Runhild Kupferfaust – die Forscherin

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Sie hieß Runhild Kupferfaust und war mit ihren 104 Jahren eine ehrwürdige, aber noch junge Zwergin. Ihr Leben hatte sie den alten Schriften und Runen gewidmet, die in den Hallen ihrer Bergheimat verborgen lagen. Blass und fahl wirkte sie, als sei sie selbst ein Relikt aus den Archiven, mit Tintenflecken an den Fingern und Augenringen, die von langen Nächten über bröckelnden Pergamentrollen erzählten. Doch hinter diesem gelehrten Antlitz glomm eine unersättliche Gier – nach Wissen, nach Gold, nach allem, was glänzte und Geheimnisse barg.

Runhild Kupferfaust – Portrait in den Archivhallen des Klans der Kupferweisen

Einmal hatte sie in der Bibliothek ihres Clans eine verbotene Truhe geöffnet, nur weil das Schloss mit einer uralten Rune versehen war. Statt Weisheit fand sie darin ein Fluchamulett, das tagelang die Bärte ihrer Brüder in Brand setzte. Damals war sie beinahe verstoßen worden, doch mit den Jahren wurde die Geschichte zum liebsten Lagerfeuerwitz ihres Clans – und Runhild musste sie sich bei jedem Festmahl anhören. Heute schmunzelte sie selbst darüber, auch wenn sie genau wusste, dass ihre Gier sie jederzeit wieder in ähnliche Schwierigkeiten bringen konnte. Ihre Gier brachte sie immer wieder in Schwierigkeiten, doch sie konnte nicht anders: jedes Artefakt war ein Versprechen, jede Rune ein Rätsel, das sie lösen musste.

Nun vernahm sie den Ruf ins Nebeltal. Ein mystischer Ort voller Geheimnisse, reich an Geschichte und Schätzen. Der sich lichtende Nebel und die Rückkehr des Sonnenlichts im Nebeltal wirkte für sie wie ein Ruf der Götter. Man sprach von Wäldern, Ruinen, Minen, Türmen und kleinen Siedlungen, die lange von einem finsteren Nebel abgeschottet waren, die selbst die ältesten Zwergenmagier erstaunen würden, und von Schätzen, die verborgen liegen. Runhild wollte beides: die Wahrheit der Geheimnisse und den Glanz des Goldes.

Mit einem abgetragenen, aber robusten Mantel und einem Rucksack voller leerer Bücher stapfte sie nun durch die nebligen Wälder. Sie wusste, dass ihre Schwäche sie erneut in Gefahr bringen würde – doch ebenso wusste sie, dass die Chroniken des Nebeltals ohne ihren Namen unvollständig bleiben würden. Und wer wollte schon eine unvollständige Geschichte?

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