Blut auf der Themse 7 – Zauberer, Wolflinge und Zerbrochene

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Montag, den 10.01.1881: Nördlich der Stadt York liegt das Anwesen eines alten Mannes, Umbergail Trippelthorn. Ein Mann, der ein Erwachter ist. Ein Mann, der ein Zauberer sein soll. Ein Mann, den vier Vampire zu töten gekommen sind.

Die Villa ist von einer hohen Mauer umgeben, im Hintergrund erhebt sich schweigend ein dunkler Forst. Das Familienwappen am Tor kommt Sir William bekannt vor, er hat es irgendwann im Jacobiterkrieg schon einmal gesehen. O´Ceallaigh weiß von seinem ersten Besuch, dass zwei Hunde das Gelände bewachen. Sein Plan ist so einfach wie simpel: über die Mauer rüber, ins Haus rein, die Sache hinter sich bringen und dann nichts wie weg. Sie gehen an der Seitenmauer entlang, bis sie eine Stelle finden, an der sie von der Straße aus nicht beobachtet werden können. Trippelthorns Villa ist dreigeschossig, mit hohen, verhangenen Fenstern. Licht schimmert hintern den Vorhängen hervor. Im Schutze der Verdunkelung schleichen O´Ceallaigh und Moonfield durch den Garten um das Haus herum. Sir Cedric und Sir William warten, bis die Späher zurück kommen. Sie berichten, dass sich der Garten hinter der Villa bis zum Wald erstreckt. Durch ein kleines Gartentor kann man den Forst betreten. Außerdem gibt es auf der Rückseite des Anwesens eine Terrasse mit großer, beleuchteter Glasfront. Dort werden sie einbrechen. Der Tremere fühlt sich komisch, er meint dass ein Hauch von Magie in der Luft liegt, der aus dem alten Wald herüber weht. Dies ist kein harmloser Ort … Wenn Trippelthorn ein Zauberer ist, und aus dem Wald magische Schwingungen zu spüren sind … ist der Erwachte wohlmöglich gerade dort? Moonfield schleicht verdunkelt voran, die anderen folgen im einigen Abstand. Von der Gartenpforte aus schlängelt sich ein schmaler Pfad zwischen den uralten Bäumen hindurch. Nur durch seine geschärften Sinne kann der Malkavianer sich im stockdunklen Wald zu Recht finden. Der Pfad endet an einer kleinen Lichtung. Auf der Lichtung steht ein Brunnen, dessen Schacht von einer einen Meter hohen Mauer aus Bruchsteinen umfriedet wird. An diesem Ort befällt auch Moonfield das Gefühl, dass hier eine große Kraft wirkt. Als er in den Brunnen hinabsieht, verliert sich sein Blick in der Finsternis, die Welt um ihn herum scheint sich zu drehen … schwindelig taumelt er zurück. Dann tauchen die anderen auf und Moonfield fordert Sir Cedric auf, ebenfalls in den geheimnisvollen Brunnen zu blicken. Auch den Tremere überkommt das Gefühl, in bodenloses Nichts hinabzusehen und er meint, einen warmen Lufthauch zu spüren, der aus der Tiefe aufsteigt. Wahre Magie …. Moonfield nimmt einen Stein vom Boden auf und lässt ihn in den Schacht fallen. Kein Geräusch … Sir Cedric nimmt seinen Stockdegen und lässt grüne Flammen über die Klinge tanzen um das Innere des Brunnes zu erleuchten. Nun können auch die Vampire ohne Auspex den Brunnen mitten auf der nächtlichen Lichtung erkennen. Aber trotz des grünen Feuers kann man den Boden des Brunnens immer noch nicht sehen. Sir Cedric sucht im Schein des Hexenfeuers nach Runen oder anderen Zauberzeichen, kann aber keine finden. Auch gibt es keine Leiter oder Stiege, um in den Schacht hinabzusteigen. Plötzlich haben O’Ceallaigh und Moonfield das Gefühl beobachtet zu werden. Dies bemerkt Sir William, der sogleich Sir Cedric befiehlt, mit seinem Degen in den Wald zu leuchten. Zwischen den alten Bäumen duckt sich eine bullige, pelzige Gestalt von über zwei Metern Größe. Ein mächtiger Schädel, mit spitzer Schnauze voller scharfer Reißzähne … Wolfling! Das Monstrum springt aus dem Schein des Feuers in den Schutz der Finsternis zurück. Die Kainskinder sind in höchster Alarmbereitschaft, doch es erfolgt kein Angriff der Bestie. O’Ceallaigh zischt den anderen zu, dass sie keinen Kampf mit dem Wolfling riskieren sondern jetzt endlich Trippelthorn ausschalten sollten.

