Dienstag, der 25.09.1921: Bei unserem nächtlichem Treffen im Hauptquartier teilt uns M. Demond mit, was der tote Manuel Dubruis – ein Werwesen unbekannter Art – ihm über den Vertrag von Gèvaudan enthüllt hat. Selbstverständlich schließt der Ventrue jegliche Rechtskraft des Vertrages, der die Überschreibung seines gesamten Vermögens an die Familie Dubruis festlegte, mit kapitalistischer Entschlossenheit aus. Auch sämtliche Mutmaßungen, dass der Kontrakt möglicherweise durch okkulte Kräfte besiegelt und von übernatürlicher Natur sein könnte, ändern nichts an M. Demonds Standpunkt. Allerdings räumt er ein, Ermittlungsaufträge nach Übersee erteilt zu haben. Seine Schergen sollen herausfinden, dass es mit der Kanzlei in Marseille auf sich hat, von der Dubruis erzählt hat.
Des Weiteren wird M. Demond in den kommenden Nächten sein Firmen- imperium auflösen und auf mehrere kleine Gesellschaften verteilen, damit er weniger angreifbar ist. Monate ziehen ins Land und gegen Ende des Jahres erscheint in den Lokalzeitungen ein Bericht, wonach M. David Emanuel Antoine Demond, der stadtbekannte unanständig reiche Kunstliebhaber und Mäzen, unerwarteter Weise verstorben ist. Große Teile seines beträchtlichen Vermögens werden karitativen Vereinen vererbt und seine zahlreichen Liegenschaften gehen in den Besitz der Stadt über.
Natürlich handelt es sich dabei lediglich um einen Schachzug des durchtriebenen Ventrue, der uns von nun an als Mr. Maximilian Orley bekannt ist. Er stinkt immer noch nach Geld …
Donnerstag, der 03.01.1924: Nachdem ein paar Jahre der Ruhe hinter uns liegen, werden in dieser kalten Winternacht einige unheilvolle Vorzeichen sichtbar. Wie ich später erfahren soll, werden Mr. Orley und Etienne durch eine Zeitungsannonce bzw. einen Werbeflyer auf ein besonderes Konzert aufmerksam gemacht. Es handelt sich um ein Orgelspiel des berühmten Pianisten Giuseppe Darantino, der sein Können in der Kirche, die Father Joseph als Zuflucht dient, zum Besten gibt. Neugierig und voller Vorfreude machen sich die beiden auf den Weg.
Etwa zur selben Zeit stoße ich in den Bayous während einer Patrouille auf Eli und Uriah Travers. Der Malkavianer scheint unter heftigen Kopfschmerzen und Verwirrung zu leiden und der Gangrel versucht ihm zu helfen.
Als ich mich zu erkennen gebe, greift mich der Verrückte an, doch es gelingt uns, ihn zu überwältigen. Der Vampir wimmert und aus seiner Kleidung sickert Blut, das nicht von dem kurzen Handgemenge stammen kann. Gemeinsam bringen wir ihn zu seiner Unterkunft, einer kleinen Hütte tief im Sumpfland. Travers‘ Wunden scheinen von Selbstgeißelung herzurühren, auf seiner Brust prangt sogar eine große Bandwunde in Form eines Kreuzes. Inzwischen hat sich der Malkavianer etwas beruhigt. Er warnt uns davor, heute Nacht New Orleans zu betreten. Einmal im Jahr höre er Stimmen in seinem Geist, immer wenn Lazarus zu Madi Gras in der Stadt vom Weltuntergang predigt. Doch dieses Jahr scheint der uralte Vampir vorzeitig erwacht zu sein, denn auch heute hat Travers seine Stimme gehört. Eine Stimme, die unsere Namen und die unserer Gefährten flüstert.
Travers warnt uns eindringlich vor Lazarus, er sei ein gefährlicher Irrer und man dürfe ihm nicht trauen. Da er sich mittlerweile etwas beruhigt hat, lassen Eli und ich Travers allein in seiner Zuflucht zurück. Bevor sich unsere Wege trennen, beschließen der Gangrel und ich, die Stadt heute besser zu meiden.
In New Orleans treffen derweil Mr. Orley und Etienne vor der Kirche ein. Drinnen ist alles in warmes Kerzenlicht getaucht, doch außer den beiden Kainskindern sind sonst keine Zuhörer anwesend. Plötzlich beginnt die Orgel zu spielen, gewaltige, imposante Klänge erfüllen das Gotteshaus.
