Die Quelle des Nagrach V – Die Toten wandeln durch die Nacht

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Nach dem Alptraum erwachte ich allein in einem Sumpf. Ich wusste nicht, wie ich dort hingekommen war. Aber ich hatte auch keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich hatte schon von dieser Gegend gehört, ich wusste nur nicht, dass ich mich dort befand. Es waren die Totensümpfe, in die mich das Schicksal verschlagen hatte und tatsächlich gab es hier bereits halb verweste Tote, die sich wie Schatten der Lebenden auf mich zu bewegten. Schon immer hatte mir der Tod Angst gemacht und die sichtbare Sterblichkeit mir Schauer über den Rücken gejagt, aber diese Untoten überboten alles, was ich bisher gesehen hatte. Sie rochen nach Tod, ihre Körper waren verfallen und spotteten dem Leben. Auch ihre Gesinnung war übel. Sie trachteten danach, mich zu einem dieser verrottenden und stinkenden Wesen zu machen, die sie selbst waren. Ich flüchtete, doch von allen Seiten kamen weitere Tote auf mich zu. Ich wussten keinen anderen Ausweg, als mich in meine Schwanengestalt zu begeben und davonzufliegen. Von den anderen gab es keine Spur.

Aus der Luft sah ich, wie groß die Totensümpfe waren, und ich erspähte ein seltsames Leuchten in der Dunkelheit, das meine Neugier weckte. Es handelte sich um eine Wehranlage mit Turm, die von Blitzen erleuchtet wurde. Auf dem Turm stand ein Mann, der die Blitze mit seinen Händen formte. Er bildete eine Kuppel aus Licht um sich und die Bauwerke, die Tausende Untote abhielten, die das Bauwerk zu erstürmen versuchten. Ich flog zu ihm und sah, dass es auch alte Katakomben gab. Sofort dachte ich an die Zauberpriesterinnen, die in den Totensümpfen liegen sollten, und  vermutete, dass der Mann die Frauen schützte. Er forderte mich auf, mich zu erkennen zu geben, und so verwandelte ich mich zurück. Als ich meine Vermutung äußerte und wir feststellten, dass meine Gefährten auch seine Verbündeten waren, stellte er sich als Boronides vor und bat um unsere Hilfe.

Auf meinem Weg zurück zu meinen Sachen und meinen Waffen entdeckte ich ein grünes Leuchten. Boronides hatte gesagt, dass jemand die Toten erwecken müsse. Das konnte der Ursprung sein.

Auch meine Gefährten erspähte ich. Gemeinsam gingen wir zu der Stelle, an der des grüne Leuchten die Toten zu erwecken schien. Tsaekal führte uns über kaum sichtbare Stege bis zu einer Insel, die ein riesiger alter Baum beherrschte. Hier gab es eine Grotte, aus der violette Blitze fuhren, die imstande waren, versunkene Leichen in Bewegung setzten. Wir schlichen in die Höhle und sahen einen regungslosen Menschen, der über einem Portal aufgehängt war. Aus seinem Körper strahlte das unheilvolle Licht. Außerdem waren Wurzeln des Baumes in den Körper eingewachsen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie diese bizarre Verbindung aus Mensch, Baum und Licht funktionieren könnte, hatte Styrvake den Mann schon getötet. Sein Körper zerfiel und verschwand im Portal.

Als Albin versuchte, dem Baum mit einem Zepter Schaden zuzufügen, tauchte plötzlich ein weiterer Mann auf, Madan vom Schattenrat. Albin schrie auf und schien irgendwie verletzt zu sein. Als alle heranstürmten, verschwand Madan im Limbus und unsere Männer sprangen ohne ein Fünkchen Verstand hinterher.

Shéanna und ich blieben zurück. Sie wirkte ein Ritual gegen den Baum, der eher ein Dämon zu sein schien, als ein Wesen der Natur. Als er zugrunde ging, schloss sich auch das gefährliche Portal.

Dann machten wir uns auf den Weg zu Boronides‘ Festung und trafen an dem Schutzring auf wunderbare Weise wieder auf unsere Gefährten, die von Lyosho glücklich wieder aus dem Limbus befreit worden waren. Wir kämpften uns durch die Untoten ins Innere des Schutzwalls, die Steine von Ser’rak, vor und trafen erneut auf Boronides.

Die Erweckung der Toten hatten wir aufhalten können und Boronides erklärte uns, dass auch die schon erweckten in einigen Tagen ihre Kraft aufgezehrt hätten. Doch was würde dann kommen? Meine Gefährten ahnten, dass das nur der Auftakt für einen größeren Angriff gewesen war. Die Frustration über die scheinbare Unbesiegbarkeit des Schattenrates wächst immer weiter. Auch sind wir uns uneins über das weitere Vorgehen. Ich glaube, dass wir in der Nacht vom 30. Hesinde zum 1. Firun, wenn da das Ritual für Nagrachgläubige stattfinden muss, welches der Geist der Hexe Jaminka Eisherz durchführen will, an der Quelle des Nagrach sein sollten, um die neue Eiskönigin aufzuhalten, Shéannas Schwester Dhana zu finden und die Schwarmseele in dem Grab von Al’Nuad in der Höhle zu finden.

Außerdem sollte ich Wolfsmond finden. Sie wird sich sonst wieder in Schwierigkeiten bringen. Wenn Tsaekal dann immer noch an sie denkt, werde ich ihr das sagen. Er scheint beständiger zu sein, als ich es vermutet hätte.

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