen, wem das Grundstück des Schlachthofes gehört. Er selbst will mit Lord Spencer Graham, welcher im Parlament sitzt, sprechen. Vielleicht lässt sich so herausfinden, wer hinter „Bringston´s Butchers & fresh Meat“ steckt …
Der Klüngel verabredet sich für die nächste Nacht um 19:00 Uhr im Old Lady. Dann geht jeder seiner Wege. Und noch immer klingt die Warnung Greg Delaweres in ihren Ohren:

»Er kommt!
Die Sonne weist seinen Weg!
Blut wird sein Leib sein!«

 

1 Kommentare zu “Blut auf der Themse 3 – Warnung aus der Anstalt

  1. thdthd

    Danke für die Zusammenfassung. Wieder mal sehr gut und detailliert. Ich muss mal dringend mit dem Personenregister beginnen, damit man die Schreibweisen der Namen nachschlagen kann ;).

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