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Vom Drachenkopf nach Esgaroth

1. Oktober 2946 DZ

In der Schenke an der Fährstation, “Zum Drachenkopf“, treffen Gwendalas und ich, Hergrim, Sohn des Hakon, Abends ein. Und das durchaus erleichtert, da wir auf dem letzten Wegstück glücklicherweise keine Orks getroffen haben. Wir betreten die Schenke, die von Aldis, einer tatkräftigen Kriegswitwe, geführt wird. Diese ist nicht anwesend, wohl aber Ohtar, ein Kriegsveteran, der Schankwirt und Wächter dieses Etablissements ist. Die Schenke an sich ist wenig komfortabel, aber sauber und zweckmäßig; außerdem gibt es hier gute Eintöpfe.

Viele andere Gäste sind nicht anwesend. An einem Tisch sitzen ein etwas älterer Mann mit einem Jungen, der offensichtlich sein Sohn ist, und eine Frau. An einem anderen Tisch – beide mit dem Rücken zur Wand – sitzen zwei Bewaffnete, die gleich auffallen: es handelt sich um einen Beorninger und einen Waldmenschen. Der Beorninger ist ziemlich groß, er passt kaum richtig an den Tisch. Mit Kettenhemd, großem Bart und Glatze sieht er ziemlich martialisch aus, die fast mannshohe Axt hinter ihm ändert an diesem Eindruck wenig. Der Waldmensch scheint ein Jäger zu sein, er trägt leichte Lederkleidung und einen großen Bogen. Auch er sieht recht wild aus, nicht ganz so wild allerdings wie der riesige Wolfshund, der neben ihm auf den Boden liegt.

Die Anwesenheit der Fremden wäre im Normalfall ungewöhnlich, jedoch steht ja bald die Drachenzeit, das große Fest in Esgaroth an, zu dem auch Abgesandte anderer Städte und Völker erwartet werden. Wahrscheinlich gehören auch diese beiden dazu.

Froh, in Sicherheit zu sein und mit der Aussicht auf warmes Essen klage ich sogleich Ohtar unser Leid; dass wir auf der Straße von Thal von Orks angegriffen wurden und gerade noch entkommen konnten. Ohtar und die drei Reisenden am ersten Tisch gucken ungläubig und scheinen das nicht recht glauben zu können. Es stellt sich heraus, dass der Beorninger und der Waldmensch, aus dem Süden kommend, ebenfalls auf Orks gestoßen sind. Das sind sowohl interessante wie besorgniserregende Informationen, so setzten wir uns zu den beiden an den Tisch; vielleicht erfahren wir noch mehr. Die beiden stellen sich als Fridegar und Roderic vor.

Die beiden haben leider wenig Tischmanieren und sind auch sonst nicht sonderlich redselig, trotzdem sind beide angenehme Gesellen. Sie waren mit einer Reisegruppe auf der Alten Waldstraße zu den Festspielen unterwegs, wurden aber durch mehrere Orkangriffe getrennt und hoffen nun, in Esgaroth andere Mitglieder ihrer Reisegruppe wieder zu finden. Die Angriffe fanden südlich des Düsterwaldgebirges statt. Das ist beunruhigend, denn das ist nicht sehr weit von Esgaroth entfernt. Es scheinen also nicht nur nördlich, sondern auch südlich viele Orks in der Gegend zu sein.

Kurze Zeit später kommt der ältere Mann an unseren Tisch. Er stellt sich als Baldor Flussgold vor, ist ein Händler und mit seinem Sohn Belgo auf dem Weg nach Esgaroth. Er macht sich auf Grund unserer Erfahrung mit den Orks nun Sorgen und fragt, ob wir auch nach Esgaroth wollen. Die Frau an seinem Tisch gehört nicht zu seiner Reisegruppe, sie möchte nach Thal. Wir empfehlen, dass sie auf eine Gruppe wartet und mit dieser reist.

Baldor möchte partout nicht mit der Fähre reisen; er scheint Angst vor Wasser zu haben. Da die Fähre aber in Esgaroth ist und wir ohnehin bis mittags warten müssten, nehmen wir vier sein Angebot, ihn auf dem Landweg zu begleiten, an. Dafür möchte er uns ein Zimmer im besten Haus in Esgaroth bezahlen. Das wäre zwar nicht nötig und ich bin auch nicht wirklich überzeugt, dass man sich dort über Fridegar und Roderic wirklich freuen wird, trotzdem sage ich natürlich zu.

2. Oktober 2946 DZ

Nach einer ruhigen Nacht stehen wir auf und frühstücken. Aldis ist nun auch anwesend und rät uns, mit dem Hauptmann der Wache in Esgaroth, Halfdan, zu sprechen. Mit Baldor, Belgo und zwei Ponys ziehen wir los und haben zum Glück keinen Kontakt mit Orks; die Gehöfte, an denen wir vorbei ziehen, sind alle ruhig und friedlich. Als wir gegen Mittag am Waldfluss entlang laufen, kommt uns ein elbischer Flößer entgegen. Es stellt sich heraus, dass Gwendalas ihn gut kennt, sein Name ist Orophin. Dieser bietet uns an, über den Fluss zu setzen, was großartig wäre, denn wir würden dadurch ein bis zwei Stunden an Zeit einsparen. Baldor muss zwar erst überzeugt werden, stimmt dann aber doch zu und so setzen wir über.

Eine gute Stunde, bevor wir Esgaroth erreichen, kommen wir durch eine größere Waldschonung. Mitten im Wald bemerkt Gwendalas irgendetwas rechts von ihm im Gebüsch. Dann treten plötzlich vor uns drei abgerissene Gestalten mit gezückten Schwertern aus dem Gebüsch. Es ist schnell klar, was die üblen Gesellen wollen und sie reden auch nicht lange drumherum: als “Wegzoll” möchten sie die beiden Ponys. Fridegar bietet ihnen ein Silberstück an, wenn sie uns ziehen lassen, aber die drei lassen sich nicht darauf ein. Roderic bemerkt links im Unterholz ebenfalls etwas; es ist davon auszugehen, dass die drei nicht alleine sind. Gwendalas und Roderick haben schon ihre Bögen gespannt und auch mir wird klar, dass wir ohne einen Kampf hier wohl nicht wegkommen und so ziehe ich mein Schwert. Fridegar reißt in diesem Moment seine Axt hoch und greift den vorne stehenden Räuber an.

Es kommt zu einem Scharmützel und nach kurzer Zeit liegen vier der finsteren Gesellen (zwei hatten sich mit Bögen links und rechts im Wald versteckt) tot am Boden; der letzte ist geflohen. Der Anführer wurde von Fridegars Langaxt zerhackt, die beiden Gestalten neben ihm von Roderic, Gwendalas und mir niedergestreckt. Gwendalas trifft zudem mit einem gar meisterlichen Schuss einen der hinterhältigen Bogenschützen im Gebüsch und streckt ihn mit einem Kopftreffer sofort nieder. Wir erholen und kurz von dem Kampf und ziehen dann weiter nach Esgaroth, wo wir dann gegen Nachmittag unbehelligt eintreffen.

 

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