Blutiger Schnee

Schreibe eine Antwort

Nachdem die Gefährten Holmgang noch am Abend verlassen hatten, folgten sie den unübersehbaren Spuren der Söldnerpferde. Nach einiger Zeit fiel Haldor der große weiße Wolf auf, der in nicht einmal 100 Ellen Entfernung parallel lief. Begleitete er die Gruppe? Es war schon auffällig, dass tagsüber ein weißer und nachts ein schwarzer Wolf auftauchte.

Eine Stunde später erreichte die Gruppe den Waldrand, hier entfernte sich der Wolf Richtung Norden. Die Reiter waren hier wohl abgestiegen, es waren Fußspuren neben den Pferdehufen zu sehen. Auch die beiden Raben waren wieder da und krächzten nervtötend um die Wette. Beim Wald handelte es sich um einen Mischwald, der schnell etwas dichter wurde. Die Spuren folgten einem Wildwechsel. Inzwischen war die Dämmerung angebrochen, doch wollten die vier Gefährten so weit wie möglich kommen, um die Reiter einzuholen. Nach ein paar hundert Ellen fiel den Vieren eine Blutspur ins Auge. Es war nicht viel Blut, daher schien es, als wäre ein Pferd am Bein verletzt. Und es sah aus, als hätten die Reiter ihre Schritte beschleunigt. Etwas weiter war wieder Blut am Boden.

Als es schon fast komplett dunkel war, machten die vier ein Lager für die Nacht. Riskir hatte die erste Wache. Wahrend dieser sah er in weiter Entfernung ein blaues Licht im Wald leuchten. Es kam aber nicht näher und verschwand wieder. Das Lagerfeuer brannte nicht, Sten hatte vorsorglich die Glut in einen Tontopf gefüllt, um schnell wieder Feuer machen zu können. Etwas später fiel Riskir wieder der große schwarze Wolf auf, der wieder in der Nähe des Lagers stand und nichts tat, um einige Zeit später wieder zu verschwinden. Sonst passierte nichts mehr. Sten hatte die nächste Wache. Er fachte das Feuer wieder an, löschte es aber schnell wieder, da er blaue Flammen züngeln sah. Als er es ein zweites Mal versuchte, gab es keine blauen Flammen. Tjalf hatte die nächste Wache. Auch hier passierte nicht viel, außer dass er ab und zu kleine blaue Flammen im Feuer sah. Während Haldors letzter Wache passierte ebenfalls nichts.

Morgens gab es ein warmes Frühstück, das nur durch die beiden nervtötenden Raben gestört wurde, die kurz krächzten und dann Richtung Osten davonflogen. Die vier Gefährten machten sich alsbald auf den Weg und wurden schnell fündig. Wieder Blutspuren, diesmal größer werdend. Und auch blutgetränkte Stofffetzen, die offensichtlich als Verband gedient hatten. Die Blutspuren wurden zusehends mehr, hier blutete ein Pferd nicht nur aus einer kleinen Wunde. Spuren eines Kampfes waren nirgendwo zu entdecken, woher die Verletzungen stammten, war rätselhaft.

Ein Stück weiter lag dann etwas abseits des Weges ein verendetes Pferd. Jemand hatte Fleisch herausgetrennt, wahrscheinlich die Söldner, um es später zu verzehren. Das war aber nicht das Merkwürdige. Das Pferd hatte vom herausgetrennten Fleisch abgesehen keine offensichtlichen Wunden und war trotzdem verblutet. Blut war aus Ohren, Augen und Mund geflossen und auch der Körper sah aus, als wenn an verschiedenen Stellen Blut ausgetreten wäre. Hier schienen es sehr feine Risse in der Haut gewesen zu sein.

Ein Fluch? Gift? Und noch etwas fiel den Gefährten auf, die Blutspur ging weiter, das Pferd war nicht das einzige Lebewesen, das geblutet hatte und die Menge wurde immer größer. Dieser Spur zu folgen, war kein Problem mehr. Kurze Zeit später tat sich der Wald zu einer kleinen Lichtung auf. Und hier bot sich den vier Gefährten ein Bild des Grauens. Vier tote Pferde und fünf tote Männer, alle wie das erste Pferd verblutet aus Haut und Körperöffnungen. Ein Lager hatten sie noch aufschlagen können, dann aber waren sie gestorben. Anzeichen eines Kampfes oder ähnlichem gab es nicht.

