Opfer eines harten Winters X

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Ja und da waren wir nun, in Hirsk, dem übelsten Ort auf Midgard wie man sagt. Mir kam es damals eher vor wie Muspelheim, nur dreckiger und vermutlich sogar gefährlicher. Aber davon berichte ich, wenn ich einen neuen Humpen Bier hier vor mir stehen habe.

Der Anführer in Hirsk, war der selbst ernannte König Aris Stigsson, der neben sich einige Jarls versammelt hatte, die für ihn das Umland bewirtschafteten und auf Wiking gingen. Einer von ihnen war Rhap Andson ein übler Bursche, aber davon später mehr.

Also vermeintlicher Kapitän musste ich natürlich auch weiterhin den Anschein wahren, dass ich und kein anderer das Sagen über die Männer von meinem Boot hatte. Also wies ich lautstark einige von ihnen an, dass uns zugewiesene Haus übernachtungstauglich zu machen. Die anderen sollten unser Hab und Gut vom Schiff in die Hütte bringen und dafür sorgen das wir bald ein wärmendes Feuer und etwas im Magen haben sollten.

Derweil schauten sich Magnus und Ubbo etwas um, aber natürlich so, dass sie nicht unnötig auffielen oder gar Ärger bekamen. Die beiden fanden heraus, dass es zwei drei größere Händler in diesem Haufen Scheiße gab was sich Stadt nannte. Einen von ihnen, mit Namen Bloteuf, besuchte ich am Abend noch zusammen mit Björn. Aber er hatte nichts wirklich Interessantes für uns. Lediglich das einer der beiden anderen Händler, der sich Lodin nannte, zwei Sklavinnen gekauft hatte die wohl ganz neu in die Stadt gebracht wurden. Es war zwar unwahrscheinlich, dass eine von ihnen die Königstochter sein sollte, aber wir durften nichts unversucht lassen.

Ubbo hatte in der Zwischenzeit den dritten Händler besucht. Einem Dänen, der auf den Namen Guldaiv hörte und der wie Ubbo meinte, sehr interessiert daran wäre was wir in Hirsk suchten und uns vielleicht helfen könnte. Also besuchten Björn und ich auch diesen Mann und es stellte sich heraus, dass er uns einiges erzählen konnte über den Ort und seine Händler. Er verriet uns, dass Bloteuf und Lodin nicht gerade die besten Freunde wahren, was wohl auch das Gerede über die beiden Sklavinnen erklärte. Wir erfuhren weiter, dass Boote von König Gundersson aufgebracht wurden und dabei seine Tochter gefangen wurde. Auch soll man auf einem der anderen Schiffe den Jungen von Jarl Hord Beinirsson von Odense gefunden haben. Aber das Ganze geschah nicht auf Geheiß von Aris Stigsson von Hirsk, sondern wurde eigenmächtig von Rhap Anderson einem seiner Jarls ausgeführt. Ob aus Absicht um Aris zu schwächen, oder einfach aus göttlicher Dummheit heraus war Guldaiv nicht bekannt.

Wo man die beiden Kinder hingebracht hatte, konnte er uns nicht sagen, aber die Seeleute hielt man in Käfigen gefangen, die Aris gehörten und zu denen man nur mit seiner Erlaubnis gelangen konnte. Guldaiv war bereit uns zu helfen und bot uns an, am darauffolgenden Tag, an dem es eine Totenfeier für einen von Aris Männer im Hafen geben sollte, die Wachen zu bestechen, so dass wir ungestört zu den Käfigen gelangen konnten um mit den Männern zu sprechen. Vielleicht hatten sie ja mitbekommen wo die Kinder hin verschleppt wurden. Außerdem mussten sie wissen, dass man bereits nach ihnen suchte, damit sie ihren Mut nicht verloren.