Völlig überrascht stürzt Father Joseph aus den Kellergewölben nach oben. Der Tremere hatte keine Ahnung, dass heute Nacht in seiner Kirche ein Konzert veranstaltet wird. Erbost stürmt er hinauf auf die Empore, wo ein Mann in altertümlichen Priestergewändern ekstatisch in die Tasten der mächtigen Orgel haut. Der Organist ist Lazarus, der sich erhebt und aus dem biblischen Buch der Offenbarung des Johannes zu zitieren beginnt. Sein Blick wandert von Father Joseph („Du solltest SEINEM Weg nicht folgen!“) zu Maximilian Orley („Du bist eine erbärmliche WITZFIGUR!“) und zu Etienne Lefevre („Du bist der EINZIGE, der hier noch bei Sinnen zu sein scheint!“). Aufgebracht redet der Malkavianer weiter, dass „ … wir uns immer über das Ziel einig waren, aber diese Ungeduld ist schlecht! Warum dieser Schönling? Nein, tut es nicht, was er von euch verlangen wird!“
Mr. Orley, Father Joseph und Etienne reimen sich zusammen, dass Lazarus von Prinz Doran aufgesucht oder sogar geweckt worden ist, um ihm mit einen Auftrag zu ereilen. Doch Lazarus weigerte sich, dem Befehlt (oder Wunsch?) des Prinzen Folge zu leisten. Zudem warnt der alte Malkavianer die drei davor, zu tun was der Prinz von ihnen als Nächstes verlangen wird.
Vor welchem Plan des Prinzen Lazarus sie warnen möchte, bekommen sie allerdings nicht aus ihm heraus. Zum Abschied straft Lazarus Mr. Orley nochmal mit Verachtung, packt sich dafür aber Etienne. Er drückt den Toreador an sich („Ihr raubt mir die Worte!“) und küsst ihn leidenschaftlich auf den Mund. Dann verschwindet Lazarus im Dunkel der Winternacht und lässt ein paar sichtlich verwirrte Vampire zurück. Als Mr. Orley und Etienne nochmal die Zeitungsannonce und den Flyer betrachten, stellen sie fest, dass die Werbung für das Konzert von Giuseppe Darantino verschwunden sind. Stattdessen halten sie die Reklame für ein Haarwuchsmittel bzw. eine schmutzige Servierte in den Fingern. Wie tief ist Lazarus heute Nacht nur in sie eingedrungen?
Erstmals soll lieber Gras über die Sache wachsen …
Freitag, der 04.01.1924: Als ich heute im Nosferatu-Büro einkehre, sehe ich die Akten über Travers und Lazarus ein.
Uriah Travers gilt als Abkömmling der Werwölfe. Er trägt die Blutlinie eines Lupinen in sich, war aber nie in der Lage, seine Gestalt zu wandeln. Uriah ist schon als Sterblicher ein guter Freund von Jared Tompson gewesen, und blieb dieses auch über den Tod hinaus. 1809 wurde er von einem Malkavianer (Restewin) erschaffen, in der Hoffnung, die Lupine zu unterwandern. Dieses Vorhaben scheiterte und sein Erzeuger wurde dabei vernichtet. Uriah lebt sehr abgeschieden in den nördlichen Regionen der Bayous. Er verfügt vermutlich über das umfassendste Wissen von der Region und ihren Geheimnissen.
Lazarus ist neben Prinz Doran als der älteste Vampir der Stadt und soll von niedrigerer Generation sein. Gerüchte sagen, dass er früher als Priester einer Gräfin in Rom diente und sogar vom Papst empfangen wurde. Warum und von wem er erschaffen wurde, ist unklar. Lazarus lebt sehr zurückgezogen und taucht in der Regel nur zu Madi Gras auf, wo er jedes Mal einen großen Auftritt hat und vom Untergang der Welt predigt. Damit hat er bereits eine gewisse Berühmtheit unter den Sterblichen erlangt, so dass es Touristen gibt, die hauptsächlich wegen ihm in die Stadt kommen.
Da ich mir wegen der Warnung von Travers etwas Sorgen um meine Gefährten mache, suche ich Etienne im „Saints and Sinners“ auf. Der Toreador scheint damit beschäftigt zu sein, ein Musikstück in Notenform aufs Papier zu bannen. Ich erwähne kurz das Zusammentreffen mit Travers, doch Etienne versichert, dass bei ihm und den anderen alles in Ordnung sei. Also verabschiede ich mich wieder. Als ich zu meinem städtischen Unterschlupf zurückkehre, finde ich dort eine Einladung in das Büro des Prinzen für die morgige Nacht vor.
Samstag, der 05.01.1924: Mr. Orley, Father Joseph, Etienne, Eli und ich treffen im Büro des Prinzen ein. Uns wird Blut mit Wein versetzt angeboten. Der Prinz begrüßt uns freundlich und dann beginnt Doran uns von seinen Plänen für New Orleans zu erzählen. Sein Traum ist es, dass sich die Vampire eines Tages den Menschen offenbaren und frei von der Maskerade unter den Sethskindern wandeln können. Natürlich sei die Zeit noch nicht reif für solch einen Schritt, doch Doran hofft, dass bald eine Ära der Aufklärung anbrechen wird, die das ermöglichen wird.
