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Verborgene Geheimnisse von Dol Guldur – Teil 3

                                                                                                        5. Juni des Jahres 2950 D.Z. – Abend
                                                                                                       Dol Guldur, Düsterwald, Wilderland

Nun, da der Abend nahte und alle unheilvollen Ahnungen noch verstärkte, standen wir vor dem großen Bergfried. Ein großes, mehrstöckiges Gebäude von alter elbischer Baukunst, welches noch immer einen Rest vom Glanz längst vergangener Zeiten erahnen liess. Zu Zeiten des Nekromanten diente er als Rats- und Verwaltungsgebäude sowie zur Unterkunft für seine hochrangigen Gefolgsleute. Das Eingangsportal war halb geöffnet und zu unserer grossen Besorgnis bemerkten wir, dass sich aus einigen Fenstern des obersten Stockwerks Licht in den Abendhimmel ergoss. Trotzdem traten wir schweren Herzens ein.

Im Inneren verstärkte sich die Wirkung des Schattens vergangener Zeiten noch einmal. Die grosse Eingangshalle war dunkel, kalt und leer und zeigte noch Spuren der Auseinandersetzung zwischen dem Nekromanten und dem Weissen Rat.

Am anderen Ende der Halle konnten wir eine Tür in die weiteren Räume ausmachen die rechts und links von Treppenaufgängen flankiert wurde, die nach oben und nach unten führten. Nach kurzer Beratung entschlossen wir uns, zunächst die Kellerräume zu untersuchen, damit uns später nicht der Rückweg abgeschnitten werden konnte. Radagsts Vorschlag, die Gruppe aufzuteilen wurde von Ferdibrand, mit unser aller stillschweigender Zustimmung, abgelehnt. Der Halbling gab uns ausserdem zu verstehen, dass er sich beobachtet fühlte und riet zu erhöhter Vorsicht.

Der Keller bestand aus Zellen, Wach-, Waffen- und Vorratskammern. Nachdem wir erst nichts als Schrott und Plunder fanden, fiel mir in einer der Wachkammern eine Leiche auf, die frischer als erwartet war und deren Lage mich auf die Spur einer gut versteckten Geheimtür brachte. Das kunstvoll getarnte Schloss dieser Tür war erst kürzlich geknackt worden. Hinter der Tür führte uns eine Wendeltreppe nach unten und in ein labyrinthartiges Geflecht von Gängen und Kammern. Einige dieser Kammern dienten wohl schon vor der Zeit des Nekromanten als Bibliothek , denn wir fanden die Überreste vieler alte Dokumente.

Herr Earendil war es dann, der Dokumente fand, welche erst kürzlich verfasst wurden. Es handelte sich um Kundschafterberichte aus dem Düsterwald. Dies machte uns sehr betroffen und wir suchten noch etwas verstärkt nach weiteren derartigen Dokumenten. Ferdibrand fand allerdings stattdessen eine frische Orkleiche, der ein Elbendolch in der Brust steckte. Dieser Ork hatte sich tödlich verwundet in einen der hinteren Räume geschleppt und seine blutige Spur führte uns zu einem weiteren Toten. Hierbei handelte es sich augenscheinlich um einen Menschen aus Seestadt. Eine kurze Untersuchung des Toten förderte eine leere Dolchscheide, einige Münzen aus dem Waldelbenreich und weitere Pergamente mit Berichten zutage. Dieses Mal betrafen die Berichte das Reich König Thranduils und waren so genau und ausführlich, dass wir nicht mehr umhin konnten anzunehmen, dass sich ein dunkler Spion in nächster Nähe des Elbenkönigs befinden musste..

Damit war unsere Untersuchung der Keller abgeschlossen. Wir kehrten ins Erdgeschoss zurück und erforschten mit grösstmöglicher Vorsicht die weiteren Stockwerke des Bergfrieds. Auf der Treppe nach oben wunderten wir uns etwas über Hergrim, der plötzlich stehen blieb und grossen Schrecken zeigte. Wie er uns nachher berichtete, plagte ihn plötzlich eine Vision von der Zerstörung Thals. Als er sich etwas erholt hatte, gingen wir weiter.

Die ersten fünf Geschosse waren sämtlich leer. Doch im letzten Stockwerk, in dem wir vor dem Eintritt in das Gebäude schon Licht bemerkt hatten, bemerkten wir schon von der Treppe aus einige Orkwachen im Vorraum zur großen Ratshalle, die sich laut Radagast hier befinden sollte.