Sie kehren in den Garten des Herrenhauses zurück. Der Brujah und der Malkavianer wenden sich der Glasfront bei der Terrasse zu. Ventrue und Tremere hingegen schleichen in Richtung des Verwalterhäuschens, von wo aus sie Hundegebell gehört haben.

Durch das hohe Terrassenfenster kann O´Ceallaigh in den Salon der Villa blicken: große Bücherregale, im Kamin prasselt ein Feuerchen, eine verhangene Staffelei, ein Ohrensessel. In dem Sessel sitzt ein alter Mann in einem Morgenmantel und liest ein Buch. Auf seiner Nase sitzt ein Kneifer, lichtes, graues Haar bedeckt sein Haupt. Der Alte trägt einen langen, dünnen Bart, er wirkt ausgemergelt, sein runzliges Gesicht ist ausgezerrt. Jetzt hebt der Mann den Blick und sieht den Vampir vor seiner Türe warten. Er legt das Buch auf einen Beistelltisch und schlurft zur Tür. O´Ceallaigh klopft, bittet um Einlass, den ihm Trippelthorn nach kurzem Zögern gewährt. Als der verdunkelte Moonfield ihm folgen will, verhindert jedoch eine unsichtbare Barriere, dass der die Villa betreten kann. Trippelthorn erkundigt sich, was ihm die Ehre dieses unangekündigten Besuches verschafft hat. O´Ceallaigh erklärt, dass Lady Ann nicht begeistert war, als er von ihrem ersten Treffen ohne Botschaft von Trippelthorn zurückgekehrt ist. Der Alte meint, er habe dies schon mit Mr. Miller besprochen, worauf O´Ceallaigh mitteilt, dass dieser London nie erreicht hat. Ohne ein weiteres Gefäß sei sein Handel mit London hinfällig, erklärt Trippelthorn. Er fragt, ob O´Ceallaigh damals gewusst habe, warum er zu ihm geschickt worden war. Es habe ein Abkommen gegeben, um sich eines gewissen Problems zu entledigen. Trippelthorn vermutet, dass der Brujah mehr als ein einfacher Bote, sonder persönlich in die Sache verwickelt ist. Hat er wohlmöglich seinerzeit Mist gebaut, als er das Fläschchen überbrachte? Trippelthorn benötigte jedenfalls das Blut in der Flasche, um eine Person auszuschalten, die York schon seit längerer Zeit terrorisiert. Mr. Miller habe versichert, dass die richtige Probe zu seinen Händen geschickt worden sei. Die einzige Möglichkeit bestünde darin, dass der Überbringer des Fläschchens die Sache verpfuscht habe. Dem wollte Mr. Miller nachgehen und sich um Ersatz bemühen. O´Cealaigh erklärt, dass er damals das Blut in der Flasche ausgetauscht habe, da er der Absenderin misstraute. Trippelthorn schweigt einen Moment, dann berichtet er, dass es in York einen Vampir gibt, der die Stadt irgendwie verändert. In den letzten zwei Dekaden gäbe es in York mehr Fälle von Geisteskrankheiten und eine gesteigerte Anzahl von Selbstmorden. Mit der Stadt gehe es wirtschaftlich immer mehr bergab, obwohl es ihr vor zwei Generationen noch gutging. Trippelthorn begann Nachforschungen anzustellen und erkannte, dass die Quelle dieser negativen Entwicklungen übernatürlicher Art sein musste. Schließlich blieb ihm als letzte Erklärung ein Vampir. Weitere Untersuchungen waren notwendig, um den Ursprung der um sich greifenden Geisteskrankheiten zu einer Einrichtung im Osten Yorks zurückzuverfolgen. Dem „Retreat“ – einer neuartigen Unterbringen für Verrückte. Trippelthorn hatte herausgefunden, dass sich dort eine Kreatur versteckt hält, die aus London entflohen war. Um sie zu vernichten brauchte er etwas Blut oder eine Haarlocke. Daher hatte er mit der Hauptstadt Kontakt aufgenommen. O´Ceallaigh bezweifelt, dass es Trippelthorn gelungen wäre, den Vampir zu vernichten, denn bei ihm sei es dem Magus jedenfalls nicht gelungen. Trippelthorn verengt die Augen zu Schlitzen und murmelt: „Es war euer Blut in der Flasche …“ Er stellt O´Ceallaigh vor die Wahl: entweder man beendet diese Posse hier und jetzt, oder O´Ceallaigh und seine drei Begleiter – haben sie wirklich geglaubt, sie könnten sich vor ihm verbergen!? – verbünden sich mit Trippelthorn und töten den Vampir des „Retreats“. O´Ceallaigh sammelt sich. Zu viele Verwicklungen, eine Bluttat führt zur nächsten … Nein, hier muss die Kette enden. Blitzschnell wie eine Kobra stürzt sich der Brujah auf den alten Mann, seine Fänge bohren sich in dessen Halsschlagader. Blut spritzt durch den Raum, dann bricht O´Ceallaigh dem Zauberer das Genick. Trippelthorn ist tot.

