An Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr

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Schriftliche Aufzeichnungen von Alanus vom Fischteich

Ja, es wird immer besser mit dem Schreiben. Manchmal kann ich mich nur darüber wundern, was dieser eine tragische Moment in meinem Dorf mir für eine großartige, aber auch wundersame Welt beschert hat. Und die Betonung liegt besonders auf „wundersam“!!!

Es war der Morgen des 17. Mai und das erste, was ich erfuhr – Gerwin war verschwunden! Die anderen erzählten mir von den Ereignissen der letzten Tage. War schon wieder ganz schön was passiert. Ich selbst hielt mich mit meinen Erlebnissen der letzten Tage zurück. Sie waren ja auch sehr auf einen Raum reduziert.

Da Rudi den anderen so einen komischen Handel vorgelegt hatte, wollte ich versuchen, auf eigene Faust etwas mit ihm auszuhandeln und erzählte meinen Kameraden, dass ich noch nicht wieder fit bin und sie alleine in die Stadt gehen sollten. Eigentlich wollten sie zum Magnusturm. Doch sie erzählten später, dass sie dort Orban sahen und sich dann doch entschieden, gleich zu Rosanna Winandus zu gehen. Auf Plakaten in der Stadt wurde der halbjährig stattfindende Jahrmarkt beworben. Tja, es war also schon ein halbes Jahr seit unserer Ankunft und seit dem Kampf vergangen. Auf den Plakaten war auch zu lesen, dass die Gauklertruppe Betsie Soßters Wundersame Kavalkade wieder aufschlägt.

Konrad und Ruben erfuhren bei Rosanna, dass der Vertrag von Rudi bei der angesehenen Kanzlei Spirren & Hirsch aufgegeben wurde und juristisch legal sei. Der Rudi, weiß wie man es macht. Hätte ich diesen Halunken irgendwie anders kennen lernen können. Aber egal, er wird mir auch so noch von Vorteil sein, das habe ich im Urin. Rudi soll wohl jedenfalls Informationen über uns gesammelt haben, dass wir nicht immer alle Befehle befolgt haben.

Rosanna sprach dann über eine juristische Alternative: sie schlägt eine Verbindung mit der hoch angesehenen Familie Karstadt vor. Aber wollen wir so eine Verbindung? Mal sehen… anschließend wollten die beiden zur Apotheke von Cordelia gehen, zuerst aber wollten sie sich mit mir aber im Brückenhaus treffen.

Ich ging währenddessen zu meinem Rudi. Aber mehr als eine Art „Preisnachlass“ auf 90 Goldkronen und einer längeren Frist von zwei Wochen war nicht rauszuholen. Aber, besser als nichts und mal sehen, vielleicht passiert ja noch etwas in den nächsten vierzehn Tagen mit dem alten Burschen.

Anschließend trafen wir uns alle im Brückenhaus und ich versuchte mich wieder an normalem Essen. Und, was für eine positive Überraschung, es blieb in meinem Körper! Der Wirt Gunther Abend berichtete uns, dass Sibylle Hagerdorn immer noch nicht wieder aufgetaucht sei. Und die anderen beiden erzählten von Rosannas Ausführungen zum Vertrag. Die Verbindung zu den Karstadts sahen wir nicht als beste Alternative, eher das Erlegen des Trolles.

Während wir bezahlten, sprach mich der Postmeister Gustav Schtupp an, ob ich als Auftrag einen Brief nach Gotheim bringen könnte. Er soll von der Familie von Bruner an den Bürgermeister übergeben werden. Ich willige ein, aber wir mussten uns erst bei der Hauptfrau von Pfeffer vergewissern, ob wir überhaupt die Stadt verlassen dürfen. Vorher ging es aber erst einmal zu Cordelia. Und wie immer standen diese komischen Vögel von Kopfgeldjägern in der Gegend rum. Wenn man sonst nichts zu tun hat…

Sie ging mit uns sofort in die Wohnung im Obergeschoss. Und merkwürdig. Auch sie bat uns nach Gotheim zu reisen. Wir sollten die Barbierin und Kräuterkundlerin Martha Scheren aufsuchen. Sie machte sich sorgen. Denn seit Brunhold dort ist passieren merkwürdige Dinge und die Menschen verhielten sich komisch. Auch hier kamen wir wieder der Bitte nach. Über den Troll erfuhren wir, dass er schon etwas Gold bringen könnte. Es wäre aber besser, offiziell über einen Juristen und einen Leumund ein Kopfgeld auszuloben. Aber das wussten wir ja schon bereits. Als Leumund kam uns die Hauptfrau in den Sinn. Dort bekamen wir die Zustimmung zum Verlassen der Stadt und ihre Unterstützung beim Ausloben des Kopfgeldes.