Über den anderen Treppenaufgang gelang es uns, diese Orkwachen zu umgehen. Nur noch ein Vorhang trennte uns von der Ratshalle, als uns allen das Grauen in alle Glieder fuhr. Aus der Halle erklang eine unheilvolle Stimme, die in der schwarzen Sprache zu jemandem sprach und Anweisungen erteilte. Als wir uns gefasst hatten und vorsichtig in die Halle schauten sahen wir ein grosses, flammendes, lidloses Auge aus dem diese Stimme erscholl und Anweisungen an Magog richtete.

Er, Magog, solle alle Wesen, die von Nutzen sein könnten unter sich versammeln und alles für die Ankunft eines neuen Statthalters vorbereiten. Die Stimmen nannte auch einige Namen von eventuell nützlichen Wesen. Diese Namen lauteten: Thuringwethil, Anfauglir, Zimraphel, Kankras Brut, und Mogdred.

Magog versprach der Stimme, die er mit „Fürst“ betitelte , seine treuen Dienste. Allerdings müsse ihm vorher seine wahre Herkunft enthüllt werden. Die Stimme sprach: Im Zauberturm findest du was du suchst! Da das Gespräch nun zu enden schien, verliessen wir schnell und leise die Halle und den Bergfried und beschlossen, Magog zuvorzukommen und den Zauberturm zu untersuchen.

Auf dem Weg dorthin ereilten auch Ferdibrand Schreckensvisionen, die ihn zu einer panischen Flucht verleiteten, Hergrim konnte ihn jedoch noch aufhalten. Der Zauberturm war ein unheimliches Gebäude aus einem glatten schwarzen Gestein, erbaut im Stile der Schwarzen Numenorer von Umbar. Der Zugang befand sich erst in ca. 2 m über dem Boden und nur ganz oben gab es Fenster.

Als Roderic die eisenbeschlagene und mit Symbolen verzierte Tür öffnete, ereilten auch ihn Schreckensvisionen. Doch er konnte sie abschütteln und wir betraten den Turm. Im Inneren herrschte Dunkelheit. Das Licht unserer Lampen wurde fast zur Gänze verschluckt und wir vermeinten, unheimliche Flüsterstimmen zu hören. Schnell stiegen wir die Treppen hoch, um ihnen zu entkommen.

Die alten Labore im zweiten Obergeschoss boten uns keinen Anlass zum verweilen, daher stiegen wir schnell höher, um uns die Wohnkammern genauer anzusehen. Und hier, in den alten Kammern von Zimraphel, einer Frau von den Schwarzen Numenorern und treue Schülerin des Nekromanten, fanden wir die Dokumente nach denen Magog suchen sollte.   Die Geschichte seiner Herkunft.

Um das Jahr 1600 D.Z. gab es einen Schwarzen Numenorer mit Namen Sangahyando, der der gelehrigste Schüler des Nekromanten und von ihm Annatar genannt wurde. Um seine Kräfte nach seinem körperlichen Verfall zu bewahren und zu verstärken wurde sein Geist vom Nekromanten in den Körper eines kraftvollen Orkmenschen übertragen. So entstand der, den wir nun als Magog kennen.

Wir stellten diese Dokumente sicher und machten uns auf den Weg nach unten. Dort erwarteten und bläulich leuchtende Geistergestalten, die uns mit Schreckensgesichtern und Schmerzen quälten und mir eine Wunde schlugen. Wir dachten nur noch daran, Dol Guldur schnellstmöglich zu verlassen. Wir rannten über die Brücke zum Torhaus, in dem ein Lagerfeuer leuchtete. Doch dank eines Zaubers Radagasts entkamen wir ungesehen und erreichten einige Tage später Rhosgobel, wo wir uns ausruhten und Roderic meine Wunde versorgte.

Hergrim und ich hatten während unserer Suche im Labyrinth unter dem Bergfried Schätze gefunden, die wir nun in Ruhe studieren konnten. Hergrim war nun Besitzer einer wertvollen Amethystkette und die Entdeckung, dass es sich bei meinem Fund um einen fein gearbeiteten Ziselierhammer aus Moria handelte erfüllte mich mit grosser Freude und liess mich den erlittenen Schmerz fast vergessen.

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