Schwingen aus Schnee I – Tempel der Reue

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Aus Styrvakes Journal – 10. Ingerimm 1022 BF – Abends –  Ich hielt die Flasche Meskinnes fest in meinen Händen, stürzte alle paar Minuten einen Schluck herunter und hing meinen Gedanken nach. Auch wenn wir die Eisgrenze hinter uns gelassen hatten, war es immer noch bitterkalt. Ich sehnte mich nach Sommer.  Ich begriff so langsam, dass ich knapp mit dem Leben davon gekommen war und der Alkohol half sich darüber zu freuen und alles was unmittelbar davor war zu vergessen. Ich dachte an die ganzen anderen alten Kämpen, die wir bisher kennen gelernt hatten.  Ich erinnerte mich daran welche Unmengen an Bier und Schnaps die meisten vertrugen. Ich verstand wieso und nahm einen tiefen Schluck.

Ohne Frage war es auch großartig mit all meinen Gefährten ums Feuer zu sitzen, zu lachen und sich dem Leben zu erfreuen. Ich war schon ziemlich angetrunken als Iloinen Schwanentochter auf mich und Tsaekal zu trat und uns beiseite bat. Sie erklärte uns, dass sie uns am morgigen Tage verlassen würde, sie aber auch zuversichtlich sei, dass die Reise nach Ouvenmas ohne besondere Vorkommnisse sein werde. Liska hatte um Aufnahme ins Rudel gebeten und Iloinen hatte zugestimmt. Doch bevor sich unsere Wege trennten verkündete sie uns, dass wir in den Norden reisen würden unter dem Segen der 12 Götter.  Es gäbe eine Jagd nach dem schwarzen Schwert. Der Schlüssel aber wird sein im Zeichen des Kelchs aus eigen Fleisch und Blut. Mir kam das alles ziemlich bekannt vor, denn Faenwulf Askirson hatte mir fast das gleiche von meinem alten Mentor Thorulf ausgerichtet. Ob dies nun auch auf Tsaekal zu traf, vermochte ich nicht zu sagen. Uns beiden überreichte sie eine Kette mit einem silbernen Schwan als Anhänger.

11. – 25. Ingerimm 1022 BF – Wir reisten nach Ouvenmas. Und wie Iloinen versprochen hatte, verstrich die Reise ereignislos und wir hatten Zeit alle unsere Wunden auszukurieren. Trotz Amuris Bemühungen kam aber Rowin aus seinem Schockzustand nicht heraus. Als wir dann am 25. Ingerimm Ouvenmas erreichten, lieferten wir ihn direkt im Marbiden-Kloster zur Genesung ab. Wir bezogen wieder Quartier im Hotel Neumond. Der Hesinde Geweihte Damiano Thargedion zu Valavet war anwesend und quetschte uns in einem Treffen über alle Vorkommnisse im Norden aus. Im Gegenzug berichtete er von ein paar Gerüchten aus der Stadt. So sollte angeblich der rechtmäßige Thronfolger im Bunde mit der kleinen Janne sein, eben jener Wegelagerer Bande mit der wir schon Bekanntschaft gemacht hatten.

Zu unserer großen Überraschung tauchten die Rahjaschwestern Baronin Mirhiban und Sheanna samt dem Grafen Vigo von Arauken auf. Sie brachten Neuigkeiten von Thesia von Ilmenstein bezüglich der Schwanenflügel und dass der weitere Weg nun nach Frisov führen würde. Aber wie sie so sprachen, starrte ich unverhohlen und wahrscheinlich recht dummbatzig Sheanna an. Da saß sie nun die tulamidische Schönheit mit den zwei schnellen Schwertern. Eine Ähnlichkeit mit meiner Mutter fand ich doch von sehr weit her geholt. Aber als sie sich zu mir umwendete, mich anlächelte, mir wissend zu nickte und der Schalk in ihren Augen blitzte, gab es kein Vertun mehr. Zu einem späteren Zeitpunkt versuchten wir unser mögliches Verwandschaftsverhältnis zu ergründen. Auf jeden Fall würde Sheanna uns von da an begleiten.

Damiano hatte uns zum Abendessen eingeladen, das in einem separaten Raum des Hotels Neumond stattfand. Neben ihm war noch ein anderer alter Bekannter da. Der Limbusmagier Taphirel ar’Ralahan von Burg Bathor war ebenfalls anwesend. Wir berichteten von den Geschehnissen im Norden. Die Vermutung, die die beiden Gelehrten anstellten, war aberwitzig. Lystramon sollte angeblich einen Pakt mit allen 12 Dämonenfürsten haben. Zu welchem Zweck und welche Ziele er damit verfolgte, war aber weiterhin nicht klar zu bestimmen. Also weiterhin keine Ahnung. Der Limbusmagier bot an, dass er uns ohne Probleme und Zeitverlust nach Frisov bringen könnte. Auch sofort, denn unsere Aufgabe wäre wichtig. Ich musste vehement ablehnen, denn zunächst mussten wir auf die Genesung von Rowin warten und hoffen.

26. Ingerimm 1022 BF – In der Nacht hatte es ein Treffen gegeben mit dem Zwergen aus der Truppe der kleinen Janne. Er hatte uns mehr oder weniger eine Arbeitsstelle, die Aufnahme in ihren Haufen, angeboten, aber wir mussten dankend ablehnen.

27. Ingerimm 1022 BF – Die Marbiden hatten ein wahres Wunder vollbracht. Der seit Wochen stumme Rowin war endlich wieder zu sich gekommen und am morgen des 27. ansprechbar.  Was er zu sagen hatte, war allerdings weniger schön. Was auch immer ihn der Morcanen vorgegaukelt hatte, veranlasste Rowin dazu nun Buße zu tun. Er wollte zum Tempel der Reue aufbrechen um dort Vergebung zu finden. Amuri würde mit ihm kommen. Die Entscheidung war nicht anfechtbar. Mit hängenden Köpfen gingen wir zurück ins Hotel und gaben dem Limbusmagier Bescheid. Der Abreise morgen stand nichts mehr im Wege.

 

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