Als wir durch die Kaserne gingen, bekamen wir einen Brief von Johanna Stiegler zugesteckt. Sie bat um ein Treffen um die Mittagsstunde im Brückenhaus. Also wieder zurück zum Wirtshaus. Dort angekommen, trafen wir Johanna Stiegler und sie bedankte sich noch mal für die „Rettung“. Und, was für ein Zufall, auch sie bat uns nach Gotheim zu gehen. Bei ihr ging es um abgebrochene Geschäftsbeziehungen, die wiederbelebt werden sollten. Und auch Thulgrim, dieser gottlose Zwerg, soll sich dort aufhalten. Zufall? Nein, im letzten halben Jahr habe ich den Glauben an Zufälle abgelegt.

Sie erzählte uns, dass sie uns einen Führer nach Gotheim stellt und wir uns mit einer Frau Klara  Kellner in der „Roten Königin“ treffen sollten. Und was für ein Zuf…, nein Schicksal, unser Führer steht schon vor uns, so ein Typ Namens Kruger. Nach einem kurzen und knappen Vorstellen ging ich zum Postmeister und bekam einen versiegelten Brief und ein Dokument zur Übergabe an den Bürgermeister Wilhelm Kreigrisch. Wir verließen dann, nach kurzer Zeit, Übersreik auf dem Rücken unserer Leihpferde durch das nördliche Tor.

Und sollte es eine normale Reise werden. Nein… Nach etwa des halben Weges hörten die ersten von uns abseits des Waldpfades die ersten komischen Geräusche. Kruger, der schlaue Kopf, hörte es als Tiermenschenlaute heraus. Oha, noch nicht einmal die ersten Bartstoppeln im Gesicht, aber Tiermenschengeräuschexperte. Mal sehen, was er noch so draufhat. Die Geräusche vermehrten sich und wir versuchten schneller zu reiten. Manchen gelang es, manchen nicht…

Gotheim tauchte so langsam zwischen den Feldern auf. Es sah nach einem Palisadenzaun aus. Es gab Mühlen. In der Stadt sah man scheinbar die Silhouette eines Sigmartempels. Und unser Kruger konnte nicht nur gut hören, sondern auch sehen. Es sah als Erster Rauch in der Stadt. Und zwar nicht aus Schornsteinen…

Als wir näherkamen, sahen wir alle große Lücken in der Palisade. Auch das Stadttor erfüllte nicht mehr seinen Zweck und war herausgerissen. Ein Wachturm lag zerschmettert am Boden. Gotheim wurde vor unserer Ankunft brutal angegriffen. Daher waren wir auf der Hut und gingen nur vorsichtig voran. Wir fanden keine weiteren Spuren, außer verbrannte Felder auf der linken Seite Und das Feuer schien von oben gekommen zu sein. Am Tor angekommen stieg uns allen sofort der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase.

Und dann kam der Mob. In den Wahnsinn getriebene Einwohner von Gotheim griffen uns an und wir konnten sie nicht einschüchtern oder zurückhalten. Sie hatten keine Chance. Wir wollten sie nicht töten, aber ihn ihrem Wahn waren sie nicht aufzuhalten. Und daher blieb uns keine Wahl. Es war sehr blutig und grausam. Sie hatten nicht viel entgegenzusetzen. Dann gingen wir auf den Platz hinter dem Stadttor und sahen Leichenberge. Die Reste der Einwohner waren zerrissen. Manchmal sogar aus den Gelenken. Wunden wie mit Mistgabeln zugefügt. Aber es waren wohl eher Klauen.

An der Taverne sahen wir im oberen Stockwerk einem Mann, der auch von Sinnen war. Er stammelte unnützes Zeug und wollte springen. Es war wohl der Bürgermeister. Wir hörten zwischendurch seinen Vornamen von einer Frauenstimme gerufen. Kruger wollte ihm entgegenklettern und ihn so aufhalten. Ruben lenkte ihn ab. Konrad und ich liefen nach oben Die beiden unten überzeugten ihn letztendlich und wir zogen ihn langsam in den Raum.

Wir gingen mit diesen beiden verängstigten und verwirrten Menschen runter in den Schankraum. Ich blieb bei ihnen. Konrad sah aus der Tür, dass die Schmiede fast explodierte. Es war wie ein Pulsieren wahrzunehmen. Die anderen beiden folgten ihm, um Schlimmeres zu verhindern. Konrad öffnete die Tür. Es gab eine Verpuffung. Dann sahen sie vier Gestalten, die das Feuer immer weiter anfachten und Moment… es sah irgendwie aus, als ob sie etwas herstellten!

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