Die Leichen hatten gute Ausrüstung an Waffen und Rüstungen und Haldor fiel auf, dass die Männer wahrscheinlich Gauten aus Südschweden waren. Gauten waren allgemein als Söldner bekannt. Irgendeinen Hinweis auf Ziel oder Auftraggeber gab es nicht. Dafür etwas Hacksilber, das die vier unter sich verteilten.

Sten fand eine Spur eines Stiefelpaares, die sich vom Lager entfernte und etwas weiter durchgerissene Stricke. Vermutlich hatten die Söldner Gnor gefangen und dieser konnte fliehen.

Riskir machte eine schauerliche Entdeckung. An den Bäumen um die Lichtung herum waren mit Blut Fluch- und Todesrunen gemalt, die aber für das nichtmagische Auge unsichtbar waren. Wer hatte die aus welchem Grund aufgemalt und hatte das mit den Söldnern zu tun?

Auch Haldor bemerkte noch etwas. In dem Feuer hallten noch magische Spuren nach, vermutlich der Draugr, dessen blaues Licht Riskir in der Nacht gesehen hatte. Wahrscheinlich war der Draugr wegen Gnor erschienen und dieser war geflüchtet.

Da es hier keine anderen Spuren gab, machten sich die vier auf, der Stiefelspur zu folgen. Haldor nahm noch ein Sax, Proviant und Decken der Söldner mit, falls Gnor lebte, würde er die Sachen brauchen.

Die Stiefelspuren führten wild durch den Wald, hier war jemand in heilloser Flucht mehrfach gestolpert, gestürzt und wieder aufgestanden. Ein Stück weiter kam die Gruppe an eine Senke, die recht steil anfiel. Hier lag unten ein Männerkörper, es war Gnor. Der war in der Nacht offensichtlich an der Senke gestürzt hatte sich an einem Baumstamm den Kopf angeschlagen und war wahrscheinlich bewusstlos geworden. Auf der anderen Seite der Senke saß der große weiße Wolf und schien die Szene zu beobachten.

Tjalf und Sten stiegen herab, um ihn herauszuholen. Tatsächlich lebte er noch und hatte wohl sehr großes Glück gehabt, dass er nicht erfroren war. Als die drei aus der Senke herauskamen, war der Wolf verschwunden. Hatten die beiden Wölfe vielleicht ein Interesse an Gnor? Die vier Gefährten hatten einen der beiden Wölfe eigentlich immer dann gesehen, wenn eine Begegnung mit Gnor bevorstand, den weißen am Tag bevor sie in der Nacht Gnor das erste Mal trafen, einen Tag zuvor auf dem Weg in den Wald und jetzt. Mit dem schwarzen Wolf schien es sich ähnlich zu verhalten, der war in der Nacht das erste Mal aufgetaucht, in der Riskir die Vision eines flüchtenden Mannes hatte, der sich später als Gnor herausstellte. Das zweite Mal an der Höhle, an der die vier Gnor gerettet hatten und letzte Nacht wieder. Rätselhaft.

Gnor konnte wenig zur Aufklärung von irgendetwas beitragen. Er wollte nach Odense, war von den Söldnern gefangen genommen worden, die hatten aber nicht gesagt, warum. Zumindest eine Sache fiel ihm noch ein. Er hatte gesehen, wie der vermutete Anführer der Söldner zwischendurch in den Wald gegangen war und es hatte ausgesehen, als wenn er mit irgendwem gesprochen hatte. Was und mit wem, hatte Gnor nicht mitbekommen. Und er konnte sich an seine Gefangenschaft in Gunnvor erinnern, aber nur sehr verschwommen.

Die Gruppe brach dann Richtung Nordwesten nach Gunnvor auf, sehr zum Entsetzen von Gnor, der nicht mitwollte. Nachdem Sten ihm deutlich gemacht, welche Option er hatte, kam Gnor dann doch mit.

Gegen Mittag verließen sie den Wald über eine Ebene und erreichten den Wald am Grenzfluss. Da es schon dämmerte, suchten sie sich eine Höhle für eine Übernachtung und schlugen ein Lager auf.

Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.