Die “Helden” unserer kleinen Geschichte wurden in der Stadt Niewinter vom Zwergen Gundren Felssucher angeworben, um eine Karrenladung Bergbauausrüstung nach Phandalin, einem kleinen Städtchen einige Tage im Süden zu bringen. Falls sie die Ladung sicher ablieferten, winkte jedem von ihnen eine Belohnung von zehn Goldmünzen. – Doch wer waren unsere Protagonisten? Da gab es den Zwergenkleriker Taklinn Felssucher, er war ein Cousin des Auftraggebers. Außerdem Kerri, ein Mensch und Glücksritter, sowie den hochelfischen Zauberer Erevan. Und als Ortskundigen hatte man den aus Phandalin stammenden Halbling Tim Finnegan Wake angeworben.
Gundren wollte nicht viel über sein Vorhaben erzählen, es machte aber den Eindruck, dass er zusammen mit seinen beiden Brüdern einem Geheimnis, vielleicht einem längst verschollenen Hort, auf der Spur gekommen war. Zusammen mit seinem Leibwächter Sildar Winterhall reiste der Zwerg am nächsten Morgen voran, während unsere Helden ihnen mit der Ausrüstung auf einem Ochsenkarren folgten.
Die ersten Tage der Reise verliefen ereignislos, doch kurz nachdem man die Hochstraße verlassen hatte und sich in einem besonders dichten Teil des Waldes befand, versperrten ihnen die Kadaver zweier Pferde den Weg. Schwarze Pfeilschäfte ragten aus den Leibern. Als sich Kerri den toten Tieren vorsichtig näherte, erkannte er, dass das wohl die Reittiere ihrer beiden Auftraggeber gewesen waren.
Plötzlich sirrten Pfeile durch die Luft, und einige garstige Goblins sprangen aus den Büschen. Doch es war nur dem Überraschungsmoment geschuldet, dass es ihnen gelang, bei dem Magier einen Wirkungstreffer zu landen, denn schon kurz darauf hatte Kerri einen der Angreifer zerteilt und einen weiteren mit einem nahezu unmöglichen Blindschuss gefällt. Taklinn verbrannte einen Goblinschützen zu Asche und Erevan schlug einen weiteren mit einem magischen Geschoss in die Flucht. Den letzten Gobo streckte Timmy mit seinem Bogen nieder, als er sich rückwärts vom Karren fallen ließ.
Eine kurze Spurensuche bestätigte die Befürchtungen. Die Goblins hatten Gundren und Sildar überfallen, geplündert und die beiden über einen Trampelpfad tiefer in den Wald verschleppt. Bei den Wegelagerern handelte es sich, so wusste Timmy noch zu berichten, um den Klippenschlund Clan, die schon seit längerem die Gegend um Phandalin unsicher machten.
“Man kann das an den angespitzten Zähnen erkennen, durch die das Maul der Goblins wie eine zerklüftete Schlucht aussieht. Wisst ihr, damals…” – Timmy redete weiter, aber keiner der anderen hörte ihm noch zu.
Nach kurzer Überlegung ließen die “Helden” den Karren am Wegrand zurück und folgten dem Pfad. Geschickt wichen sie unterwegs einigen Fallen aus und gelangten schließlich an eine Höhle, aus der ein vielleicht drei Meter breiter Bach mit einigem Getöse quoll. Es gab aber auch einen Zuweg, der parallel zum Wasserlauf auf der einen Bachseite in die Höhle führte. Also näherte die Gruppe sich vorsichtig dem Eingang. Das war eine gute Idee, denn wie Timmy bemerkte, lauerten im Dickicht zwei Goblinwachen. – Nun “lauerten” ist übertrieben, “lungerten” passte eher. Das wurde ihnen dann auch zum Verhängnis, als der Halbling sie völlig überraschend mit einigen schnellen Schwertstichen aus dem Leben entfernte.
Vorsichtig machten unsere “Helden” sich auf ins Gewölbe, ließen rechterhands eine Höhle liegen, aus der es auffallend nach Wolf roch und schalteten einen weiteren Wächter nahezu lautlos aus. Sie erklommen eine Geröllhalde und gelangten schließlich in eine weite Höhle, die durch einen Felssturz in zwei Bereiche geteilt wurde. Direkt voraus befand sich ebenerdig ein Lager mit sechs Goblins. Nach links verlief eine Treppe, die hinauf zu dem etwa fünf Meter höher gelegenen Teil der Höhle führte. Während die Gobos sich unten um ein Feuer scharten, lag der obere Bereich im Dunkeln.
Durch Heimlichkeit und Überraschung, gepaart mit außergewöhnlicher Feuerkraft, hatten die Goblins am Lager keine Chance. Sie waren niedergestreckt, noch bevor der erste in Schlagreichweite gelangen konnte. Doch als unsere Protagonisten schon zum jubeln ansetzen wollten, hörten sie von oberhalb des Felssturzes eine schnarrende Goblinstimme.
“Yestreem will verhandeln, sonst Mensch sterben!”
Den Worten Nachdruck verlieh der vor dem Goblin kniende Sildar, aber vor allem das schartige Schwert, das die Kreatur an den Hals des nahezu besinnungslosen und zerschundenden Mannes hielt.
Jetzt hätte man sich anhören können, was der Gobo wollte. Man hätte ihn in ein Gespräch verwickeln können, um ihn abzulenken. Zumindest hätte man einen Moment über die Situation nachdenken können. – Stattdessen schleuderte der Zwerg dem Goblin einen gleißenden Zauber entgegen, Kerri schoss mit dem Bogen und Timmy versuchte heimlich nach oben zu gelangen, um der Kreatur in den Rücken zu fallen. – Leider gingen alle Angriffe daneben. Der Gobo quiekte überrascht auf, zog sein Schwert durch, stieß Sildar in den Abgrund und tauchte nach hinten in den Schatten ab. Unsere “Helden” setzten ihm nach, doch irgendwie gelang der Kreatur die Flucht.
Taklinn hatte währenddessen Sildar untersucht. Wie durch ein Wunder, hatte der Kehlenschnitt kein Gefäß eröffnet und den Sturz hatte der Mann ebenfalls überlebt, auch wenn er jetzt in den letzten Zügen lag. Mit einem beherzt gewirkten Zauber heilte Taklinn Sildars Wunden und stabilisierte ihn. Gemeinsam trugen unsere “Helden” den Bewusstlosen aus der Höhle und verbargen sich im Wald.
Die Sonne senkte sich herab und verschwand im Westen, die Nacht brach herein, als Sildar die Augen öffnete und unseren Protagonisten eine wundersame Geschichte erzählte. Doch dazu ein ander Mal mehr.