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Die Braut des Bronnjaren II – In der Wanne mit Milzenis

Gegen zwei Uhr kehrte Balthasar von seinem zweiten Besuch bei Tsaekal zurück. Doch dieses Mal war er verwundet, denn der Nivese war nicht das, was er vorgegeben hatte zu sein. Bei ihrer Begegnung drängte er weiterhin darauf, die Artefakte ausgehändigt zu bekommen. Als der Druide ihm das verweigerte, verwandelte sich Tsaekal plötzlich in einen Werwolf und verletzte Balthasar schwer. Nur das zufällige Eintreffen einiger Elfen unter der Führung von Lahalee rettete ihm das Leben, denn den Elfen gelang es, das Ungeheuer mit Pfeilen niederzustrecken. Während die Elfe sich auf die Suche nach dem Nivesen machte, wurde der Druide von einem Jäger des Stammes nach Jagotin zurückgebracht. Auf dem Anwesen des Bronnjaren kümmerte Meister Lyosche sich mit dem letzten Drachenschlund um die Wunde.

Nachdem die Sonne aufgegangen war, konnte Lahalee einen erstaunlichen Erfolg vermelden, als sie sich mit den Gefährten am Waldrand traf. Man hatte Tsaekal gefunden. Er war in Begleitung eines anderen Nivesen namens Karuukijo, einem Nieijaa, und mit einem Rudel Wölfen den Werwesen und ihrem dämonischen Anführer Kirjaka auf der Spur gewesen. Erfreulicherweise schien Tsaekal ansonsten komplett von dem Fluch geheilt zu sein. Er hatte sich schon mit seinem nivesischen Freund beraten. Beide hielten es für klug, einen weisen Mann ihres Volkes, Kailäkinnen, den ältesten Schamanen seines Volkes, wegen der Dämonenwölfe um Rat zu fragen.

Aber das musste warten, denn zuvor musste noch der Bund mit dem Wald erneuert werden. Hierzu hatte Lahalee einige erhellende Informationen. Mythologisch hatte das Ritual wohl mit dem Erwachen des Bornlandes zu tun. Ein Vorgang, der nur schwer zu erklären war. Allerdings gab es chaotische bzw. böse Mächte, die sich diese Urkraft zunutze machen wollten. Eine davon war ein Dämon in Gestalt von Lystramon. (Ganz nebenbei interessant zu wissen ist vielleicht, dass Tsaekals Begleitung Karuukijo diesen Dämon in der Geisterwelt als Dreizehngehörnten gesehen hatte!) Gegen dieses Chaos stand eine ordnende Kraft, die die Gefährten über Träume und Visionen lenkte. Lahalee wollte die Gruppe auch weiterhin unterstützen, denn nach dem Bund mit dem Bornwald stand noch eine Reise zu Milzenis auf dem Plan, um diesen davon zu Überzeugen, sich von Lystramon loszusagen. Als Führer und Mittler wollte die Elfe eine alte Legendengestalt den Gefährten zur Seite stellen – Kershwicki, ein Einhorn.

Zurück auf dem Anwesen des Bronnjaren und nach einem Frühstück mit dem Hausherrn, gab es eine Unterredung mit der Hexe Ljubascha Jurgavist. Das Binderitual zum Wald sollte am besten um Mitternacht durchgeführt werden, so dass es am günstig war, am Abend Richtung Ritualplatz aufzubrechen. Auf Nachfrage erzählte die alte Frau auch noch die Geschichte des Bruders Vigo Wolpje von Jagotin, eigentlich ein Zwillingsbruder des Barons Pettar Wolpje von Jagotin, der schon immer etwas aufbrausend und verrückt war. Mit Vierzehn verschwand der Junge im Wald. Irgendwann starb dann unter ungeklärten Umständen der alte Druide Artem, der Hüter des Waldes. Auch die erste Braut des Bronnjaren verstarb unerwartet. Für diesen Tod wurde Vigo verantwortlich gemacht und seit dem Tag von seinem Bruder verfolgt. Am Mittagstisch hatte der Bronnjar davon erzählt, dass seine Bemühungen in Jagotin am Weiher von Erfolg gekrönt waren und er bereits am morgigen Tag den Ehebund eingehen werde. Ob ihn das milde Stimmen wird, oder wird er weiterhin seinem Zwillingsbruder nach dem Leben trachten?

