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Das Vollmondfest – Teil 5

05. Oktober 2952 DZ – Niedertäler, Schlangenwald, Abends

Wir rasten noch etwas, damit Ferdibrand und ich uns erholen können. Earendil kommt gegen 10 Uhr zu uns zurück. Er hat das Lager des Truppe gefunden und berichtet von sieben Personen: Cenric, die beiden Nordmänner, eine Frau und ein Mann, die nach Beorninger aussehen und zwei weiteren Männern, wahrscheinlich Waldmenschen. Cenric und die beiden Nordmänner sind gerüstet und bewaffnet, die anderen vier nur leicht bewaffnet und ohne Rüstung. Gegen Mitternacht brechen wir auf, um die Verfolgung aufzunehmen.

06. Oktober 2952 DZ – Niedertäler, Schlangenwald, Nachts

Wir folgen einem Wildwechsel etwas zwei Stunden Richtung Norden durch den Wald. Es ist ein sehr großer Wald. Als der Wald langsam lichter wird, wir können in Nord-Nordwestlicher Richtung die Ausläufer erkennen, sehen wir in 100 bis 200 Metern einen Lichtschein zwischen den Bäumen. Wir schleichen uns an und scheinen auch nicht entdeckt zu werden. Als wir auf etwa 50 Meter heran gekommen sind, erkennen wir eine Wache und ein paar Lager um das Feuer herum. Wir können uns auf wenige Schritte nähern und geben uns dann zu erkennen.

Die Wache, es ist einer der Nordmänner, gerüstet und mit einer Axt bewaffnet, steht langsam, fast lässig auf, dreht sich zu den Lagern um und bemerkt: „wir haben Besuch“. Aus den sechs Lagern, die wir sehen, erheben sich vier Personen: die Frau, die beiden Waldmenschen und der Beorninger. Die beiden anderen Lager sind leer; Cenric und der andere Nordmann sind nicht da.

Die vier sind nicht gefesselt, weisen aber Fesselspuren und auch Spuren von Misshandlung auf. Wir gehen davon aus, dass es sich um Sklaven handelt, die in diesen Dienst hier gepresst wurden.

Alle vier greifen nach ihren Waffen, sind aber nicht aggressiv. Im Gegensatz zur Wache sind sie aber etwas nervöser, vor allem die Frau. Sie machen nicht den Eindruck, hier kämpfen zu wollen. Sie machen aber auch nicht den Eindruck, als wenn sie eine Wahl hätten.

Die Wache stellt sich als Guthred vor, ein Unsympath wie man ihn bei Viglundingern erwartet. Er lädt uns zum Gespräch ein, an dem wir wenig Interesse haben; mir drängt sich der Eindruck auf, als wenn er uns nur aufhalten soll. Cenric und der andere sind nämlich auf und davon und sollen sicherlich noch mehr Vorsprung bekommen. Im Verlaufe des Gespräches spricht Roderic die Frau an. Wir interpretieren ihre Blicke als Hilfegesuch, aber sie äußert sich erst zurückhaltend und schweigt dann ganz. Ferdibrand versucht auch sein Glück, kann aber mit Argumenten nicht durchdringen.

Am Ende verspottet er uns und er kann von Glück reden, dass er das unbeschadet übersteht. Vielleicht hält uns aber auch ab, dass die anderen vier wohl kämpfen würden, das aber unfreiwillig. Und diese Tode wollen wir nicht verantworten. Trotzdem hoffe ich inständig, diesem Kretin noch einmal zu begegnen.

So aber machen wir uns unverrichteter Dinge wieder auf den Weg, bzw. die Suche- nach einer Spur. Roderic braucht eine gute Stunde, bis er die Fährte von Cenric wieder aufnehmen kann. Als wir das Lager verlassen, hören wir noch, wie Guthred den anderen sagt, sie sollen zusammen packen.

06. Oktober 2952 DZ – Niedertäler, Schlangenwald, Morgens

Kurz bevor wir den Wald endgültig verlassen, findet Roderic eine Hütte im Wald. Diese ist eindeutig bewohnt, was man am rauchenden Kamin sieht. Rund um die Hütte sieht man ekelhaft große Spinnweben. Und wir sehen einen Jungen, vielleicht 11 oder 12, der aus der Hütte kommt, uns sieht, sich ein paar Holzscheite schnappt und wieder ins Haus geht. Wir entscheiden, die Hütte zu umgehen. Cenric wird dort sicherlich nicht sein.

Die Spuren führen nach Norden, wo das Land hügelig und steinig wird. Wir folgen den Spuren eine Weile, bis wir auf einen Weg treffen, Die Spuren kreuzen diesen aber. Roderic holt eine Pfeife aus der Tasche, mit der er Adler rufen kann. Eine Hilfe ist uns das aber nicht.

Die Spuren führen in einem Bogen Richtung Anduin und dann in einem Bogen wieder zurück. Wir folgen ihnen den ganzen Tag, ohne Cenric zu Gesicht zu bekommen. Dafür wissen wir, dass uns Guthred mit Anhang folgt. Am Ende des Tages sind wir viel gelaufen, haben es aber insgesamt nur weniger Kilometer nördlich des Schlangenwaldes geschafft.

