9. Firun, mittags
Am nächsten Morgen schlafen wir in der Höhle aus. Wir diskutieren kurz, wie es weitergehen soll, sind uns aber schnell einig. Wir wollen den unerforschten Abzweig des Weges nehmen, wo Jotun tags zuvor an einer verschütteten die merkwürdigen schwarzgerüsteten Kriegerinnen belauschen konnte. Dazu soll zunächst Latu die Treppe bzw. den Gang schleichend erkunden. Die Treppe ist in ordentlichem Zustand, wirkt aber seit langem unbenutzt- es liegt viel Staub auf dem Boden. Es schien einst eine hochwertige Arbeit gewesen zu sein, zu erkennen an den Steinmetzarbeiten, ist aber inzwischen halb verfallen.
Am Ende der Treppe ist ein Gang, der an einer verschlossenen Gittertür endet. Hinter der Gittertür erkennt man den Anfang eines weitläufigen Sumpfgeländes in einem Talkessel, allerdings nicht sehr gut, denn der Blick ist versperrt. An der Gittertür hängt nämlich ein Leichnam. Das an sich ist schon unangenehm, noch schlimmer allerdings ist, dass es sich dabei offensichtlich um einen Rondra-Geweihten handelt! Und als wenn das nicht schlimm genug wäre, ist diese Person gefoltert worden, da der Körper viele Wunden aufweist und das Gesicht von großen Schrecken und Schmerzen im Moment des Todes zeugt. Das Gesicht kann man nämlich sofort erkennen, denn der Leichnam ist mit dem Gesicht zum Treppengang an Lederschnüren aufgehängt. An den Wunden und dem Leichnam kann man erkennen, dass der Geweihte schon ein paar Tage tot ist.
Zunächst sieht dies aber nur Latu. Er untersucht kurz die Umgebung und erkennt im Sumpf hinter der Tür Fußspuren und offensichtlich einen weiteren Leichnam und nördlich weiter entfernt sind Ruinen zu erkennen. Zudem hört er in einiger Entfernung Stimmen, kann aber nichts genaueres ausmachen. Auffällig ist, dass im Sumpf keine Tiergeräusche zu vernehmen sind. Als Latu sich abwendet, meint er gesehen zu haben, wie der Leichnam kurz geblinzelt hat! Eine kurze Untersuchung zeigt allerdings keine Lebenszeichen. Verdächtig…
Latu kommt dann zurück zu uns, um zu berichten und da keine unmittelbare Gefahr droht, entschließen wir uns, gemeinsam zur Gittertür zu gehen. Der Anblick des Leichnams ist für keinen von uns angenehm, besonders jedoch für Karakal. Denn er erkennt die Person sofort: es ist Rhondren Ganri von Andergast, ein Geweihter, der ihn einst initiierte. Doch was tat er hier im Sumpf?
Die Tür scheint alt zu sein, ist aber nicht rostig und macht einen äußerst stabilen Eindruck. Das Material scheint sehr hochwertig zu sein. Die Tür ist mit einer Kette samt Vorhängeschloss gesichert und ist offensichtlich schon lange nicht mehr geöffnet worden. Wir können die Tür leider nicht öffnen, da der Leichnam direkt vor dem Schloss hängt und dieses verdeckt. Naramis sieht sich den Leichnam und die Umgebung genauer an (an seinem merkwürdigen Gemurmel und komischen Gesten ist zu erkennen, dass er einen Zauber wirkt), kann am Leichnam aber nichts erkennen. Er berichtet, dass über dem gesamten Sumpf eine gewaltige magische Barriere lag, die allerdings nicht mehr existiert und dabei ist, völlig zu verschwinden. Außerdem war vor dem Tor innerhalb der letzten 24h eine sehr potente magische Präsenz, vermutlich ein Zauberkundiger.
Wir schneiden den Toten, der an Armen und Beinen festgebunden ist, auf einer Seite los, so dass man an das Schloss kommen kann. Xargrosch sieht sich das Schloss genauer an und fummelt mit einem Draht daran herum. Das sieht durchaus professionell aus, trotzdem ist er selbst fast erschrocken als das sehr stabil aussehende Schloss nach kurzer Zeit aufspringt.