Am Abend brachen die Gefährten mit Ljubascha und einigen Elfen auf. Karuukijo hatte sich mittlerweile von Tsaekal verabschiedet und war abgereist. Die Reise zum Zentrum des Waldes dauerte einige Stunden. Unterwegs kam man zu der verlassenen Hütte des alten Druiden, die nach Spurenlage vielleicht ab und zu mal von Vigo genutzt wurde, in letzte Zeit aber eher nicht. Bei der Kate fanden die Gefährten auch Spuren eines Wolfes, von dem berichtet wurde, dass er den Bruder des Bronnjaren begleitete. Das Auffälligste an der Lichtung war eine alte Firunsföhre, die auf der einen Seite grün, auf der anderen schwarz verbrannt war. Weiter ging es dann durch einen seltsamen Pilzhain an einem See entlang, wo eine nackte wunderschöne Fee im Wasser badete. Lahalee berichtete, dass man das Reich der Feen betreten hatte, und so eine Reise von drei bis fünf Tagen zum Zentrum des Waldes abkürzen würde.

Schließlich kamen alle an einer Lichtung an, aus deren Mitte eine Quelle entsprang. Zuvor hatten sich die Gefährten darauf geeinigt, dass Lyoscho und Balthasar sich dem Ritual unterzogen. Nur mit einem weißen Hemd bekleidet betraten die Beiden und die Hexe die Lichtung. In einer sehr kräftezehrenden Zeremonie wurde der Bund des Waldes geschlossen, wobei Lyoscho nun das Herz des Waldes und Baltahasar die Seele des Waldes war. Beide verspürten seitdem eine tiefe Verbundenheit mit dem Bornwald. Als Ljubascha wieder bei Kräften war, kehrte sie mit den Elfen zurück nach Jagotin, während sich der Gruppe ein weißes Ross mit silbernem Horn anschloss. Dabei handelte es sich um das von Lahalee gerufene Einhorn Kershwicki, das die Führung zur Quelle von Milzenis übernahm.

Der Morgen des 9. Hesinde 1022 BF dämmerte bereits, als die Gruppe eine Lichtung mit einem großen See erreichte. Ein prächtiger Wasserfall stürzte von einigen Felsen hinab, und in seiner Nähe badete Milzenis, als wäre der Teich eine große Wanne. Um den Riesen herum hatte sich das Wasser weißgrünlich verfärbt und ein dezenter Eitergeruch lag über der Lichtung. Als Milzenis sich der Gefährten gewahr wurde, sprach er mit donnernder Stimme in seiner Sprache. Seltsamerweise verstanden Balthasar und Lyoscho ihn. Eine Verhandlung schien sich anzubahnen. Bald war den anderen klar, dass nicht alles zum Besten lief, denn der Riese wurde immer wütender. Doch irgendwas musste dann Balthasar gesagt haben, wodurch sich alles änderte. Milzenis war immer noch wütend, aber sein Zorn richtete sich jetzt augenscheinlich gegen Lystramon. Mit einem Schütteln streifte er dann das Band zu dem Dämon ab und sagte sich von ihm los. Prompt klarte das Wasser auf. Es wurden noch Geschenke ausgetauscht. Milzenis erhielt den Gürtel seines Bruders zurück und Balthasar eine Ahornbrosche. Auf ihr waren ein Ahornblatt und ein Saphir zu sehen. Augenscheinlich handelte es sich dabei um eines der Mysterien des Bornlandes, das Vierte von Zwölf, das jetzt im Besitz der Gruppe war. Dem Stein nach zu urteilen, war es der Göttin Travia geweiht.

Eigentlich hätte es allen in der Gruppe gefallen, an der Trauung und den anschließenden Feierlichkeiten in Jagotin teilzunehmen, aber die Gefahr, dass das Dämonenrudel nach der Befreiung des Riesen aktiv wurde, war einfach zu groß. So kehrte man nach Pervin zurück, wo man noch in der Nacht zum Zehnten im Gasthaus Silberschwan einkehrte. Am nächsten Morgen kam es zu einem Treffen mit Baronin Mirhiban Saba al Kashbah. Nach einem ausgiebigen Frühstück besprach man die weitere Reiserute. Fenew bekam Anweisungen zum Kauf der Schwanenflügel vom Baron Woltan Schorkin von Karenow, der nahe des Dorfes in der Wolfskopffeste residierte. Am Nachmittag und in der kommenden Nacht verbrachten die meisten der Gefährten ihre Zeit im Rahjatempel und genossen die spirituellen und profan körperlichen Annehmlichkeiten. Und wäre Mirhiban nicht Baronin von Pervin, wäre es Rowin womöglich gelungen, sie zu verführen.

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