Wir erreichen gegen Abend ein Gehöft auf das die Spuren zuführen. Wir sehen Rauch, aber keine Bewohner, so dass wir uns nähern. Man erkennt zwei oder drei Häuser, von einem Wall umgeben, auf dem eine Palisade steckt; insgesamt etwa 1,50m hoch. Als wir an den Eingang kommen, kommen drei Männer aus dem Haus, alle sind mit Äxten bewaffnet, aber nicht aggressiv. Ein Älterer ist dabei, der ungewöhnlich dunkle Haut hat, als wenn er aus dem tiefen Süden käme. Allerdings hat er das Gesicht und die Größe eines Nordmannes und zudem blonde Bart- und Haupthaare, was ihm ein unverwechselbares Äußeres gibt. Die anderen beiden Männer sind jünger.

Der Ältere, offensichtlich das Oberhaupt hier, stellt als „der Schwarze Tom“ vor. Ein wenig überraschender Name. Er begrüßt uns freundlich und als er merkt, dass wir weder Räuber noch Viglundinger sind (was aber auch irgendwie das gleiche ist), lädt er uns zum Essen und übernachten ein. Wir nehmen an. Im Haupthaus laufen insgesamt gut zwei Dutzend Personen herum, von Älteren bis zu kleinen Kindern.

Tom selbst steht dem ViglundBeorn-Konflikt neutral gegenüber, er will nur in Ruhe gelassen werden. Allerdings waren Viglunds Leute schon zwei Mal hier, um ihn vom Beitritt zu „überzeugen“. Beide Male jagte er sie vom Hof.

Er berichtet uns aber vom Schattenbachtal, dessen Lage er in etwa kennt. Er erzählt von einem Riesen, der den Eingang des Tales bewacht und etwa „drei Trolle hoch“ sein soll. Nun, das ist groß.

In dem Haus im Wald, das wir gesehen haben, wohnt Mab die Spinnerin. Eine Weise alte Frau, die Heilfähigkeiten besitzt und Spinnenseide herstellt. Sie muss ehr alt sein, Tom berichtet, dass seine Sippe dort schon zu seinen Kindertagen hinging, um Heilung oder Weissagungen zu erfahren. Zudem ist sie eine hervorragende Geschichtenerzählerin und liebt Rätseln. Hier wird Ferdibrand aufmerksam und unterbricht sogar seine Mahlzeit.

Zum Konflikt mit Viglund kennt er einige Hintergründe, kann und aber keine ganz neuen Erkenntnisse geben. Aber er rät dazu, die Hügelmenschen, die mit Viglund gemeinsame Sache machen, davon zu überzeugen, das Bündnis zu verlassen. Das würde Viglund empfindlich schwächen.

Nachdem wir nochmal auf die Spuren von Cenric zum Hof hinweisen, schickt er einen Jungen los, der nach kurzer Zeit zurückkehrt und von drei gestohlenen Hühnern berichtet. Also war Cenric hier. Und ihm scheinen die Nahrungsmittel auszugehen, ein gutes Zeichen.

Wir beraten, was wir nun tun und als wir uns gerade entschieden haben, zu bleiben, klopft es an der Tür. Es ist die Frau in Guthreds Gefolge, die sich als Dhouda vorstellt und heute aus der Gefangenschaft geflohen ist. Sie berichtet, dass das Lager von Guthred ein bis zwei Stunden südlich ist und Cenric mit zwei weiteren, wahrscheinlich Rathwulf und Wiliferd, ebenfalls dort ist.

Es klopft ein weiteres Mal. Diesmal ist es ein Nachbar Toms, der berichtet,  bei Tagesanbruch dass ein Trupp Viglundinger die Nordfurt durchschritten hat. Wir entscheiden, sofort loszuziehen. Die Nordfurt ist etwas zwei Tagesreisen entfernt und wir wollen verhindern, dass Cenric sich mit dem Trupp vereinigt. Da nicht klar ist, was die Viglundinger vorhaben, lässt Tom vorsorglich alle umliegenden Höfe zusammen rufen.

Wir gehen mit Dhouda Richtung Süden. Sie erzählt uns, dass die Familien von ihr und den anderen dreien noch festgehalten werden und sie deshalb nicht fliehen. Die meisten Sklaven werden um Otbalths Hof gehalten. Dieser liegt recht weit im Süden der Viglundinger-Lande. Einer von Viglunds Söhnen, er hat sieben, ist immer anwesend, warum, wissen wir nicht. Der eine Sohn, Viglar, hat sich mit einem der Anführer, Thunar, zerstritten. Letzterer ist vergleichsweise fair zu den Sklaven und vielleicht jemand, den man aufwiegeln kann.

Wir erreichen das Lager und sehen in einiger Entfernung einen Lichtschein in einer Senke. Da der Wind von Norden kommt, machen wir einen kleinen Bogen und nähern uns dem Lager von Osten. Auf einem Hügel in einiger Entfernung fällt mir zwischendurch eine durchscheinende Gestalt auf vier Beinen auf- ein Geisterwolf?

Wir hören zwei Wolfs-Rufe. Aber etwas ist merkwürdig: Einer kam aus Richtung vor uns , der andere hinter uns. Und wir haben den Eindruck, als wenn es Signale gewesen wären. Wir schleichen uns an bis zur Kuppe der Senke. Ich schleiche etwas weiter, um einen Blick zu riskieren. Im Lager sehe ich aber nur die drei anderen Sklaven, allerdings keinen Viglundinger.

Wir schicken Dhouda zurück ins Lager, da es eine Chance gibt, dass sie die Viglundinger überzeugen kann, doch nicht weggelaufen zu sein. Vielleicht hat sie eine Chance. Wir hören noch, wie die anderen drei sie entdecken und mit ihr sprechen.

Dann hören wir Earendil „Oh, oh“ flüstern. Sein Schwert leuchtet.

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