Wir nehmen die Leiche vom Gitter ab, dabei fällt mir auf, dass Karakal kurz, aber auffällig innehält, als er den Leichnam berührt. Ein Stoßgebet hat er nicht zu Rondra geschickt. Verdächtig… Den Leichnam können wir vorerst nicht bestatten, dafür fehlt uns die Zeit, da wir davon ausgehen, dass sich im Sumpf offenbar Feinde befinden. Haben die den Sumpf bewachenden Sturmwächter die Kontrolle verloren? Daher decken wir den Leichnam erst mal zu und kümmern uns später um eine Bestattung. Eine kurze Untersuchung ergibt, dass Rhondren nichts bei sich hat, was erklärt, warum er in der Gegend war.
Etwas rechts vom Eingang entfernt liegen zwei weitere Leichen; es handelt sich dabei um zwei Elfen, die vermutlich zu den Sturmwächtern gehörten. Beide sind im Kampf gestorben. Jotun nimmt den Robbentöter des einen Elfen an sich, mehr über die Umstände ihres Todes erfahren wir nicht.
Der Sumpf, den wir jetzt vor uns sehen, ist ziemlich groß. Er erstreckt sich grob geschätzt über eine Fläche von 1.500 mal 1.500 Schritt. Es schien einst eine größere Festung oder Stadt gegeben zu haben, jedoch sind nur Ruinen zu sehen und davon schon viele im Sumpf versunken. Lebendige Vegetation gibt es keine, alles, was mal gewachsen ist, ist tot und verdorrt. Es riecht extrem nach Fäulnis und Verderben.
Westlich von uns befindet sich in einer Entfernung von einigen hundert Schritt ein auffälliger runder Bau aus schwarzen Basaltsteinen, dieser steht am Rande des Sumpfes und ist nicht versunken. In etwa gleicher Entfernung befindet sich östlich am Rand des Sumpfes eine Art Garten, wie es scheint. Am östlichen Rand des Talkessels, in dem sich dieser Sumpf befindet, sieht man den Ausgang aus dem Talkessel.
In etwa 1.000 Schritt Entfernung bemerken wird nördlich von uns den Rauch eines Feuers, als Jotun plötzlich zusammenzuckt. Auch wir anderen haben es vernommen, zum Glück sind unsere Ohren nicht so empfindlich: aus nord-östlicher Richtung ertönt ein markerschütterndes Kreischen. Was wir dann sehen, kommt uns -leider- bekannt vor. Es ist eine dieser gefiederten, grünen, fünf Meter langen Schlangen, die wir schon zwei Mal gesehen haben. Einmal an der Hütte des Köhlers, wo uns ein Feuerdämon angriff und einmal an der Waldhütte mit der toten Elfe. Auch hier fliegt dieses Vieh mit einem Reiter; es handelt sich um eine humanoide Gestalt mit dunkler Kutte. Mehr können wir auf die Entfernung nicht erkennen. Die Schlange, Naramis hat sie als Karakil, einen Dämon, identifiziert, fliegt vom östlichen Rand des Talkessels in Richtung des Feuers und landet dort.
Wir beraten kurz, wie wir weiter vorgehen sollen. Direkt auf das Feuer zu marschieren wäre keine gute Idee, da wir nicht wissen, mit wem und was und wie vielen wir es überhaupt zu tun haben. Die Sturmwächter scheinen geschlagen, ihre magische Barriere zerstört. Wer so etwas schafft, wird nicht mit ein paar Gobos gekommen sein. Dazu ein toter Geweihter (das wird noch gerächt!), ein fliegender Dämon und ein vermutlich mächtiger Zauberer- klingt nach keiner leichten Aufgabe.