Magnus hielt derweil das Geschehen vor dem Haus im Auge und stellte schnell fest, dass sich ein Haufen Männer immer wieder über uns lustige zu machen schien. Vielleicht sah man uns an, dass wir keine wirklichen Händler waren, vielleicht aber suchten sie mit jedem Streit den sie trafen und nicht kannten. Wie auch immer, ich war mir sicher, wenn wir hier erfolgreich und wirklich einen guten Handel erzielen wollten, so mussten wir uns einen Namen machen und Respekt verschaffen. Nun und was lag da näher, als ein paar Schweden, Gauten und Jüten den Arsch zu versohlen? Schnell beschlossen wir also raus zu gehen und dem augenscheinlich stärksten und größten von ihnen die Fresse zu richten. Nun und ja richtig, dass sollte Björn übernehmen und wir wollten eigentlich nur danebenstehen und zu schauen, dass auch alle anderen zu sehen bekamen was sie sollten.

Wir gingen also hinaus und Björn zielstrebig auf den größten von den Typen zu. Doch leider, leider hatte sein Gegenüber die Situation längst durchschaut und holte zu einem kräftigen Schlag aus, der Björn mitten ins Gesicht traf und ihn dabei rücklings zu Boden schickte. Blut schoss aus seiner Nase und er bleib sichtlich benommen liegen. Ja, das lief besser als erwartet und schien unseren Plan genau zu erfüllen. Oh, ja wir brauchten eine neue Idee und die schnell, bei den Göttern.

Ubbo fing an, irgendein Zeug zu murmeln und ich hoffte inständig, dass es die Situation nicht noch schlimmer machte. Aber kurz darauf fing einer der Begleiter des kräftigen an, panisch zu schreien und wild in Richtung seines Freundes zu zeigen. Nun und mir viel dabei wieder eine alte Geschichte meines Großvaters ein, eine Geschichte über einen mächtigen Baba Jaga, einem Seelenfresser in Menschengestallt. So etwas wäre genau das Richtige dachte ich und ich weiß noch wie ich dastand und zu den Göttern sprach und sie darum bat, was wäre, wenn dieser kräftige Kämpfer ein Baba Jaga wäre? Würden die Leute dann weiter uns angreifen oder vielleicht doch eher ihn? Was wenn wir ihn dann noch zur Strecke bringen würden? Wir wären Helden und große mächtige Krieger. Was wir ja auch eigentlich waren, auch wenn Björn gerade etwas anderes zeigte.

Im Augenblick, als mir die letzten Worte meiner Gedanken noch nachhingen, vielen vier Begleiter des Großen um ihn herum einfach in sich zusammen. Zwei von ihnen landeten sogar im Wasser und regten sich nicht mehr, so als wäre ihnen alle Kraft genommen. Nun und gleichzeitig stiegen von den vier, leichte blaue Nebel auf, als ob ein blauer Rauch sie umhüllte. Dieser Rauch zog langsam aber stetig hinüber zu dem großen Anführer und es hatte den Anschein, als ob er seinen Freunden die Seelen herausziehen wollte. Genau so wie es Großvater immer beschrieben hatte. So fraß ein Baba Jaga die Seelen anderer Menschen, um durch sie stärker und mächtiger zu werden. Die Götter hatte mich erhört oh ja!

Einige der sich schnell versammelten Männer bekamen große Augen und ihnen viel die Kinnlade herunter. Wieder andere wichen schon Schritt um Schritt zurück und stießen Hilferufe zu den Göttern aus. Nun und wieder andere schienen immer noch nicht bemerkt zu haben, was dort vorne passierte. Sie wollten einfach nur eine wilde Schlägerei haben. Doch dazu kam es gar nicht, den von hinten hörte man die lauten Rufe von Torfin Arson, dem ersten Kämpfer von Aris. Er hatte uns am Hafen als erster begrüßt. Schnell sorgte er mit lauter fester Stimme für Ruhe. Tja und um es kurz zu machen. Torfin war überhaupt nicht beeindruckt von der Geschichte über einen Baba Jaga, so als ob dies ein alltägliches Ereignis in Hirsk wäre. Von dem blauen Rauch war ebenfalls nichts mehr zu sehen und die vier Männer kamen einige Zeit später geschwächt wieder zu sich.

Wir wurden in unsere zugewiesene Hütte verbrachten und durften diese bis zum nächsten Tag nicht verlassen. Den anderen ging es wohl nicht anders, aber sei es drum, aufgefallen waren wir und als Feiglinge sollte man uns wohl auch nicht mehr bezeichnen. Auch wenn Björns Nase etwas anderes sagte.

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