Opfer eines harten Winters XV – Die Stadt der Ketten

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Wir gingen also an Land um wieder einmal unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Mögen uns die Götter gnädig sein.

Da bin ich einmal draußen vor der Hütte, um den Göttern für dieses köstliche Bier und Met zu danken und ihr beiden glaubt ihr könnt die Geschichte besser erzählen als ich? Was liebe Leute haben die beiden euch vorgelallt?

Das wir in Ann um das Gastrecht betrogen wurden, eingesperrt und wie Gefangene gehalten wurden? Das wir wieder auf Thorgren Dormalsson getroffen sind und Loki vermutlich seine helle Freude daran hatte? Wie wir Hermod die Silberzunge und Berater von Jarl Hrapp Annsson überzeugen konnten uns zu helfen? Wie wir für Ann und den Jarl die Bestie im Wald erschlagen haben und so mit Dusk dem Hünen aus Finnland zusammenkamen und wie wir schlussendlich Ann wieder als freie Männer verlassen durften? Der Junge aber immer noch nicht bei uns war?

Bei allen Göttern, das alles haben sie euch erzählt? Vermutlich so langweilig, dass die ersten bereits eingeschlafen sind. Seht da drüben der Jüngling auf der Bank, liegt er doch schon mit dem Gesicht im Hirsebrei. Möge Loki ein Einsehen mit euch haben und euch nicht länger quälen, liebe Leute die ihr uns so vortrefflich bewirtet. Lasst mich also weiter erzählen.

Wir verließen Ann wieder mit unserem Boot und steuerten zurück in Richtung Norden. Dusk, der Finne hatte sich uns angeschlossen, weil er meinte uns einen Gefallen zu schulden, nachdem wir die Bestie im Wald erschlagen hatten, welche Jahre zuvor bereits seine Familie tötete. Mir sollte es nur recht sein, einen Kämpfer wie ihn an unserer Seite konnte die kommenden Tage nur besser machen und unsere Seelen länger auf Midgard halten. Lediglich das Beisein von Thorgren Dormalsson trübte meine Stimmung ein wenig. Ich hätte ihn am liebsten in Ann gelassen, aber die anderen waren der Meinung, dass wir ihn nicht dort lassen konnten. Sei es drum!

Wir segelten also wieder nach Norden. Als wir auf Höhe des Strandes, wo wir vor der Ankunft nach Ann bereits gelagert hatten, auf fünf Drachenboote treffen, die aus Richtung Dänemark zu kommen schienen. Zu unserer Erleichterung waren es wirklich vier Dänische und ein Jütisches Boot. Es waren Jarl Hord Beinirsson aus Odense und Guerd Latik, dessen Boot guten Wind gehabt haben musste, wenn er so schnell nach Dänemark und zurück gefahren war.

Wir landeten also die sechs Boote an dem Strand an, auf dem es nun ein wenig voller wurde und hielten am Abend ein Thing ab. Wir mussten natürlich dem Jarl aus Odense berichten was wir die letzten Tage erfahren und erlebt hatten und natürlich mussten wir die nächsten Schritte besprechen. Aber ich will euch nicht mit Details langweilen und verrate euch gleich was am Ende des Thing beschlossen wurde.

Wir wollten am nächsten Tag zurück nach Ann fahren und Jarl Hord Beinirsson sollte mit Annsson direkt verhandeln. Unser Vorschlag würde sein, dass wir für ihn Hirsk angreifen und wenn es gut läuft er dazu stößt. Als Gegenleistung sollte Beinirsson seinen Sohn zurückerhalten und natürlich die Tochter von König Olaf Gunderson aus Jütland. Uns war klar, dass bei diesem Vorschlag Hermod nur auf unserer Seite sein konnte, weil wir so seine Frau Osk aus den Händen von Ari Stigsson reißen konnten. Im Gegenzug musste er dafür sorgen, dass Annsson sein Versprechen uns gegenüber hielt.

Ich gehe davon aus, das Magnus und Ubbo euch die Geschichte von Osk und Hermod erzählt haben, oder? Ja die beiden waren einander versprochen und Stigsson hatte sie entführt und zu seiner Frau gemacht. Es war also nicht verwunderlich, dass Stigsson und Annsson nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Hermod verstand sich darauf, den aufbrausenden Jarl entsprechend zu leiten. Es schien also eine gute Idee zu sein, der alle zustimmten.