Daher warten wir erst mal ab, da Jotun sich westlich zur runden Ruine durchschlägt und Latu östlich zum Garten, um beides zu erkunden. Beide kommen schmutzig, aber lebendig zurück. Jotun hat den runden Bau als ehemaliges Amphitheater identifiziert. Er findet dort weniger Tage alte Fußspuren von gerüsteten und hinter einem Busch eine Sumpfranze. Das an sich wäre jetzt nicht beunruhigend, nur ist diese deutlich größer als normal und alleine unterwegs; normaler Weise sind das Rudeltiere. Verdächtig…
Latu findet auf dem Weg zum Garten zunächst den engen Durchgang zum Wasserfall, den wir schon von der anderen Seite bemerkten. Auch von dieser Seite ist er unpassierbar. Des Weiteren findet er weitere zwei Leichen der Sturmwächter, auch diese im Kampf gestorben. Der Garten selbst ist ca. 100 mal 100 Schritt groß und schien einst eine Art Palastgarten gewesen zu sein. Es gibt verzierte Mauern mit Fresken und Säulen aus Stein, Bänke und Bäume. Allerdings sind die Bäume schon lange tot und die Mauern und Säulen verfallen. Hier wurde schon lange nichts mehr gepflegt.
Plötzlich rennt Latus Hund, Lieschen, ohne auf Kommandos zu hören, in den Garten. Latu folgt ihm und findet ihn im Garten, wie er von einer Person gestreichelt wird. Diese Person ist nicht feindlich gesinnt, sieht ein bißchen aus wie ein Sume und nennt sich Gamelon. Des Weiteren weiß er, dass die Sturmwächter den Ausgang des Tals bewachen, er selbst beobachtet das Geschehen. Außerdem weiß er, dass mit dem Fall der magischen Barriere andere Kreaturen den Sumpf betreten können.
Dies berichtet uns Latu, nachdem er und Jotun zu uns zurück gekehrt sind. Wir beraten kurz und entscheiden uns, zum Garten zu schleichen, um eventuell mehr Informationen von Gamelon zu bekommen. Seine Anwesenheit ist zumindest merkwürdig- wo kommt er her und was sind seine wirklichen Gründe? Woher weiß er von der Barriere? Und vor allem: wer ist er wirklich?
Wir erhalten Informationen von Gamelon: Die Frauen waren einst Amazonen, wurden jedoch von jemandem (dem Karakil Reiter?) verführt. Sie suchen nach einem Zeichen einer dunklen Göttin. Nicht alle scheinen im Glauben daran gefestigt zu sein. Sie suchen nach einem Weg in die tieferen Ebenen der Ruinen, haben aber Schwierigkeiten. Dort unten gibt es eine Manifestation eines Damöns, der nur durch 5 Siegelsteine geschwächt werden kann. Allerdings bietet uns Gamelon eine gigantische Summe Gold für diese Steine, so dass wir uns entscheiden müssen, wie wir sie verwenden wollen, sollten wir sie überhaupt finden… Er bietet uns 50 Dukaten für einen Stein, 200 für 2, 450 für drei, 800 für vier und 1250 Dukaten für alle fünf Siegelsteine. Außerdem bietet er ein Artefakt an.
Nach dem Gespräch werden wir versuchen, die Sturmwächter zu kontaktieren. Dazu schleiche ich mich zum Talausgang und kann eine scharfe Grenze von toter (Sumpf) und lebender Vegetation (Tal der Sturmwächter) erkennen. Die verderbte Vegetation breitet sich immer weiter aus…
Ich krieche aus dem Sumpf heraus und gehe mit erhobenen Händen auf das Gebiet der Sturmwächter zu, als mich ein Pfeil schwer verwundet und ich von den Sturmwächtern gefangen werde. Doch sie haben den Pfeil nicht gechossen, wie mir Alirion Morgentau, der Anführer des Spähtrupps erzählt. Sie heilen mich und ich kann sie überzeugen, meine Kameraden zu holen, obwohl Menschen schon seid Jahrhunderten nicht mehr hier waren. Wir alle müssen schwören, diesen Ort niemals preiszugeben. Dann werden wir zur Anführerin Isaliel Schwingenschlag , einer sehr großen Elfe mit raubvogelhaften Zügen geführt. Sie berichtet auf meine Frage nach Gwendala Sonnenhauch, dass Gwendala mich im Wohnbaum, einem gigantischen Ahornbaum erwartet. Was wird mich dort erwarten, wenn ich meine Sippengefährtin wieder sehe?
Korrigiert! Auch ein sehr ausführliches Tagebuch!