Seelenqualen im Arwinger Moorkrug II

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Mein treuer lieber Freund,

gegrüßt seiest Du und Aand breite seine warmen Arme über Dich aus!

Zuletzt schrieb ich Dir in großer Hast. Ich fürchtete es könnten meine letzten an Dich gerichteten Worte sein. Großes Unheil zog herauf, aber der Elben-Rat konnte erneut Schaden von Lorakis abwenden.

Verflucht seien die Drachlinge. Noch immer weht ihr tödlicher Atem über unsere Landen, so wie damals als ich jung und ahnungslos mit wilden Abenteurern auf der Flucht vor der Ungewissheit war.

Nirgends konnte ich zurück, so zog ich immer weiter und weiter mit diesen Vagabunden, die sich Stück für Stück als ehrlich, mutig und tapfer erwiesen, auch wenn mir ihre Gierigkeit manches Mal den Schlaf raubte.

So hatten wir am XX. Tag des XX. Mondes in einer Taverne in Falkenwacht auf dem Großen Weg einen Gnom getroffen. Wie es seine Art war hatte Mor sofort mit ihm Freundschaft geschlossen. Nicht, dass wir gerade einer Gefahr entgangen waren – nein! Kaum hatte dieser Gnom seinen Kummer über den Ärger mit seiner Schwester geklagt, kümmerten wir uns nicht mehr nur noch um Umbrius und Dalariahs Sorgen, sondern sollten auch noch einen Geist im Arwinger Moor besänftigen.

Warum auch immer, nun war es unser Ziel in dieses von den Drachlingen verfluchte Seelenmoor und auch wieder heraus zu kommen, schließlich sollte im Moor der Leib einer großen Bestie hausen. Wir erreichten das Moor und suchten uns eine Gruppe und einen Führer mit denen wir würden reisen können, dies sollte Wulfrik Weißklinge sein, ein angeblich großer Krieger. Mir schien er glänzte leider nur durch sein Aussehen und seine Vertrautheit zu Herr Arasto, der die Trecks organisierte.

Erfreulicherweise traf ich in diesem Lager vor dem Wall Corino und sogar Yngela die Yonnus-Priesterin aus Brynntal wieder. Aand habe sie Selig. Eben noch als ich mich über das Wiedersehen freute, entdeckte ich in der Menge einen Zwerg, eben jener, der schon einmal unser neues „Mündel“ den Gnom und Baumeister Zarash bid-Shezar bespitzelt hatte und so entschied ich ihn im Auge zu behalten. Wie ich ihn beobachtete fiel eine Dunkelheit über mich und zwei riesige schwarze Augen blickten auf mich, so dass ich mich bis aufs Mark entblößt fühlte und große Furcht in mir aufstieg. Im nächsten Moment jedoch schien die Sonne wieder, aber der Zwerg war fort.

Abends spielte und sang Dalariah von unseren sogenannten Heldentaten im Brynntal. Als der Abend zu Ende ging folgten Dalariah und ich der Aufforderung Corinos, ihm erneut Gehör zu schenken. Und so begab es sich, dass er uns von einer weiteren Prophezeiung berichtete. Das „Kind“ sei in Midstatt geboren worden. Er wolle nun dort hin doch auch er hatte die dunklen Augen gesehen. Doch zuvor wollte er uns warnen, dass wir uns einer Versuchung erwehren müssten. Weiterhin berichtete er von Dalariahs Freund Jarason, der in den Fängen eines Drachlings zu sein schien und berichtete mir von Makarah der körperlos in einer anderen Welt schwebte.

Am nächsten Morgen zogen wir nun endlich auf dem Tränendamm los und machten am ersten Abend auf einem Plateau rast. Als ich nach Dawon sah, der den ganzen Tag allein durch das Moor gestrichen war, heulten in der Ferne Wölfe. Dawon war aufgeregt wie kurz vor einer Jagd. Er führte mich durch dichten Nebel tief ins Moor. Dort zeigte sich uns ein grausiges Bild. Blutig, ohnmächtig und gefesselt lag dort ein junger blonder Varg, ohne Kleidung (oder nur sehr wenig). Kleine Graue Männer setzten ihm zu. So griffen wir zwei in das unheilige Geschehen ein und konnten ihn befreien.

Als wir nun des nachts mit dem Verwundeten zurück kehrten war Filliam bereits schon dem Alkohol erlegen. Auf der Suche nach einem adäquatem „unbetrunkenem“ Heiler stellte sich uns Aretius vom Riedthal vor. Seiner fachlichen Meinung nach war der unbekannte Varg in irgendeiner Weise verflucht worden. Dies führte natürlich zu einigem Misstrauen in unseren Reihen. Daher ließ Wulfrik ihn vorsorglich bewachen.

Als wir nach diesen Ereignissen nun endlich Schlaf fanden war die Nacht leider nicht erholsam. Träume von meinem Bruder quälten mich. Dann wieder sah das dunkle Auge auf mich herab und schließlich träumte ich von einem merkwürdigem Helm, der mich an die Drachlinge erinnerte.

Am nächsten Tag zogen wir weiter und sollten am Abend endlich den Arwinger Moorkrug erreichen, aber an einer brüchigen Stelle lauerte uns ein Trupp Räuber auf. Sie fielen über uns her und verschleppten zwei Mitreisende – Welch ein jammer. Dennoch konnten wir sieben von ihnen erwischen, doch der vargische Anführer entkam.

Einen Verletzen konnten wir erfolgreich verhören. Er erzählte uns von Rasgarr, dem Varg, der die Gruppe bei Überfällen anführte und von seinem Räuberbaron, Greifar von Runhag. Dieser sollte mit seiner Bande Unterschlupf in einer Drachlingsruine gefunden haben und seit Wochen bei Überfällen stets Gefangene machen.

Als wir am Abend endlich den Moorkrug erreichen war es kurz vor dem dreimaligem Vollmond, der Nacht, in der wir den Geist des ehemaligen Wirtes erlösen sollen. Was dann geschah werde ich Dir in einem nächsten Brief berichten.

Achte Währenddessen auf unseren Schützling, so wie ich auf unsere Lorakis achten werde.

Deine Dich schätzende Adhara Citlali

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Geliebte Adhara,

ich danke Dir für jeden Deiner Briefe, die uns so verbinden. Unser Schützling entwickelt sich seiner Rasse gemäß gut. Ich berichte ihm stets aus deinen Briefen, so dass er deinen Weg, der zu seiner Rettung geführt hat versteht.

Vor einiger Zeit stellte er diese Frage: Obwohl dir diese Länder, Sitten und Wesen unbekannt und unangenehm waren zogst Du mit Ihnen weiter? Warum bist Du nicht zurück gekehrt und hast Rache an den Mördern deiner Familie geübt?

Es fiel mir schwer dies zu beantworten. Suchtest Du nach Verbündeten um deinen Großvater und den Rat der Elben besiegen zu können? Oder vorerst nach Antworten warum deine Familie hatte sterben müssen? Seit diesem Tag müssen etliche Fragen in deinem Kopf geschwirrt haben wie Fliegen über eine Scheiße-Grube.

Konntest Du je klären, warum der Elbenrat Dich und deinen Bruder über die Leichen Deiner Eltern hinweg rauben wollte?

Ich verstehe, wenn diese Fragen Dich tief in Deinem Innersten berühren mögen. Ich danke Dir daher schon jetzt für Deine Antworten.

In tiefster Verehrung Grüße ich Dich, die, die man „Iye“ nannte.

Dein Freund

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