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Goldene Ketten III – Die Marschallskette

Feuertag 8. Rondra 1022 – Sturm über Tschorkeffs Koje
Die Strandräuber Elko und Arwin, die beide von mehreren Wunden gezeichnet waren und stark bluteten, wurden notdürftig versorgt. Laut Elko hießen die beiden Geflohenen Littjew und Thila. Der Tote mit der Marschallskette war Irjan – so wie in Fenews Traum. Seitdem Irjan die Kette gefunden hatte, war Semjow verschwunden. Irjan hatte danach Streit mit ihrer ehemaligen Anführerin Grimje gehabt, die sie daraufhin verlassen hatte.

Der tote Irjan hielt den Zentralstein der Marschallskette umklammert – Lyoscho nahm sie ihm vorsichtig ab und verstaute sie in einem Tuch – seine Handfläche, die den Stein berührt hatte, war von einer harzigen Flüssigkeit bedeckt. Das gräfliche Geld wurde auch sichergestellt. Rowin und Rogolon konnten sich nicht einigen, wie die Waffen verteilt werden sollten – insbesondere ging es um die Armbrüste, welche der Rondra-Geweihte verachtete. Letztendlich zerstörten Styrvake und Rowin beide, bevor der Zwerg zugestimmt hatte. Rowin wollte aber, dass er über die Kette wachte.

Die beiden Toten wurden in den Dünen beerdigt, Rowin sprach den Grabsegen, der mit dem ersten Blitz und Donnerhall des herannahenden Sturmes beendet war. Sie übernachteten in Irjans Hütte, die ihnen und den Verwundeten passablen Schutz vor dem Unwetter bot.

Zinstag 9. Rondra 1022 – Das blutende Widderhorn
Am nächsten Morgen war der Zwerg Rowins Hoffnungen zum Trotz unter dem Bann der Kette und mochte sie nur zögerlich zur Untersuchung an Lyoscho herausgeben. Dieser stellte im Zentralstein, der eine Spinne eingeschlossen hatte, eine dämonische Präsenz fest. Die anderen vier Steine verbesserten des Trägers gesellschaftliche Wandelbarkeit, sowie seine Schätzen- und Rechnen- und Überredungskünste. Der geschäftstüchtige Norbade horchte daraufhin auf. Rowin ging als erster hinaus und wäre beinahe über die Schwelle gestolpert und vornüber in einen spitzen Pflock gefallen, der am Abend zuvor dort noch nicht gewesen war. Wie beim ehemaligen Bernsteinvogt hatten dämonische Mächte Rowins Fuß, die Schwelle und den Pflock miteinander verbunden.

Mittags in Sonngrunden überreichten sie Libussa des gräfliche Geld und nannten ihr die Namen der drei flüchtigen Strandräuber. Die Kette wurde in der schweren Geldschatulle verstaut und mit den zwei Gefangenen zu Pferde nach Hinterbruch gebracht.

Während der Graf ihren Schilderungen lauschte und die Kette als die des Marschalls von Pilkamm identifizierte, fing das Widderhorn wieder an, eine rote Flüssigkeit abzusondern. Es handelte sich um frisches, warmes Blut und er schickte sie aus, mit dem Horn zu einem verfallenen Rondra-Tempel aus der Zeit Pilkamms zu gehen. Er selber wollte derweil nach Jekdisit, um den Stein von der Fronvögtin zu erhalten. Tsaekal verwandelte sich auf dem Weg in Wolf und konnte mit seinen feinen Sinnen das Blut als Goblinblut bestimmen. Das Horn füllte sich langsam aber stetig und hatte – wie ein kleiner Test mit Gras zeigte – eine ätzende Wirkung.

Die Ruine lag drei Meilen nördlich von Hinterbruch und war halb im Erdreich versunken. Sie legten die Altarplatte frei, in der eine Vertiefung war, in der das Zeichen eines Hornes war. Als sie das Blut hineingaßen, bebte die Erde, die Platte zerbrach und gab den Weg in ein unterirdisches Gewölbe frei. Rowin segnete Styrvakes und Rogolons Waffen und sie stiegen hinab. Kunstvolle Wandmalereien, die in einem guterhaltenen Zustand waren, zeugten von einem Rondra-Kult, wie er seit Jahrhunderten nicht mehr ausgeübt wurde. Ritter waren mit Tieren und Levschije und einer schwarzen, nackten Rondra dargestellt.

Am Kopfende der Halle war eine Platte schräg angelehnt. Darunter kamen ein halbes dutzend zweiköpfige Rostratten (Khidma’kha’bul) hervor und griffen die sechs Eindringlinge an. Die gesegneten Waffen und auch das Blut aus dem Horn wirkten vernichtend auf diese kleinen Dämonen. Unter der Platte war ein alter, brüchiger, verschlossener Foliant und ein Siegelring der Theaterritter mit den Insignien eines Marschalls. Mit dem Ring konnten sie die Metallbänder, die den Folianten umschlossen, öffnen, doch vermochte Lyoscho es nicht, das morsche Buch mit seiner Magie am Zerfallen zu hindern. Sie übernachteten draußen.

Windstag 10. Rondra 1022 – Der Rondratempel bei Hinterbruch
Am nächsten Morgen schickten sie Tsaekal aus, der Grafen zu holen. Dieser berichtete, dass die Fronvögtin von einem Pferdeknecht, der ihre Ungerechtigkeiten nicht mehr ertragen hatte, vor zwei Tagen mit einer Heugabel erstochen worden war. Der Knecht war gehängt worden, und Nadschenkas Tochter war die neue Fronvögtin geworden. Da diese nie unter dem Bann des Steines gewesen war, hatte der Graf ihn leicht eintauschen können. Überdies hatte er Zeit gehabt, um die Kette zu untersuchen. Im Zentralstein war der Dämon Visladir, der die Magie der anderen acht Steine verstärkte aber letztendlich die Seele des Trägers forderte.

Dem Grafen gelang der Zauber, den Lyoscho am vorherigen Abend versucht hatte. Nun konnten sie das Buch lesen, ohne das es weiteren Schaden nahm. Es handelte sich um die Chronik von Pilkamm, die die Marschälle persönlich geführt hatten. Gerbald von Ruckenau hatte die Sakristei in seine private Schatzkammer umfunktioniert. Außerdem war Rondramir von Jekdisit augenscheinlich sein letzter Vertrauter gewesen. Rovin Ornald von Drachenstein war der letzte Schwertbruder dieses Tempels gewesen.

Auf der Platte, hinter der Chronik und Ring gewesen waren, war eine Schrift, die auch dem Grafen unbekannt war, der sie aber als magische Schrift aus den Walbergen erkannte, oder wie man sie bei der Schwarzen Rondra von Vierwinden sehen konnte. Dann verbargen sie den Eingang und kehrten zurück nach Hinterbruch.

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