In diesem Augenblick kehren Sir Cedric und William zurück. Nach dem Tode des Magus ist auch der Bannkreis, der unbefugtes Eindringen in die Villa unterbunden hat, erloschen. Die übrigen drei Kainskinder betreten den Salon. O´Ceallaigh wischt sich das widerlich schmeckende Blut des Magus von den Lippen und speit den Rest auf den Boden. Dann wendet er sich der verhangenen Leinwand zu. Als er das Tuch zur Seite zieht, kommt dahinter jedoch kein Gemälde zum Vorschein. Stattdessen steht er vor einem Spiegel mit silbernen Rahmen, der mit mystischen Ornamenten ausgeschmückt worden ist. In der Glasfläche spiegelt sich der Raum wider, aber nicht die vier Vampire … Sir William berührt den Spiegel, doch nichts Ungewöhnliches geschieht. O´Ceallaigh ist die Sache nicht geheuer. Sicherlich ist das Ding verhext, besser, man zerstört den Spiegel. Als er nach einem Stuhl greift, um das Artefakt zu zerschmettern, schreitet Sir Cedric ein. Wer weiß was passiert, wenn man den Spiegel einfach so zerstört und die in ihm gebundene Magie freilässt! Allerdings kann er nicht der Versuchung widerstehen, das Blut des toten Zauberers zu kosten. Doch der Lebenssaft Trippelthorns brennt wie Säure in seinem Hals; der Magus hatte sein Blut verflucht, um seinen Mörder damit zu vergiften. Sir William berichtet, dass sie gesehen haben, wie der Wolfling beim Haus des Verwalters auftauchte und mit dem Mann sprach. Sicher wird das Rudel bald hier sein. Sie beschließen, schnellstmöglich zu verschwinden. Doch zuvor müssen sie noch den Verwalter erledigen.