In sechs Wochen wird Madi Gras gefeiert, möglicherweise könnte die Maskerade zu diesem Anlass etwas gelockert werden… Üblicherweise zieht sich Doran dann zurück, da die ausgelassenen Festivitäten für ihn zu laut sind. In diesem Jahr jedoch will sich der Ventrue etwas „Besonderes“ gönnen: Eine berühmte Künstlerin namens Lucy Flint, die im städtischen Theater auftreten soll. Sie soll morgen Nacht in La Plaza mit dem Zug eintreffen und der Prinz bittet uns darum, sie abzuholen und zum Hotel Roosevelt zubringen. Eli biete an, den Auftrag zu übernehmen und regt an, dass die Sekretärin Marie D‘Richet ihn begleiten könne. Diesem Vorschlag stimmt der Prinz zu.
Draußen auf der Straße besprechen wir, was nun zu tun ist. Eli und ich berichten von unserer Begegnung mit Travers, der uns vor Lazarus‘ Wahnsinn gewarnt hat. Zu unserer Überraschung erklären uns nun Mr. Orley, Father Joseph und Etienne, dass sie Lazarus bereits begegnet sind und dieser sie davor gewarnt hat, dass wir nicht tun sollten, was der Prinz als nächstes von uns verlangt. Das Dilemma, das sich abzeichnet ist folgendes: Wir sind dem Prinzen zum Gehorsam verpflichtet und welchem der Wahnsinnigen, die voreinander warnen, sollen wir vertrauen?
Zudem hat unser lieber Gangrel den Auftrag bereits angenommen.
Father Joseph erklärt, dass er ohnehin nicht an der Mission teilnehmen kann, da er einige Menschenversuche beaufsichtigen muss, die „sonst weglaufen“. Er verabschiedet sich von uns und kehrt in seine Kirche zurück.
(Dort werden ihn noch einige verstörende Visionen heimsuchen, geweihter Boden und ein blutendes Kruzifix, das die Züge Lazarus trägt…)
Schließlich einigen wir uns darauf, dass Mr. Orley und ich Eli begleiten, während Etienne das Hotelzimmer für Ms. Flint angemessen vorbereiten will.
Sonntag, den 07.01.1921: Father Joseph erwacht in seiner Kirche. Er fühlt sich unwohl und hat Angst. Auf seine Rituale kann er sich nicht konzentrieren, der Priester fühlt, dass sich seine Menschlichkeit zu regen beginnt …
Wie geplant brechen Mr. Orley, Eli, Ms. R‘ichet und ich per Boot nach
La Plaza auf. Als wir auf dem Mississippi die Stadt hinter uns lassen, scheint der Zauber, der New Orleans seinen Glamour verleiht, zu verblassen. Nun wirkt die Stadt viel schmutziger, enger und hässlicher …
Eli fällt ein Auto auf, dass uns zu verfolgen scheint. Er meint an seinem Steuer Lazarus gesehen zu haben. Entschlossen verwandelt Eli sich in eine Fledermaus und fliegt uns voraus.
Wir erreichen La Plaza, es regnet in Strömen. Am Bahnhof betritt Eli die Bar Railroad Inn und ignoriert das kleine Schild, das „Kein Zutritt für Schwarze“ verkündet. Der Barkeeper versucht auch gleich, den Gangrel des Hauses zu verweisen. Doch es gelinkt Eli, Ms. Flint auf sich aufmerksam zu machen, bevor er hinaus komplementiert wird. Durch das regennasse Fenster gibt er der rothaarigen Schauspielerin zu verstehen, dass sie ihn bitte begleiten soll. Schließlich tritt die Schöne aus dem Railroad Inn heraus, gefolgt von mehreren Bediensteten, die ihre Koffer, Reisetaschen und Hutschachteln tragen.
Als sie sich dem Anleger nähern, rast plötzlich ein schwarzer Lincoln heran. Der Wagen setzt einen Kollisionskurs und steuert genau auf Ms. Flint zu.
Eli reagiert blitzschnell: Er wirft sich die rothaarige Maid über die Schultern und rennt los in Richtung Boot. Der Wagen rast ungebremst in die Gruppe der Männer, die das Gepäck der Schauspielerin tragen.
Eli erreicht das Boot und springt mit Ms. Flint an Bord, während Mr. Orley die Vertäuung löst. Als wir zum Railroad Inn hinüber schauen, sehen wir wie der schwarze, mit Blut bespritzte Lincoln wendet und mit quietschenden Reifen auf uns zurast. Hinter der Windschutzscheibe erkennen wir den irren Lazarus. Das Automobil schießt über die Kaimauer – doch wir sind schon zu weit vom Ufer entfernt. Der Lincoln stürzt ins Hafenbecken und versinkt im nachtschwarzen Wasser. Eli führt die Schauspielerin unter Deck, Mr. Orley erkennt, dass Lucy Flint ein Mensch ist. Der Ventrue und ich sehen noch, wie ein durchnässter Priester aus dem Hafenbecken steigt und dem Schiff nachstarrt, das sich wieder auf den Rückweg nach New Orleans gemacht hat. Sicher wird dieser versuchte Anschlag nicht das letzte Mal sein, dass wir Lazarus begegnet sind.