Doch eines möchte ich hier nicht unerzählt lassen, denn Thorulf der Seher von Jarl Hord Beinirsson stand den Göttern ebenfalls näher als wir zuerst angenommen hatten. Denn als wir von Hugin und Munin erzählten, welche uns die Tage zuvor nicht von der Seite gewichen waren und auch an diesem Abend auf einem der Masten eines der Langboote saßen und alles beobachteten, stand er plötzlich auf und trat auf das Boot zu. Er stellte seinen Gehstab, der überaus kunstvoll geschnitzt war, aufrecht neben sich murmelte etwas, was ich nicht verstehen oder richtig hören konnte. Doch gleich kamen die beiden Raben herunter geflogen und setzen sich auf seine Schultern. Ja, sie ließen sich sogar von ihm mit ein bisschen Brot füttern und flogen darauf wieder hinauf auf den Mast.

Ja die Götter wachen nicht nur über uns, sondern über viele Menschen hier auf Midgard, wenn sie sich denn würdig erweisen. Denkt immer daran!

Nun ja, am nächsten Morgen ging es also wieder zurück nach Ann und Jarl Hrapp Annsson. Der erneute Besuch verlief allerdings freundlicher, als unser letzter. Aber das lag vermutlich auch an Beinirsson und das wir dieses Mal mit sechs Booten ankamen, anstatt nur mit einem.

Aber auch hier will ich euch nicht mit Details langweilen. Am Abend sollte es wieder ein Festmahl geben und wir wollten verhandeln wie Beinirsson seinen Sohn wiederbekommen konnte. Natürlich wurde dieses Mal kein Gift unter das Essen gemischt, aber ich blieb vorsichtig und aß nichts von den Speisen. Auch die anderen schienen sich dieses mal ein wenig zurück zu halten. Aber dennoch, mit Hermods Hilfe wurden sich die beiden Jarl schnell einig. Wir würden zusammen mit Beinirsson und Latik, Hirsk angreifen und wie schon gesagt, wenn der Sieg greifbar wäre, sollte Annsson hinzukommen und die Stadt übernehmen. Er durfte dann neuer König von Hirsk werden und Beinirsson sicherte ihm ein Jahr und einen Tag Frieden zu.

Annsson willigte ein, am folgenden Tag mit uns in Richtung Hirsk zu segeln. Wir musste also so schnell wie möglich einen Plan erarbeiten, wie wir Hirsk am schnellsten und sichersten übernehmen konnten. Nun und bei Thor das war nicht einfach, doch am Ende stand unser Vorgehen fest und wurde wohl von den Göttern begrüßt, den Hugin und Munin saßen wieder auf einem der Dachgiebel und schauten auf uns herab. Es wurde beschlossen, dass Björn wieder die steilen Felsen zur Großen Halle hinauf klettern und Osk befreien sollte, sowie dort oben entsprechend aufräumen durfte.

Magnus und Ubbo sollten sich um die beiden Wachtürme kümmern, welche die Jotunkette hielten. Wenn Ubbos Runen die Wahrheit sagten, dann sollte sein Rabenspeer hier sehr hilfreich sein. Außerdem musste die Kette abgelassen oder zerstört werden, damit die Boote von Beinirsson, Latik und Annsson in den Hafen laufen konnten. Letzterer sollte sich dann um die Unruhen in Hirsk kümmern. Immerhin kannten er und seine Männer sich am besten aus.

Nun und ich sollte ebenfalls in den Ort, dem Dänischen Händler Bescheid geben und versuchen so viele Sklaven wie möglich zu befreien. Es sollte die wohl schwierigste Aufgabe werden, aber die Nornen haben einen dicken Lebensfaden für mich gesponnen und die Götter waren auf meiner Seite. Wer also wäre besser geeignet gewesen als ich?

So brachen wir dann am nächsten Tag mit acht Langbooten auf in Richtung Norden, entlang der Schwedischen Küste nach Hirsk, der Stadt der Ketten und dem wohl schmutzigsten und gefährlichsten Ort auf Midgard.

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