Der hat sich in seinem Häuschen verschanzt und empfängt den in erster Reihe stehenden O´Ceallaigh mit einem Schuss aus der Schrotflinte, der den Brujah erst mal von den Füßen fegt. Sir Cedric beherrscht den Mann und befiehlt ihm, die Waffe fallen zu lassen. Moonfield schlägt eins der Fenster ein, Sir William zieht seine Waffe. O´Ceallaigh kommt wieder auf die Beine und dringt durch das Fenster in das Haus ein. Der Verwalter ergibt sich, die Hunde rennen kopflos im Raum herum. Sir Cedric verlangt zu wissen, wohin der Wolfling in Menschgestalt gegangen ist, mit dem der Verwalter gesprochen hat. In den Wald, die anderen holen. Wie viele es sind, weiß der Verwalter nicht. Moonfield rennt verdunkelt zur Rückseite der Villa zurück, um den Wald im Auge zu behalten. O´Ceallaigh schlägt die Hunde beiseite und tötet den Verwalter. Sir William erschießt einen der Hunde, um den anderen kümmert sich Sir Cedric. Um seine Wunden zu heilen, nährt sich O´Ceallaigh am frischen Blut. Nun ist es höchste Zeit zu verschwinden und er ruft nach Moonfield. Jetzt ist die Frage, wohin sie nur fliehen können. Grinsend meint der Malkavianer, er wüsste da einen Ort, wo sie aufgenommen werden … Als sie das Anwesen verlassen und mit der Kutsche in Richtung York fahren, hören sie vielstimmiges, unheilvolle Heulen in der Nacht…

Die Kutsche fährt schnell nach Osten, zum „Retreat”: einem ländlich gelegenen großem, weißgetünchtem Haus mit Giebeldach. Als sie den Klopfer betätigen, hören die Kainskinder wieder das Wolfsgeheul in der Ferne. Ein verschlafener Bediensteter öffnet ihnen und lässt die Flüchtenden eintreten. In einer großen, schwarz-weiß gekachelten Halle werden sie von einer großen, schlanken Frau mit dunkelrotem Haar bereits erwartet: Lady Ava O´Fallon, die Erzeugerin und Lehrmeisterin von Tomas Moonfield. Schnell berichtet ihr O´Ceallaigh was geschehen ist: wie Lady Ann ihn mit einer Ampulle der Vitae O´Fallons zur Trippelthorn schickte, um die Malkavianerin zu vernichten. Wie der Erwachte sie für die Geistesstörungen und Selbstmorde verantwortlich machte. Das Trippelthorn jetzt tot sei und sie nun Hilfe benötigen. Amüsiert unterbricht Lady Ava seine Rede. In dem Fläschchen sei niemals ihr Blut gewesen und Lady Ann sein nicht die Feindin im Hintergrund. Sie selbst sei vor einiger Zeit aus einem bestimmten Grund von London nach York gereist. Lady Ava bittet den Klüngel, ihr in den Keller zu folgen.

Das Kellergewölbe des „Retreat“ gleicht dem des „Bedlem“ in London: grob vermauerte Wände und dicke Zellentüren. Als sich die Vampire der letzten Tür am Ende des Ganges nähern, befällt sie eine schwere Traurigkeit, vor allem O´Ceallaigh. Es ist, als würden Hoffnungslosigkeit und Schwermut wie ein unsichtbarer, aber dichter Nebel aus der Zelle vor ihnen kriechen und in ihre Kopfe und Herzen eindringen. Lady Ava öffnet das Guckloch in der Tür und lässt sie hindurch sehen.

In der Zelle kauert ein bärtiger Mann mit wirrem Haar am Boden. Er steckt in einer Zwangsjacke und ist mit eisernen Ketten an die Wand gefesselt. Der Fremde nimmt keine Notiz von ihnen. „Dies ist mein Erzeuger“, erklärt Lady Ava. „Mr. Edward Tucker … besser bekannt als Broken Bones!“

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1 Kommentare zu “Blut auf der Themse 7 – Zauberer, Wolflinge und Zerbrochene

  1. thdthd

    Danke für die Zusammenfassung. Wenn ich das lese, möchte ich direkt weiter spielen.

    Am Text habe ich die Bedrohung von O’Ceallaigh durch Umbergail Tripplethorn etwas abgemildert, weil er ihm bewusst nie mit dem Tod / der Vernichtung gedroht hat, auch wenn man das in seinen Andeutungen hineininterpretieren konnte.

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